And no organ sends a roll
So delightful to my soul
As the branchy-crested race
When they quicken their proud pace
And bellow in the face
Of Ben Solam
von Tim Wesly Hendrix
Es gibt viele Geschichten, wie Islay zu ihrem Namen gekommen ist. Die plausibelste bezieht sich auf Finlaggen – eine Insel auf der Insel –, die das Zentrum der Macht des Clan MacDonald, also der Lords of the Isles, war. Das klingt zunächst wenig beeindruckend, aber im Mittelalter nahmen sich die Herren der Insel das Recht heraus, wie Könige zu regieren. Zuerst machten sie kurzen Prozess mit den Wikingern, dann tobte ein Jahrhunderte dauernder Krieg, an dessen Ende zwar die Niederlage der Inselkönige stand – den Titel Lord of the Isles trägt heute König Charles –, aber erst nach einem heftigen Ringen mit der schottischen Krone.
Auf Finlaggen war das Zentrum dieser feudalen Herrscher, und auf der Ratsinsel wurde das Recht im Land gesprochen. I-lagh, die Insel des Rechts, hört sich schon verdächtig nach Isla an, wenn man des Gälischen mächtig ist. So erklärt sich auch, warum man es nicht – wie der gute Deutsche dies gerne einmal macht – Is-lay, sondern eben Ila ausspricht. Die Erklärung ist durchaus schlüssig, aber auch ein wenig trist. Wie viel schöner sind da drei Geschichten aus dem reichen Fundus der Volkssagen des Landes.
Einst wurde Islay von Lochlanns Männern regiert – sprich: Wikinger waren hier und trieben ihr Unwesen. Ein Wikinger hatte jedoch ganz untypisch seine Familie mitgebracht. Seine Tochter Yla liebte er so sehr, dass er der Insel ihren Namen gab. Das Grab der schönen Schildmaid findet sich noch heute unweit des berühmten Kildalton Cross.

Eine weitere skandinavische Prinzessin hieß Ile und hatte das große Pech, beim Baden in einem der zahlreichen Lochs im Matsch stecken zu bleiben und zu ertrinken. Eine traurige Geschichte. Aber auch ihr Grab existiert noch. Auf ihm liegt ein Fluch, denn alle drei Personen, die versuchten, es zu öffnen, starben kurze Zeit später im Wahn.
Die dritte Geschichte – man ahnt es – handelt ebenfalls von einer skandinavischen Prinzessin. Iula war jedoch eine echte Riesin, denn sie stapfte durchs Meer, ihre Schürze gefüllt mit Steinen, die dann leider auf dem Weg nach und nach herausfielen und so die vielen kleinen Inseln gründeten. Man fragt sich natürlich, warum eine Riesin Steine durch die Gegend schleppen sollte. Verrückter als die moderne Fitnessbewegung ist das aber auch nicht. Leider hat die Geschichte kein gutes Ende, denn die arme Prinzessin fiel erschöpft tot um. Auch ihr Grab ist noch zu sehen.
Es scheint also nicht besonders gut für skandinavische Prinzessinnen zu laufen, wenn sie die Insel besuchen. Romantischer als die schnöde Linguistik sind diese Geschichten aber sicherlich.
Zurück zur Fähre. Diese legte, begleitet von ein paar Delfinen, ohne weitere Probleme im Hafen an. Ich bin immer schon in Port Askaig angekommen. Das erste Mal dachte ich noch: Schön ist es ja hier, aber die Isle of Skye ist es nicht. Mit jedem Besuch wuchs diese zweite Liebe jedoch und ließ Skye ein wenig verblassen. Spätestens auf der langen Straße zwischen Port Askaig und Bridgend taucht man in eine andere Welt ein. Der Gegenverkehr grüßt einen – ich nenne es den Islay-Reflex. Bei 3000 Einwohnern kennt man quasi jeden Inselbewohner irgendwie, aber auch als Tourist kann man mit einer freundlichen Begrüßung rechnen.
Dieses Mal fühlte sich der Weg anders an. Es war ein Ankommen, aber auch ein Heimkommen. Da war die Vorfreude auf die bekannten Plätze und Freunde. Gleichzeitig stieg mit jedem Meter die Aufregung. Wie würde Callumkill sein?

