Interview mit dem Trüffelsucher Christian Gold

Mit der Leidenschaft für das Pilzesuchen infizierte mich vor Jahren ein Freund, nennen wir ihn Oliver. Auf SPIEGEL ONLINE las er vor einigen Monaten einen Beitrag über den Trüffelsucher Christian Gold und sprach mich darauf an. Das folgende Interview mit Christian Gold fand größtenteils im November des Jahres 2016 statt. Die meisten Fragen stellte hier Oliver, wofür ich mich ebenso noch einmal bedanken möchte, wie bei dem Trüffelsucher Christian Gold.  TRUEFFELSUCHER

KRAUTJUNKER: In dem Beitrag >Lehrer auf Trüffelsuche „Da verrotten Millionenwerte“< auf Spiegel Online ist zu lesen, dass Du Gymnasiallehrer für Deutsch und Sport warst und Dir eine einjährige Auszeit nahmst, da Du Dich ausgelaugt fühltest. In dieser Auszeit Im Herbst 2012 hast Du Dich für einen Kurs bei der Mobilen Pilzschule in Niedersachsen angemeldet und dort Blut geleckt, obwohl Dein Hund der schlechteste von allen Trüffelsuchern war. Eine sehr ungewöhnliche Geschichte. Lehrer im Staatsdienst zu sein, gilt vielen Angestellten als beneidenswertes Ziel. Ein unkündbarer Job, bei dem man vormittags recht und nachmittags frei hat, so stellen sich das viele vor. Wie in dem Fluch, dass sich die Träume des Verdammten erfüllen mögen, ist die Realität dann oft eine andere. Aber der Sprung aus dem Staatsdienst, mit dem sicheren und guten Gehalt, in die Ungewissheit der Selbständigkeit, sogar in den Job des Trüffelsuchers, den es in Deutschland eigentlich gar nicht gibt, ist unglaublich mutig und konsequent. Was ging da in Dir vor, als Du vom Klassenzimmer der Oberschule in den Wald gewechselt hast und warum ausgerechnet Trüffel in Deutschland?
TRÜFFELSUCHER: Es war ja kein Ausstieg in dem Sinne. Das erste Jahr meiner Auszeit war ein sogenanntes Sabbatjahr, was heißt, dass ich mir zwei Jahre lang durch Vollzeitarbeit bei 2/3-Gehalt ein bezahltes Urlaubsjahr angespart habe. Ich wusste vorher überhaupt nicht, was ich in diesem freien Jahr anstellen wollte. Alles, was ich wusste, war, dass mich mein Lehrerdasein extrem ausgelaugt hatte und dass ich das Jahr nutzen wollte, um mich nach Alternativen umzusehen. Ich bin dann zuerst mit dem Wohnmobil und Hund nach Italien gefahren. Nach zwei Tagen jedoch kehrte ich um, weil ich nicht das Gefühl hatte, dass mich ein Italienurlaub in irgendeiner Art und Weise weiterbringen würde. Daheim beschloss ich dann, ganz einfach erst einmal meiner Leidenschaft nachzugehen. Das waren Pilze. Ich belegte Kurse und beschäftigte mich 24 Std am Tag mit Pilzen und deren Bestimmung. Dabei bin ich dann auf die Trüffeln gestoßen, was mich sehr faszinierte. Nachdem Winnie, mein Hund sich im Kurs so schlecht angestellt hatte, habe ich mich anschließend selbst hingesetzt und mit ihm anders gearbeitet, spielerischer. Irgendwann hatten wir Erfolg und plötzlich zeigte sich, dass Winnie extrem talentiert war. Er fand innerhalb der ersten zwei Wochen nach seinem Ersterfolg schon 14 verschiedene Trüffelarten. Das kam natürlich meinem allgemeinen mykologischen Interesse sehr entgegen und wir gingen fortan auf Entdeckungstour. Es gab eine ganze unterirdische Welt zu entdecken. Ich bin und war übrigens kein Trüffelsucher im eigentlich Sinne. Das ist in Deutschland ja auch sowieso nicht erlaubt. Ich habe mich von Anfang an auf die gesamte Bandbreite der Trüffeln und nicht nur auf die Speisetrüffeln konzentriert. Zusätzlich gebe ich mein Wissen in Kursen an andere Hundehalter weiter, was auf sehr großes Interesse stößt. Aber hängen geblieben ist für mich seitdem auch ein ganz wichtiges Lebensmotto: „Finde heraus, was deine Leidenschaft ist, übe sie mit ganzem Herzen aus und es tun sich Türen auf“.

