In Gedenken an Roderich Götzfried (* 9. Okt. 1939 in Regensburg; † 2. Nov. 2021 in Wiesbaden)

von Max Götzfried

Du hast mir das beigebracht, was ich heute bin und kann, mich immer unterstützt und mir alles ermöglicht. Bei wem Du es konntest, dem hast Du zur Seite gestanden, darauf konnte sich jeder verlassen. Du warst als Anwalt und als Notar immer ein Menschenfreund, der gerne den Kleinen half – das war Dir immer wichtiger, als eigene Mietshäuser, dicke Autos oder Protzerei.

Du konntest mit jedem umgehen, am liebsten mit Humor, dann haben Deine Augen vor Freude mit Deinem breiten, spitzbübischem Lachen um die Wette gestrahlt. Niemand war Dir zu groß, vor allem aber auch niemand zu klein.

Abb.: Roderich Götzfried; Bildquelle: Max Götzfried

Die Jagd, die Sauen und die Hunde – vor allem Dackel, klar! – waren Dein Leben, Deine Passion, hier hast Du viele Stunden, Tage und Nächte verbracht, ob in den eigenen Revieren in Schottland, im Taunus, in Darmstadt natürlich oder auf Reisen in der ganzen Welt, zu abenteuerlichen Zeiten und mit abenteuerlichen Mitteln – Deine Unbekümmertheit und Dein Lachen ebneten Dir die Wege und öffneten Dir die Türen, die Du dann für mich und uns offen hieltest. Zusammen mit den Dackeln haben wir meine tapfere Mutter hundertfach zur Verzweiflung, aber auch immer wieder zum Strahlen gebracht – ich werde beides beibehalten und mich um sie kümmern, versprochen.

Abb.: Roderich Götzfried; Bildquelle: Max Götzfried

Fast jeder meiner Jagdfreunde hat bei Dir seine ersten jagdlichen Schritte gemacht, Du warst immer großzügig und offen, sie alle haben von Dir gelernt. Jeder von ihnen, jeder Freund, jeder Bekannte und jeder Revier-Bauer kennt Geschichten mit Dir, die er noch in vielen Jahren belsustigt wiederum seinen Freunden, Kindern und Enkeln erzählen wird.

Deine Mitstreiter in der Kanzlei waren und sind Dir oft noch heute dankbar und werden sich immer gerne zurückerinnern, auch wenn Du sie vielleicht mal zur Verzweiflung gebracht, es aber bestimmt immer wieder gut gemacht hast.

Aus Hamburg kommen drei Fan-Generationen Blondinen, von denen die Jüngste Dich am Anfang gerne auf den Mond geschossen hätte – aber natürlich hat sie Dich lieben gelernt, hat Dir und uns auf Deinen letzten Metern unendlich viel geholfen und würde Dich jetzt von jedem Mond da draußen zurückholen, koste es, was es wolle – es tut mir sehr leid, dass ich es nicht geschafft habe, sie zu Deiner Schwiegertochter zu machen, wie es Dein großer Wunsch gewesen wäre.

Sicher mochte Dich nicht jeder, denn Du konntest ein bayrisch-sturer und zäher Widersacher sein – aber auch langjährige Gegner werden ihr Haupt zumindest mit Respekt verneigen, sonst mögen sie mit mir weiterstreiten, denn unfair oder hinterrücks warst Du nie. Und ich bin mir ganz sicher, die allermeisten mochten Dich, Deine Strahlen und Deine oft selbstironischen Geschichten, werden Dich sehr vermissen oder freuen sich schon jetzt, Dich vielleicht tatsächlich irgendwo wiederzutreffen. Viele Deiner Freunde, viele unserer Hunde sind vorausgegangen und warten mit weit ausgebreiteten Armen und jauchzendem Bellen. In den letzten Monaten, wahrscheinlich als Du irgendwie merktest, was da Heimtückisches in Dir wächst, hattest Du wieder angefangen, abends zu beten und bist hoffentlich in dem Glauben gegangen, sie alle wieder zu sehen – ich wünsche Dir und uns von ganzem Herzen, dass es wirklich so sein wird.

Du warst eines der letzten echten Originale und wirst es immer sein, konntest viele Schüsseltreiben, ja ganze Säle unterhalten und hast durch Deine Berichte und Bücher Tausenden einen Haufen Lesespaß bereitet, ihr Feedback hat Dich immer riesig gefreut. Für mich und andere bist Du eine der besten, weil einfach erfrischend anderen jagdlichen Federn des Landes – und ich bin sehr froh, dass diese Gabe gedruckt auf ewig überdauern wird.

Abb.: Roderich Götzfried; Bildquelle: Max Götzfried

Die letzten Monate waren oft nicht schön, die letzten Wochen schlimm und die letzten Tage leidvoll schrecklich, so dass dem Ende wenigstens ein bißchen Erleichterung, weil Erlösung anhaftet – so wolltest Du nie „leben“, denn das war kein Leben. Das, was Du Dir vorher geschaffen hattest, das war eines, und es war ein schönes, erlebnisreiches und würdiges.

