von Daniela Brack
Georgien ist eines der ältesten Weinbaugebiete der Welt, wahrscheinlich sogar die Wiege des Weinbaus: Bereits 6.000 vor Christus wurden hier Reben angebaut und aus den Trauben Weine gekeltert!

Heute gibt es Weinbau verteilt auf fünf Regionen, von der Schwarzmeerküste wie an der Perlenschnur gezogen bis in den Südosten des Landes.

Georgien, aber auch die Nachbarn im Südkaukasus, waren sowohl im Zarenreich als auch in der Sowjetunion für ihre blühende Schaumwein-Produktion bekannt – eine Tradition, die sich bis heute erhalten hat; Stichwort „Krimsekt“.
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Ausgewählte Weine aus Georgien

Mtsvane of Qveri ist ein Wein aus der traditionellen georgischen Ton-Amphore, dem Qveri. Wie vor Jahrtausenden werden die Weine Georgiens auch heute noch in den „Qveri“ genannten Ton-Amphoren ausgebaut. Dass dies nichts Besonderes sei, könnte man jetzt entgegnen, waren Weine in Ton-Gefäßen doch seit den alten Griechen im Mittelmeer-Raum gang und gäbe. In der Regel wurden diese Amphoren aber nur für den Transport der feinen Tropfen genutzt – die Lagerung und Reifung erfolgte zumeist in weniger fragilen Holzfässern. Die Tradition des Ausbaus in den unterirdischen, weil meist eingegrabenen Qveri, wie sie in Georgien auch heute noch betrieben wird, ist also durchaus bemerkenswert.

Und wie schmeckt nun ein Qveri-Wein? Rotweine, die im Qvevri ausgebaut werden, liegen länger auf der Maische (also den Trauben, Schalen und teils auch den Stängeln), sind dadurch zumeist dunkler, konzentrierter und tanninreicher als „modern“ ausgebaute Rotweine. Weißweine sind leicht mineralisch und nicht selten etwas pelzig am Gaumen. Ihre Farbe reicht von quittegelb bis bernsteingolden – und verhilft ihnen damit auch zur Bezeichnung „Orange Wein“. Darunter versteht man Weißweine, die wie Rotweine hergestellt werden. Durch die Maischestandzeit, das Vergären mit den Beerenschalen, extrahieren sich aus den Schalen der Trauben nicht nur das Tannin, sondern auch die Farbe – was eben zur orangen Färbung der Weißweine führt.
Und der Mtsvane of Qveri? Er glänzt gülden im Glas und macht neugierig. Denn die Farbe erinnert nicht an Rosé, sondern ist klar golden mit orangefarbenem Schimmer, was die Einordnung als „Orange-Wein“ durchaus nachvollziehbar erscheinen lässt. In der Nase wird es vollreif und fruchtig: Äpfel und Birnen, Mirabellen und Mangos kommen uns in den Sinn. Am Gaumen zeigt sich der Wein jedoch eher zurückhaltend, trocken und schlank. Auch hier dominieren wieder – diesmal aber zarte – Fruchtaromen, denen etwas mehr Säure als Grundgerüst gutgetan hätte. Nach einer zweiten Flasche schreit der Wein nicht, doch mit ein paar Meeresfrüchten und einem Salat ist das ein schöner, leichter Sun-Downer der etwas anderen Art.
https://wein-georgien.de/collections/qvevri-wein/products/mtsvane-of-qvevri
Wem das zu exotisch ist, dem seien zwei Beispiele für autochtone – also nur in Georgien wachsende – Rebsorten, die nach „klassischen“, modernen westlichen Methoden ausgebaut wurden, anempfohlen:

Chelti White – wie der Name bereits verrät: ein Weißwein Dieser trockene Weiße ist ein Cuvee aus den beiden heimischen Rebsorten „Rkatsiteli“ sowie „Mtsvane“ und ja – georgische Weine im Restaurant zu bestellen, bedarf Mut und einer lockeren Zunge. Charakteristisch für den leichten Sommerwein ist die hell-goldene Farbe, die schon im Glas verspricht, was dann auf der Zunge folgt: da kommt Frucht; der Geschmack erinnert an einen bunten Korb tropischer Früchte, aber auch Äpfel und Birnen sind dabei. Und da draußen fast schon sommerliche Temperaturen herrschen, brechen die Geschmacksknospen auf und skizzieren die passende Begleitung auf dem Teller: mediterrane Gerichte, Fisch, Salate oder ein leckeres Brathendl… Sommer komm!!!
https://wein-georgien.de/collections/georgische-weissweine/products/chelti-white

Saperavi Oak 2017 – ein Rotwein aus der georgischen Saperavi-Traube, der vollmundig, trocken, aber auch saftig daherkommt – daher wird aus der Rebsorte auch der berühmte rote Krimsekt gemacht. Die Reben stehen am Ufer des Flusses Chelti im Osten Georgiens, in einer Region namens Kachetien, die flächenmäßig das Hauptweinbau-Gebiet des Landes ist. Hier wachsen auf den zumeist Kalk-haltigen Böden, in die sich das Schwemmmaterial des Flusses mischt, klare und körperreiche Weine, die viele für die charakteristischsten Georgiens halten.
Aber zurück zum Wein. Der Wein reifte 12 Monate in Eichenfässern. Diese Reifung gibt dem ersten optischen Eindruck auch das passende Geschmacksgerüst: der im Glas tief violett bis schwarz erscheinende Wein präsentiert sich auf der Zunge ebenso wuchtig. Hier dominieren ausdrucksstarke Aromen von reifen dunklen Beeren, etwas Tabak und eine schöne Holznote, die dem Genießer nicht nur einen langen, samtigen Abgang schenkt, sondern auch Alterungspotenzial des Weines verspricht. Was dazu passt? – Rind, Damm- oder Schwarzwild. Danach ein würziger Käse und eine dunkle Schoko-Tarte. Was will man mehr?
https://wein-georgien.de/collections/qvevri-wein/products/saperavi-of-qvevri-2017-chelti

Ach ja – und „Gaumardschoss!“ („Sei siegreich!“), wie man in Georgien als Trinkspruch sagt. Oder vielleicht einfach auch nur „Waidmanns heil!“
Die Weine wurden uns von Kartli, einem Importeur georgischen Weine, zur Verfügung gestellt.