KRAUTJUNKER: Nach der kurzen „Klischeeflucht“ nach Italien hast Du dich entschieden, Dich erst mal „Deiner“ Leidenschaft Pilze zu widmen. Dieser Satz hat bei mir ein paar Fragen aufgeworfen:
Kannst du dich an den Moment erinnern? Wenn ja, was für ein Moment war das?
Warum Pilze? Wie kam es dazu? Die klassische frühkindliche Prägung durch einen gutmütigen Opa?
Lieblingspilze? Lieblingsverwendungszweck?
Wann hattest Du zum ersten Mal das Gefühl, das die Entscheidung sich der naheliegender Pilzesucherei zu widmen, etwas Größeres in deinem Leben werden könnte, als ein Intermezzo?
TRÜFFELSUCHER: Nein, ich hatte leider keinen Opa, der mich schon als Kind in die Pilze führte. Das kam bei mir im Studium, lediglich als ein Spontaneinfall mit Freunden. Damals gingen wir völlig ahnungslos, nur mit einem Buch ausgestattet, zum Suchen. Wir fanden – heute stehen mir die Haare zu Berge – eine gute Handvoll weiße Pilze und saßen dann stundenlang am Tisch und identifizierten sie mittels Buch als Anisegerlinge Schließlich aßen wir sie sogar. Zwei von uns wurden nachts aber dann nervös und steckten sich den Finger in den Mund. Ich weiß bis heute nicht, was wir damals gegessen hatten, aber so ging es los. Ich ging immer mal wieder und langsam aber sicher eignete ich mir etwas Wissen an. Irgendwann kannte ich etwa 10-15 Speisepilze. Das war dann auch der Stand, als ich in mein Sabbatjahr ging. Durch das Mitlesen in Pilzcommunities entstand ganz schnell ein richtiges Fieber. Ich ging dreimal am Tag mit Hund in den Wald und fotografierte jeden neuen Pilz, nahm ihn nach Hause und verglich. Ich nahm mir vor, jeden Tag eine neue Pilzart kennenzulernen. Hypogäen, also unterirdisch fruktifizierende Pilze, lieferte Winnie dazu. Das klappte so auch gut ein Jahr lang, dann wurden es zwangsläufig weniger. Schließlich machte ich die Prüfung zum Pilzsachverständigen der DGfM. Ich esse bis heute gerne Pilze, selbst wenn ich meist nicht aus Fressmotivation in den Wald zum Suchen gehe, sondern eher um Neues zu finden. Die essbaren Pilze sind meist nur der Beifang. Ich liebe Anischampignons und deren Geschmack nach Marzipan. Und Schwefelporlinge, Chicken of the woods. Eine Krause Glucke ist auch immer wieder ein Geschmackserlebnis.