An der roten Telefonzelle bogen wir von der Straße ab und fuhren wenige Meter durch einen Waldstreifen. Was sich dann auftat, war ein Panorama aus Wiese, Heide, Hügeln und Damwild, das überall äste – gute Hirsche darunter. Die wenigen hundert Meter zum Cottage schlichen wir langsam dahin. So sehr zog einen dieser Ort in seinen Bann. Ein wahres Paradies.
Das Cottage thront wenige hundert Meter vom Herrenhaus über einem kleinen Tal, hinter dem Garten aber steigt eine Felswand steil an und versperrt den Blick auf die dahinterliegenden Gipfel. Dafür kann man in die andere Richtung seine Augen über Meer, Hügel und Berge schweifen lassen. Lange stand ich da und sog die Luft gierig ein – diese Mischung aus Heide, Wald, Nässe und frischer Seeluft.

Als dann alle Räume bezogen waren, das Abendessen verspeist und Kind samt Frau im Bett verschwunden waren, setzte ich mich nach draußen und rauchte eine Zigarre. Viel sah man freilich nicht. Eine dicke Nebelwand hing über allem. Kein Licht war zu sehen. Weit entfernt wirkten alle anderen Menschen. Gleichzeitig überkam mich eine Ruhe, wie ich sie zu Hause selten erlebe. Eine innere Zufriedenheit, der Gleichklang zwischen eigener Seele und der Natur.

Nun hieß es abwarten und Whisky trinken, denn die Jagd würde erst in der zweiten Woche stattfinden. Am ersten Tag hatten wir uns daher direkt mit einer Freundin verabredet. Vor ein paar Jahren hatten wir Islay das erste Mal besucht und uns zum Dog Play Date mit ihr und ihrer Mutter getroffen. Deerhounds treffen ja selten auf andere Deerhounds. Damals tobten unsere beiden jungen Hunde über den Strand. Später schenkten wir ihr einen unserer Welpen – zwei Deerhounds sind ja besser als einer. Ich denke, es war die richtige Entscheidung. Mittlerweile hat sie die Insel, wie so viele junge Leute, verlassen und wohnt in einer der schottischen „Metropolen“: Kirkwall (8000 Einwohner). Aber für uns hatte sie den langen Weg auf sich genommen und war zum Heimatbesuch auf die Insel gekommen.
Machir Bay, wo wir uns meistens treffen, ist ein traumhafter Strand: feiner Sand, klares Wasser, das je nach Licht tiefblau, grün oder jaspisfarben leuchtet. Scheint dann die Sonne, könnte man sich an den Gestaden des Mediterraneums wähnen – nur dass Rom nie diese wunderbaren schroffen Berge und Hügel sein Eigen nennen konnte, die diese Bucht einrahmen.

Ebenfalls ein Vorzug gegenüber dem Mittelmeer ist die Tatsache, dass man hier direkt neben dem Strand die Kilchoman-Destillerie findet. Wir aßen dort zu Mittag. Ich trank ein paar erlesene Tropfen an der Bar, kaufte ein paar Fläschchen und zur fortgeschritteneren Whisky Laune dann auch noch ein Fässchen. Ob das klug war, werden wir in 15 Jahren sehen. Es zeigt aber, welche Gefahr von so einer Destillerie-Bar ausgeht. Da will man nur ein paar Tropfen des Lebenswassers genießen und stellt plötzlich fest, dass man mitten in einer Verkaufsverhandlung steht, an deren Ende das eigene Konto schmerzlich aufschreit.
Wer übrigens denkt, es lohne sich hier, Whisky zu kaufen, hat die Rechnung ohne die schottischen Alkoholsteuern gemacht. Einzig die exklusiven Abfüllungen lohnen sich; alles andere bekommt man in Deutschland billiger.
Ein wenig später am Strand war Sonne, Sand und Meer dann so perfekt, wie man es sich nur wünschen kann. Nur eines fehlte: Aileas – sie suchte nach ihrem Autoschlüssel. Beim Joggen – Sport birgt halt vielseitige Gefahren – war er ihr herausgefallen, und auch die schnell organisierten und mit Metalldetektoren ausgestatteten Suchkommandos konnten ihn nicht finden. Ich wollte gerade anbieten, sie am nächsten Tag nach Orkney zu fahren, als sie mir die einfache Lösung schrieb: Das Flugzeug von Orkney würde einfach den Ersatzschlüssel in Glasgow an den Flieger nach Islay übergeben, und dann gäbe es kaum Verzögerung. So läuft das auf der Insel. Man ist pragmatisch und hilft sich aus den dümmsten Situationen schnell und unbürokratisch.
Auf dem Rückweg hieß es dann, den Wocheneinkauf in Bowmore zu erledigen – besonders Feuerholz für das romantische Feuer im Cottage. Gut, im Dorf gab es auch noch die Bowmore-Destille. Die musste ich meinen Kindern ja auch noch zeigen, während meine Frau einkaufte.
Das Abendessen war dann ein Highlight: Das neu eröffnete Ardbeg House in Port Ellen sei allen ans Herz gelegt, die gerne gut essen. Man fühlt sich wie im Inneren einer Brennblase – was wahrscheinlich auch so beabsichtigt ist – und die Qualität ist, wie in Schottland gewohnt, hoch. Essen auf Islay ist sowieso eine sehr spezielle Sache. Die Islay Diet besteht aus Hackfleisch mit Zwiebeln und Kartoffeln. Gleichzeitig kann man hier die besten Austern, frischen Fisch und Steaks von einer solch atemberaubenden Qualität finden, dass kulinarisch jeder zufriedengestellt wird.
Am nächsten Tag trafen wir uns mit unserer Freundin bei ihrem Vater. Vier riesige Hunde tobten durch den Garten.

