In Gedenken an Reiner Grundmann (* 10. Nov. 1962 in Nürnberg; † 16. Nov. 2024 in Nürnberg)

Dieser Beitrag kommt zu spät und ist unvollständig, denn ich habe mich mit dem Schreiben sehr schwer getan. Er ist eine Reminiszenz an einen besonderen Menschen, der für viele von uns lange Jahre ein selbstverständlicher Teil unseres Lebens war und dann verschwand.

Am Samstag, dem 16. November 2024 ist Reiner Grundmann nach langer Krankheit verstorben.

Wir lernten uns über Kulinarik-Gruppen auf Facebook kennen und jahrelang war dies auch das einzige Medium, über die sich unsere Fernfreundschaft entwickelte. Am 13. Oktober 2018 veröffentlichte er auf dem KRAUTJUNKER seinen ersten Blogbeitrag Bretagne: Poulet de Janzé rôti aux pommes -Backofenhähnchen aus Janzé mit Äpfeln. Wer diesen und seine folgenden Beiträge kann sich an den Schöpfungen eines gutgelaunten Geschichtenerzähler und hervorragendem Fotografen erfreuen. Etwas mehr als sechs Jahre war er, ohne dass wir uns jemals physisch sahen, ein positiver Teil meines Lebens. Reiners Kommentare, Blogbeiträge und die Zeilen, die wir uns fast täglich sandten, waren für mich ganz selbstverständlich. Das dies für immer vorbei ist, reißt ein Loch in mein Leben.

Aufgrund seiner schweren Leber- und Darmerkrankungen war Reiner zur Zeit unseres Kennenlerns bereits berufsunfähig und konnte nicht mehr als Pilot und Fluglehrer arbeiten. Sein Sohn ist eine Ecke älter als meine Töchter, von daher fand Reiner erheblich mehr Zeit, seinen Passionen nachzugehen und bald überstieg es meine zeitlichen Ressourcen ihn auf diesem Blog austoben zu lassen. Ich unterstützte ihn daher seinen eigenen Blog The Flying Fish zu gründen, der ein wichtiger Teil seines Lebens wurde und immer mehr Leser fand.

Abb.: Reiner Grundmann

Während unserer gemeinsamen Zeit hatte Reiner erheblich mehr Freizeit als ich, da wir uns in ganz anderen Lebenssituationen befanden. Wir lebten über hunderte von Kilometern weit entfernt voneinander und in all den Jahren haben wir uns nie gestritten. Was uns miteinander verband, war der Genuss der schönen Dinge des Lebens und das Bewusstsein dafür, dass wir uns darauf konzentrieren sollten, was uns verbindet und nicht darauf, was uns trennt.

Reiner erzählte auf Nachfrage freimütig von seinen Erkrankungen, ohne dies selbst groß zum Thema zu machen oder zu jammern. Wir trafen uns nie physisch, auch wenn es im Laufe der Jahre zu Telefonaten oder Videotelefonaten kam. Von daher, und weil mich mein eigenes Privat- und Berufsleben dauernd rotieren lässt, war mir die Schwere und Steigerung seiner Erkrankung zu lange nicht wirklich klar.

Abb.: Reiner Grundmann

Um die Jahrtausendwende erhielt er eine Spenderleber. In den letzten Jahren steigerten sich seine Erkrankungen und Krankenhausaufenthalte. Dass ein Genussmensch und Foodblogger durch fiese Krebserkrankungen des Darmtraktes aus dem Leben gekickt wird, ist ein Treppenwitz, der nur dem echten Leben nicht zu billig ist…

Vor ein paar Wochen wurde er wieder ins Krankenhaus eingewiesen. Am Dienstag, dem 5. November rief ich Reiner im Krankenhaus an, um ihn etwas aufzumuntern. Erst bei diesem Telefonat wurde mir die Dramatik seiner Erkrankung in aller Deutlichkeit klar. Es waren ihm in sechs schweren Operationen unter anderem größere Teile seines Darms samt eines Tumors entfernt worden. Reiner war sehr schwach und wurde künstlich ernährt. Die Ärzte schätzten seine verbleibende Lebenszeit zwischen zwei, drei Wochen und einem halben Jahr ein. Ich war völlig geschockt.

