Flintenschießen: Anschlag und Schwingen

Dem Flintenschießen haftet etwas mystisches an, so dass es von vielen nebulösen Theorien umgeben ist. Schießt der Jäger beim Büchsenschuss meist möglichst bewegungslos auf mehr oder weniger ruhig stehendes Wild, müssen Schütze und Waffe beim Flintenschuss synchron mit dem Ziel mitschwingen. Zudem ist das Ziel meist kleiner. Der erfahrene Schießlehrer Peter Schäfer hat in dem BuchFlintenschießen: Der einfache Weg zum perfekten Flintenschützenpraktisch orientierte Texte verfasst, die mit aussagekräftigen Fotos Anfänger und Fortgeschrittene auf dem Weg zum perfekten Treffer unterstützen.

Dies ist der Beginn des dritten Kapitels aus Peter Schäfers Fachbuch Flintenschießen: Der einfache Weg zum perfekten Flintenschützen. Der Link zu den Anfängen der Kapitel Das Sehen und Anschlag und Schaft befinden sich unten in den Anmerkungen. In den Anmerkungen unter dem Text finden sich weiterführende Informationen zu dem Buch und dem Schießlehrer.

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von Peter Schäfer

ANSCHLAG UND SCHWINGEN

Der richtige Anschlag auf fliegende Ziele

Wenn wir die vorigen Kapitel einmal Revue passieren lassen, dann ist an diesem Punkt der richtige Anschlag von der Technik her eigentlich klar. Nur der Einfachheit halber – und weil man es nicht oft genug sagen kann – noch einmal zusammengefasst:

  1. Ziel ansehen.
  2. Waffe zum Kopf.
  3. Korn zum Ziel und Schuss!

Dies liest sich einfach und ist es auch. Jedoch birgt der Punkt 3 eben das Geschwindigkeitsproblem.

Punkt 1 ist klar. Man schaut auf das Ziel beziehungsweise (z. B. beim Tontaubenschießen) auf denjenigen Punkt, an dem man das Ziel erwartet. Bei Tontauben ist dieser Punkt ja in jedem Falle bekannt.

Punkt 2 birgt ebenfalls keine großen Probleme. Denn dies können Sie so schnell Sie wollen erledigen. Hier ist große Geschwindigkeit sogar ein Vorteil. Der Kopfanschlag darf sogar unharmonisch und ruckartig erfolgen. Wichtig ist nur, dass die Waffe korrekt am Kopf landet (Abb. 20 bis 22).

Abb. 20

Flintenschießen-20

Abb. 20:  Korrekter Anschlag an der Wange. Blick- und Laufachse sind „parallel“, d. h. sie haben die richtige Stellung zueinander.Auf

Bei Punkt 3 jedoch wird es interessant:

Um in dieses Thema hineinzukommen, wollen wir ein und dieselbe Tontaube betrachten, jedoch von verschiedenen Skeetständen aus. Es ist dies die abgehende Taube vom Niederhaus, beschossen von Stand 7 (direkt am Niederhaus stehend) und von Stand 4 (Mitte des Standes). Es handelt sich wie gesagt um die gleiche Taube, nämlich die Niederhaustaube abgehend.

Abb. 21

Flintenschießen-21

Abb. 21: Ein korrekter Anschlag auf ein tiefes Ziel (Rollhase im Parcours). Dieser Anschlag passt natürlich auch auf der Hasenjagd!

Von den genannten, verschiedenen Ständen aus vermittelt diese Taube zwei gänzlich verschiedene Bilder.

Betrachten wir zunächst die fliegende Taube vom Niederhaus aus. Die Taube verlässt das Haus und fliegt (vom Standpunkt des Schützen aus gesehen) relativ gerade vom Schützen weg. Dabei steigt sie zuerst etwas, erreicht dann einen Scheitelpunkt, wobei man denken könnte, sie „steht“, und fällt dann immer schneller nach unten. Betrachten Sie diese Taube und versuchen Sie sich vorzustellen, welche Zeit Sie brauchen, um diese Taube vor Erreichen des Scheitelpunktes der Flugbahnkurve zu treffen. Machen Sie einige Anschläge mit Pufferpatronen und „schießen“ Sie. Sehr schnell werden Sie merken, dass ausreichend Zeit zur Verfügung steht. Sie müssen diese Taube nicht unbedingt wie ein Routinier blitzschnell „wegputzen“!

