Tod einer Jägerin – Schreiber und der Büffel

Buchvorstellung von Beate A. Fischer

Hannes Schreiber, alternder Redakteur eines Hamburger Wochenmagazins, überzeugt seinen Chefredakteur mit dem figurbetonten Foto einer jungen, weißen Berufsjägerin in Afrika, ihm als eine Artikelrecherche getarnte Jagdreise zu finanzieren. Nun ja der tiefe Fall Hamburger Wochenmagazine wurde immer am Treffendsten von innen beschrieben.

Der Empfang des Alter Egos am Flughafen mit Molotowcocktails, Gewehrsalven und Steine werfenden Jugendlichen bedient das Bild des gemeinen Hamburger Wochenmagazin -Lesers vom Demokratieverständnis Afrikas. Wahlen werden dort mit Waffengewalt ausgetragen.

Hannes ist – wie es sich für einen guten Alt-Linken gehört – eigentlich chronisch pleite, will aber trotzdem unbedingt auf seiner ersten Afrikajagd gleich mal mit einem Büffel loslegen. Im Fernsehen würde jetzt ein Untertext eingeblendet werden wie „Machen Sie das bitte nicht zuhause nach.“ Immerhin hat er sich mit dem ausgiebigen Konsum von You-Tube-Videos auf diese Reise vorbereitet.

Im Jagdcamp begegnet er den anderen Jagdreisenden, einem geldstrotzenden Immobilienhai Hennig, der für seine Afrikatrophäen schon anbauen musste und nun endlich Platz für die Ganzkörpermontage des Mähnenlöwen hat und einer Präparatorin Ilka, die für ihre Arbeit vom Immobilienhai einen Leopardenabschuss geschenkt bekam und im entscheidenden Moment dann doch den Finger gerade lässt. Ilka wird im Weiteren die Geschichte kräftig befeuern. 

Unser alternder Protagonist sinniert über die blonden Haarsträhnen und die wohlgeformten Beine der Berufsjägerin, nicht ohne zu erwähnen, wie gut er es findet, dass die Zahl der Frauen in der Jagd stetig zunimmt. Gleich im ersten Outing wird nach dem Fund eines gewilderten Nashorns, die Büffeljagd aufgegeben und zur Verfolgung der Wilderer angesetzt, die sich dann auch als relativ schusshart erweisen.

Meine liebste Figur ist der gealterte Berufsjäger Butch, auf den Hannes im Camp trifft. Butch, ein alter Grumpel, der auf glorreiche Vergangenheit als Berufsjäger mit viel schillernder Hollywood-Prominenz in der Kundschaft zurückblicken kann. Seit in der Hollywood-Schickeria Großwildjagd in Afrika eher zum Karrierekiller mutierte ist, litt auch Butch`s Karriere.

Das Buch lebt in einer comic-artigen Überzeichnung stereotyper Figuren und von dem journalistischen Ehrgeiz, der den Haupthelden nach dem gewaltsamen Tod der engelsgleich blonden Berufsjägerin mit den wohlgeformten Beinen erfasst. Mit dem endlosen Herumreiten auf alten Klischees schadet sich letztendlich der Autor selbst und seinem Buch. Seine Figuren hätten Besseres verdient, zumal sich Schmitz mit der Recherche über Orte und historische Zusammenhänge mehr Mühe gab. Der Autor läßt Hannes über Themen recherchieren, die er in den Figuren angelegt hat in verschiedene Richtungen, getreu nach der Parole seines Chefs „Morde werden von Journalisten aufgeklärt.“ Was er zutage fördert, ergibt locker lesbare Handlungsstränge über Jagd, Wilderei und Antiwilderei und die postkoloniale Gegenwart Afrikas.  

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KRAUTJUNKER-REZENSENTIN:

Beate A. Fischer, geboren 1973, Jägerin seit 6 Jahren, Hundeführerin – verliebt in einem Vizsla sowie Co- und Stiefmutter eines Fox, schießt leidenschaftlich gern Jagdparcour und Flugwild, außerdem hat sich die afrikanische Sonne in ihr Herz gebrannt. Sie lebt im kühlen Nordfriesland auf einem Resthof, arbeitet als Rechtsanwältin und schreibt manchmal auch mal andere schöne Texte.     

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Titel: Tod einer Jägerin – Schreiber und der Büffel

Autor: Werner Schmitz

Verlag: Franckh Kosmos Verlag

Verlagslink: https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/jagd/bildbaende-belletristik/10767/tod-einer-jaegerin

ISBN: 978-3440168394

Ein Kommentar Gib deinen ab

  1. Büffel natürlich. – na, ich will mal ganz frech auf meine Seite (Nr. 78, Ania) – verweisen, obwohl, ein Büffel kommt da nicht vor und es geht auch nicht eigentlich um Jagd. Auf Tiere. Und es spielt in einer anderen Zeit. Also keine Ähnlichkeit? Doch, selber Kontinent, Afrika…

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