„Oh, you are stalking with Donnie?“ kam direkt die Frage des Vaters, der wohl früher – so wie die halbe Insel – gelegentlich den Hirschen nachstellte. Natürlich ohne offizielle Erlaubnis. Das Poaching der Insel darf aber nicht mit dem Wildern bei uns verwechselt werden. Hier ist es eher eine Art Volkssport. Nun, selbst poachen wollte ich dann nicht, und so blieb mir nur, eine Woche auszuharren. Das war ein schweres Los.
Bunnahabhain und Caol Ila an einem Tag, Lagavulin und Laphroaig am nächsten. Ardbeg natürlich ebenfalls. Da konnte man auch mal kurz auf der Wanderung anhalten und eine kleine Stärkung zu sich nehmen. Denn ganz außer Form wollte ich dann doch nicht sein, und so ging es, bewaffnet mit Stock und Feldstecher, jeden Tag vom Cottage los. Erst Richtung Kildalton, dann Richtung Laphroaig. Auf einer dieser Wanderungen blieb ich etwas oberhalb von Lagavulin stehen und schaute auf ein Feld, das noch zu Callumkill gehören musste. Vorne waren noch Rinder zu sehen, hinten aber etliche Stücke Damwild. Im Kopf ging ich durch, wie ich sie anpirschen könnte – man erkennt den Jäger auf Entzug – und ersann die kühnsten Pläne, den „kleinen“ Hirschen auf den Leib zu rücken. Dann zog Lutha, die auch etwas Auslauf wollte, mich weiter.
Langweilig wird es auf Islay nie, auch wenn wir immer die gleichen Orte anfahren. Die Woollen Mill ist jedes Mal einen Besuch wert, und irgendwie haben sie dort zwar immer die gleichen Dinge im Angebot, aber dennoch finde ich jedes Mal etwas Neues, das ich vorher zwischen den tausenden Stücken, die wild ineinanderliegen, noch nicht gesehen hatte. Diesmal wollte ich die richtige Tweed-Mütze für die Jagd kaufen. Nur welches Muster?
Der Besitzer Marcus, der – wie sich später herausstellte – ein großer Freund des Damwilds ist, wollte natürlich direkt mehr wissen. „Ah, Donnie – well, he’s your man for the job.“ Gut, dann kannten wohl schon einige meinen Stalker; das ist auf der Insel auch nicht weiter verwunderlich.