Beachten Sie hierbei, dass Sie nach dem Abnicken mit der Mündung (Kommando für den Drücker) stur auf die zu erwartende Flugbahn der Taube schauen, keinesfalls auf die Mündung der Waffe. Diese muss deutlich unter dem Schusspunkt sein, sonst sind Sie beim Anschlag mit der Mündung bereits über der Taube!

Sobald die Taube erscheint, heben beide Hände die Waffe. Beide Hände gehen mit dem Schaft zum Kopf, danach die Linke mit dem Korn knapp unter die Taube und Schuss! Bei einem Linksanschläger geht das natürlich genau umgekehrt, also die Linke zum Kopf und die Rechte mit dem Korn zum Ziel usw. Klappt dies, eine Patrone rein und dasselbe ganz ruhig mit scharfem Schuss ausgeführt. Die Taube wird getroffen werden.

Es hat hierbei keinen Sinn, sehr viel schneller zu sein als die Taube. Es genügt, wenn Sie etwas schneller sind. Wichtig ist nur, dass das Erreichen des Schusspunktes, also das Ankommen, den Schuss auslöst. Wenn Sie nach Erreichen des Schusspunktes durch einen Blick auf das Korn kontrollieren, ob Sie „drauf“ sind, wird diese Taube gefehlt, denn der Schuss wird ja nach der Kontrolle abgegeben. Die Taube ist dann aber weitergeflogen. Das gesehene Kontrollbild ist Vergangenheit.

Bedauerlicherweise vermittelt diese Übungstaube gerade in dem Zeitraum, in dem sie ihren Scheitelpunkt erreicht, kein optisches Bild der Geschwindigkeit, mit der sie fliegt. Vermeintlich steht diese Taube eine Weile in der Luft, bevor sie anfängt zu fallen. In Wirklichkeit fliegt sie mit hoher Geschwindigkeit vom Schützen fort.

Wenn Sie nun den alten Anfängerfehler machen, diese Taube wie mit einem Kugelgewehr zu „bezielen“, so werden sie trotzdem recht häufig treffen, weil dieses Ziel eben diesen optischen „Ruhepunkt“ hat, der ein solches Verhalten ermöglicht. Leider führt das Zielen jedoch dazu, dass Sie dieses Verfahren dann auch auf quer fliegende Ziele anwenden und dabei ist die stehende Waffe bzw. der Blick zur Schiene der absolute Untergang.

Der Witz der Sache ist ja gerade, dass im Ankommen, also in der Bewegung geschossen wird.

Betrachten wir dazu die Taube von Stand 4 aus.

Von diesem Stand sind während der gesamten Flugdauer der Taube die zurückgelegte Wegstrecke und die Geschwindigkeit sichtbar! Nun machen viele Schützen einen kapitalen Fehler. Sie glauben, dass sie die seitliche Bewegung der Taube abfangen müssen, indem sie vorhalten. Hier werden dann die abenteuerlichsten Hinweise gegeben, was das Maß des Vorhaltens angeht. Dies gipfelt in der Angabe von Zentimetern! Wie misst man so etwas in der Luft bei unterschiedlichen Entfernungen?

Dabei ist die Sache äußerst einfach!

Um es noch einmal ganz klar zu sagen, der Begriff Vorhalten ist Unsinn, denn er unterstellt eine statische Verhaltensweise und wir haben erkannt, dass Waffe und Ziel von der Bewegung her aufeinander abgestimmt werden müssen. Da das Ziel ständig in Bewegung ist, muss auch die Waffe in Bewegung sein. Also kein (Vor)Halten!

Im Übrigen beruht eine Abstandsmessung zwischen Lauf (Korn) und Ziel beim Vorhalten auf Zufall und kann nur bei völlig gleichbleibenden Voraussetzungen unter großem Trainingsaufwand erlernt werden. Man beobachtet dies oft bei guten Schützen, die auf ihren Heimatschießständen sehr gute Leistungen erbringen, jedoch weniger gut zurechtkommen, wenn sie einen anderen Schießstand benutzen. Woran liegt das? Ganz einfach. Wenn die Tauben auf dem anderen Stand eine etwas größere oder kleinere Geschwindigkeit haben, so stimmt die Abstandsmessung nicht mehr und der Schuss geht logischerweise vorn oder hinten vorbei. Es dauert einige Schüsse, bis der Schütze sich angepasst hat. Ein Wettbewerb ist allerdings nach einer solchen „Anpassung“ nicht mehr zu gewinnen.

