Die, die wilde Tiere malen: Bernd Hanrath

von Claus Rabba

Die Werke Bernd Hanraths bezeugen den Ideenreichtum des Künstlers. Sie sind originell und meistens mit einem besonderen Humor gespickt. Sie zeigen fantasievoll erdachte Situationen, die zum Schmunzeln anregen können, uns Menschen aber gleichzeitig einen Spiegel vorhalten. Wir selbst können uns in den vom Künstler in Szene gesetzten Geschöpfen wiedererkennen, denn diese scheinen oftmals menschliche Eigenschaften zu haben, bleiben dabei jedoch immer ganz „Tier“.

Abb.: Rotfuchs, Öl auf Leinwand, 120 x 160 cm

Sie träumen, schauen verdutzt und wundern sich oder liegen entspannt und blicken selbstgefällig drein. Und wir spüren, dass bei aller menschlicher Projektion etwas dran sein muss an der Annahme, dass menschliches und tierisches Verhalten sich manchmal verblüffend ähneln und dass das kein Zufall sein kann. Vor oftmals neutralem Hintergrund spitzt der Maler die jeweils dargestellte Situation zu, und die Bildtitel geben weitere deutliche Hinweise auf seine Intention.

Abb.: Steinkauz, Öl auf Platte, 20 x 40 cm

Der Künstler führt uns in einer reduzierten Wirklichkeit unsere verwandtschaftliche Nähe zum Tier vor und wir werden beim Betrachten unweigerlich in seine inszenierte Welt miteinbezogen, in der es völlig plausibel ist, dass die Tiere zumindest in Ansätzen auch denken, oder zumindest, dass der Ente – in der Interpretation des Betrachters – bei der geschnitzten Schnecke der Geige irgendwas bekannt vorkommt.

Abb.: Schneckenliebhaber, Öl auf Leinwand, 60 x 120 cm

Der Maler sieht uns Menschen als Teil der Natur und nicht davon losgelöst. Angeborene Verhaltensweisen haben auch wir und nonverbale Signale verstehen wir bei höheren Tieren, ebenso wie diese bei uns. Das Denken kann in der Evolution nicht plötzlich und erst beim Menschen aufgetreten sein, Vorstufen davon gibt es auch im Tierreich und erst recht in den Gemälden Bernd Hanraths, der auf charmante Art eventuell menschliche Überheblichkeit aufzudecken weiß. Wir bekommen beim Betrachten seiner gemalten Tiere eine Ahnung von den inneren Regungen der Tiere. Um uns die Ähnlichkeiten der menschlichen und tierischen Welten zu zeigen, verleiht er den Tieren in seinen Bildern menschliche Eigenarten. Aber er entfernt sich in ihrer Darstellung nicht von ihrer Natur. Sie sind sehr wirklichkeitsnah gemalt, begegnen uns jedoch mitunter in ungewöhnlichen  Situationen, wie zum Beispiel die hoch am Himmel von Blatt zu Blatt springenden Hasen.

Abb.: Die Gedanken sind frei, Öl auf Leinwand, 80 x 100 cm

Solche märchenhaften Bildideen zeugen von der Experimentierlust des Malers und seinem Antrieb, neue Ideen zu entwickeln und auch die Fantasie des Betrachters miteinzubeziehen.

Für Bernd Hanrath sind in seiner Kunst alle Tiere gleichwertig, kleine und große. Menschliche Belange scheinen zu schrumpfen und wir Menschen kommen in den Bildern gar nicht erst vor. Angesichts der auch gerne mal übergroß dargestellten Tiere, die uns in den Gemälden in Augenhöhe entgegentreten, wird uns klar, dass wir hier auf dieser Bühne nur Beobachter sind – oder gar beobachtet werden. Ausschließliche Hauptakteure sind die Tiere, denen wir aber glücklicherweise „paradiesisch“ nah sein dürfen, sodass wir sogar ihre Empfindungen mitfühlen können oder es uns zumindest einbilden. Bernd Hanrath malt mit Ölfarbe und hat hiermit einen ganz eigenen Malstil entwickelt. Seine gekonnt gesetzten Pinselstriche haben etwas von Kalligrafie, denn sie sind schwungvoll vorgetragen und zeigen seine unverkennbare Handschrift. Er präsentiert geschickte Lösungen, verschiedene Oberflächen/Texturen raffiniert mit kontrastreichen Pinselstrichen wiederzugeben, die das Dargestellte aus einer gewissen Entfernung fast greifbar machen, so räumlich ist die Wirkung. Zunächst schafft der Maler farbige Flächen mit weichen Übergängen, auf die er mit Pinselstrichen aus bunten Farben, welche sich optisch im Auge des Betrachters mischen, die Illusion einer fast dreidimensionalen Struktur erzeugt. Bei Tierfell scheint jedes Haar dargestellt zu sein.

Abb.: Keiler, Öl auf Platte, 80 x 120 cm

Die Gemälde werden planvoll aufgebaut, und die Malerei ist zielgerichtet mit raffinierten Lösungen und dabei so liebevoll, dass wir nur Sympathie für die dargestellten Tiere empfinden können. Die Augen der Tiere sind in Hanraths Bildern wie Edelsteine gemalt und von außergewöhnlicher Brillanz. Sie funkeln lebendig, haben einen besonderen Glanz und man kann tief in sie hineinblicken, und wir werden als Betrachter ebenso intensiv davon angeschaut.

Abb.: Sperberweib, Öl auf Leinwand, 100 x 60 cm

Aber letztendlich ist es unser eigener Blick, der hier zurückgeworfen wird und der uns gewissermaßen zu einer Art Selbsterkenntnis bringen kann. Wir erleben uns als nahe Verwandte der Tiere und können uns über unsere Stellung als ein Glied in der Entwicklungskette der Natur klar werden. Überheblichkeit gegenüber unseren Mitgeschöpfen ist nicht angebracht, und wir sollten einmal von außen auf uns und unser eigenes Verhalten schauen, um darin die Natur wiederzuerkennen.

Abb.: Don Quichotte, Öl auf Platte, 80 x 20 cm

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Anmerkungen

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Titel: Die, die wilde Tiere malen

Künstler: Bernd Hanrath https://www.berndhanrath.de/

Herausgeber: Dr.-Hanns-Simon-Stiftung

Autor des Textes: Claus Rabba http://www.clausrabba.de/

Verlagslink: https://www.jana-jagd.de/buecher-dvd-s/jagdkultur/kunstlyrik/11158/die-die-wilde-tiere-malen

Information: Bildband anlässlich der Ausstellung Augenblick mal.
https://www.rwj-online.de/rwj/archiv/verschiedenes/die-wilde-tiere-malen_6_3115.html

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