Von da an rief ich an fast jedem Tag an, um ihn aufzumuntern und Zeit mit ihm zu verbringen. Seine positive Einstellung zum Leben unter widrigsten Umständen und sein christlicher Glaube an die Unsterblichkeit seiner Seele hielten ihn bewundernswert aufrecht.

Ein paar Tage später entschied er sich dazu, am Dienstagabend des 12. November die lebenserhaltenden Geräte abschalten zu lassen und sich in einen von Morphium umnebelten Halbschlaf hinübergleiten zu lassen – wenn ich das als medizinischer Laie so salopp formulieren darf.

Vor meinen letzten langen Telefonaten musste ich immer schwer durchatmen, bevor ich zum Telefon griff. Diese langen und letzten Gespräche mit dem Todgeweihten waren jedoch nicht todtraurig. Wir beide machten das Beste draus, erzählten uns aus unserem Leben, sprachen über gute Bücher, schöne Filme, allerlei Lebenswertes und lachten oft miteinander.

Unser Pilot wollte mir nach seinem Heimflug zu unserem Schöpfer im Traum erscheinen und die Lottozahlen vorhersagen. Im Gegenzug versprach ich ihm, von den Millionen ein Schloss kaufen. Zur Geisterstunde wollten wir dann vor dem Kamin im alten Rittersaal unsere Plaudereien fortführen. Ich in einem Morgenmantel wie Hugh Hefner und er transparent-grün schimmernd. wie ein zünftiges Schlossgespenst.

Abb.: Stil-Ikone Hugh Hefner im Morgenmantel

Da es Reiner bisher nicht möglich war, mir zu diesem berauschenden Geldsegen zu verhelfen, soll ich Euch ausrichten, dass er sich sehr darüber freuen würde, wenn wir die Arbeit seines Freundes Asiimwe Tobius unterstützen würden.

Asiimwe ist ein Pastor in Kampala, der Hauptstadt Ugandas und betreibt mit unfassbar viel Engagement und fröhlichem Gottesglauben ein privatfinanziertes Waisenhaus, die Jericho Child Foundation, Uganda. Auch kleine Spenden sind eine große Hilfe für kleine, hilflose Kinder, die ansonsten in den Slums ein elendes Ende führen würden. Ab und dann auch nur ein bisschen zu spenden, kostet wenig und bewirkt viel. Viel hilft viel.

https://secure.fundraisingbox.com/app/payment?hash=impopwyqwp0zomip#https%3A%2F%2Fwww.maecenata.eu%2Finternationales-spenden%2F

Die zu unterstützende Organisation ist die Jericho Child Foundation, Uganda.

Reiner war ein echtes Original. Seine Lebensfreude und Herzenswärme werden unvergessen bleiben. Ich wünsche ihm, dass er Erlösung in seinem Glauben fand und seine Hoffnung auf das ewige Leben begründet ist.

*

Lieber Reiner,

diese Zeilen fallen mir schwer. Wir kannten uns nun schon längere Zeit. Wir haben uns über den wunderbaren Blog KRAUTJUNKER und die entsprechende Gruppe bei Facebook kennen gelernt. Du warst ein wunderbarer Mensch, der sich auch für andere engagiert hat (unter anderem Hilfe für Afrika). In manchen Dingen waren wir unterschiedlicher Meinung (COVID, Freiheit etc.) – es hat uns aber viel verbunden, die Freude am Fliegen (bei mir nur als pausierendem Gleitschirmflieger, bei Dir als ehemaligem Berufspilot), die Freude am Eskapismus, an gutem Essen und Trinken.

Du hast die fränkische Lebensart den Menschen nahe gebracht und in vielen wundervollen Beiträgen, Buch- und Rezeptvorstellungen über Franken hinaus (siehe: https://krautjunker.com/2021/04/20/sudafrika-in-franken-springbock-mit-rooibos-und-salat/ ) Lebensfreude vermittelt. 

Wir wünschen dir einen wundervollen letzten Heimflug.   

Dein René

*

Leider kannten wir uns nicht persönlich, sondern waren nur auf FB befreundet und haben gelegentlich die Beiträge des jeweils anderen kommentiert.

 Reiners Beiträge waren immer erfreulich und ich bin auch von vielen seiner Rezepte begeistert. Sein Humor wird mir fehlen.

Gabriele

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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe sowie Porzellantassen. Weitere Informationen hier.


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