Plott-Hound

von Gunter Hildebrand

The bear got in a hole. The dogs charged in one after another. They got beat up pretty bad, but they stayed at it, and charged until they got him. If a dog would not stay all day, my daddy killed them. He had to stay an fight, he had to stay with the bear at the tree. This breed of dog won’t quit, he may get clawed and chewed, but he will be back next week. It is one with plenty of gut. The man who isn’t game isn’t fit to have him.

„Big“ George Plott in den früher 1960iger Jahren.

Die Geschichte

Um das Jahr 1750 war Elias Isaac Plott zwischen dem Nordschwarzwald und Heidelberg als Jagdaufseher bei offenbar fürstlichen Grundbesitzern angestellt. Die Arbeit war hart und hatte, neben der Jagd und dem Jagdschutz, auch Aufsichtspflichten in den Wäldern bis hin zu polizeilichen Aufgaben zum Inhalt. Diese Vielschichtigkeit in der Arbeit war in Verbindung mit den sehr unklaren politischen Verhältnissen im kleinstaatlichen Deutschland und einem Hungerlohn für Plott äußerst belastend. Seine Familie führt er in ärmsten Verhältnissen, ohne Perspektiven, die sich jemals verbessern könnten. Diese Perspektivlosigkeit ließ in Plott den Plan reifen, seinen beiden Söhne Johannes und Enoch ein besseres, freieres Leben zu ermöglichen. Er selbst war zu der Zeit zu alt, und zu arm um auszuwandern.

Im Sommer 1750 reisten die Söhne in Richtung Amerika aus – ohne Geld, ohne Hab und Gut – aber mit fünf von Elias gezüchteten Jagdhunden. Bis anhin Elias wertvollstes Gut, wobei davon auszugehen ist, dass diese fünf Hunde nicht die einzigen waren, die er oder sein Herr besaß. Elias hatte sich schon früh darauf konzentriert, seine Hunde zu züchten – und zwar nach seinen Bedürfnissen. So scheint es unbestritten, dass schon in den frühen Linien der Hannoversche Schweißhund eine wichtige Rolle spielt – aber eben auch nur eine Rolle. Das Wissen um die moderne genetische Zucht war damals unbekannt, aber was bekannt und ersichtlich war, waren Ergebnisse – paare die Besten mit den Besten! Weiterhin sollte der Einfluss von Frankreich, der Schweiz aber auch Belgien und Niederlande auf den Deutschen Südwesten nicht vernachlässigt werden. Um es kurz zu machen, der Grundstock der Rasse im 18. Jhd. ist stark beeinflusst vom Hannoverschen Schweißhund und wurde dann ergebnisorientiert weiter gezüchtet. Einflüsse vom damals offenbar weiter verbreiteten Weimaraner lassen sich bezüglich der athletischen und muskulösen Körper ebenfalls vermuten.

They developed the dogs in Germany. I don’t know what they tried to get the Plott. I wasn’t there. I never been there. They put out good stuff now, the Germans are smart people. I don’t know what their name for the Plott was in Germany. But when the old man brought them here they named it after him. They called them Plotts.

Zurück zur Ausreise, die dramatisch verlief, denn einer der Söhne, Enoch, verstarb auf der Überfahrt, so dass Johannes nach fünf Monaten auf See Amerika allein mit den fünf Hunden erreichte. Er landete am 12. September 1750 mit über 200 weiteren Aussiedlern in Philadelphia. Als Jäger, Farmhelfer und Waldarbeiter schlug er sich mit den Hunden von der Küste in Richtung New Bern (eine schweizerisch-deutsche Siedlung) in North Carolina durch.

