In der Familie meines Hundenrunden-Companeros Uwe gab es vor einigen Wochen einen Todesfall. Der mir persönlich nicht bekannte Verblichene hinterließ im Keller unter anderem einige Weinflaschen, mit denen die Erben nichts weiter anfangen konnten.

Da es mir das Herz bricht, Bücher oder Lebensmittel auf dem Müll zu sehen und ich eine gewisse kulinarische Abenteuerlust pflege, landete bei der nächsten Hunderunde mit Uwe alles bei mir.

Ich konnte es mir nicht verkneifen, dieses Foto am 24. Juni in der KRAUTJUNKER-Facebookgruppe zu veröffentlichen und schrieb: „Das meiste wird Murks sein, aber vielleicht finden sich ein paar Orchideen zwischen Stinkmorcheln und wer, wenn nicht ich, verbindet Genusssucht und Leidensfähigkeit, um dies zu erforschen?“
Daraufhin erntete ich gleich einige humorige Kommentare… „Also der Manastir unten links scheint ein großes Gewächs zu sein.“ oder „Da dürfte der ein oder andere Chateau Migraine dabei sein.“
Kerstin I. Knoll schrieb, „Was nicht schmeckt kann zu leckeren Essigsorten mit etwas Zeit umgewandelt werden. Dazu brauchst du nur Essigmütter und Ideen, hab beides genügend.“ Eine kluge Idee, jedoch zu vernünftig für mich.

Bei der Vorbereitung eines toskanischen Wildschweingerichts in Slot Halemesje ergab sich mit Oliver Welschar und einem Herrn, den ich Gargantua nennen möchte, auf der Terrasse die Gelegenheit zu einer Verkostung. Was unsere Nasen und Gaumen kosteten war überwältigend, doch mit heroischer Disziplin gelang es uns, unsere Eindrücke zu sortieren und für die staunende Nachwelt festzuhalten.

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Deutscher Wein: Rotwein
Abgefüllt von Landwirtschaftsmeister Dieter Sauer aus 55234 Offenheim

Der Winzer Dieter Sauer hat seinen Namen überkompensiert und auf Süße gesetzt. Assoziationen von Himbeerfruchtsaft und dem Analdrüsensekret alter Katzen. Für Genießer von Bowle oder chinesischem Pflaumenwein, die gerne blind werden möchten.

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Bulgarien: Rozova Dolina
Rosenthaler Rotwein: Manastir

Erster Eindruck: Der Korken ist besser als der Inhalt. Die Farbe erinnert an eingetrocknetes Blut. Riecht nach Pflaume und Tanninen. Erinnerungen an Latschenkiefer-Duschgel werden geweckt. Frucht und Süße hat er noch. Säure fehlt völlig. Total penetranter Abgang.

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Mazedonien
Kadarka aus dem Weinbaugebiet Povadarie

Phonetisch erinnert Kadarka an Kadaver. Optisch changiert der Wein zwischen überalterten Portwein und Bratensoße. Womöglich gab es hier einen Arbeitsunfall und eine Maus fand im Tank ihre letzte Ruhe, denn aus dem Glas entsteigt der Duft animalischen Leichensaftes. Hat im Nachgang etwas Fieses, mag sich jedoch als Möbelbeize eignen.

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Badacosonvi Szürkebarát

Interessanter Plastikpropfen, der an den Stutzen eines ungereinigten künstlichen Darmausgangs gemahnt und spontan Bilder unappetlicher Krankheitsbilder aufsteigen lässt. Erster Eindruck im Glas auch gleich wieder medizinisch: Aus alten Verbänden ausgetretenes Wundwasser. Ein Duft zwischen Achselschweiß, fauligen Früchten und dem Uferschlamm des Balatons. Auf der Zunge Zombiepisse mit Verwesungsaromen samt scharfem Abgang.

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Wir mussten das Experiment an dieser Stelle abbrechen, da wir unsere Gaumen für das erwähnte Wildschweingericht schonen wollten. Sofern sich in den kommenden Wochen die Gelegenheit sowie eine passende Mannschaft lebensmüder Tropfenjäger ergibt, wird die Verkostung fortgesetzt.

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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe sowie Porzellantassen. Weitere Informationen hier.