von Wilhelm Busch
Rötlich dämmert es im Westen
und der laute Tag verklingt.
Nur, dass auf den höchsten Ästen
lieblich noch die Drossel singt.
Jetzt, in dichtbelaubten Hecken,
wo es still verborgen blieb,
rüstet sich das Volk der Schnecken;
für den nächtlichen Betrieb.
Tastend streckt sich ihr Gehörne,
schwach nur ist ihr Augenlicht.
Dennoch – schon aus weiter Ferne,
wittern sie ihr Leibgericht.
Schleimig, säumig, aber stete,
immer auf dem nächsten Pfad,
finden sie die Gartenbeete;
mit dem schönsten Kopfsalat.
Hier vereint zu ernsten Dingen
bis zum Morgensonnenschein,
nagen sie geheim und dringen
tief ins grüne Herz hinein.
Darum braucht die Köchin Jettchen
dieses Kraut nie ohne Arg.
Sorgsam prüft sie jedes Blättchen,
ob sich nichts darin verbarg.
Sie hat Furcht, den Zorn zu wecken
ihres lieben, gnädigen Herrn.
Kopfsalat, vermischt mit Schnecken
mag der alte Kerl nicht gern!

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Wilhelm Busch

Heinrich Christian Wilhelm Busch (* 14. April 1832 in Wiedensahl; † 9. Januar 1908 in Mechtshausen) war einer der einflussreichsten humoristischen Dichter und Zeichner Deutschlands. Zudem war er als von niederländischen Meistern beeinflusster Maler tätig.
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Anmerkungen

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