Flintenkaliber

von Norbert Klups

Die Kaliberangabe für Flinten stammt aus England und berechnet sich aus der Anzahl kalibergroßer Rundkugeln, die aus einem englischen Pfund Weichblei (453 Gramm) gegossen werden können. Bei 12 gleichgroßen Kugeln somit das Kaliber 12, bei 16 das Kaliber 16 usw. Geläufig sind die Kaliber 10, 12, 16, 20, 24, 28, 32 und 36, wobei das letzte Kaliber auch .410 genannt wird.

Abb.: Seit dem Bann von Bleischrot bei der Wasserwildjagd werden 10er-Flinten wieder beliebter; Bildquelle: Waffenedition Norbert Klups – Die Flinte

Jagdlich gebräuchlich und sinnvoll sind die Kaliber 12, 16 und 20. Bei den Flinten ist das 12er-Kaliber, heute meist mit 76 Millimeter Hülsenlänge, dominierend, mit Abstand gefolgt vom Kaliber 20, während bei kombinierten Waffen gern 16er-Schrotläufe gewählt werden, um schmalere Kästen zu bauen. Es gibt zwar auch Drillinge und Bockbüchsflinten mit 20er-Schrotläufen, aber das ist nur sinnvoll, wenn auch echte 20er-Kästen gefertigt werden und nicht etwa der 16er-Kasten für das Kaliber 20 eingerichtet wird. Solche Waffen sind dann weder schmaler noch leichter als eine Waffe mit 16er-Schrotlauf. Im Gegenteil: Da in das für 16er-Läufe vorgesehene Hakenstück 20er-Läufe eingeschoben werden, sind diese hinten dickwandiger, was für mehr Gewicht sorgt.

Abb.: Geöffnete Bockflinte; Bildquelle: André Brüggemann aus der KRAUTJUNKER-Facebookgruppe

Echte 20er-Flinten können sehr leicht und elegant gebaut werden. Jägerinnen bevorzugen diese Waffen daher. Wird eine Flinte bei einer Treibjagd den ganzen Tag geführt, sind 400 bis 500 Gramm weniger Gewicht spürbar, eine leichte Flinte daher wesentlich angenehmer zu handhaben. Beim Vorlagegewicht muss sich der Schütze in Zurückhaltung üben. Eine 20/76 mit 40 Gramm Schrotvorlage aus einer 2,7 Kilogramm leichten Flinte zu verschießen, ist alles andere als ein Vergnügen. 28 Gramm Vorlage sind in diesem Fall die beste Wahl.

Abb.: Flintenpatrone als Schmuckstück; Bildquelle: Jutta Stickelbroek aus der KRAUTJUNKER-Facebookgruppe

Neben dem Durchmesser spielt auch die Hülsenlänge eine große Rolle und muss genau beachtet werden. Alte Waffen waren für 65 Millimeter lange Hülsen eingerichtet, sowohl im Kaliber 12, als auch bei 16er- und 20er-Läufen. Später ging man dazu über, die Hülsenlänge und die Patronenlager der Flinten auf 70 Millimeter zu erhöhen, um die Leistung zu steigern. Bei den Kalibern 12 und 20 sind heute sogar 76 Millimeter gebräuchlich. Mit dem Aufkommen der Weicheisenschrote, die mehr Platz benötigen, um das gleiche Vorlagegewicht zu erreichen wie Bleischrotpatronen, ging man beim Kaliber 12 sogar auf 89 Millimeter Hülsenlänge hoch. Moderne 12er- und 20er-Flinten werden heute fast ausschließlich für 76 Millimeter lange Hülsen eingerichtet.

Abb.: Die gängigen Flintenkaliber: 12, 16, 20, 24, 28 und 410; Waffenedition Norbert Klups – Die Flinte
Abb.: Die gängigen Flintenkaliber: 12, 16, 20, 24, 28 und 410; Waffenedition Norbert Klups – Die Flinte
Abb.: Eine 12/67,5 und eine 12/76. Es dürfen immer nur gleich lange oder kürzere Hülsenlängen verschossen werden als auf der Flinte angegeben; Waffenedition Norbert Klups – Die Flinte

Entsprechend vielfältig ist das Angebot an Schrotmunition. Der Käufer muss dabei genau darauf achten, wie lang das Patronenlager der Waffe ist, denn die längeren Patronen dürfen auf keinen Fall aus einem zu kurzen Patronenlager verschossen werden, da dies gefährliche Gasdrucksteigerungen zur Folge hat. Umgekehrt ist es kein Problem, kürzere Patronen aus langen Lagern zu verschießen.

Abb.: Geöffnete Querflinte; Bildquelle: Elmar te Neues aus der KRAUTJUNKER-Facebookgruppe

Fatal ist dabei, dass die nicht verschossene Hülse durch die Sternfaltung kürzer ist als die abgefeuerte Hülse und so eine 70er-Patrone ohne Weiteres in ein 65er-Patronenlager oder eine 76er-Patrone in ein 70er-Lager passt. Beim Schuss wird die Hülse dann geöffnet und die dadurch länger werdende Hülse setzt sich in den Übergangskonus des Laufes, wodurch sie für einen erhöhten Gasdruck sorgt.

Abb.: Flintenpatronen; Bildquelle: Sven Leupold aus der KRAUTJUNKER-Facebookgruppe

Bei Schrotpatronen ist die Hülsenlänge auf der Hülse aufgedruckt. Universell einsetzbar sind Schrotpatronen mit 67,5 Millimeter langer Hülse, die auch aus 65er-Lagern verschossen werden können.

Abb.: Lieblingsbild von der letzten Entenjagd; Bildquelle: Dr. Janine Brunner
@vomWaldindenMund aus der KRAUTJUNKER-Facebookgruppe

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Verlagsinformation zum Autor Norbert Klups:

Norbert Klups.

Norbert Klups, geboren 1960, besitzt seinen Jagdschein bereits seit 1979. Seit 1984 ist er als freier Mitarbeiter bei verschiedenen Jagd- und Waffenzeitungen für Produkttestberichte aus den Bereichen Waffen, Munition, Messer und Jagdausrüstung tätig. Außerdem ist er Verfasser von 12 Fachbüchern aus dem Bereich Waffen und Munition, Kreisjagdberater und Mitglied des Jägerprüfungsausschusses sowie Schießtrainer für Seminare der RWJ-Akademie.

Deutsches Jagdlexikon: http://www.deutsches-jagd-lexikon.de/index.php?title=Klups,_Norbert

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Anmerkungen

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Titel: Die Flinte: Waffenedition Bd.4

Autor: Norbert Klups

Verlag: HEEL Verlag GmbH

Verlagslink: https://www.heel-verlag.de/die+flinte.htm

ISBN-13 : 978-3958436336

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