Verlassen wir die Geschichte der Plotts und schauen auf die Hunde, die von den folgenden Generationen konsequent und im Rahmen aller Möglichkeiten rein gezüchtet wurden. Plotts wurden erfolgreiche Farmer und Jäger, Züchter von Hühnern, Vieh und Hunden. Offenbar erreichten die Hunde ziemlich schnell regionale Bekanntheit als hervorragende Bärenjäger, so dass bereits früh Hunde an Nachbarfarmen und Freunde abgegeben wurden. Auch Plotts Nachfahren spezialisierten sich auf die Bärenjagd. Die Hunde, allesamt mit dem Namen des jeweiligen Züchters genannt – z.B. Fergusons Pistol Packing Mama oder Plotts Scott erreichten Berühmtheit. Rüden mit weit über 100 erfolgreichen Bärenjagden in den ersten 3 Lebensjahren gab es mehrfach. Solche Rüden wurden bevorzugt auch zur Nachzucht eingesetzt. Da Plott ein hervorragender Züchter war, begann er früh ein Zuchtbuch zu führen, in dem offenbar verbrieft ist, dass leistungsfähige Rüden durchaus an die 1.000 (!) Nachfahren hatten. Mit dem Beginn der Mobilität, Eisenbahn, Auto, Flugzeug wurden natürlich auch die Hunde in den Staaten weit verbreitet, ab ca. 1950 sind sie fast flächendeckend zu finden. Seit 1989 ist der Plott der offizielle State Dog von North Carolina.
Um das Jahr 1990 herum wurden offenbar Plotthounds wieder aus der USA nach Deutschland und Europa importiert. Es wurde aufgrund der stark steigenden Wildschweinpopulationen nach leistungsfähigen, wehrhaften und selbstständig jagenden Hunden gesucht.

Ja – und irgendwo aus dieser Importlinie kommt Hugo – der Kreis schließt sich.

Hugo

One thing you could always count on with a „Von“-Plott-bred Plotthound, was that it would strike a bear trail and stay on it. And stay and stay and stay. There was just no quit in his dogs.

Ich bin mit Hunden aufgewachsen, mit Spaniel und zwi Wachteln, die aber bevorzugt von meinem Vater betreut wurden, es waren seine Hunde und ich war noch zu jung. Der zweite wunderschöne Wachtel, begleitete mich oft auf langen Wanderungen. Den Jagschein habe ich erst wesentlich später gemacht. Danach folgten, Studium, Job, meine Frau, das Haus und drei Kinder – zum kompletten Paket kam dann unser Viszla hinzu. Ein wunderschöner Hund, folgsam, aufmerksam, lebendig und die Grundausstattung für die ersten jagdlichen Erlebnisse brachte er auch mit. Er war für einen Viszla überraschend wenig nervös, nicht nachtragend, wenn es mal ein Donnerwetter gab und verstand offenbar jedes Wort – wie ein kleiner Akademiker. Dann änderte sich alles – ein sensibler Grobmotoriker in Form einer fünf Kilogramm schweren, schwarzen Fleischrolle mit spitzen Zähnen und notorischem Herzensbrecherblick zog ein.

Bildquelle: Gunter Hildebrand

Er brachte uns tatsächlich an unsere Grenzen, denn es ist ein Plott – und Plotts denken offenbar erstmal tief nach, bevor sie probieren zu verstehen. Schlafen? Ja, immer gerne, aber bitte im Bett, auf der Couch oder auf dem Sessel. Spielen? Cool – aber bitte nur das, was ich so will – und vor allem nur solange ich will, denn dann bekomm ich: Hunger! Ich kann immer fressen und ich mach das auch – denn man weiß ja nie, wenn ich zu nächsten mehrtägigen Bärenjagd aufbrechen muss. Folgen? Ja, schon, später – also wenn du verstanden hast, dass ich nun folgen möchte. Stubenrein? Können andere besser? Echt? Ja? Na dann. Jagen? Immer!

Bildquelle: Gunter Hildebrand

Um es kurz zu machen, man wird demütig, bekommt einen ganz langen Atem, der Zeithorizont passt sich an. Es gilt zu verstehen, dass der Plott in der Lage ist, tagelang allein zu jagen, zu überleben und selbstständig Entscheidungen zu treffen. Den Hund zu erziehen, wie wir den Viszla erzogen haben führt in die Sackgasse. Hugo gibt deutliches Feedback, wenn er bereit ist und verstanden hat – und dann macht er das verinnerlichte mit dem Hundeführer konsequent und diskussionslos. Im täglichen Zusammenleben ist er völlig unkompliziert, mag alle Menschen und mag alle Hunde, es gibt keinerlei Ärger, lieber steckt er zurück. Er läuft bei meiner Frau vorbildlich an der Leine, er prescht inzwischen auch nicht mehr bei jedem Reh, dass er sieht, stürmisch nach vorne, sondern schaut sich das mal in Ruhe an.
Somit ist er mit drei Jahren ein vorbildlicher Familienhund.
Familienhund? Aber das ist doch ein Jagdhund? Ja.

