Angeln in Kappeln an der Schlei oder Männerurlaub mit Überraschungen 3/3

Nach Angeln in Kappeln an der Schlei oder Männerurlaub mit Überraschungen 1/3 und Angeln in Kappeln an der Schlei oder Männerurlaub mit Überraschungen 2/3 folgt hiermit 3/3.

von Thomas Raak

Da wir nun schon ausreichend Hering und Hornhecht gefangen hatten, konnten wir am letzten Angeltag etwas rumprobieren. Der nahegelegene Yachthafen war unser Ziel und die Herangehensweisen konnten nicht unterschiedlicher sein. Mein Angelfreund nahm seine leichte Spinnangel und verschiedene Finesse-Rigs, denn Barsche am oder unterm Bootssteg waren immer eine Option. Ich wollte aktiv auf Plattfisch gehen, abseits der Stege. Die Fahrrinne als auch der große Bereich in Richtung des Sandstrandes wollte ich abfischen. In sandigem Gund verstecken sich die Platten.

Ich band eines meiner vielen Plattfischvorfächer an die Brandungsrute* und entschied mich für einen Buttlöffel als Gewicht. Durch seine doppelt gewölbte Form macht der Buttlöffel schlingernde Bewegungen am Grund, wenn man die Montage langsam einkurbelt. Das soll den Jagdinstinkt bei Flunder, Kliesche, Scholle und Co. auslösen. Man kann an das untere Ende des Löffels noch ein weiteres Vorfach mit Köder anbringen, worauf ich aber verzichtete.

Abb.: Buttvorfach und Bleie.jpeg Text: „Plattfischvorfach mit 2 auffälligen Haken, angeklippt: 35g Tropfenblei, u.l.: 80g Buttlöffel, u.m.: 125g Krallenblei“; Bildquelle: Thomas Raak

Eine Packung Garnelen und ein paar Bier wanderten in den Rucksack und los ging es, den Hafen zu erkunden. Erfreut stellten wir fest, dass kein Tor oder Schild uns am Betreten des Bootssteges hinderte oder das Angeln auf selbigem verbot.

Kaum hatten wir den Steg betreten, sahen wir etwas im flachen Wasser. Aber was waren das für Kringel da auf dem Sandboden? Das waren Hinterlassenschaften von Wattwürmern, die sicherlich einen noch besseren Plattfischköder abgegeben hätten. Da es aber keine Möglichkeit gab an die Würmer zu kommen und diese zu bekommen, blieben uns nur unsere Garnelen. Es war aber ein gutes Zeichen und stimmte uns hoffnungsvoll, dass hier vielleicht die ein oder andere Platte unterwegs ist.

Abb.: Wattwurmhinterlassenschaften; Bildquelle: Thomas Raak

Deshalb ging ich auch schnurstracks zum Ende des äußersten Steges und warf meinen Angel in hohem Bogen aus.

Abb.: Beköderte Montage vor dem Auswerfen; Bildquelle: Thomas Raak

Ich wollte, wie beim Spinnfischen, den gesamten Bereich von der Fahrrinne bis ins Flache, fächerförmig abangeln. Nach etwa einer halben Stunde begannen Arm, Schulter und Rücken zu schmerzen. Die 80 Gramm Blei an einem über drei Meter langen Hebel werfen wird mit der Zeit dann doch ziemlich schwer. Also stellte ich die Rute erst einmal beiseite und ließ den Köder an straffer Schnur im Wasser liegen.

Abb.: Zeit für eine Pause; Bildquelle: Thomas Raak

Mein Mitangler hatte in der Zwischenzeit an den kleineren Stegen mit Gummikrebs am Texas-Rig sein Glück versucht. Barsche waren hier scheinbar nicht anzutreffen. Daraufhin tauschte er die Montage gegen ein Dropshot-Vorfach, köderte eine Garnele an und ließ es direkt neben dem Steg ins Wasser. An straffer Schnur bewegte er das Blei in kleinen Hüpfern über den Grund und ging langsam an der Außenseite des Stegs entlang. Nach nicht mal fünf Minuten grinste er mich an. „Biss!“ Sein Grinsen wurde noch breiter, als er den Fisch landete. Das zappelte doch glatt eine Flunder am Haken. An seiner Barschangel! Da waren wir beide ziemlich überrascht und ich begann sofort wieder meinen Köder auszuwerfen und langsam einzuholen.

Abb.: mein erster Plattfisch; Bildquelle: Thomas Raak

Nach nicht allzu langer Zeit hatte ich dann auch endlich einen Biss und landete meinen ersten Plattfisch. Einige Zeit später hatte ich eine stattliche Aalmutter am Haken, die sich gehörig gegen das Anfassen und Abhaken widersetzte.