Was ist nun aber richtiges Vorschwingen?

Wir haben festgestellt, dass die Taube im Gegensatz zu einem Stück Wild sehr klein ist.

Sie müssen sich beim Schuss auf eine Tontaube, die etwa im rechten Winkel zu Ihnen fliegt, vorstellen, auf einen Fasan zu schießen. Der Fasan ist natürlich viel länger als die Tontaube. Würde die Tontaube gemeinsam mit einem Fasan dort nebeneinander vorbeifliegen und würde die Tontaube genau in der Mitte des Wildkörpers mitfliegen, so könnten Sie diese Taube genau wie den Fasan beschießen, nämlich auf den Kopf. Es ist natürlich wichtig, dass die Mündung beim Erreichen des Fasanenkopfes die gleiche Geschwindigkeit hat wie dieser Kopf. Sie fährt sozusagen auf dem Kopf mit. Sie kann auch im Moment des Schusses etwas schneller als das Ziel sein. Entscheidend ist, dass der Schuss in der Bewegung abgegeben wird.

Leider machen viele Schützen den Anschlag und das Verfolgen und Einholen auf diese Tontaube bis zum Erreichen des Schusspunktes „Fasanenkopf“ völlig richtig. Nur bleiben sie dann – vielfach infolge Anschlagübens auf stehende Ziele – stehen. Sie stoppen. Der Schuss liegt dann natürlich hinter dem Ziel, also zu kurz. Der Fehler des Stoppens kann auch hervorgerufen werden durch einen kurzen „Kontrollblick“ zum Korn. Die Waffenbewegung wird dadurch zuverlässig unterbrochen!

Jetzt beginnt das Verhängnis. Es wird zum Ausgleich des zu kurzen Schusses weiter vorgehalten. Hier wird der Versuch unternommen, einen Fehler, nämlich das Stoppen, durch einen anderen Fehler auszugleichen. Sollte zufällig das richtige Vorhaltemaß für eine stehende Waffe erwischt werden, freut sich der Schütze über den Zufallstreffer. Aber wiederholen kann er ihn nicht.

Richtiger ist es, die Ursache des Fehlschusses, nämlich das Stoppen, zu bekämpfen. Hierzu gehört zugegebenermaßen eine gehörige Portion Überwindung, denn es erscheint unlogisch, von hinten an die Taube heranzufahren, durch diese hindurchzugehen und in die Luft zu schießen. Und doch ist dies die richtige Verfahrensweise. Denken Sie an den Fasan! Leider hat die Tontaube an der Stelle, an der ein Fasan den Kopf hat, keinerlei sichtbare Teile mehr.

Verfahren Sie wie folgt (beschrieben wird der Schuss auf die Niederhaustaube von Stand 4 aus):

Stellen Sie sich von der Körperausrichtung her nicht wie ein Anfänger zum Niederhaus hin, sondern zu dem Bereich, in dem Sie die Taube ungefähr treffen wollen. Dann fahren Sie, ohne den Stand der Füße zu verändern, mit dem Oberkörper und der Waffe dem Niederhaus entgegen. Die Knie bleiben locker und werden nicht durchgedrückt. Das Gewicht liegt auf dem Bein, in dessen Richtung das Ziel fliegt, also Taube nach links, Gewicht auf dem linken Bein. Die Waffe stoppen wir auf dem halben Wege von der Mitte des Standes zum Niederhaus. Jedoch der Kopf (die Augen) gehen weiter bis zur Luke des Niederhauses. Dort schauen Sie hin, denn dort sehen Sie die Taube zuerst. Dann nicken oder rufen Sie ab.

Selbstverständlich stehen Sie in diesem Augenblick etwas verdreht. Aber in dieser Lage schießen Sie nicht. Beim Schuss werden Sie ganz locker und entspannt stehen!