Bildquelle: Gunter Hildebrand

Ohne Jagd, Wald, Revier und Wild geht es nicht. Täglich. Der Plott ist ein hundertprozentiger Jagdhund, alles andere ist geschwindelt. Er lebt mit uns glücklich und zufrieden, weil er hier ausgelastet wird – wäre das nicht sichergestellt, würde der Hund verkümmern. Viele andere Rassen brauchen diese tägliche Routine nicht mehr zwingend. Der Plott braucht es unbedingt. Wenn man die historischen Zuchtziele verfolgt, taucht immer wieder das Wort „Stamina“ auf – wir erinnern uns an die einleitenden Sätze „… and stay, and stay, and stay…“. Das muss man wissen und das muss man respektieren und schätzen – das sitzt in einem Plott ganz tief drin, es hat mit Erziehung rein gar nichts zu tun.

Oft stellt sich die Frage, wie ein Plotthound jagdlich eingesetzt werden kann. Nun das ist in unseren Regionen schon eine Aufgabe. Hugo jagt sehr weit. Wenn er eine Fährte hat, kommen am Vormittag durchaus 25 km zusammen unter Einbezug mehrerer angrenzender Reviere. Aber gut, was soll er tun? Nach 2 km den Kopf schütteln und umdrehen, das ist auch keine Option.

Also er jagt weit, wenn er auf der Jagd ist, ist er hart zu sich selbst, Brombeerdickungen, um die viele hochläufige Hunderassen einen Bogen machen, werden erbarmungslos abgearbeitet. Er ist hundertprozent spurlaut und konsequent wildscharf. Im Sauengatter zeigt er beste Leistung, bringt mit seinem Sidekick die Sauen auf die Läufe, die sonst gelangweilt liegen bleiben. Im täglichen Gebrauch fährtet er sauber. Nachsuchen im eigenen Revier meistert er konsequent und erfolgreich. Faszinierend ist sein einmaliger Laut, der mit der Nähe zum Stück an Höhe und Intensität gewinnt – ein Plott ist nicht zu überhören, ein Plott benötigt kein Glöckchen. Da das „Treeing“ – also das Hetzen der Bären und Waschbären so lange bis sie genervt auf den Baum steigen – angewölft ist, ist es auch nicht verwunderlich, dass Hugo trotz vorwiegend tiefer Nase in regelmäßigen Abständen die Baumkronen scannt. Dies scheint nebensächlich zu sein, aber ich finde es faszinierend, wie er beim Laufen aber auch im Auto den Blick nach oben lenkt. Mangels Bären in unseren Breitengraden darf auch ein Eichhörnchen auf dem Baum verbellt werden.

Bildquelle: Gunter Hildebrand

In Deutschland ist der Plotthound-Deutschland.e.V mit Sicherheit ein guter Ansprechpartner. Bei Interesse an einem Plotthound, gibt es aber eine Vielzahl von weiteren Plottführern, die man fragen kann. Eine größere Szene bildet sich, offenbar eng verzahnt mit den USA, aktuell in Südosteuropa und auch in Spanien. Kontakt nach Amerika lässt sich sehr einfach via Facebook schließen, we are all hunters…

Abschließende Frage aus dem off: würdest Du nach all den Erfahrungen wieder einen Plott führen wollen?

Antwort: solange ich körperlich in der Lage bin ihn auszulasten, jederzeit.

Literatur:

Strike&Stay / The Story of the Plotthound von Bob Plott

Web: www.plotthound-deutschland.de

Allgemein
Der Plott ist nicht vom FCI nicht anerkannt.
Die Farbschläge gehen von gestromert dunkel, gestromert hell bis hin zu fast ganz schwarz.
Der Körperbau ist athletisch und muskulös, tiefe Brust, gerade Beine.
Braune oder hellbraune Augen mit wachem, intelligentem Blick.
Größe bis zu 68cm (männl.)
Gewicht bis zu 34kg (männl.)

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Gunter Hildebrand

Familienvater, Mann, Gratwanderer, Jäger, Unternehmer, Hundeführer, Kommunalpolitiker, Freidenker.

Mit über fünfzig Lebensjahren sammelt sich so manches an, dabei gilt es das Gute zu bewahren und zu vertiefen, das Negative umgehend abzustoßen. 

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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe sowie Becher aus Emaille und Porzellan. Kontaktmail für Anfragen siehe Impressum.


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