KRAUTJUNKER: Die seltene Begabung Deines Hundes Winnie, viele verschiedene Trüffel aufspüren zu können, anstatt sich nur für wenige zu begeistern, passt ja perfekt zu Deiner Leidenschaft am Bestimmen von Arten. Das soll ein Zufall sein? Denn im Gegensatz zu den meisten menschlichen Trüffelsuchern verfügst Du auch über ein überdurchschnittliches Interesse an der Vielfalt. Hast Du ihn vielleicht früh unbewusst geschult möglichst Verschiedenes zu finden? Und ist das ein Einzelbegabung oder glaubst Du das auch andere Hunde Trüffelgeneralisten sein können?
Du hast ja den vollkommen nachvollziehbaren Traum eine unbekannte Art zu entdecken. Schon eine Idee wie die Trüffel dann heißen soll?
TRÜFFELSUCHER: Nein, das dürfte höchstwahrscheinlich kein Zufall sein 😉 Das Schicksal weiß schon, was es mit einem vorhat. Das soll jetzt nicht esoterisch klingen (könnte man aber auch so verstehen, wenn man will), aber es ist einfach so, dass das Leben nun einmal eine Wechselwirkung zwischen dir als Person und der Umwelt und den Mitlebewesen ist. Manchmal läuft das ganz subtil ab, manchmal sehr offen. Das gilt natürlich für alle Lebensbereiche. Im konkreten Fall hat Winnie sicher an meiner Reaktion beim Fund von jeweils neuen Arten meine Freude darüber gespürt und somit in diese Richtung weitergesucht. Ich denke, dass prinzipiell alle Hunde Trüffelgeneralisten sein können. Manche Hunde allerdings handeln (wie bei den Menschen ja auch) zweckorientierter. Sie suchen nur das, was ihnen selbst schmeckt. Andere mögen diese stinkenden unterirdischen Knollen gar nicht, suchen sie aber für den Halter bzw. für die Belohnung. Winnie zum Beispiel wird nur mit Ball belohnt. Wenn ich ihn zum Suchen animieren will, werfe ich zuerst zwei dreimal den Ball und dann stecke ich ihn weg und sage „Such !“. Also düst er los, holt schnell so eine blöde Knolle und schmeißt sie mir hin, dass er endlich wieder seinen Ball haben kann. Mein anderer Hund, Milano, ist dagegen fressmotiviert. Anfangs vor allem musste ich schnell sein, dass er die Trüffel nicht einfach auffrisst. Inzwischen bringt er mir aber vor allem große Knollen über 50 Meter und gibt sie mir in die Hand, weil ihm die Leberwurst halt doch besser schmeckt. Bemerke ich das allerdings nicht (weil ich z.B gerade mit Winnie beschäftigt bin), genehmigt er sich dann schon auch ein Stückchen von der Trüffel. Und noch eins, und noch eins 🙂 eine neue Trüffelart zu finden, ist nicht so einfach. Vor allem muss man erst einmal in langwierigen Untersuchungen bemerken, dass es eine neue Art ist, die noch nie beschrieben wurde. Es gibt auch leider kein Standardwerk, in dem alle diese Arten verzeichnet sind. Abgesehen davon sind dazu auch genetische Untersuchungen nötig, zu denen ich momentan noch nicht in der Lage bin. Möchte aber mittelfristig Kontakt aufnehmen zu Stellen, die das machen. Ich habe schon eine Art gefunden, die bis heute nicht zuverlässig bestimmt ist, es fehlen aber weitere Fruchtkörper, um daran weiterzuarbeiten. Normalerweise werden neu beschriebene Arten entweder nach einem Merkmal benannt (zB Tuber puberulum → flaumhaarige Zwergrtüffel nach lat. puber: Knabe) oder zu Ehren eines Mykologen (z.B. Hymenogaster bulliardii → Bulliards Erdnuss). Mir würde Tuber winnii gut gefallen – Winnies Trüffel. Da gäbe es aber dann vielleicht eine gewisse Verwechslungsgefahr mit den braunen Trüffelchen, die er normalerweise täglich produziert. 🙂

