Die Faszination „Falknerei & Beizjagd“

von Rainer Rätzer

Die häufigste Frage dir mir von Menschen, die ich zufällig während der Beizjagd mit meinen Falken antreffe, gestellt wird ist: „Wo ist denn ihre Falknerei und kann man sich das mal anschauen?“ Gleichzeitig sind sie höchst erstaunt und interessiert von einer einzigartigen Jagd Art, die sie in dieser Form meist noch nicht gesehen haben. Ihre Assoziation zum Thema Falknerei geht oft in Richtung unserer heutigen Show-Falknerei, in denen mit ausgebildeten Greifvögeln ein überwiegend sehenswertes Flug-Programm zur Öffentlichkeitsarbeit gezeigt wird.

Abb.: Wanderfalke (Jungvogel) kurz vor dem Flugtraining auf die Drohne; Bildquelle: Rainer Rätzer

 Bevor ich aber die wirkliche Herkunft der Falknerei & Beizjagd aufzeige, hier eine kurze Vorstellung meiner Person. Mein Name ist Rainer Rätzer, bereits seit Kindesbeinen mit Greifvögeln verbunden und mittlerweile seit über 40 Jahre aktiver Jäger und Beizjäger, Gründer der FALKNEREI & BEIZJAGD-AKADEMIE, ein Lehrgangsträger für falknereiliche Ausbildungen.

 Die Anfänge der Falknerei reichen ca. 3500 bis 4000 Jahre zurück, bis ins zweite Jahrtausend vor Christus. Es ist anzunehmen, dass es die nomadisch lebenden Reitervölker Zentralasiens waren, bei denen der Ursprung der Falknerei und Beizjagd zu suchen ist. Aus dem menschlichen Antrieb des Jagens heraus entstand eine Jagd Art, bei der man mit abgetragenen (ausgebildeten) Greifvögeln, freilebendes Wild in seinem natürlichen Lebensraum bejagt. Die sogenannte Beizjagd – Die Kunst mit Greifvögeln zu jagen.

Abb.: Titelbild des Falkenbuch von Kaiser Friedrich II

 Eine bis heute, in vielen Teilen unserer Welt existierende Tradition und Kultur, die eigens durch die UNESCO, auch hier in Deutschland, zum Immateriellen Kulturerbe ernannt wurde. Eine Kultur, die nur durch die Vermittlung von Wissen und Können, von Mensch zu Mensch weitergegeben werden kann …

Abb.: Start eines Wanderfalken (Jungvogel) zum Jagdflug auf Krähen; Bildquelle: Rainer Rätzer

 In der bereits erwähnten Falknerei, die verbreitet in vielen Regionen anzutreffen sind, wird meist durch eine qualifizierte Öffentlichkeitsarbeit und durch sehenswerte Flugvorführungen mit dafür geschulten Greifvögeln versucht, den Zuschauern diese Faszination näher zu bringen. Hier hat man Einblick in die Vielzahl an heimischen und nichtheimischen Greifvögeln, die falknerisch gehalten werden und im Flugprogramm ihr Können zeigen. Im Gegensatz zur Beizjagd, werden die Greifvögel in diesen Showflügen nicht jagdlich eingesetzt.

Abb.: Wanderfalken-Terzel (Jungvogel) auf erbeuteter Rabenkrähe; Bildquelle: Rainer Rätzer

 Anders bei der ursprünglichen Beizjagd, hier setzt der Falkner seinen abgetragenen Beizvogel jagdlich auf freilebendes Wild, welches ausschließlich dem Jagdrecht unterliegt, ein. Zum Einsatz kommen hier zum einen habichtsartige Greifvogelarten vom sogenannten Niederen Flug wie Steinadler, Habicht, der Wüstenbussard (Harris Hawk), Rotschwanzbussard, der Sperber. Zum anderen sind es die Falken, Beizvögel vom sogenannten Hohen Flug, hier oft im Einsatz der Wanderfalke mit seinen vielen Unterarten, der Gerfalke und auch der Sakerfalke.  

Abb.: Beizhabicht (Altvogel) nach einem nicht erfolgreichen Jagdflug zurück auf der Faust; Bildquelle. Rainer Rätzer

 Die Beizvögel kommen ausschließlich aus Nachzuchten. Behördlich genehmigte Naturentnahmen gibt es in Deutschland nur noch beim Habicht, mit einer entsprechenden Aushorstungs-Genehmigung.