Abb.: Zappelige Aalmutter; Bildquelle: Thomas Raak

Mein Freund zog etwas später ein kleines stacheliges Monster aus dem Wasser. Die Garnele wollte dieser kleine Kerl, an Land scheinbar nicht. Und so stellte er alle seine Flossen auf und bewegte sich wütend hin und her. Eine neue, uns unbekannte Fischart hing dort am Haken.

„Den fass ich nicht an“, meinte der überraschte, aber doch stolze Fänger, löste etwas umständlich den Haken und ließ den Fisch wieder frei.

Eine kurze Suche im Internet sagte uns, dass es ein Seeskorpion war, der zwar nicht giftig ist, aber eine Verletzung an den Stacheln der Rückenflosse kann Infektionen verursachen.

Abb.: Seeskorpion; Bildquelle: Thomas Raak.de

Direkt am Steg angelte ich jetzt auch im Dropshot-Stil. Das heißt, dass ein Gewicht am unteren Ende der Montage einen Köder in der Mitte der Montage in der Schwebe hält und durch Bewegungen der Rute animiert wird.

Abb.: Vorfach mit Blei und Köder zum Dropshot Angeln; Bildquelle: Marco Solar auf Wikipedia

Mit meiner schweren Montage war das nicht so einfach, aber doch erfolgreich. Wir landeten noch zwei Plattfische und zwei hübsch gefärbte Stachelflosser.

Abb.: Abendstimmung beim Angeln; Bildquelle: Thomas Raak

Nachdem wir das Angeln recht erfolgreich beenden konnten, ging es nun um die Verarbeitung des Fangs.

Um Fische waidgerecht zu erlösen, betäubt man sie mit einem Schlag auf den Kopf und setzt einen Herzstich. Bei Scholle, Kliesche, Steinbutt und Flunder hingegen durchsticht man einfach die Wirbelsäule am Kopf.

Abb.: Plattfischfilets; Bildquelle: Thomas Raak

Das Ausnehmen ist dann sehr einfach: vom „Nacken“ aus bis zur Mittelgräte durchschneiden und den Kopf abziehen. Dabei entfernt man gleichzeitig alle Innereien und braucht nur noch die Nieren unter fließendem Wasser ausspülen. Überrascht war ich dabei, wie wenig Innereien in einem Plattfisch sind und wie viel Filet übrig bleibt.

Abb.: Die üblichen Verdächtigen; Bildquelle: Thomas Raak

Auch diese Fische wollten wir ohne viel Schnickschnack zubereiten und genießen. Also schnitten wir die Flossen mit einer Schere ab, salzten und pfefferten von beiden Seiten und dann kamen sie mit Limettenscheiben und Knoblauchzehen in heißes Butterschmalz. Auf der dunklen Hautseite so lange gebraten, bis der Fisch fast komplett gar war, wurde der Fisch gewendet und erhielt an der weißen Seite noch etwas Farbe und Brataromen.

Abb.: Platten in der Pfanne..; Bildquelle: Thomas Raak

Den Fisch mit den Knoblauchzehen auf einen Teller geben und mit dem heißen Bratfett übergießen. Ein Plattfisch ist eine ordentliche Portion und so reichten ein, zwei Scheiben Brot dazu.

Abb.: … und serviert; Bildquelle: Thomas Raak

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Tackle

Heringsangel:
Rute: DAM #1, 10ft/3m, 3,0 lb (Biegekurve)
Rolle: Cormoran AKX 6pif 5000 (Bj. ca. 2000), 0.50er Monofilschnur
Montage: DEGA Heringsvorfach, 50g Heringsblei

Posenangel:
Rute: Balzer Hecht Heavy Black Jack, 2,45m, 30-75g (Wurfgewicht)
Rolle: Shimano Sienna 4000FD, 0,30er Monofil
Montage: Exori Fishing Knicklicht-Pose 15g, 15g Kugelblei, kleiner Aalhaken

Brandungsangel:
Rute: DAM Aqua-X Surf, 3,6m , 100-250g
Rolle: WFT Fast 6000, 0,50er Monofil
Montage: Seapoint Buttvorfach mit Spinnerblättern, Balzer Buttlöffel 80g

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Thomas Raak

Wenn es um gutes Essen geht, ist der Lausitzer dabei. Gärtnern, Angeln und stundenlange Kochsessions, drinnen wie draußen, mit guter Musik und dem ein oder anderen Getränk sind seine Leidenschaften. Und Essen natürlich. Ansonsten sitzt er mit seinen beiden Katzen auch gern mal auf der Couch oder im Lesesessel.

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Anmerkungen

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