Ernte in Zipplingen

von Vincent Klink Wie gelähmt stand ich da und sah an mir hinunter. An der speckigen Lederhose, an den Schenkeln entlang, die an Haselnussstecken erinnerten, vorbei am aufgerissenen Knie kullerte ein Rinnsal, das sich in seltsame Stiefeletten ergoss, die alten Schnürstiefel meines größeren Bruders, die ihm zu klein geworden waren und auch mir schon unerträglich…

Kannibalisch wohl

von Vincent Klink Kein schlechter Tag dieser erste März 1991. Wenige Tage zuvor war eine Vespa in meinen Besitz gelangt, und dieses Vehikel musste ausprobiert werden. Also los auf große Fahrt. War es der Weg, meine romantischen Anwandlungen oder meine Sehnsucht nach dem alten Frankreich? Jedenfalls war mir nach französischen Kalorien, die im Elsass im…

Glocken der Heimat

von Christa Fuchs und Gudrun Harrer „Beidl“ sagt man auf dem österreichischen Lande zum zweitbesten Stück des männlichen Säugetieres – und der Handel damit zum Zwecke des Verzehrs ist verboten. Nicht etwa, weil ein Eiweißschock droht, sondern aus Gründen der „Ethik“. „Selbst wenn man Katze in Tomatensauce, geschmorte Stierhoden oder Armadillowürste aß, immer hatte man…

Hegel & Hegel oder der Geist des Weines

Buchvorstellung von Vincent Klink »„Wenn ich Sie so anschaue, Herr Philosoph“, so hatte es Dr. Schulten-Langen, sein früherer Hausarzt ausgedrückt, „wenn ich Sie so anschaue, Sie hochrühmlicher Mensch, sehe ich Bedenkliches. Ihre Augen stehen hervor, sind gallertartig und trübe. Ihre Hände zittern, Ihr Atem geht unverhältnismäßig schwer. Sagen Sie nichts, es kann gegen Sie verwendet…

Vincent Klink in Thailand: Zuppa Buddha

von Vincent Klink Sehr weit weg von daheim riecht es auf einmal schwäbisch. Es ist Ende Oktober, und in der thailändischen Stadt Ayuthaya, zwei Stunden nördlich von Bangok gelegen, herrscht eine Hitze wie im Dampfbad. Die Klamotten sind zum Auswringen naß. Mir ist von einer Zeitschrift auferlegt, hier die Straßenküchen zu erproben. Das habe ich…

Ein Bauch spaziert durch Venedig

Buchvorstellung von Beate A. Fischer Ein dicker alter weißer Mann bereist mit seiner Frau Norditalien, genauer gesagt Venetien und Venedig. Die ihn begleitende Frau, Eva, seine Tochter spielt in dem Buch eher eine untergeordnete Rolle. Vincent Klink, geboren 1949, Betreiber des Restaurants Wielandshöhe in Stuttgart. Koch und, wie man dem Internetauftritt entnehmen kann, ein sehr…

Das Gastmahl des Trimalchio

von Vincent Klink Neureiche gab es schon immer. Der Protz Trimalchio aber, mit Minderwertigkeitskomplexen beladen, wie das solche Leute grundsätzlich an sich haben, war ein besonderes Kaliber. Was hier berichtet wird, ist nicht irgendeine Fama, sondern stützt sich auf die gesicherten Schriften eines gewissen Petronius, der sein Opus Magnum Satyricon nannte und als Berater am…

Blut und Tochter

von Vincent Klink Es war der erste VW-Golf, ein wirklicher Kleinwagen, eine viereckige Kiste und das Jagdfahrzeug meines Vaters. Grünmetallic war er letzte Schrei, eigentlich war es eher eine Art Türkis, was der Papa Amigrün nannte. Der Wagen war noch schmaler als die Serienmodelle. Links und rechts fehlten die Zierleisten, Türgriffe waren auch nicht mehr…

Der Showdown des Monarchen

von Vincent Klink Hinter dem Haus vor der Küchentür war die Jagdstrecke aufgereiht. Zwölf prächtige Ortolane lagen auf einem groben Tisch in Reih und Glied, als warteten sie auf die Abnahme einer Parade. Ortolanen verdankte Beethoven einst den genialen Funken zur fünften Symphonie. Diese hier hatten ausgesungen. Die Tiere waren tot und mehr als doppelt…

Krautsbraten

von Vincent „Iron-Stomach“ Klink Meine Eltern litten unter der Zwangsneurose, den Krieg zwar überlebt zu haben, aber eventuell doch noch zu verhungern. Ich selbst wurde als Kind regelrecht zwangsernährt: „Iss, damit was wirsch!“ hieß die Parole, und dazu wurden noch Nährbier und Lebertran gereicht. Die Wünsche der Eltern habe ich dann über die Jahre mehr…

Von Schampelmännern und Bovisten

Eine Verneigung von Wiglaf Droste Haben Sie es satt, Müller zu heißen, Meier oder Schulze? Möchten Sie nicht lieber ein filziger Milchling sein? Ein Flaschenstäubling? Ein grauer Wulstling? Ein striegeliger Rübling? Ein lila Dickfuß? Ein spariger Schüppling? Ein Judasohr? Eine krause Glucke? Ein kegeliger Saftling? Eine Toten-Trompete? Ein duftender Leistling? Ein gemeiner Stinkschwindling? Oder ein…

Wem Gott will rechte Gunst erweisen

von Fanny Müllerfür Florian und Elfriede C. Im November ging das Schlachten in meinem Heimatdorf los, und wir Kinder zogen von einem Bauernhaus zum nächsten, um uns dort ungerührt die quiekenden Schweine anzuhören, was uns deshalb nicht weiter störte, weil man als Landkind Tieren gegenüber eine eher pragmatische Einstellung hat. Schweine, Rinder und Schafe waren…