KRAUTJUNKER: Der Krautjunker schaut ja eher aus einer kulinarisch-romantischen Perspektive auf den Trüffel, während Deine Sichtweise vielleicht mehr biologisch-analytisch geprägt ist, weswegen die nächste Frage Dir vielleicht etwas unsinnig vorkommen mag: Welches war bisher Dein archaischstes und emotionalstes Trüffelerlebnis?
TRÜFFELSUCHER: Archaisch und emotional… schwierig. Aber doch, eine der Fähigkeiten bei der Trüffelsuche, die man erst nach einiger Zeit erlernt, ist das Auge, das Auge für die Trüffel, den Fruchtkörper, der beileibe nicht jedesmal automatisch vom Hund angezeigt wird. Sehr häufig wirft der Hund beim Graben die Knolle nach hinten aus und findet sie dann nicht mehr. Manchmal muss man dann auch ohne Beute weitergehen, gerade wenn die Trüffeln sehr klein sind. In meiner Anfangszeit, als ich das Auge noch nicht hatte, kam es sehr häufig vor, dass ich irgendwelche rundlichen, pflanzlichen, mineralischen Naturprodukte (wie buchekcer oder Erdbollen) in der Hand hatte, daran roch und sie auch aufschnitt. Und wie der ein oder andere jetzt vielleicht auch schon ahnt, musste ich gelegentlich sogar froh sein, wenn es nur rein pflanzlich war und nicht…. ähm….. ARCHAISCH 🙂 So ein Wildschweinköttel schaut einer Trüffel verdammt ähnlich !!!

KRAUTJUNKER: Mit dem Hund in den Wald, den Trüffel in den Händen halten, den Standort analysieren, die Umstände dokumentieren und wenn möglich des Abends den Trüffel noch lecker verspeisen. Das ist alles total nachvollziehbar, auch wenn der letzte Teil fehlen sollte. Aber Du musst ja anscheinend auch zahllose Stunden am Mikroskop verbringen, um die verschiedenen Arten zu bestimmen. Macht Dir das etwa Spaß und falls ja,…wie sehr im Verhältnis zum Suchen und Sammeln?
TRÜFFELSUCHER: Nun ja, die Mikroskopierarbeit macht mir nicht wirklich Spaß. Es gibt andere Menschen, die verbringen Stunden damit, jeden Mümeter einer Trüffel durchzumikroskopieren. Ich bin da eher schlampig. Ich will wissen, wie das Ding heißt und wenn es ein besonders seltenes Exemplar ist, dann mikroskopiere ich schon mal weiter. Aber eigentlich ist das nicht meine Lieblingsbeschäftigung. Dementsprechend schaut auch mein Mikroskop aus: staubig 🙂

KRAUTJUNKER: Da Du schon bei den Hunden mit Deinen Straßenmischungen einen anderen Weg gegangen bist, als andere Trüffelexperten, gibt es Deiner Meinung nach noch andere Tiere, welche sich für die Trüffelsuche eignen könnten?
TRÜFFELSUCHER: Bekannt ist ja, dass vor allem Schweine sich gut für die Trüffelsuche eignen. Sie sind halt nicht so gut erziehbar und fressen das, was sie im Maul haben, dann auch auf. Ich habe schon gehört, dass jemand mit Katzen erfolgreich nach Trüffeln gesucht hat. Ich könnte mir vorstellen, dass man aber auch Ratten und Krähen sehr gut dahingehend konditionieren könnte. Sind ja beides sehr intelligente und soziale Tierarten. Wenn ich mal den Platz habe, werde ich mir auf jeden Fall einen Hof mit einigen Tieren mehr einrichten.

KRAUTJUNKER: Du erwähnst einen „hundelosen“ Trüffelsucher. Ist das ein Mensch, der sehr gut riechen kann, oder jemand der „sieht“ wo ein Trüffel wächst?
TRÜFFELSUCHER: Die hundlosen Trüffelsucher kratzen einfach mit einer Harke den Wurzelbereich von Bäumen auf und mit der Zeit entwickeln sie eine Art Intuition dafür, wo es Hypogäen gibt, so dass sie grob geschätzt bei jedem fünften Versuch erfolgreich sind. Natürlich sind die nicht alle essbar, meistens sogar keine einzige dieser Arten.

KRAUTJUNKER: Warum verwendest Du deutlich weniger verbreitete, weibliche Bezeichnung für den Trüffel?
TRÜFFELSUCHER: Ich habe ja Germanistik studiert, deshalb habe ich mich auch schon damit auseinandergesetzt, ob das Nomen ‚Trüffel‘ weiblich oder männlich ist. Laut Duden sind beide Formen möglich, hochsprachlich ist die weibliche Form, während die männliche eher umgangssprachlich ist. Wichtig ist nur, dass man dann auch die richtige Pluralform verwendet. Sagt man „die Trüffel“, dann muss man die Mehrzahl „die Trüffeln“ verwenden; sagt man „der Trüffel“, ist der der Plural „die Trüffel“. Somit ist bei der männlichen Form auch der Plural nicht mehr eindeutig erkennbar. Ich habe mir die weibliche Form angewöhnt.

KRAUTJUNKER: Welches ist Deiner Meinung nach der leckerste Trüffel und das beste Trüffelgericht? Warum?
TRÜFFELSUCHER: Die leckerste Trüffel ist meiner Meinung nach die Karthäusertrüffel (Leucangium carthunisiam), die auch in den USA im großen Stil gehandelt wird. Man findet sie unter Douglasien, leider nicht sehr häufig. Sie riecht für meine Begriffe nach Wassermelone und hat einen ganz eigentümlichen Geschmack.

KRAUTJUNKER: Würdest Du auch fremde Hunde in die „Trüffelausbildung“ aufnehmen, oder einen Hund, welchen Du geschult hast, verkaufen? Falls ja, was kostet so ein Hund?
TRÜFFELSUCHER: Ich hatte einmal geplant, Straßenköter aufzunehmen, sie auszubilden und weiterzuvermitteln. So bin ich zu Milano (und seiner Schwester) gekommen. Als ich ihnen das wichtigste beigebracht hatte, hatte ich sie so lieb gewonnen, dass ich Milano behalten habe und seine Schwester Nelli nur unter vielen Tränen an einen sehr guten Freund weitergegeben habe. Die Menschen, die mich damals angerufen hatten, haben Hunde nur als Gebrauchsgegenstände angesehen, das hörte man aus dem Gespräch heraus. So jemandem würde ich nicht meinen Hund anvertrauen. Deshalb habe ich das wieder aufgegeben, sonst hätte ich jetzt wahrscheinlich ein Dutzend Hunde 🙂

KRAUTJUNKER: Wie habe ich mir eine „Trüffelplantage“ vorzustellen? Es gelingt ja mal gerade so Standardpilze wie Steinpilz und Pfifferling über Jahre an gleichen Orten zu finden, aber auch nur wenn sich die Umwelteinflüsse nicht sehr stark verändern. Wie soll man dann bei unterirdischen Pilzen „zerstörungsfrei“ den Erfolg der Plantage einschätzen und diesen somit beeinflussen?
TRÜFFELSUCHER: Man kann bei einer Plantage, in der mit Trüffelmyzel beimpfte Bäumchen gesetzt wurden, den Mykorrhizierungsgrad der Wurzeln untersuchen und dadurch darauf schließen, dass Fruchtkörper entstehen. Dies dauert etwa 4-10 Jahre. Geerntet werden sie dann, wenn sie reif sind, mit Hunden, die durch die Plantage stöbern. Diese werden dann ganz früh, schon beim ersten Zeichen, belohnt und man gräbt dann selbstständig vorsichtig weiter, so dass die Trüffel nicht beschädigt wird. Das Wachstum eines Trüffelfruchtkörpers in einer tragenden Plantage dauert dann nur wenige Wochen. Wenn ein Fruchtkörper gefunden wird, ist wenige Zentimeter daneben schon der nächste im Wachstum. So geht das dann das ganze Jahr. Wenn man Glück hat.

KRAUTJUNKER: Oder kann mein einen geernteten Trüffel wieder einsetzen und weiterwachsen lassen?
TRÜFFELSUCHER: Eine geerntete Trüffel wächst nicht weiter, wenn man sie zurücklegt. Sie ist aber noch in der Lage sich zu vermehren, indem sie gefressen wird, so dass die Sporen verbreitet werden.