Den Online-Shop findet sich hier: https://wein-georgien.de
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Wo liegt eigentlich dieses Georgien?

Georgien, nach der russischen Bezeichnung „Grusija“ früher gelegentlich auch Grusien oder Grusinien genannt, ist ein eurasischer Staat im Südkaukasus, östlich des Schwarzen Meeres und südlich des Großen Kaukasus gelegen. Im Norden wird er von Russland, im Süden von der Türkei und Armenien, im Osten von Aserbaidschan begrenzt. Die Landesteile Abchasien und Südossetien sind abtrünnig (abgefallen) und werden nur von Russland und einigen weiteren Staaten als souverän anerkannt – so lernen wir bei einem Blick in Wikipedia.

Mit rund 3,7 Millionen Einwohnern auf einer Fläche von 57.215 km² (ohne die abtrünnigen Landesteile) ist Georgien eher dünn besiedelt. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung lebt in der Hauptstadtregion um Tiflis, weitere große Städte sind Batumi, Kutaissi und Rustawi. Die Gesamtfläche Georgiens (inkl. der abtrünnigen Gebiete) entspricht mit 69.700 Quadratkilometern ungefähr der von Bayern. Gebirge und Vorgebirge bedecken 87 Prozent des Landes.

Im Norden liegt die Südabdachung des Großen Kaukasus. Im Süden befinden sich die westlichen Rücken des Kleinen Kaukasus und der Rand des vulkanischen Armenischen Hochlandes. Zwischen den beiden Hochgebirgen dehnt sich im Westen die Kolchische Tiefebene, im Osten die Transkaukasische Senke. West- und Ostgeorgien werden durch den Lichi-Gebirgszug getrennt, der sich von Norden nach Süden erstreckt, so Wikipedia weiter.

Wer nun aber denkt, ach, interessant, dann buch ich mal ne Reise nach, sagen wir „Südgeorgien“, der sei gewarnt: Denn Südgeorgien ist verwirrenderweise der Name einer einzelnen Insel und die Bezeichnung der Inselgruppe, zu der diese gehört. Die Inseln liegen im Südatlantik, ca. 3700 km vom Südpol entfernt, nördlich des 60. Breitengrades südlicher Breite. Das Gebiet zählt politisch zum britischen Überseegebiet Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln und wird, wie die Falklandinseln, von Argentinien beansprucht. Weinbau ist hier nicht bekannt.

Insgesamt also scheint „Georgien“ ein Landesname zu sein, der beständige Auseinandersetzungen um die Hoheit im jeweiligen Territorium verspricht…
Wer sich ein wenig tiefergehend mit Land und Leuten beschäftigen möchte, dem sei der wundervolle Band Der Held im Pardelfell, eine georgische Sage von Schota Rustaweli, anempfohlen. Über Jahrhunderte mündlich überliefert, ist die Sage prägend für das Selbstverständnis Georgiens und dabei eine zauberhafte Liebes- und Heldengeschichte: Märchenhaft und faszinierend fremdländisch klingen die Namen der Helden in diesem Buch: Tinatin und Awtandil, Nestan-Daredschan und Tariel. Der Dichter Schota Rustaweli verfasste die Verse um das Jahr 1200, als Georgien unter der Herrschaft von Königin Tamar zur Großmacht wurde – bis die Mongolen dieser Blütezeit ein jähes Ende bereiteten. Umso wichtiger wurde für die Georgier das Epos aus besseren Zeiten – und ist es bis heute.
Tilman Spreckelsen und Kat Menschik haben das georgische Nationalepos bearbeitet und daraus ein modern erzähltes und fabelhaft illustriertes Buch gemacht: “Regelrechte Wunderkammern der Imagination, so lassen sich die Bilder von Kat Menschik beschreiben, der genialen Buchillustratorin.” Erfreut sich Denis Scheck über den Band in Druckfrisch.

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KRAUTJUNKER-Rezensentin Daniela Brack

Daniela Brack ist Volkswirtin mit einer gewissen Betonung des zweiten Wortteiles, ohne jemals die Theke von der arbeitsreichen Seite bespielt zu haben. Als Fliegenfischerin ist sie den Umgang mit Verwerfungen gewohnt; als Freundin der Jagd versteht sie es, eine Treiberwehr auch in herausforderndem Terrain zur Turbodrückerkolonne anzuspornen, oft und gerne mit tatkräftiger Unterstützung des #Leihhund-DDs. Als Journalistin hat sie bei der SZ für das Wirtschaftsressort geschrieben; mit „Irish Whiskey: Phönix von der grünen Insel“ hat sie das deutschsprachige Standardwerk vorgelegt.
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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es nicht nur eine Facebook-Gruppe, sondern jetzt auch Outdoor-Becher aus Emaille. Kontaktmail für Anfragen siehe Impressum.
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