Auf den Fährten der Big Five: Vier Jahrzehnte Afrikajagd – Ein Insider erzählt

Buchvorstellung

Zu behaupten, das Image von Großwildjägern in Afrika sei in Deutschland schlecht, ist eine groteske Untertreibung. Mäuseknochen im Frühstücksmüslie genießen eine größere Akzeptanz. In Afrika Löwen oder Elefanten zu bejagen steht weiland nicht nur für toxische Männlichkeit, das Fortführen kolonialistischer Traditionen und eine Kultur der Gewalt sondern auch ein reaktionäres Gedankengut, welches in die Mottenkiste der Geschichte gehört.

Liest man nicht nur die sogenannten Mainstream-Medien, sondern beschäftigt sich mit den Publikationen von Jagdgegnern, erhält man den Eindruck, dass Jagdreisende, ebenso wie Rechte, das hassenswerte Böse in Menschengestalt sind. Es sind schon die positiven Ausnahmen unter den Jagdgegnern, welche diese Abartigkeiten mit psychischen Problemen erklären.

Dazu passt, dass das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unter Cem Özdemir nach 35 die Mitgliedschaft der Bundesrepublik Deutschland im Internationalen Jagdrat (CIC) beendete, ohne sich mit seinen Koalitionspartnern abzusprechen. Nach 35 Jahren und die Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) die Einfuhr von Jagdtrophäen verbieten will.
Im April diesen Jahres reagierte Botswanas Präsident Mokgeetsi Masisi auf die Bemühungen der Bundesregierung mit diesem Trophäenimportverbot die Jagd im Ausland zu delegitimieren und bot speziell Steffi Lemke an, 20.000 Elefanten nach Deutschland zu schicken. In Botswana ist kein Platz für sie, der Jagdtourismus finanziert zumindest die verbleibende Wildnis. Sofern wir die grauen Riesen frei durch Deutschland streifen lassen, können wir aus erster Hand unsere Erfahrungen damit machen, wie es ist, unter ihnen zu leben. Der namibische Minister Shifeta warf der deutschen Politik im März „einseitiges, widerrechtliches und neokolonialistisches Verhalten“ vor.

Auch viele Zeitgenossen, die nicht ganz so verbohrt wie diese Jagdgegner sind, stellen sich bekennende Afrika-Großwildjäger als geltungssüchtige und gewaltaffine Machos vor. Im besten Falle handelt es sich um aus der Mode gekommenes Mannsbilder wie Ernest Hemingway.

Dr. Rolf D. Baldus straft alle diese Vorurteile Lügen. Wer dem KRAUTJUNKER folgt, ist schon auf mehrere Buchvorstellungen und Leseproben gestoßen, die ein komplett gegenteiliges Bild zeichnen (siehe: https://krautjunker.com/?s=Rolf+D.+Baldus).

Hier schreibt ein gebildeter und nachdenklicher Herr, der nicht nur in durchorganisierten Kurzurlauben in Afrika jagte, sondern den dunklen Kontinent jahrzehntelang in all seinen wunderschönen und elenden Facetten kennengelernt hat. Die Wiege der Menschheit, die nach seinen Worten zugleich das Paradies« sowie das Herz der Finsternis« ist. Rolf D. Baldus hat sich drei Jahrzehnte lang erfolgreich für den Erhalt von Afrikas Tierwelt eingesetzt, 20 Jahre davon als Profi. Insgesamt blickt er auf vier Jahrzehnte Afrikajagd zurück.
In dieser Zeit, in welcher er unter anderem Löwen und Elefanten jagte, leistete er mehr für den Umweltschutz als all jene, die in sozialen Medien Fotos kulleräugiger Tiere mit dem Kommentar „Ich bin keine Trophäe“ posten. »Wo Wild seinen Wert verliert, wird es ausgerottet, muss es der wachsenden Bevölkerung und den Kühen weichen und wird illegal abgeschossen.« So sind in Kenia durch die staatlich verordnete Abschaffung der Jagd die Wildbestände um zwei Drittel ihres ursprünglichen Bestands reduziert worden. Dies obwohl kein afrikanischer Staat für die Erhaltung seiner Wildtiere mehr Finanzhilfe aus den reichen Industrienationen bezogen hat.

»Hier liegt für den Leser, der die Baldus’schen Erlebnisse in der afrikanischen Natur miterleben darf, die tiefere Bedeutung dieser Jagdgeschichten. Immer wieder führt uns der Autor vor Augen, wie grundlegend wichtig das so genannte „Prinzip der nachhaltigen Nutzung“ für den Erhalt unserer Ökosysteme ist. Wenn man den Landbesitzern – und fast überall in Afrika sind das arme Kleinbauern – das Recht gibt, Wild im wirtschaftlichen Eigeninteresse, im Sinne des „Erntegedankens“ verantwortungsbewusst selbst zu nutzen oder durch zahlende Touristen nutzen zu lassen, dann gibt man ihnen damit auch den Anreiz, es als „lebendiges Kapital“ zu erhalten. Südafrika ist der beste Beweis und das Gegenbeispiel zu den vorgenannten Ländern: Dort haben sich die Wildbestände eben wegen des gezielt geförderten, ökosystemgerechten Jagdtourismus in den letzten Jahrzehnten vervielfacht!
Der Autor hat nur zu recht, wenn er sagt: „Man schützt die Löwen nicht, wenn man nur gut über sie denkt. Man schützt sie jedoch, wenn man mit ihrer nachhaltigen Bejagung Geld verdient und dieses sinnvoll für den Schutz der Großkatzen ausgibt.“
In weit über hundert Zeitschriftenartikeln, Buchbeiträgen und anderen Veröffentlichungen hat Rolf Baldus wissenschaftlich die Prinzipien nachhaltiger Wildtiernutzung in Afrika entwickelt und über seine positiven wie negativen Erfahrungen bei der praktischen Umsetzung berichtet. Hier legt er aber bewusst kein „Sachbuch“ vor. Stattdessen führt er uns mit seinen aufregenden Abenteuern durch den afrikanischen Busch. Hand aufs Herz – wären wir da nicht gerne mit dabei gewesen?«

