von Rainer Korn
Mitte April kann es schon losgehen: Die schlanken Silberpfeile kommen in der Ostsee unter Land. Und die ersten sind die größten. Für Rainer Korn ist die Hornhechtsaison ein Höhepunkt im Angeljahr.

Ehrlich, ich bin absolut leidenschaftlicher Meerforellenangler. Ich liebe diesen Fisch. Jetzt kommt das ABER: Aber man muss zum Teil schon eine sehr große Leidensfähigkeit in sich tragen, um diesem Fisch von der Küste aus nachzustellen. Dischen bei eisigem Wind, waten in drei Grad kaltem Wasser und zuweilen einige komplette Angeltage, ohne auch nur eine Forelle zu sehen! Da freue ich mich regelrecht auf die Hornhecht-Zeit. Ob mit Blinker, Sbiro oder Fliege: Die Bissfrequenz steigt plötzlich enorm an, ständig ist was los und kampfstark sind die Silberpfeile auch noch. Zudem sind sie vielseitig wohl mit Blinkern, Fischfetzen als auch dem Streamer zu fangen. Ich verstehe die Angler überhaupt nicht, die über Hornis die Nase rümpfen („Alu-Latten“). Dieser Fisch erinnert mich vom Aussehen her, von seinem Verhalten, an das spannende Angeln in tropischen Gewässern. Und auch vom Geschmack! Denn neben Hornhechten sind es nur noch Makrelen, die vom Fleisch her ein wenig Tropenzauber in unsere eher kalten Breiten bringen. Und für mich ist die kulinarische Verwertung so toller Fische ein weiterer Grund, warum ich angeln gehe. Punkt.
Die Großen kommen!
Früher hieß es immer, der Raps fängt an zu blühen, die Hornis kommen! Doch das stimmt gar nicht. Denn die größten Exemplare, die Kundschafter, die tauchen bereits zuweilen vor der Küste auf, wenn die Rapsblüten oft noch gar nicht aufgebrochen sind. Die Bissfrequenz ist dann noch nicht so hoch wie im Laufe des Mais, aber das Durchschnittsgewicht liegt dafür um einiges höher. Wenn der Raps dagegen mal sehr frühzeitig blüht, kann es auch noch ein paar Tage dauern, bis die ersten Hornis vor der Küste auftauchen.
Die erfolgreichste Methode
Wir wollen an diesem späten Apriltag gern ein paar Hornis mehr fangen, denn unsere Familie ist Hornhecht-begeistert un dliebt diesen geschmackfollen Fisch auch in der Pfanne. Deswegen entscheiden sich meine Söhne Milan und Jonas und ich uns zuerst für den Einsatz von Naturködern. Ein schmaler Henringsfetzen hinterm Sbirolino geführt ist für mich die absolut tödlichste Methode auf Hornhecht. Dafür friere ich immer ein paar Herbstheringe ein. Als Greifer setze ich 6er bis 8er Einzelhaken ein; das Vorfach sollte 0,30 Millimeter nicht unterschreiten, denn die Hornis haben Reihen nadelspitzer Zähne, die die Schnur sehr schnell aufrauen. Hilfreich ist noch das Fixieren des Fetzens mit elastischem Köderband, das in jedem Angelladen zu bekommen ist. Ich bervozuge leicht sinkende Sibiros zwischen 15 und 25 Gramm Gewicht. Das Vorfach dahinter muss nicht so lang sein wie beim Meerforellenangeln – zweieinhalb Meter reichen aus. Oft lasse ich den Fetzenköder während des Einholens absinken. Bei einem Biss haue ich nicht an, sondern warte, bis der Fisch in die Rute hineinzieht. Dann kurbele ich nur an, das reicht, um den horni zu haken. Auf einen Kescher verzichte ich beim Horni-Angeln, sofern ich direkt vom Ufer aus angeln kann. Stranden geht schneller und der Fisch kann sich nicht im Netz verdrehen, was er sonst sehr gerne tut.
Mit der Fliege
Für mich ist der Hornhecht ohne Frage einer der spannendsten Fische fürs Fliegenfischen an unserer heimischen Küste. An einer 6er-Rute zeigen die Silberpfeile, was sie tatsächlich drauf haben. Das ist Angelvernügen pur. Zwar habe ich auch viele Aussteiger, weil die Fliege nicht richtig sitzt, aber das ist mir egal: Immer ist was los und irgendwann haben wir sowieso genug gefangen. Dann gönne ich mir fantastisches Fliegenfischen auf einen gewandten, hübschen und starken Fisch. Die Haken der Streamer sollten klein ausfallen, 6er, 8er oder 10er sind optimal. Schlanke Muster fangen besser als buschige. Auch die kleinen Tangläufer-Imitationen sind übrigens echte Horni-Killer. Ich habe auch schon versuche mit kleinen Kreishaken (Circle Hooks) gemacht – sowohl beim Naturköder- als auch beim Fliegenfischen: Was bei Meerforellen sehr gut funktioniert, klappt bei Hornis leider gar nicht. Also lieber keine Kreishaken.