Erscheint die Taube, nehmen Sie zügig das Gewehr an den Kopf. Es ist hierbei wichtig, dass Sie in diesem Moment des Kopferreichens mit der Mündung nicht schon vor dem Ziel sind. Dieser Fehler wird sehr häufig gemacht. Sie müssen die Taube verfolgen und das geht nur von hinten. Hinten ist hier gleichbedeutend mit unten bei derselben Taube von Stand 7. Auch diese Taube wird verfolgt, und zwar in Fluchtrichtung, also von unten nach oben.

Nun gehen Sie direkt von hinten mit der Mündung (Korn) durch die Taube hindurch (dabei immer auf die Taube schauen) und schießen auf den gedachten Kopf des Fasans! Es ist hierbei außerordentlich wichtig, dass der Schuss in der Bewegung erfolgt. Sie dürfen auf keinen Fall beim Schuss abstoppen oder auf die Waffe sehen. Sie werden feststellen, dass die Taube getroffen wird. Dies bedarf einiger Übung, denn wir wissen ja mittlerweile, dass hier einige Faktoren mitwirken, die die „Länge des Fasans“ beeinflussen, nämlich u. a. die Schützen- und die Waffenverzögerung. Die Geschwindigkeit der Garbe lasse ich bei diesen Überlegungen bewusst außer Acht, da die Schussentfernungen gering sind.

Anmerkung für Linksäuger bzw. Linksanschläger: Sie führen diese Übung bitte auf die Hochhaustaube von Stand 4 aus durch. Hierzu später noch einige Ausführungen.

Das Schwingen

Sicher sind Sie mit mir der Meinung, dass die individuelle Vorstellung, die Sie beim Schwingen durchs Ziel und beim Abziehen entwickeln, einem anderen Schützen nichts nützt, da dieser vielleicht langsamer oder schneller abzieht oder ein anderes Gewehrsystem benutzt. Aber für Sie speziell bedeutet diese Übung, sobald Sie einmal Ihren persönlichen Stil gefunden haben, dass Sie – normale Schussentfernungen vorausgesetzt – immer mit der gleichen Technik schießen können. Das Ziel wird bei dieser Technik im Moment des Schusses im Bereich der Streuung der tödlichen Kerngarbe sein.

Es ist hierbei ganz wichtig, dass Sie sich mit der Mündungsbewegung der Taubenbewegung anpassen. Aber das darf nicht darin ausarten, dass Sie nun mit der Taube über eine gewisse Strecke der Flugbahn einen „Formationsflug“ veranstalten. Sie bestimmen die Geschwindigkeit des Überholens und diese muss etwas höher sein als die der Taube. Aber nicht ein Mehrfaches höher. Sie müssen das Schwingen bzw. Durchgehen durchs Ziel als optisches Ereignis noch klar wahrnehmen können.

An dieser Stelle möchte ich zur Ehrenrettung vieler Ausbilder anmerken, dass eben die vorstehend beschriebene Methode gemeint ist, wenn vom Vorhalten gesprochen wird. Andererseits muss gesagt werden, dass oft nicht erkannt wird, dass der Schütze stoppt. Und wenn das Stoppen tatsächlich erkannt wird, bleibt die Ursache dafür doch oft im Dunklen und es wird zu immer größeren Vorhaltemaßen aufgefordert. Tritt dann (mit beim Schuss stehender Waffe) endlich ein Treffer nach einem Dutzend Fehlschüssen oder mehr auf, wird etwa gesagt: „Sehen Sie, so machen Sie es richtig! Üben Sie fleißig!“

Viele Schützen machen das Durchgehen durchs Ziel mit der Mündung (bei quer fliegenden Zielen) instinktiv völlig richtig! Sie ziehen auch in der richtigen Geschwindigkeit ab, kurz gesagt, sie machen (fast) alles richtig und treffen trotzdem nicht!

Wie ist dies möglich?

