Die Weisheit der Füchse. Schlau, verspielt und fürsorglich – was wir von den gewitzten Überlebenskünstlern lernen können

von Thomas Thelen

Im Kontext der Rezension von Geflochtenes Süßgras – Die Weisheit der Pflanzen vor nunmehr fast zwei Jahren fiel mir im Rahmen der Recherchen auf, wie viele Titel es zu Naturthemen gibt, die uns jeweils „Die Weisheit der …“ entschlüsseln wollen. Und wir wissen ja: Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis – in meinem Fall: Schlägt der ebensolche dem Herrn Herausgeber vor, doch mal mehrere dieser Weisheiten zu besprechen… Also startet nun eine kleine Reihe mit weisen Weisheits-Buchbesprechungen, denn die Suche, zumindest die Sehnsucht nach Weisheit stirbt zuletzt. Wobei die Wahl dem geneigt-kritischen Leser anheim steht, ob die Bücher der Weisheiten weise sind – oder die wohlfeilen Besprechungen.

Beginnen wollen wir mit Der Weisheit der Füchse: Das Werk der beiden Autoren Dag Frommhold und Daniel Peller (auch Fotografie) wird in zahlreichen Rezensionen hoch gelobt. Sie präsentieren ein faszinierendes und tiefgründiges Werk, das sowohl wissenschaftliche Erkenntnisse als auch persönliche Anekdoten miteinander verbindet.

Die Weisheit der Füchse stellt das Leben und die Eigenschaften von Füchsen auf eine eindrucksvolle Weise dar. Die Autoren, beide engagierte Wildschützer, geben Einblicke in das Verhalten und die Lebensweise dieser Tiere und räumen dabei mit vielen Vorurteilen auf. Sie präsentieren Füchse als intelligente, verspielte und fürsorgliche Wesen, von denen wir Menschen viel lernen können, insbesondere in Bezug auf Konfliktbewältigung und soziale Interaktion.

Das Buch kombiniert wissenschaftliche Fakten mit persönlichen Anekdoten und ist reich bebildert, was es sowohl informativ als auch unterhaltsam macht. Es enthält viele Geschichten aus dem Leben der Füchse, zeigt deren Anpassungsfähigkeit und beleuchtet ihre Rolle im Ökosystem. Zudem wird die oft negativ behaftete Wahrnehmung der Füchse kritisch hinterfragt und eine Brücke zwischen der Mensch-Tier-Beziehung geschlagen.

Ein zentrales Thema des Buches ist die Fähigkeit der Füchse, friedlich mit Konflikten umzugehen und ihre Flexibilität im Umgang mit verschiedenen Herausforderungen – survival of the fittest… Die Autoren heben hervor, dass Füchse trotz ihres Rufs als listige und hinterhältige Tiere, tatsächlich sehr soziale und empathische Wesen sind, die ihren Nachwuchs mit großer Hingabe aufziehen.

Besonders angetan hat es mir das Kapitel Wider den tierischen Ernst (eines von dreizehn Kapiteln, die jeweils von einem der beiden Autoren federführend verantwortet werden) über die Freizeitgestaltung und das Spielverhalten der Füchse. In Anlehnung an das Sponti-Bonmot „Lerne zu klagen, ohne zu leiden“ könnte das gesamte Buch auch betitelt sein mit: „Lerne zu gewinnen, ohne zu siegen!“ – denn genau so lässt sich das spielerische Lern- und Sozialverhalten der Füchse in ihrer „Freizeit“ pointiert zusammenfassen. Wobei wir hier auch an ein genretypisches Problem stoßen, denn viele dieser Weisheits-Werke erliegen der Versuchung, das Objekt ihrer Beobachtung zu Vermenschlichen resp. umgekehrt zur „Verfuchsung des Menschen“. Auch Die Weisheit der Füchse kann sich nicht ganz freimachen von dieser schmierseifigen Rutschbahn, bleibt aber zum Glück weit entfernt von dem Niveau populistischer Dampfplauderer à la Peter Wohlleben… Dazu bestimmt mehr in der kommenden Folge, wenn es um Die Weisheit der Wälder von Suzanne Simard geht.