Ich bereue, dass ich nicht immer nett, sondern manchmal zu ungeduldig und schroff war, ich bereue, Dir nicht rechtzeitig alles gesagt zu haben, was Du verdient gehabt hättest. Ich hoffe, wenigstens das hast Du ganz am Schluss noch gespürt, als ich noch in Safari-Kleidung aus Mosambik zurück ins Krankenhaus gestürzt kam – der Ort, den Du immer so gehasst und aus dem hoffentlich wenigstens Deine Erinnerungen und unsere Worte am Bett Dich noch einmal entführt haben.

Drei der Hunde spüren genau, dass etwas nicht stimmt, liegen auch jetzt wie seit Tagen auf mir herum und lecken mir behutsam die vielen Tränen aus dem Gesicht – nimm es Otto als vierten nicht übel, sie ist eine Bracke. Sie merkt auch irgendwas und ist anhänglicher als sonst, immerhin. Und da Du immer einen Labrador für Deine geliebten Taubenjagden haben wolltest, werde ich den schwarzen Blitz zu Deinem letzten Geleit auf den Friedhof schmuggeln. Sie wird stolz Deinen letzten Bruch vor sich hertragen – und dabei lächeln.

Und weil Du eben viel lieber gelächelt hast, als ernst zu sein, noch etwas seltsam Passendes, was Dich genau dazu und zu dem „Ach komm…?!“-Gesicht mit hochgezogenem Augenbrauen bringen wird, das keiner von uns vergessen kann: Auf einer unserer Kameras war länger nichts von Deinem Lieblingswild zu sehen, den Sauen, obwohl sie zuvor wegen der Krankheit unbehelligt jeden Tag stundenlang vor der Linse auf- und abparodierten. Zwei Minuten vor und zwei Minuten nach dem gefürchteten Anruf aus dem Krankenhaus – in der Hubertusnacht, wann denn auch sonst! – haben sie Dich kurz gegrüßt, sind wie Geister sofort wieder verschwunden. Und an welchem Platz? An dem, den Du selbst vor Jahren den „Toten Mann“ getauft hast.

Abb.: Roderich Götzfried; Bildquelle: Max Götzfried

Ich werde voller Stolz versuchen, Dein Erbe fortzuführen, wo immer ich es kann, auch wenn ich es sicher nicht so gut kann. Aber ich weiß, dass Du Dir viele Freunde in allen Schichten, Nationen und Altersstufen geschaffen hast, die mir mit Freude dabei helfen werden.

Alles Gute, Papa.

***

Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe sowie Outdoor-Becher aus Emaille. Kontaktmail für Anfragen siehe Impressum.

*

Max Götzfried

Max Götzfried, Jahrgang 1975, sind die Freude an der Jagd und ihren Hunden sowie der Schreiberei offensichtlich in die Wiege gelegt worden, denn auch sein Vater Roderich war hochpassionierter Jäger und führte eine sehr humorvolle Feder.

Er ermöglichte seinem Sohn, der inzwischen zu einem echten Sauenschreck gerne auch in ausländischen Jagdgefilden geworden ist, die ersten jagdlichen Schritte. Max lebt für die Jagd, ist Anwalt und vierfacher Hundeführer einer bunten Truppe, gibt Sauenpirschseminare, handelt mit Nachtsichttechnik und schreibt gelegentlich für Jagdmagazine oder taucht in entsprechenden Filmen auf. Sehr engagiert verteidigt er die gemeinsame Passion in nicht nur sozialen Medien und freut sich über jeden Tag „da draussen“.

Roderich Götzfried hat neben einem von Bertram Graf v. Quadt gesprochen Hörbuch fünf Jagdbücher herausgebracht, eines davon, Bei Fuß, mein Sohn! haben die beiden zusammen verfasst.

Mehr von Roderich und Max Götzfried auf KRAUTJUNKER: https://krautjunker.com/?s=G%C3%B6tzfried

Website von Max Götzfried: https://www.maxgoetzfried.de/

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Bürgers F.D. sagt:

    Lieber Max,
    mit Bestürzung habe ich vom Tod deines Vaters erfahren. Kennengelernt habe ich ihn auf einer gemeinsamen Jagd in Nepal. Noch heute sehe ich seinen fragenden Gesichtsausdruck, als er auf unserem Jagdelefanten saß. Danach brach der Kontakt nie ab. Das konnte dank seinem sympathischen Wesen auch nicht ausbleiben. Man kann ihn nie vergessen, und das ist gut so.
    Christa und ich sprechen unser Beileid aus und versäumen es aber bei aller Trauer nicht, dir zum Geburtstag zu gratulieren. Sicher wünschte sich dein Vater auch, daß du noch oft den „schwarzen Ganoven“ nachstellst.
    Mit Waidmannsheil
    fd

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar