Doppelbüchse Blaser S 2

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von Norbert Klups

Aufmachung
Die S 2 von Blaser ist eine moderne, zeitgemäße Doppelbüchse mit zahlreichen Innovationen in Side-by-Side-Bauweise. Die Waffe kam 2002 auf den Markt. Der mattgrau eloxierte Leichtmetallkasten trägt in der Ausführung Luxus, wie unsere Testwaffe, eine geschmackvolle Arabeskengravur. Das im Blaser Q-Verfahren behandelte Laufbündel hat ein samtartiges, schwarzes Finish. Mit 50 Millimeter Breite sowie 55 Millimeter Höhe ist der Kasten schon beinahe zierlich, zumal die Kastenhöhe durch die hochliegende Visierschiene bestimmt wird.

Abb.: Die Blaser S2 in der Ausführung Luxus

Laufbündel
Die Läufe sind in einen Monoblock gefasst, der sich oben nach hinten fortsetzt und dort die Verriegelungskulisse für den Kippblock bildet. Der Monoblock nimmt außerdem die Verriegelungsnuten für die Blaser-Sattelmontage auf. Die eigentlichen 57,5 Zentimeter langen Kugelläufe wurden in Führungsrohren (Mündungsdurchmesser 18,5 Millimeter) zum Teil verlötet. Beide Läufe sind voneinander unabhängig und liegen frei. Der Zwischenraum ist mit einer schwarzen Gummiblende ausgefüllt. Auf den Führungsrohren steckt eine Mündungsbrille. Die Mündung des linken Laufes wird in einer Kunststoffbuchse gelagert. Beim rechten Lauf findet sich eine Mündungsverstellung, die 3 Anlagepunkte hat und mit Inbusschlüssel bedient werden kann. Beide Kugelläufe können sich frei ausdehnen. Sie können völlig unabhängig voneinander geschossen werden. Weder Reihenfolge noch Zeittakt spielen eine Rolle. Das Warmschussverhalten ist unproblematisch. Es können mehrere Schüsse schnell hintereinander abgegeben werden, ohne dass sich die Treffpunktlage verändert. Die Waffe besitzt eine mittige, schmale Visierschiene mit ausgeprägten Sätteln für die offene Visierung. Die weite, flache Schmetterlingskimme wurde mit weißem Mittelstrich ausgestattet. Das höhenverstellbare Korn besteht aus einer hellroten Halbperle.

Abb.: S2 in Safari-Ausführung

Verschluss
Blaser benutzt einen stabilen Kippblock-Verschluss, der auf Franz Jäger zurückgeht. Laufseitig wird der Verschluss durch den Monoblock gebildet, in den die beiden Büchsenläufe weich eingelötet sind. An dem 98 Millimeter langen Hakenstück sind 3 Lappen angelötet, wovon der vordere den Vorderschaft mit arretiert. Der mittlere Lappen stützt das Laufbündel gegen den Scharnierstift ab und der hintere nimmt beim Schließen der Waffe den unteren Schenkel des Verschlussblockes auf. Der obere Teil des Verschlussblockes tritt in die obere Verlängerung des Hakenstückes ein. Bei geschlossener Waffe ist damit das Laufbündel wie bei einer Blockbüchse durch den Block verschlossen. Die Aluminiumbasküle muss keine Rückstoßkräfte aufnehmen. Eine Abziehbewegung des Laufbündels vom Systemkasten findet nicht statt. Der Block lässt sich aus dem Baskül herausnehmen.

Schlosse
Die Büchse ist mit 2 Handspannerschlossen ausgestattet, eine Neukonstruktion ohne Bezug zu klassischen Schlossen, wie dem Anson- oder Blitz-Schloss. Wie beim Blitz-Schloss ist aber das gesamte Schlosswerk auf dem Abzugsblech montiert. Die Energie für die Schlagbolzen wird aus 2 Schraubenfedern bezogen, die in 2 kastenförmigen Behältern mit seitlichen Öffnungen untergebracht sind. Die Kästen fungieren bei diesem System als Schlagstücke. Der Spannschieber auf der Scheibe spannt beim Vordrücken beide Federn über einen einarmigen Hebel. Die Schlagkästen sind mit Tasten versehen, in die dann die Nasen der Abzugsblätter eingreifen. Die beiden Feinabzüge sind auf etwa 1 Kilogramm eingestellt und stehen trocken. Wird bei gespanntem Schlosswerk der Verschluss geöffnet, entspannt die S 2 automatisch. Bei geöffnetem Verschluss ist ein Spannen nicht möglich.

Abb.: Custom-Ausführung der S2 – wer viel Geld ausgeben will, hat hier alle Möglichkeiten.

Schaft
Der Hinterschaft mit langgezogenem Pistolengriff hat einen leichten Schweinsrücken und eine Bayerische Backe mit Falz. Er schließt mit einer Old-English-Gummischaftkappe ab. Am Pistolengriff ist eine schwarze Kunststoffkappe angebracht. Der abnehmbare, biberschwanzförmige Vorderschaft besitzt als Abschluss eine tropfenförmige Kappe aus schwarzem Kunststoff. Der Schaft ist gut geschliffen und auf Hochglanz geölt. Eine scharfe Fischhaut an Pistolengriff und Vorderschaft sorgt für sicheren Halt.

Abb.: Das Hakenstück ist oben für die Verriegelung des Kippblockes verlängert. Der Zugriff auf die Patronenlager ist daher nicht optimal.

Die Blaser sieht auf den ersten Blick klassisch aus. Vom Laufbündel her erinnert sie eher an eine Großwildbüchse. Erst bei näherem Hinsehen sind ihre zahlreichen Feinheiten zu erkennen, wie voneinander unabhängige, frei ausdehnbare Läufe mit Justiermöglichkeit zueinander. Ein extrem starker Verschluss sowie exzellente Abzüge sprechen ebenso für diese Waffe wie sichere Handspanner-Schlosse und hervorragende Verarbeitung. Die 101 Zentimeter kurze Waffe bringt 3,89 Kilogramm auf die Waage.

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Verlagsinformation zum Autor:

Norbert Klups.

Norbert Klups, geboren 1960, besitzt seinen Jagdschein bereits seit 1979. Seit 1984 ist er als freier Mitarbeiter bei verschiedenen Jagd- und Waffenzeitungen für Produkttestberichte aus den Bereichen Waffen, Munition, Messer und Jagdausrüstung tätig. Außerdem ist er Verfasser von 12 Fachbüchern aus dem Bereich Waffen und Munition, Kreisjagdberater und Mitglied des Jägerprüfungsausschusses sowie Schießtrainer für Seminare der RWJ-Akademie.

Deutsches Jagdlexikon: http://www.deutsches-jagd-lexikon.de/index.php?title=Klups,_Norbert

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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER existiert eine Facebook-Gruppe.

die doppelbüchse

Titel: Die Doppelbüchse

Autor: Norbert Klups

Verlag: Heel Verlag GmbH

Verlagslink: https://www.heel-verlag.de/Doppelbuechse.htm

ISBN: 978-3958436312

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Bereits veröffentlichte Leseproben: 

https://krautjunker.com/2019/01/18/die-entwicklungsgeschichte-der-doppelbuechsen-die-vorderladerzeit/

https://krautjunker.com/2019/03/02/die-doppelbuechse-side-by-side-oder-aufgebockt/

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KRAUTJUNKER-Kommentar: „Die Doppelbüchse“ ist Band 2 der Waffenedition von Norbert Klups. Band 1 heißt „Der Drilling“. Leseproben finden sich im Blog.

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