Auch wenn der Fokus auf Afrika liegt, beginnen die Jagdgeschichten 1969 mit einem Besuch bei einem nach Alberta ausgewanderten Verwandten. Ein 1977 erfolgter Aufenthalt bei Indigenen auf den Philippinen und ein Job im Afghanistan des Jahres 1978 schließen sich an. Engagiert als Berater für landwirtschaftliche Genossenschaften erlebte er die sozialistische Saurrevolution, welche eine 40-jährige Periode des inneren Friedens beendete.

Die Jagdgeschichten sind keine Wortmusik oder Hochliteratur, jedoch flüssig erzählte Erlebnisberichte. Im Gegensatz zu den am Anfang dieser Rezension geschilderten Vorurteilen ist Baldus kein Prahlhans. Er schildert realistisch und mit menschenfreundlichen Humor seine eigenen Unzulänglichkeiten als Jungjäger und das Leben in dysfunktionalen Staaten. Insbesondere die Geschichten über die Buschfliegerei in Afrika haben mich gleichermaßen amüsiert wie entsetzt. Wer jetzt in Auf den Fährten der Big Five hineinschmökern möchte, um sich ein eigenes Urteil zu bilden, lese das Kapitel Auf die Bäume, Ihr Jäger.

Das empfehlenswerte Magazin Jagdzeit veröffentlichte in seiner Podcast-Reihe ein Interview mit Rolf D. Baldus: https://www.jagdzeit.de/podcast/84-dr-rolf-baldus-ein-pladoyer-fur-die-internationale-jagd

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Rolf D. Baldus

Dr. Rolf D. Baldus ist ein deutscher Diplom-Volkswirt und Jagd- und Wildschutzfachmann. Jahrgang 1949, stammt gebürtig aus Gebhardshain im Westerwald und wuchs in ländlicher Umgebung auf. Im Alter von siebzehn Jahren legte er, mehr aus praktischen Erwägungen und Gelegenheit, die Jagdprüfung ab, ohne zunächst dem Waidwerk nachzugehen.
Nach seinem Studium der Volkswirtschaft an der Universität zu Marburg, über das er zu seinem Interesse am Wildtiermanagement kam, war Dr. Rolf D. Baldus, der 1976 über sozialistische Dorfgemeinschaften unter dem ersten tansanischen Präsidenten Julius Nyerere promovierte, als freiberuflicher Gutachter für internationale Entwicklungshilfe-Projekte tätig. Über diese Tätigkeit erhielt er die Gelegenheit, eine Stelle im deutschen Entwicklungshilfeministerium anzutreten, um später ins Bundeskanzleramt zu wechseln und 1987 als Referatsleiter von 1987 bis 1993 nach Tansania zu gehen. Dort war Rolf D. Baldus im Auftrag der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) mit der Sanierung des heruntergekommenen Wildreservats Selous, so benannt nach dem britischen Großwildjäger Frederick Courteney Selous, befaßt.
Danach kehrte er als Berater Helmut Kohls ins Bundeskanzleramt zurück um von 1998 bis 2005, dann als Berater der tansanischen Regierung bei Projekten wie der Unterschutzstellung des Saadani-Nationalparks und des Selous-Niassa-Wildtierkorridors, noch einmal in Ostafrika zu wirken.
Seine Berufslaufbahn klang mit der Tätigkeit im Bundesministerium für Entwicklungszusammenarbeit von 2005 bis 2010 aus. Ehrenamtlich war der Jagd- und Wildschutzfachmann viele Jahre im International Council for Game and Wildlife Conservation (CIC) als Präsident der Kommission für Tropenwild tätig und hat etliche Beiträge und Bücher über Wildschutz- und Jagdthemen in Afrika verfaßte.
Dr. Rolf D. Baldus lebt im Ruhestand in Bad Honnef.

Abb.: Rolf D. Baldus (4. von links) mit Freunden und Elefanten; Bildquelle: Haralds Klavinius

The survival of our wildlife is a matter of grave concern to all of us in Africa. These wild creatures amid the wild places they inhabit are not only important as a source of wonder and inspiration, but are an integral part of our natural resources and of our future livelihood and well being. In accepting the trusteeship of our wildlife we solemnly declare that we will do everything in our power to make sure that our children’s grand-children will be able to enjoy this rich and precious inheritance.
Julius K. Nyerere 1961

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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe sowie Porzellantassen. Weitere Informationen hier.

Titel: Auf den Fährten der Big Five: Vier Jahrzehnte Afrikajagd – Ein Insider erzählt

Autor: Rolf D. Baldus

Verlag: Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG

Verlagslink: https://www.kosmos.de/de/auf-den-fahrten-der-big-five_1111059_9783440178218

ISBN: 978-3-440-17821-8

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Mehr von Rolf D. Baldus auf KRAUTJUNKER: https://krautjunker.com/?s=Rolf+Baldus


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