Bierlied

von F. W. Bernstein Im schönsten Bierglasrunde,da schäumt ein blondes Biernicht weit von deinem Munde.Das Bier das will zu dir. Es will den Durst dir stillenmit Hopfen und mit Malz.Sei du dem Bier zu willen:Schütt es dir in den Hals. * F. W. Bernstein F. W. Bernstein (* 4. März 1938 in Göppingen; eigentlich Fritz…

Tischreden

von Ludwig Thoma Mein Freund, bedenke dieses wohl:Das Essen und der Alkohol,Indem wir uns daran erlaben,Erwecken uns die Rednergaben.Dann steht der Mensch, klopft an das GlasUnd sagt wohl dies und sonst noch was,Doch äußerst selten etwas Gutes.Der Kreislauf des beschwerten Blutes, Verdauung und der MagensaftSind hinderlich der Geisteskraft.Und im Gehirn entstehen Blasen,Und alle Worte werden…

Einkaufsblues

von Christian Maintz Neulich abend ist’s gewesen,Hier ums Eck, bei Edeka,Als ich hinterm Aufschnitt-TresenDich, du Holde, stehen sah. Weihnachtsengelblonde Locken,Bernsteinaugen, Erdbeermund –Himmel, war ich von den Socken,Dachte: Donnerwetter! und: Wird das Schicksal uns vereinen?Enden meine Seelenpein?Süßer Blick! Er traf den meinenUnd du sprachst:„Was darf’s denn sein?“ Wardst du meiner Liebe inne?Ach, du lächeltest kokett!Beinah schwanden…

Es wird mit Recht ein guter Braten

von Wilhelm Busch Es wird mit Recht ein guter BratenGerechnet zu den guten Taten;Und daß man ihn gehörig mache,Ist weibliche Charaktersache. Ein braves Mädchen braucht dazuMal erstens reine Seelenruh,Daß bei Verwendung der GewürzeSie sich nicht hastig überstürze.Dann, zweitens, braucht sie Sinnigkeit,Ja, sozusagen Innigkeit,Damit sie alles appetitlich,Bald so, bald so und recht gemütlichBegießen, drehn und wenden…

Aus dem Liebesleben der Tiere – Heute: Das Rhinozeros

von Christian Maintz I Der Nashornbulle WaldemarBenimmt sich ziemlich sonderbar: Er schnauft und brüllt und rammt voll ZornSein ellenlanges Nasenhorn In jeden Baum, der ihm begegnet,Worauf es Kokosnüsse regnet. Warum er tobt? Warum er klagt?Er hat heut Nacht im Bett versagt. Zwar sprach das Nashornweibchen mild: „Mein Lieber, das ist halb so wild, Das kann…

Der Wein war ein Gedicht

von Fritz Eckenga Kartoffeln schälen,Möhren schaben, derweil mich schon am Weißen laben.Fisch beträufelnund gelassenden Roten abseits atmen lassen. Tomaten vierteln,Schoten waschen,na gut – nochmal vom Weißen naschen.Fischbett machen,Ofen wärmen,vom Bukett des Roten schwärmen. Fisch ins Bett,Bett ins Rohr,schmeckt der Weiße nach wie vor?Durchaus! Chapeau!War auch nicht billigDer Rote riecht extrem vanillig. Geiter Zwang – Quatsch:…

Seefischküche

von Hans Leip* 1893; † 1983 Da schwang ein brauner Brutzelduft,und mir befahl mein Magen,mich aus der Straßen Hungerluftin das Lokal zu wagen. Da sah ich auf dem MarmortischButt, Knurrhahn, Stör und Quappen,Steinbeißer, Goldbarsch, Katzenfischstill durcheinander schwappen. Das roch nach See, das roch nach Salz,nach silbergrauen Weiten.Und weiterhin roch es nach Schmalz,nach Mahlzeit und Bereiten….

Sitting Küchenbull

von Wiglaf Droste I´am gonna sing: hey Zwiebelring, auch du, my little chicken wing, swing her zu mir, zu Mutter. I wanna shout out Sauerkraut, yeah, shout it loud and shout it proud: Ich spare nicht mit Butter. Cry me a river Spiegelei, auf einem Berg Kartoffelbrei I do it mit Spinat. Yes, I will…

Von der Kartoffel

von Günther Eich Von der Kartoffel lasst uns singen, der edlen Knollenfrucht, lasst emsig uns ins Erdreich dringen, wo man dergleichen sucht! Ja, lasst uns loben alle Sorten, sie mögen weiß sein oder rot! Gepries’ne Knolle allerorten! Du bist uns wert so wie das Brot! Wenn einst sie in der Pfanne braten, halbieret oder scheibenweis,…

Briefe deutscher Denker – FOLGE I: IMMANUEL KANT

Es freut mich sehr, als kleines Pfingstwunder auf KRAUTJUNKER dieses wunderbare Gedicht von Christian Maintz veröffentlichten zu dürfen. Illustriert wird es von einem ebenfalls großartigen Gemälde, welches Michael Sowa mit dem Titel Lieber lesen! für den Kunstmann Verlag geschaffen hat und das seit Jahren meine Wohnung verschönert. Auf  den ersten Blick überraschend, empfinde die Kombination…

Die Rebhuhnjagd

von Christian Maintz Ich ging im Walde So kreuz und quer; Ein Rebhuhn zu jagen, Das war mein Begehr. Ich fand ein Rebhuhn Im dunklen Tann Und legte eilig Die Flinte an. Ich wollte schießen, Da sprach es leis: „Du lieber Jäger, Komm, lass den Scheiß!“ Es bat so innig, Da gab ich auf; Ich…

Aus dem Liebesleben der Tiere – Heute: Das Wildschwein

von Christian Maintz Im Schwarzwald haust, bei Badenweiler, Ein kapitaler alter Keiler. Er streift allein durch Feld und Forst, Sein Name aber lautet: Horst. Der Keiler Horst hat zwei Int’ressen: Am Tage schlafen, nächtens fressen. Doch naht im Herbst die Brunft des Schweins, Dann will der Keiler nur noch eins: Ihr ahnt es schon? Na…