Zum Lunch begaben wir uns einmal wieder ins Bridgend Hotel. Ein Ort, der nicht nur gemütlich ist, sondern auch herzlich und erstaunlich erschwinglich vom Preis her, dabei aber vorzügliches Essen bietet. Gleichzeitig mit uns trafen zwei weitere Deutsche ein. Ein älteres Ehepaar, beide in abgenutzte Tweeds gekleidet – offensichtlich also Schottland-Kenner. Man sprach ein paar Worte, ich half der Dame noch mit einem Internetproblem und sah dabei ihren Namen. Leider fiel mir erst später auf, dass es sich hierbei um eben jene Leonie Nesselrode handelte, deren Studien zu mittelalterlichen Kirchenfenstern ich im Studium verschlungen hatte. Eine Schande, dass auch die Whisky-Kur mein Gedächtnis nicht schneller gemacht hatte.
Ein anderer Ort, den wir schätzen, ist das Port Mòr. So richtig weiß man nicht, was dieser kleine Flecken hinter Port Charlotte eigentlich ist. Campingplatz? Community Center? Restaurant? Mit Kindern ist er auf jeden Fall ein Segen, denn hier finden sich gefühlt die Hälfte aller Kinder der Ortschaft ein, sodass die Erwachsenen in Ruhe essen können. Von dort ging es zu einem weiteren Geheimtipp: An Gleann – ein kleines Haus am Wald mit einem dieser tollen „Lädchen“ im Eingang. Hier kann man nach Herzenslust Tablet aller Art kaufen. Wer Tablet nicht kennt: Es handelt sich um den größten Feind enger Hosen. Man mischt Kondensmilch mit Zucker und natürlich Butter. Das Ganze ist leider genauso köstlich, wie tötlich für die beste Diät.
In Portnahaven gab es dann eine kleine Überraschung: Ein Rehbock an der Küste im Garten. Was auch immer die beiden Rehe – das Schmalreh folgte ihm in kleinem Abstand – dazu gebracht haben mag, am helllichten Tage durch die Gärten der Ortschaft zu ziehen, ist mir schleierhaft. Die Kinder waren jedenfalls begeistert. Meine Frau fand es lediglich etwas bedenklich, dass Arthur mit seinen zwei Jahren als Erstes rief: „Papa Rehbock schießen!“ – ich nenne das frühkindliche Förderung!


Unweit des kleinen Dorfes liegt Celtic Crafts – man liest von diesem Laden in jeder Zeitung hier. In Wahrheit ist es eine kleine Hütte. Gordon sammelt so ziemlich alles an Geweih, was er finden kann. Daraus werden dann Messergriffe, Anhänger und seit Neuestem auch Stöcke gefertigt. Was gut ist, denn der einzige andere Stickmaker der Insel hat leider vor ein paar Jahren das Zeitliche gesegnet. Ich muss einen der letzten Stöcke aus seiner Hand besitzen. Wie das so ist auf der Insel: Man kommt ins Gespräch über den Kauf von ein paar Käsemessern. „Ah Donnie, he’s brilliant – I went to school with him!“ Scheinbar kannte Donnie wirklich die halbe Insel. Ein paar Kilometer weiter auf der Windswept Farm meinte die Bäuerin dann ebenfalls, mit ihm in der Schule gewesen zu sein. Gut, es stellte sich heraus, es gibt nur eine weiterführende Schule auf der Insel. Demnach mussten eigentlich alle Personen eines gewissen Alters mit Donnie zur Schule gegangen sein.
Die Windswept Farm ist übrigens noch einer dieser Tipps. Man stellt sich unter dem Hofladen vielleicht einen kleinen Raum mit eigenen Produkten vor. In Wahrheit gibt es hier alles: Tweed, Gemälde, Kekse und Chips – vor allem aber auch das eigene Fleisch. Und ich habe selten etwas Besseres gegessen als das Steak von hier. Zart und voller Geschmack. Interessant war jedoch, dass das Wildfleisch nicht von Islay, sondern vom benachbarten Jura kam. Tonnenweise verlässt das Wild die Insel, und dennoch scheint es fast unmöglich, Islay-Venison zu erstehen. Verstehen muss man das nicht. Aber zu erwarten ist es, bedenkt man, dass selbst nach dem Brexit ein Großteil des Hirschfleisches nach Deutschland exportiert wird.
Nach so einer Tagestour über die Insel, um beim Essen zu bleiben, wollten wir dann auch nicht mehr kochen. Pizza aus der Peatzeria sollte es sein. Wir bestellten – ohne auf die Preise zu achten – drei Pizzen. Der Preis war dann doch recht steil: Fast 80 Pfund kostete der Pizzaspaß! Austern wären billiger gewesen. Die wachsen aber auch auf der Insel. Wer ein Freund der Königin der Muscheln ist, dem sei Islay ans Herz gelegt. Ich habe noch nie Austern dieser Größe gesehen. Geschmacklich schlagen sie sogar frische Austern aus Avignon!
Neben Schlemmen und Shoppen gab es natürlich auch Geschichte. Finlaggan war einst der Sitz des Clan MacDonald – des Lord of the Isles. Von hier aus verwalteten sie ein für mittelalterliche Verhältnisse großes Reich, verknüpft nur über den Seeweg. Ausgrabungen haben jedoch gezeigt, dass schon die steinzeitlichen Jäger der Insel hier Steine aufstellten und einen Kultort errichteten. Heute sind nur noch ein paar Ruinen des prächtigen Hofes erhalten, aber die Atmosphäre hat der Ort sich bewahrt. Sanft erheben sich zu allen Seiten die Berge; nur in einer Richtung fällt der Blick bis hin zum Meer. Rotwild streift über die Hänge. Der See leuchtet grünlich glänzend. Man bekommt eine Mischung aus Ehrfurcht und Behaglichkeit. Das ist Natur, die einen nicht nur durch ihre Schönheit erschlägt und auf den eigenen sehr niedrigen Rang zurückstuft, sondern gleichzeitig auch willkommen heißt.