Leider ganz einfach. Sie haben bei unserem Versuch gesehen, dass jede Flinte Hochschuss hat. Hält der Schütze nun mit dem Korn beim Durchgehen durchs Ziel genau die Flugbahn ein, so wird er infolge der Kleinheit der Taube und des Hochschusses über die Taube schießen! Das Korn muss also etwas unter der Flugbahn sein, dann wird die Taube getroffen. Beim Durchgehen heißt das, etwas unter der gedachten Verlängerung der Flugbahn vor dem Ziel! Kurz gesagt: „Unten durchgehen!“

Wenn Ihnen ein Parcours zugänglich ist oder auf Ihrem Jagdstand die Möglichkeit besteht, beschießen Sie die Niederhaustaube auch einmal genau gerade anfliegend (Abb. 23). Dies ist eine gute Übung für die Fasanenjagd. Die Taube sollte – wie gesagt – genau oder fast genau auf Sie zufliegen und über Sie hinwegfliegen. Hierbei gehen Sie bei Erscheinen der Taube unbedingt zuerst zum Kopf und bleiben mit der Mündung zunächst etwas unter dem Ziel. Dann mit der Mündung zum Ziel und genau in dem Moment schießen, in dem Sie, von unten kommend, in der Bewegung „drauf“ sind!

Den geringen, erforderlichen Vorschuss auf die äußerst kurze Schussentfernung besorgt der eingebaute Hochschuss ganz alleine. Sie müssen, von unten kommend, in der Bewegung schießen. Wenn Sie die Waffe vor die Taube reißen und mit stehender Waffe schießen, werden Sie fast nie treffen!

Es ist außerordentlich belustigend, Schützen bei diesen Versuchen zuzusehen und festzustellen, dass enorm vorgehalten wird, ohne dass Treffer erzielt werden. Erst wenn – nach einiger Überwindung – draufgehalten wird (abdecken!), stellen sich Treffer ein. Dann allerdings mit großer Regelmäßigkeit!

Abb. 23: Diese Fotoserie gibt ein anschauliches Beispiel für an sich richtiges Schießen, aber völlig unsinniges Vorhalten. *

Flintenschießen-23-11. Der Schütze schlägt korrekt hinter und unter das Ziel an und folgt der Taube

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2. Jetzt hat er die Taube fast erreicht.

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3. Der Schütze ist „drauf“ und müsste schießen. Was macht er?

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4. Statt zu schießen, geht er deutlich vor die Taube und schießt!

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5. Soeben fliegt die überholte Taube an der Mündung vorbei.

Flintenschießen-23-6

6. Die Taube ist weitergeflogen und der Schütze schaut ihr verwundert nach.

Noch einen Tipp zum Üben. Dieser ist sehr aufschlussreich und hilft dem Schützen, die Scheu vor der Anwendung dieser Technik zu überwinden. Lassen Sie sich von Stand 4 oder 5 eine Niederhaustaube werfen. Linksäuger und damit Linksanschläger wählen die Hochhaustaube von den Ständen 3 oder 4.

Laden Sie nun eine leere Hülse oder eine Pufferpatrone. Machen Sie alles wie bei einem scharfen Schuss, lösen Sie den Schuss aber bitte genau in dem Moment aus, in dem Sie drauf sind. Also ausnahmsweise einmal nicht auf den gedachten Kopf. Sie werden feststellen, dass Sie „Klick“ hören, wenn Sie vor der Taube sind! Dies ist auch logisch, denn die Waffe wird sich, da Sie ja schneller sind als die Taube, sonst hätten Sie diese nicht eingeholt und überholt, beim Schuss weiterbewegen.

In diesem Falle haben Sie nicht gestoppt. Dies ist das am schwersten zu erlernende Detail des Schrotschießens. Wer so schießt, kann Schusspunkte wählen, die nur wenig oder gar nicht vor dem Ziel liegen (abhängig vom Schusswinkel).

Der Vorschuss ergibt sich sozusagen automatisch aus der richtigen Verfolgungstechnik. Beobachten Sie sich selbstkritisch, wie oft Sie stoppen oder zumindest verlangsamen! Hier liegt die Hauptarbeit des Trainings. Wenn Sie an diesem Punkte nicht weiterkommen und das ist bei fast allen Schützen mit Schwierigkeiten der Fall, müssen Sie einen professionellen Schießlehrer konsultieren, sonst betonieren Sie Ihre Fehler fest! Das Wegtrainieren kostet sehr viel Zeit und noch mehr Geld. Sicherlich mehr Geld als das falsche Training. Vom Geld einmal abgesehen, habe ich verdorbene Schützen erlebt, bei denen die „Reparatur“ Jahre gedauert hat.

