Wie isst man ein Mammut? In 50 Gerichten durch die Geschichte der Menschheit

Buchvorstellung

Die Frage, wie man aus einem viereinhalb Meter hohen und bis zu 15 Tonnen schweren Steppenmammut ein schmackhaftes Familienessen zaubert, stellt sich seit mehreren tausend Jahren nicht mehr. Dabei war es für unsere hungrigen Vorfahren ein langer Weg dorthin, denn lange schlugen sich sie als eher unauffällige Schnorrer durch die Savanne, welche sich bei den Essensresten der großen Raubkatzen an der Spitze der Nahrungskette bedienten und manchmal selbst auf dem Speisezettel standen. Über entbehrungsreiche Jahrtausende kreiste nahezu ihr sehnsüchtiges Denken um die Frage, wie sie Essen beschaffen, zubereiten und bevorraten können. »Diese Menschen entwickeln sich zu extrem erfolgreichen Jägern, deren unbekümmerte carnophile Einstellung vermutlich dafür sorgte, dass die Spezies der Mammuts, Hirschelche und Riesenfaultiere aussterben«, so Seeburg.
»Zwei Dinge braucht es für eine Küche: eine Hitzequelle und Geräte, mit denen man verkleinern und zubereiten kann. Und dann muss noch jemand die Zutaten besorgen«.

Die immer wieder auftretenden Klimaveränderungen beeinflussten die Entwicklung vom nomadisch umherstreifenden Jäger und Sammler zum sesshaften Bauern. »Nicht wir haben den Weizen domestiziert, der Weizen hat uns domestiziert.«
»Das Brot ist fertig, es sind flache, harte Fladen. Man muss sehr vorsichtig in dieses frisch gebackene Brot beißen, ansonsten könnte einem ein scharfer Schmerz ins Zahnfleisch schießen. Denn alle Spelzen werden so gut wie nie erwischt. Diese winzigen Dinger sind ungewöhnlich hart und spitz und können empfindliche Verletzungen im Mundraum verursachen – noch so ein Ärgernis des Neolithikums. Und so sinkt der Mensch nach etwa fünfunddreißig Jahren auf dieser Erde ins Grab. Er hat sein Leben lang hart gearbeitet und nicht besonders gut gegessen. Und doch sei das er Anfang von allem, was wir heute sind.«

Was wir essen und wie wir essen, ist das existenziellste Bedürfnis von uns Menschen und doch mehr als bloße Nahrungszufuhr. Unsere Speisen bilden ein soziales Fundament und stiften Gemeinschaft. In ihnen zeigen sich Identität, Fürsorge und Gastfreundschaft, Sünde, Selbstkontrolle und Verführung, Macht oder auch Ohnmacht unseres ambivalenten Daseins zwischen Hunger und Völlerei auf diesem Erdenknödel. Das heiligste Ritual der Christen ist das Abendmahl, welches für Katholiken zu den sieben Sakramenten gehört, da sie glauben, dass Jesus Christus in diesem Moment wirklich in der Hostie und dem Wein bei ihnen ist.

»In der Geschichte der Menschheit wird Essen immer wieder rituell aufgeladen. Das funktioniert auch deshalb so gut, weil der Mensch nun einmal essen muss, um zu überleben. Essen ist so eng mit unserer Existenz verknüpft, dass der Sprung zum Ritual, das zunächst einmal einen sich ständig wiederholenden Vorgang bezeichnet, ein kleiner ist.«

Es ist ein oftmals gaumenwässernder Genuss Uta Seeburg in 50 Gerichten durch die Geschichte der Menschheit zu folgen und zu beobachten, wie sich der Mensch, »jenes wenig vielversprechende Geschöpf«, an die Spitze der Nahrungskette kocht, denn »er kann als einziges Lebewesen auch alles weitestgehend genießbar machen, durch Kochen, Schmoren, Marinieren, Fermentieren, you name it

Die 50 mit Sprachgenuss und trockenem Humor beschriebenen Gerichte, sind ein All-you-can-eat-Infotainment literarischer Häppchen durch die kulinarische Kulturgeschichte. An Beispielen für nachweislich populären Quatsch kann ich fast nur die Behauptungen nennen, dass immer mehr Menschen hungern oder Viehhaltung das Klima negativ beeinflusst.

Die Geschichten beginnen bei der das nackte Überleben sichernden einfachsten Nahrung und enden nicht bei den Futuristen, die davon träumten, dass sich die Menschen von Radiowellen ernähren sowie dem hochverarbeiteten Designerfood unserer Zeit, sondern der Sehnsucht nach dem Erlebbaren und Handgemachten aus den kleinen lokalen Manufakturen. Wie bei einem Buffet kann man sich entweder chronologisch oder querfeldein durch das Thema Essen schlemmen, welches das grundlegendste und sinnlichste ist.

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Uta Seeburg

UTA SEEBURG arbeitete jahrelang als Redakteurin für die Zeitschrift ARCHITECTURAL DIGEST. Dort berichtete sie über Design und Reisen, verfasste zudem zahlreiche kulinarische Essays. Heute widmet sich die promovierte und Autorin historischer Kriminalromane ganz dem Schreiben von Büchern. Auf ihrer interaktiven Webseite www.utaseeburg.de gibt sie Einblick in ihr Werk.

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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe sowie Becher aus Emaille und Porzellan. Kontaktmail für Anfragen siehe Impressum.

Titel: Wie isst man ein Mammut? In 50 Gerichten durch die Geschichte der Menschheit

Autorin: Uta Seeburg

Verlag: DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG

Verlagslink: https://www.dumont-buchverlag.de/buch/seeburg-wie-isst-man-ein-mammut-9783832182946/

ISBN: 978-3-8321-8294-6


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