Bernd Hanraths Malschule: Heather

Heutzutage, wo selbst Menschen ohne besonderes künstlerisches Talent, eine fordernde Ausbildung und jahrelanges Training mit DigiCams, Smartphones und Bildbearbeitungs-Software erstaunlich gute Fotos erstellen können, steigt die Wertschätzung für die Kunst der Malerei und Grafik. Der Künstler Bernd Hanrath, Blog-Lesern bekannt durch den Beitrag Die, die wilden Tiere malen, veröffentlicht in der KRAUTJUNKER-Facebookgruppe regelmäßig Proben seines Könnens. Ich zeichne gerne selbst, habe aber nie richtig malen gelernt und ihn angeregt einmal zu zeigen, wie Bilder entstehen. Es freut mich sehr, dass er sich die Mühe gemacht hat, den Herstellungsprozess eines Tierbildes für uns zu dokumentieren.

Man braucht nicht viel Material zum Bildermalen:
– ein paar Pinsel, ein paar Farben

– ein paar Rahmen

– ein paar Bücher, mindestens einen Hund

Und keine Angst vor
– großen Aufgaben

– großen Tieren

– toten Tieren

– der Konkurrenz

von Bernd Hanrath

1. Es ist zwar ein ganz schlechtes Foto, dennoch gehört es an den Beginn dieser Folge. Dünne Bleistiftlinien lassen sich nicht gut fotografieren- deshalb hab ich mich für die Licht/Schattenversion entschieden. Vielleicht bleibt das Auge dran hängen und man blättert nicht das „leere Blatt“ einfach um.

2. Hier sind die Linien mit Ölfarbe und Pinsel nachgezogen.

3. Der Hintergrund ist hier mehr eine Grundierung. Er hilft aber auch schon bei der    Auswahl der endgültigen Farbe.

4. Hier ist die Kuh grundiert und der Hintergrund etwas kühler drübergewischt. Diese Reihenfolge ist nicht in Stein gemeißelt, aber sie entspricht im Großen und Ganzen traditioneller Ölmalerei: das ganze Format erstmal mit den Lokalfarben grundieren und nachher vom Dunklen ins Helle malen. Soll heißen: die hellen Töne liegen auf den dunklen und die Glanzlichter kommen ganz zum Schluss.

5. Wegen des Farbkontrastes und der besseren Darstellung der Lichtkontur habe ich den Hintergrund dunkler und blauer angelegt. Nebenbei- das bedeutet für mich „Malen“. Ein Bild entsteht zuerst als Ganzes. Die Platzierung des Hauptmotivs, die Grundfarben, das Licht; alles beeinflusst sich gegenseitig. Die gleiche Fellfarbe würde auf einem grünen Hintergrund ganz anders wirken.

6. Es lohnt sich, wichtige Details zwischendurch nochmal deutlicher zu markieren. Auch, um zu kontrollieren, denn das von vorne linke Auge war zu weit in die Mitte und zu weit hoch gerutscht.

7. Da ich das Licht von rechts/hinten/oben kommen lassen wollte, mussten die Partien, die im Schatten liegen, erstmal dunkler werden.

8. Zwischendurch ein wenig Detailarbeit an dem Kuhmaul und den Hörnern.

9. Spontan habe ich versucht, den Hintergrund zu beleben. Eigentlich ohne konkret etwas abbilden zu wollen, aber mit der Möglichkeit, individuelle Deutungen beim Betrachter zu ermöglichen.

10. Aufnahmetechnisch ist hier der Farbton daneben- viel zu gelb. Hab ich erst wirklich bemerkt, als es zu spät war. Ein Bild beim Entstehen zu fotografieren, ist immer sehr sinnvoll. Nicht nur, um der staunenden Gemeinde die magischen Pinselstriche zu erklären, sondern selbst noch mal nachschauen zu können….wie es war! Denn übermalt ist wie …. gelöscht! Nicht zu verwechseln mit „gelöscht“ beim PC, da gibt’s immer noch den Papierkorb!

11. Heute war Termin beim Coiffeur! Aber irgendwie kommt mir die Frisur mehr vor wie eine billige Perücke, etwas unecht in der Farbgebung und der Fön war auch zu heiß! Aber bei Ölfarben, die etwas dicker aufgetragen werden und langsam trocknen, hat man umgehend eine Farbschicht auf der Leinwand, die zumindest antrocknen sollte. Sonst rührt man solange in der Farbe rum, bis nur noch ein Farbton übrig ist. Also heißt es wieder: Feierabend und unzufrieden beiseite stellen.

12. Die oben genannte Formel „hell auf dunkel“ erkennt man hier ganz gut, denn selbst im variantenreichen Farbwirrwarr sieht man die helleren Haare auf den dunkleren. Aber nicht nur aus praktischen Gründen, sondern weil es auch dem natürlichen Licht entspricht. Je weiter oben drauf, desto mehr Licht bekommt jeder Gegenstand ab.

13. Meine Signatur, die schon auf dem vorletzten Status zu erkennen ist, bedeutet normalerweise: „Fertich!“ Aber ein paar letzte Striche, die mit Verlaub „die wichtigsten“ waren,  mussten dennoch sein…..

Um die oft gestellte Frage zum Schluss zu beantworten: Nein, ich weiß nicht wieviel Stunden ich daran gemalt habe. Ich male so lange, bis ich zufrieden bin….


***

Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe sowie Becher aus Porzellan und Emaille. Kontaktmail für Anfragen siehe Impressum.

https://www.berndhanrath.de/

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