Ich mache kein Hehl daraus, dass – kaufmännisch gesehen – die verdorbenen Schützen für einen Schießlehrer lukrativer sind als Anfänger. Aber es ist eine Ochsentour, einem selbstkritischen Menschen, der fachliche Hilfe in Anspruch nimmt, dabei zuzusehen, wie dieser sich verzweifelt bemüht, aber nur millimeterweise vorankommt, weil er mit den falschen oder unvollständigen, aber leider schon eingeprägten Verhaltensmustern kämpft!

Hierzu möchte ich Ihnen einen ganz entscheidenden Hinweis geben. In meiner langjährigen Tätigkeit als Schießlehrer habe ich festgestellt, dass fast alle Schützen, wenn Sie die Voraussetzungen des Treffens erkannt haben, diese auch anwenden wollen. Dies gelingt vielen Schützen anfänglich nur unvollkommen und sie sind von großen Selbstzweifeln geplagt. Dies äußert sich in den immer wiederkehrenden Standardsätzen „Das begreife ich nie! Warum bleibe ich immer stehen?“ usw.

Trösten Sie sich. Das Verhalten des Stoppens ist normal und hat seine Ursachen im Sehen. Es ist ganz natürlich, dass der Schütze, der das Ziel ansieht, in dem Augenblick, in dem die Waffe, die Mündung, hinzukommt, zur Waffe schaut. Dies müssen Sie bekämpfen und sich zwingen, konsequent auf das Ziel zu sehen, auch in dem Moment, in dem die Waffe das Ziel passiert. Wenn Sie diesem Teil Ihre volle Aufmerksamkeit widmen, wird sich der Erfolg einstellen. Hier bringt nur ständige Wiederholung den Erfolg. Zum Thema Stoppen durch Sehgewohnheiten kommen noch einige Ausführungen im nächsten Abschnitt.

* Bei dieser Demonstrationsserie wurde bewusst kein zweiter Schuss abgegeben, um auf ein häufiges Missverständnis zwischen Schützen und Beobachter/Ausbilder hinzuweisen. Der Schütze schießt die Taube deutlich vorn vorbei und die Taube fliegt weiter, was hier dargestellt wurde. Nach dem Schuss, welcher ja eine kurze Einwirkung auf den Schützen hat und die Waffe in gewissem Sinne stoppt, sieht der Schütze die Taube links von seiner Mündung und sagt: „Zu kurz, ich muss weiter vorhalten!“ Dass er vorn vorbeigeschossen hat, glaubt er nicht. Also hält er weiter vor! Unzählige Jäger und Schützen bewegen sich in diesem Teufelskreis und kommen aus diesem nicht heraus! Zur Ehrenrettung vieler Schützen muss gesagt werden, dass der Zeitpunkt, in dem die Taube die abgeschossene Waffe überholt, fast identisch mit dem Schuss ist, also von ungeübten oder mit falschen Techniken schießenden Schützen nicht wahrgenommen wird.

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(Ende der dritten Leseprobe, jedoch nicht des dritten Kapitels.  Anschließend geht es in dem Kapitel Anschlag und Schwingen um die Körperarbeit und Waffe sowie um Schusspunkt und Geschwindigkeit )

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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER existiert eine Gruppe bei Facebook.

Flintenschießen neumann-neudamm

Autor: Peter Schäfer

Titel: Flintenschießen: Der einfache Weg zum perfekten Flintenschuss

Verlag: Verlag J. Neumann-Neudamm

ISBN:978-3788816988

Verlaglink:http://www.jana-jagd.de/waffen-und-optik/buecher/5776/schaefer-flintenschiessen

Fotos: Bernd Schlitt, Antrifttal

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Bereits veröffentlichte Beiträge aus dem Buch:
https://krautjunker.com/2017/03/10/flintenschiessen-das-sehen/
https://krautjunker.com/2017/04/01/flintenschiessen-anschlag-und-schaft/

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Schießlehrer Peter Schäfer, Obere Bergstraße 9 in 36151 Burghaun-Schlotzau

Mobilnummer: 0170 – 290 8541

Weblink: www.profi-schießlehrer

E-Mail: peter@profi-schiesslehrer.de

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