KRAUTJUNKER: Du schreibst das der Gesetzgeber davon ausgeht, dass es in Deutschland keine Trüffel gibt und man diese deswegen nicht sammeln darf. Ich glaube nicht dass irgendwo schriftlich festgehalten wurde, dass in Deutschland keine Wombats gejagt werden dürfen, aber die gibt es ja auch nicht. Das Verbot muss also auf einer zumindest vermuteten oder historisch belegten Population basieren, oder?
TRÜFFELSUCHER: Es ist ja historisch belegt, dass in Deutschland im 19.Jahrhundert zahlreich Trüffeln gefunden wurden. Dieses Wissen ist nur über die letzten hundert Jahre verloren gegangen. 1986 wurde die jetzige Bundesartenschutzverordnung festgelegt. Es ist unklar, wer daran beteiligt war und wie die Trüffeln da reinkamen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass jemand, der sich nicht damit auskannte, einfach annahm, dass diese selten seien. Höchstwahrscheinlich wurden aber auch einfach alle Pilzarten, die kommerziell nutzbar wären, in die Verordnung aufgenommen. Dies finde ich auch sinnvoll. Für Steinpilz, Morchel und Pfifferling gibt es aber eine Ausnahmeklausel, dass sie für den Eigengebrauch in geringer Menge gesammelt werden dürfen. Dies wünschte ich mir für die Trüffel auch.

KRAUTJUNKER: Wann wurde das erste Mal der Trüffel als „Nutzpflanze“ erwähnt und für welchen Zweck?
TRÜFFELSUCHER: Hierzu habe ich keine gesicherten Informationen.

KRAUTJUNKER: Großartig, dass es Dir gelang, Straßenhunde dafür auszubilden, die seltenen und kostbaren Trüffel zu suchen. Aber warum trainiert man Hunde nicht auch gleich darauf, leckere und vergleichsweise schwer zu findende Morchel im Frühling oder Steinpilze im Sommer zu finden? Diese Pilze sind den meisten Hobby-Köchen vertrauter und es bestehen nicht so komplizierte Gesetze, die das Sammeln behindern.
TRÜFFELSUCHER: Es ist in der Tat möglich, seinen Hund auch zum Pilzsuchhund zu machen, ich habe das schon probiert. Allerdings ist es nun so, dass der Hund normalerweise Radien von etwa 30-50 Metern läuft. Wenn man in einem Steinpilzgebiet steht, braucht man doch keinen Hund mehr, der einem die Riesendinger zeigt. Man müsste den Hund dazu ausbilden, dass er einen -am besten noch im Auto sitzend- in ein Steinpilzgebiet lotst 😉 sinnvoller ist das schon eher bei Morcheln, weil diese doch oft ziemlich versteckt sind. Hier ist dann allerdings das Problem, dass die oberirdischen Probleme eine deutlich ausgeprägtere Saison haben, so dass man -Beispiel Morcheln- nur zwei drei Monate im Frühling hat, um mit dem Hund zu üben und danach hat er ein Jahr Pause. Aber prinzipiell ist das schon möglich. Ich persönlich will allerdings im Wald auch noch etwas zu tun haben und auf den Spaß am Suchen und Entdecken nicht verzichten. Wir haben ein klares Teamwork: die Hunde suchen unterirdisch – ich oberirdisch.

KRAUTJUNKER: Vielen Dank für Deine freundlichen Auskünfte und weiterhin viel Erfolg auf Deinem Weg im Wald!

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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe.

KRAUTJUNKER

Website des Trüffelsuchers Christan Gold: http://www.trueffelsuche.de/

Artikel auf SPIEGEL ONLINE: http://www.spiegel.de/karriere/ein-lehrer-steigt-aus-trueffel-suchen-statt-deutsch-unterrichten-a-930012.html

Vincent Klink über Trüffel auf KRAUTJUNKER: https://krautjunker.com/2016/11/10/schwarze-diamanten-trueffel-tuber/comment-page-1/

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