Blinkern auf Silberlinge
Das Spinnfischen auf Hornhecht ist sehr populär. Hier sind schlanke Küstenblinker im Vorteil. Ich verwende dann lieber kleine Einzelhaken an einem Mini-Wirbel – das hakt besser. Der Spinn- und Fliegenfischer fängt meist nicht so viele Hornis wie der Fetzenfischer – allerdings sind seine Chancen größer „nebenbei“ noch eine schöne Meerforelle zu fangen. Der Grund, warum viele trotz der Nachteile lieber mit Blinker oder Fliege auf Horni angeln.
Was für ein Strandtag
Unser Angeltag am Ostsee-Strand läuft einfach super. Wir drillen zahlreiche Hornhechte mit allen drei Methoden und setzen kleine Exemplare wieder vorsichtig zurück, wenn möglich. Hornhechtfleisch verdirbt recht schnell, deswegen habe ich an wärmeren Tagen einen Netzsack mit, den ich sonst zum Trocknen der geschnittenen Filets in Norwegen verwende. Dort kommend die abgeschlagenen Fische direkt nach dem Fang hinein und werden im Uferbereich im Ostseewasser gekühlt. Kurz vor Angelschluss nehemn wir die Hornis dann am Wasser aus – Strandkrabben und Möwen binden sich bereits die Lätzchen um!
Wir drei strahlen um die Wette. Ein toller Angeltag mit vielen Drills und Fischen geht zu Ende. Nun freuen wir uns auf das erste Hornhechtessen der Saison. Wir packen ein und sehen zum Schluss noch, wie das Wasser direkt am Ufer wieder kocht: Hornhechte jagen kleine Sandaale. Sollen sie sich ordentlich fett fressen – in ein paar Tagen werden wir wieder da sein, zur besten Hornhechtzeit auf einen der spannendsten Fischer der Ostsee.
Seide für Silber
In den vergangenen Jahren ist die Hornhecht-Seide sehr in Mode gekommen. Feine Textilfäden, die anstelle eines Hakens am Köder montiert werden, und die sich in den Zähnen der Hornis so verfangen, dass sie quasi hakenlos gelandet werden können. Ich bin kein Fan von dieser Horni-Seide. Auch mit Seide hatte ich viele Fehlbisse. Wenn dann ein Fisch aus dem Wasser kam, war die Seide oft hoffnungslos in den vielen Zähnen verhakt, dass das Lösen extrem nervig und zeitaufwändig war. Ich bin deswegen von der Seide als Hakenersatz wieder weg.

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Anmerkungen
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Titel: Das große Handbuch der Meeresangel-Praxis
Herausgeber: Rainer Korn
Verlag: Müller Rüschlikon
Verlagslink: https://motorbuch-versand.de/shop/42343-das-grosse-handbuch-der-meeresangel-praxis
ISBN: 978-3-275-02343-1
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