Dieses Phänomen mag eine Folge der Tatsache sein, dass wir seit einigen Jahren wohl im Zeitalter des Menschen, dem Anthropozän leben. Wikipedia definiert den recht neuen Begriff so: „Der Ausdruck Anthropozän entstand als Vorschlag zur Benennung einer neuen geochronologischen Epoche: nämlich des Zeitalters, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist“. So rückt der Mensch immer stärker nicht nur in den Mittelpunkt von Überlegungen und Betrachtungen, sondern oft gedanklich und argumentativ an die Spitze – und der meiner Meinung nach wirklich relevante Gedanke der Vernetzung, der Bedeutung des Beobachtungsobjektes im Kontext interdependenter Systeme bleibt untergewichtet.

Die für ein in Summe sehr interessantes, erkenntnisreiches und inspirierendes Werk wie Die Weisheit der Füchse sind neben der fokussierten Passion der Autoren auch Fortschritte in der Technik maßgeblich. Innovationen im Bereich Beobachtungstechnologie (GPS und langanhaltende Besenderung, Digitalfotografie, Miniaturkameras und bildgebende Endoskope, Bildstabilisatoren und extrem lichtstarke Tele-Objektive, autonome Wildkameras, Drohnen, LED-Leuchten und vieles mehr) haben erheblichen Einfluss gerade auf die Beobachtung von Tieren in freier Wildbahn und vor allem auf die Dokumentation und Berichterstattung in wissenschaftlicher wie in journalistischer Ausrichtung. Um auf einer Expedition bspw. 20.000 Kleinbildaufnahmen machen zu können, hätte das Team in analogen Zeiten 555 Kleinbildfilme mit jeweils 36 Aufnahmen mitnehmen müssen mit einem Gesamtgewicht von knapp 20 kg. Diese Menge Bilder passt heute auf wenige „schwerelose“ SD-Karten, auf einer mobilen Festplatte können die Bilder gleich vor Ort gesichert werden, Wind und Wetter haben deutlich weniger Einfluss auf das Material – nur ein Beispiel von vielen…

Das Buch enthält einen 32-seitigen Farbfototeil, der die Schönheit und das Verhalten der Füchse eindrucksvoll dokumentiert. Es wird dargestellt, wie Füchse in ihrem Familienleben agieren, kommunizieren und Konflikte lösen. Auch die vielen, im Text verteilten Schwarzweiß-Bilder sind einer genauen Betrachtung wert; insgesamt wäre vielleicht ein höherer Bildanteil und noch besserer Fotodruck dem Band angemessen gewesen.  

Das Werk ist nicht nur eine Hommage an die Füchse, sondern auch ein Aufruf zu einem respektvolleren Umgang mit diesen Tieren. Es liefert zudem über 400 Quellenangaben, die die wissenschaftlichen Aspekte untermauern und zu weiterem Nachforschen anregen​. 

Rezensionen

Das Buch Die Weisheit der Füchse von Dag Frommhold und Daniel Peller wurde vielfach besprochen. Die Rezensionen spiegeln eine breite Anerkennung des Buches wider und heben hervor, wie unterhaltsam als auch informativ es ist. Die Autoren nutzen ihre umfangreiche Erfahrung und Fachkenntnisse, um ein umfassendes Bild des Lebens und der Verhaltensweisen von Füchsen zu zeichnen, was von den Rezensenten sehr geschätzt wird.

Hier sind einige der Rezensionen:

1. Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ): Diese Besprechung hebt hervor, wie das Buch die sozialen und intelligenten Aspekte von Füchsen detailliert darstellt und dabei mit gängigen Vorurteilen aufräumt. Die Autoren, die langjährige Erfahrungen im Wildtierschutz haben, vermitteln ihre Erkenntnisse durch eine Mischung aus wissenschaftlichen Fakten und persönlichen Anekdoten.