Man sieht: Tagsüber lässt es sich gut auf Islay leben, auch wenn man nicht jagen kann. Abends war das anders. Saß man im Garten, klang der Ruf der Hirsche aus dem Hinterland herüber. Wie soll man da ruhig bleiben und gar schlafen? Eines Abends – drei der Herren trieben es gerade besonders doll – entschloss ich mich, einmal in den Gesang einzusteigen. Der Eifel-Hirschruf wurde auch sofort beantwortet. Ich machte also weiter, bis plötzlich, keine hundert Meter von mir entfernt, auf dem Berghang oberhalb des Cottages ein Röhren im Halbdunkel erklang, das mir durch Mark und Bein fuhr. Leider bekam er mich dann doch mit oder wollte einfach nicht zu seinem Kontrahenten hinuntersteigen. Schlafen konnte ich natürlich so nicht. Wer schon einmal einen Hirsch oder Rehbock herangelockt hat, wird das Gefühl kennen. Da braucht es keinen Schuss mehr. Der Erfolg ist eigentlich schon da.
So schön das auch alles war – als es Sonntag wurde, machte ich drei Kreuze: Noch eine Nacht, dann würde es losgehen.Wer kann da schon schlafen?
*
Dr. Tim Wesly Hendrix

Tims Frau beschreibt ihn so: „Der ist einfach ein wenig verrückt“ würde sie sagen. Nun liegt das Genie nah am Irrsinn, er nimmt das also als Kompliment.
Aus dem Bergischen kommend zog es ihn in die weite Welt zum Studium – also nicht ganz so weit weg vielleicht – nach Köln. Mit Zwischenstation in Edinburgh beurteilte ihn dann eine Reihe von Professoren als soweit gereift, um ihm den Doktortitel im Fach Kunstgeschichte zu verleihen. Man möge es ihnen verzeihen. Nebenbei gab es dann noch einen Master in Anglophone Literature – was wiederum nichts anderes ist als das schnöde Anglistik Studium vergangener Tage.
Man sieht also, Tim ist den britischen Inseln und der englischen Sprache sehr zu getan. Seine Frau fragt ihn schon nicht mehr, wo der Jahresurlaub seiner Meinung nach hingehen soll, die Antwort ist ihr hinreichend bekannt. Schottland mit seiner raue, poetischen Westküste hat ihn so in den Bann gezogen, dass er dort jeden Urlaub verbringen könnte.
Das heißt nicht, dass er die anderen Länder nicht wertschätzt – aber keines, nicht einmal die berühmten Wasser Afrikas – haben ihn so vollkommen einnehmen können.
Das spiegelt sich auch in der Leidenschaft für Whisky nieder, obwohl er einem guten Wein auch nicht abgeneigt ist. Kommt dann noch eine Zigarre, oder eine seiner geliebten Pfeifen dazu – das ist wahrer Es(s)kapismus für ihn.
Früh schon zog es ihn ans Wasser, um den heimischen Forellen in kleinen Bergbächen nachzustellen und auch heute noch schwingt er gelegentlich seine Fliegenrute. Was gibt es auch schöneres, als bei ausreichend Wind an einem Bach auf einer Hebrideninsel zu stehen und Fliegen aus der Vegetation zu befreien?
Das seine Hardy Ruten nur noch gelegentlich genutzt werden, liegt vor allem an seiner wohl größten Passion: Der Jagd.
Sie war immer irgendwie da. Schon als kleiner Junge vor der beeindruckenden Wand seines Großonkels. So richtig hat er aber erst vor relativ kurzer Zeit zu ihr gefunden. Dies konnte er freilich durch Eifer, seine Frau spricht von manischem Zwang, ausgleichen.
***


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