Schwarzwild: Welche Rolle spielt der menschliche Geruch?

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von Siegfried Erker

Der Geruchssinn einer Sau ist besonders gut ausgeprägt und sie kann Menschen über größere Entfernungen je nach Windverhältnissen wahrnehmen. Der Wind spielt zwischen Mensch und Kreatur Sau immer eine Schlüsselrolle. Sauen können sehr wohl unterscheiden, mit welchen menschlichen und tierischen Düften – durch Wanderer, Spaziergänger mit oder ohne Hund, Reiter usw. –, die im Revier an bestimmten Wegen bzw. Straßen hinterlassen werden, sie es zu tun haben. Gewohnte, immer wiederkehrende und somit ungefährliche Düfte stören sie nicht. Füttert man Sauen an bestimmten Stellen und zu bestimmten Zeiten, so können sie auch den Geruch des Jägers zuordnen. Bei einer mir vertrauten Rotte muss ich immer dieselbe Kleidung tragen, damit die Sauen auf einen bis fünf Meter an mich herankommen. Wechsle ich meine Kleidung – vor allem meinen hellen Rock – hält diese Rotte, obwohl sie meine Stimme kennt, einen Sicherheitsabstand von gut fünfzig Metern. Ich habe beobachtet, dass kurz, nachdem ich die Futterstelle verlassen habe, die Sauen schon aus den Dickungen gekommen sind.

Abb.: Immer wieder versuche ich mich mit Rotten anzufreunden

Legt man Kirr- oder Futterstellen an, sollte man diese von Anfang an mit einer Witterung versehen. Egal ob man Anisöl oder selbst zusammengestellte Mittel verwendet, ich habe auch gute Erfahrungen mit dem Aufbringen der Witterung auf meine Kleidungsstücke gemacht. Wenn der Wind einmal umschlägt oder kreiselt und sich ein Düftchen in die Richtung der Sauen verirrt, verhoffen diese zwar oft kurz, da sie jedoch den Geruch kennen, bewegen sie sich auch weiterhin vertraut. Bachen prägen ihre Frischlinge, und wir machen sie mit der Witterung beim ersten Besuch der noch gestreiften Frischlinge an den Futterstellen vertraut.

Bei der Bejagung verwende ich einen getränkten Wetterfleck. Für die Jagd auf den Brunfthirsch verwende ich einen, den ich vorher mehrmals über die Bauchdecke eines Brunfthirsches gezogen habe. Diesen Vorgang wiederhole ich bei jeder Gelegenheit und habe festgestellt, dass auch andere Wildarten den Geruch meines getränkten Wetterfleckes sehr wohl kennen. Sie winden zwar, aber hauen nicht gleich ab, da sie den Duft zuordnen können.

Für die Saujagd habe ich einen zweiten Wetterfleck, den ich immer wieder über die Schwarte einer erlegten Sau ziehe. Beim Besteigen einer Ansitzleiter oder eines Hochstandes hänge ich meinen Wetterfleck auf eine Leitersprosse. Sitze ich am Boden – Bodensitz, Dreibein –, hängt der Wetterfleck über meinen Schultern. Dreht sich der Wind, so erweist sich dieser Wetterfleck als äußerst hilfreich. Nur meine Frau hat keine Freude damit, und daher dürfen diese Wetterflecke nur in der Garage in einem verschlossenen Plastikkübel aufbewahrt werden. Wurde einmal einer meiner Wetterflecke nass, und ich hänge ihn zum Trocknen in der Garage auf, so könnte man fast meinen, man befindet sich mitten auf einem Brunftplatz oder unter Sauen! Es gibt aber auch noch andere Methoden, wie man den menschlichen Geruch, bevor man sich ins Revier begibt, einigermaßen in den Griff bekommt bzw. übertönen kann, z. B. die Jagdkleidung in einen Kuh- oder Schweinestall hängen; jedoch ist diese Duftnote auch nicht jedermanns Sache, aber glauben Sie mir, sie wirkt. Auch den Schuhen oder Stiefeln, die verwendet werden, sollte man Bedeutung schenken. Frisch geputzte Schuhe oder eingelassene Gummistiefel hinterlassen beim Hingehen zum Stand abends oder morgens ein menschliches Trittsiegel mit warnenden Duft-stoffen für Sauen und anderes Wild. Sauen merken sich sehr genau, wenn sie in der Abend- oder Morgendämmerung schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben. Am besten ist, man richtet sich im Bereich, in dem man das Fahrzeug im Revier abstellt, einen kleinen Schweinemisthaufen von Haussauen und tritt darin ausgiebig herum, bevor man zum Hochstand pirscht. Keine kreuzende Sau wird dabei vergrämt. Bei den immer erfinderischeren Sauen ist die Jägerin bzw. der Jäger in Zukunft noch mehr gefordert, um dieser Spezies auch Paroli bieten zu können.

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Der Autor im Deutschen Jagdlexikon:
http://deutsches-jagd-lexikon.de/index.php?title=Erker,_Siegfried

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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER existiert eine Gruppe bei Facebook.

Titel: Sauen!

Autor: Siegfried Erker

Abgebildete Fotos: Siegfried Erker

Verlag: Neumann-Neudamm

Verlagslink: https://www.jana-jagd.de/buecher/jagdpraxis/schalenwild/6967/erker-sauen

ISBN: 978-3788816100

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