2. Süddeutsche Zeitung (SZ): Die Rezension in der Süddeutschen Zeitung betont die Kombination aus fundiertem Fachwissen und emotionalen Geschichten, die die Leser in die Welt der Füchse eintauchen lassen. Besonders wird darauf eingegangen, wie das Buch dazu anregt, Füchse und andere Wildtiere mit mehr Respekt und Verständnis zu betrachten.

3. Die Welt: Diese Besprechung lobt das Buch für seine Fähigkeit, komplexe ökologische und ethische Themen leicht verständlich zu machen. Die Autoren zeigen auf, wie Füchse in der Natur agieren und welche Lehren Menschen von diesen Tieren ziehen können, besonders im Hinblick auf soziale Interaktionen und Konfliktlösungen.

Auch einige Magazine und Fachzeitschriften haben das Buch besprochen:

Das Magazin Die ERDE – Journal of the Geographical Society of Berlin hat eine Rezension veröffentlicht, die das Buch ausführlich bespricht und die wissenschaftliche Perspektive auf das Verhalten von Füchsen sowie die Verbindungen zu menschlichen Eigenschaften hervorhebt.

Die Sachbuch-Couch hat ebenfalls eine detaillierte Besprechung des Buches veröffentlicht. Diese Rezension betont die warmherzigen Anekdoten und das fundierte Fachwissen der Autoren sowie die tiefen Einblicke in das Leben der Füchse.

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Fotos: Alexander Somogyi – Somograhy – Wildlife & Nature Photography, Daniel Peller, Melanie Schneider

Lieber Dag Frommhold, lieber Daniel Peller,

Sie beide sind echte Fuchskenner. Seit vielen Jahren engagieren Sie sich für den Schutz dieser schlauen, verspielten und sozialen Wildtiere. In der Vergangenheit wurden Füchse im Volksmund als besonders heimtückisch und hinterlistig dargestellt und auch heute noch werden sie erbarmungslos von Menschen gejagt. Nun haben Sie gemeinsam das Buch „Die Weisheit der Füchse“ geschrieben und teilen Ihr umfangreiches Wissen mit uns. Seit wann und wieso interessieren Sie sich für Füchse?

Dag Frommhold: Ich war schon als Kind von Füchsen fasziniert. Seitdem habe ich viel Zeit damit verbracht, sie zu beobachten, ihr Verhalten zu studieren, mich mit anderen Fuchsfreunden auszutauschen und alles über sie zu lesen, was mir in die Finger kam. Warum ausgerechnet Füchse es mir derart angetan haben, kann ich schwer sagen – ihre Schönheit und Eleganz, ihre sprichwörtliche Schläue, ihr bemerkenswertes Sozialleben und ihre scheue, heimliche Lebensweise haben aber mit Sicherheit zu dieser Faszination beigetragen.

Daniel Peller: Als Kind habe ich mich zunächst sehr für Hunde interessiert. Doch schon bald zogen mich ihre geheimnisvollen wilden Verwandten, die Füchse, in ihren Bann. Ich beobachtete die Tiere und las alles über sie: Sachbücher, Studien, Jagdliteratur. Dabei stellte ich fest, dass sie von Wissenschaftlern und Jägern ganz unterschiedlich beschrieben wurden. Schaut man hinter die Fassade aus Märchen und Jägerlatein, stellt man fest, dass Füchse zu den am stärksten missverstandenen Tieren gehören. Dabei haben sie sehr viel zu bieten: Sie übernehmen wichtige Funktionen im Ökosystem, sind Land- und Forstwirtschaftsnützlinge und können uns Menschen sogar vor gefährlicher Krankheit schützen. Was die gewitzten Überlebenskünstler darüber hinaus besonders macht, ist ihr Sozialverhalten, ihre Lebensfreude und Verspieltheit, sowie ihre Anpassungsfähigkeit, Friedfertigkeit, Intelligenz, Eleganz und Schönheit.

Was möchten Sie mit Ihrem Buch über Füchse erreichen?

