NOPI (North of PIcadilly) ist der Name des elegantesten Restaurants des Londoner Ausnahmekochs und Kochbuchautoren Yotam Ottolenghi und seines Küchenchefs im NOPI, Ramael Scully.
Der Feingeist Ottolenghi wurde in Jerusalem als Sohn eines Italieners und einer Deutschen geboren. Nach einem geisteswissenschaftlichen Studium in Tel Aviv schmiss er nach sechs Monaten die Ausbildung an der London Kochschule Le Cordon Bleau, jobbte in Restaurantküchen und eröffnete 2002 mit dem Palästinenser Sami Tamimi sein erstes Deli. Er gilt als einer der meist gefeierten Köche der internationalen Foodszene. Seine orientalisch geprägte Küche gilt als ungewöhnlich, innovativ, leidenschaftlich und aufregend.
Scully wurde in Malaysia als Sohn eines Vaters mit malaysisch-irischem Blut und einer Mutter chinesisch-indischer Abstammung geboren. Seit seinem achten Lebensjahr wuchs er in Australien auf und besuchte ein Catering-College in Sidney.
Der bisher kultivierte orientalische Stil, für den Ottolenghi bekannt ist, kühne und intensive Aromen, die unorthodox kombiniert werden, wurde im neuen Haus beibehalten und durch Scullys malaysische Einflüsse ergänzt. Neu ist die betonte Eleganz der Speisen und Einrichtung im NOPI. Elegant ist auch das Buch mit seinem elfenbeinfarbenem Umschlag, dem Goldschnitt und silbrig glänzendem Lesebändchen. Auch das Layout und die Fotos verfügen über das Niveau eines gehobenen Kunstbuches.
Das Inhaltsverzeichnis ist konventionell wie eine Restaurantkarte aufgebaut. Es beginnt mit Vorspeisen, Salaten und Beilagen über Fisch, Fleisch und Vegetarisches zu Desserts und Cocktails.
Wie man bei dem vor zwei Tagen veröffentlichten Wild-Rezept (Link siehe Anmerkungen) sehen kann, handelt es sich bei den vorgestellten Speisen um Adaptionen seiner gehobenen Restaurantküche. Die Kochbuchautoren haben lediglich berücksichtigt, dass in einem normalen Haushalt keine Spezialgeräte wie Dampfgarer zur Verfügung stehen. Jedem der vielschichtigen Rezepte ist eine persönliche Einleitung vorangestellt. Die Zutatenlisten sind groß, die aufwändigen Kochanleitungen logisch aufgebaut und funktionieren. Neben den exotischen Aromen zeichnet es die NOPI-Rezepte aus, dass sie viele ohne Fleisch und Fisch auskommen und Gemüse die Rolle dieser Zutaten übernimmt. Typischerweise wird es nicht gekocht, sondern in Streifen oder Würfel geschnitten, und kross angebraten. Oliven werden paniert, Rote Beete geräuchert, eine Sellerieknolle in einem Stück gebacken und Zitronen geröstet.
Typisch sind heftige Röstaromen und kräftige Gewürze, die überraschen, ohne jedoch den Eigengeschmack der Produkte zu verfremden. Liest sich spannend und schmeckt auch so. Viele der über 100 Rezepte enthalten zusätzliche Tipps, wie man sich manche Arbeitsschritte erleichtern kann, wenn es schneller gehen soll. Was leider fehlt sind Angaben zu den Zubereitungszeiten. Einfach mal eben so in den Küchenalltag zu integrieren, sind die anspruchsvollen Gerichte aber nicht. NOPI steht für eine gehobene und exklusive Kost, die man nicht mal eben so aus dem Ärmel schüttelt. Was den einen begeistert, die ungewöhnlichen Kompositionen exotischer Aromen, empfinden andere Gaumen als zu komplex und überwürzt. Geschmackssache eben, langweilig auf keinem Fall.
Insgesamt ein bildschönes Buch mit einer faszinierenden und vielschichtigen Küche. Die anspruchsvollen Kompositionen von israelischen, europäischen und malaysischen Einflüssen bieten geübten Köchen viele kulinarische Entdeckungen.
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Anmerkungen
Von KRAUTJUNKER existiert eine Gruppe bei Facebook.
Titel: NOPI – Das Kochbuch
Autoren: Yotam Ottolenghi und Ramael Scully
Verlag: Dorling Kindersley
ISBN: 978-3831028948
Verlagslink: http://www.dorlingkindersley.de/titel-0-0/nopi_das_kochbuch-2473/
Foodfotos: © Jonathan Lovekin, 2015
Locationfotos: © Adam Hinton, 2015
Rezept aus NOPI: https://krautjunker.com/2017/09/05/rehruecken-mit-dattel-labneh-brombeeren-und-erdnusscrumble/
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NOPI in London: http://www.ottolenghi.co.uk/locations
Das habe ich auch! Wirklich ein sehr sehr gutes Kochbuch, überhaupt dieser Ramael Scully.
In dieser Woche erscheint übrigens sein neuestes kochbuch: Sweet!
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Herzlichen Dank für den Hinweis. Und mein Kompliment zu Deinem Blog.
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