Abb.: Wanderfalke (Jungvogel) nach erfolgreicher Jagd auf der Faust; Bildquelle: Rainer Rätzer

 Je nach Beizvogelart wird Haarwild wie auch Federwild gebeizt (erbeutet, gefangen), überwiegend Hase, Kanin, Fuchs, Fasan, Rebhuhn, Enten, zum Teil Wildgänse, Graureiher oder auch Rabenkrähe, Elster, sowie Wildtauben. Wie bereits erwähnt unterliegt die Beizjagd dem Jagdrecht und die jagdbaren Wildarten können nur zu den festgelegten Jagdzeiten bejagt werden. Nicht nur dem Jagdrecht betreffend unterliegt auch im Allgemeinen die Falknerei und Beizjagd in Deutschland einigen wichtigen gesetzlichen Reglementierungen.

Abb.: Portrait eines Habichts-Terzel (Altvogel); Bildquelle: Rainer Rätzer

 Um diese Passion bzw. Leidenschaft auszuführen und einen Greifvogel falknerisch halten zu können, benötigt man einen Falkner-Jagdschein. Grundlage hierfür ist eine bestandene Jägerprüfung, sowie in vielen Bundesländern geregelt, einen falknereilichen Ausbildungsnachweis, der zur Teilnahme an einer Falknerprüfung berechtigt. Dieser wird in einem Falknerkurs zur Vorbereitung auf die Falknerprüfung absolviert.

Abb.: Habichts-Terzel (Jungvogel) auf der Faust des Falkners beim Beizvogelappell einer Gemeinschafts-Beizjagd; Bildquelle: Rainer Rätzer

 In diesem Kurs erfährt man neben den anderen wichtigen Themengebieten, eine grundlegende Wissensvermittlung für den angehenden Falkner, um eine fach- und sachgerecht falknerische Haltung und Unterbringung, sowie eine verhaltensgerechte Pflege und Fütterung des Beizvogels gewährleisten zu können. Bei der Ausbildung des Beizvogels, das sogenannte Abtragen, welche zielführend schon im Jungvogelalter vorgenommen wird, braucht der Falkner ein tiefes Einfühlungsvermögen, Geduld, Demut und das nötige Wissen wie dieses Abtragen Schritt für Schritt angewendet wird. Ziel dabei ist es, das Vertrauen des jungen Greifvogels zum Falkner und seiner neuen Umwelt zu gewinnen und auszubauen. Man darf nicht vergessen, im Gegensatz zu unseren domestizierten Haustieren, ist und bleibt ein Greifvogel ein Wildtier.

 Letztendlich entscheidet der Beizvogel beim Verlassen des Falknerhandschuhs zu einem Frei- oder zum Jagd-Flug, ob er danach wieder zum Falkner zurückkehrt. Nur wenn diese Vertrauensbindung Beizvogel – Falkner auf Dauer gelingt, wird mit diesen genialen Jägern ein Jagd-Team entstehen, welches sich während der Jagdausübung ergänzt und so letztendlich erfolgreich ist.

Das ist die große Faszination der Falknerei & Beizjagd, atemberaubende Jagdflüge zu sehen und diese Synthese zwischen Beizvogel und Falkner im Zusammenspiel mit der Natur zu erleben.

Abb.: Wanderfalke (Jungvogel) nach erfolgreicher Jagd; Bildquelle: Rainer Rätzer

 Diese eingangs genannte Wissensvermittlung von Mensch zu Mensch, bezüglich einer praktisch ausgeführten Falknerei & Beizjagd, wird in unserer FALKNEREI & BEIZJAGD-AKADEMIE in verschiedenen Möglichkeiten und Methoden weitergegeben. Nicht nur die klassische Ausbildung mittels unserer Falknerkurse zur Vorbereitung auf die Falknerprüfung, auch eine weitergehende Betreuung als Lehrprinz für den Jungfalkner in verschiedenen Plattformen, ist eine Intention unserer AKADEMIE.

Abb.: Wanderfalke (Altvogel) auf erbeuteter Rabenkrähe; Bildquelle: Rainer Rätzer

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Rainer Rätzer

Im gleichen Jahrgang 1961 geboren wie der Jahrhundert-Weinjahrgang, der in die Geschichte des Bordelaise einging. Aufgewachsen in der Richard-Wagner-Festspielstadt Bayreuth, Jahrzehnte lang tätig im Vertrieb und mit der Gründung in 2021 der Falknerschule FALKNEREI & BEIZJAGD-AKADEMIE seine Passion zum Beruf gemacht. Heute gibt er sein Wissen als leidenschaftlicher Jäger und Falkner an interessierte Menschen weiter, die sich zur Falknerei & Beizjagd hingezogen fühlen. Nicht nur die Ausbildung in unseren Falknerkursen zum Jungfalkner, auch darüber hinaus dient die AKADEMIE für eine weitere Betreuung nach bestandener Falknerprüfung.

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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe sowie Becher aus Emaille und Porzellan. Kontaktmail für Anfragen siehe Impressum.

Bildquellen dieses Blogbeitrags: Rainer Retzer

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