Mit unserem Buch vermitteln wir den Menschen ein modernes, umfassendes und vielschichtiges Bild vom Rotfuchs. Wir entführen die Leserinnen und Leser mit spannenden Anekdoten und verblüffenden Beobachtungen in die Welt der Füchse und geben ihnen erstaunliche Einblicke in das füchsische Verhalten. Wir möchten Vorurteile und unbegründete Ängste abbauen, Missverständnissen vorbeugen und das Image des Fuchses in der Öffentlichkeit korrigieren. Zudem möchten wir auf zugängliche, unterhaltsame Weise zeigen, dass wir Menschen eine Menge von diesen scheuen, cleveren und sozialen Tieren lernen können.

Was können wir Menschen von Füchsen lernen?

Füchse zeigen uns, wie man mit Anpassungsfähigkeit und Flexibilität zum Ziel kommt, wie man Widrigkeiten und Rückschläge meistert, ohne dabei zu versäumen, das Leben zu genießen, und wie befreiend Loslassen sein kann. Füchse passen ihr Familienleben und ihr Zuhause flexibel an ihre aktuellen Bedürfnisse an, und im Zweifelsfall gilt bei ihnen: Köpfchen statt Aggression. So sind Füchse trotz ihrer zierlichen Statur über die Jahrhunderte zu den erfolgreichsten Landbeutegreifern der Erde geworden, allen Nachstellungen durch den Menschen zum Trotz.

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Dag Frommhold

Dag Frommhold, Jahrgang 1975, war schon als Kind von Füchsen begeistert, hat sie viele Stunden lang beobachtet, ihr Verhalten studiert und alles über sie gelesen, was ihm in die Hände kam. Als Autor, Mitgründer von Wildtierschutz-Initiativen sowie als Ansprechpartner diverser Tier- und Naturschutzvereine setzt er sich seit vielen Jahren für Meister Reineke ein. Dag ist Diplom-Psychologe, hat aber schon während seines Studiums eine erfolgreiche Karriere als Entwickler, Berater, Unternehmer und Manager im IT-Sektor begonnen. Er lebt mit seiner Frau und seiner Tochter an den Weinbergen einer schwäbischen Mittelstadt.

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Daniel Peller

Daniel Peller, Jahrgang 1984, war als Entwicklungsingenieur und Berater im Bereich Medizintechnik tätig. Als er seinen Beruf aufgrund schwerer Krankheit aufgeben musste, widmete er sich voll und ganz den Füchsen, die ihn schon seit der Schulzeit faszinierten. So wurde er in mehr als 20 Jahren durch eigene Beobachtungen, Fachliteratur, den internationalen Austausch mit Fuchsexperten sowie durch die enge Zusammenarbeit mit Wildauffangstationen zum Fuchskenner. Als Gründer der Fuchs-Hilfe verwaltet er seit 2017 ein bundesweites »Fuchshilfsnetz«, berät bei Fragen zu Füchsen, vermittelt Hilfe in Notfällen und engagiert sich im Wildtierschutz.

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Thomas Thelen

Thomas Thelen ist Deutsch-Drahthaar-Bändiger, Leihhund-Bespaßer, Fliegenfischer, Holzwerker und Genießer – und eher nebenher Unternehmensberater und Autor.
Zuhause in den südbadischen Weinbergen, hält er nicht nur nach Schwarz- und Rehwild Ausschau, sondern auch nach empfehlenswerter Lektüre und leckeren Rezepten. Wenn sie seinen Geschmackstest bestehen, werden sie hier umgehend weiterempfohlen – oder kritisch betrachtet.


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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe sowie Porzellantassen. Weitere Informationen hier.

Die Weisheit der Fuechse von Dag Frommhold

Titel: Die Weisheit der Füchse. Schlau, verspielt und fürsorglich – was wir von den gewitzten Überlebenskünstlern lernen können

Autoren: Dag Frommhold, Daniel Peller

Verlag: Ludwig Buchverlag

Verlagslink: https://www.penguin.de/Buch/Die-Weisheit-der-Fuechse/Dag-Frommhold/Ludwig/e569329.rhd

ISBN: 978-3-453-28134-9

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