La Ratte – Her mit den kleinen Französinnen!

In den alten Grenzen des Königreichs Preußen pflegen vor allem Provinzeumel wie ich ein inniges Verhältnis zu ihren Kartoffeln. Nichts illustriert dies schöner als der jahrhundertealte Brauch, die steinerne Grabplatte auf der Gruft Friedrichs des Großen, vor seinem Schloss Sanssouci, mit Kartoffeln zu dekorieren.

Grabplatte

Die innige Beziehung zu den Erdknollen kann sich in der Fremde aus Heimweh sogar zu erotischen Wahnvorstellungen steigern. Mein ins Rheinland ausgewanderter Freund Sven ist so ein Beispiel. In Vollmondnächten tanzen aufreizend geschälte Kartoffeln durch seine feuchten Träume und mit Sirenenstimmen das Kartoffellied singend, locken sie ihn, sie zu vernaschen:

Alle Menschen, groß und kleine,
leben nicht vom Brot alleine,
auch Kartoffeln müssen sein,
denn die schmecken immer fein
Trulla, trulla trulla la,
trulla trulla trulla la
Auch Kartoffeln müssen sein,
denn die schmecken immer fein.

usw.

Was dann passiert, wenn Sven schwach wird, darüber zu berichten ist hier nicht der richtige Ort…

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Zu seinem Glück lebt und arbeitet Sven in Köln, einer Stadt in der es keine moralischen Grenzen gibt und jede Art von Schweinskrams wie selbstverständlich akzeptiert wird. Man manövriert sich in der Rheinmetropole schon fast ins Gesellschaftliche Aus, wenn man nicht wenigstens einmal einen sexuellen Seitensprung außerhalb der eigenen Spezies genoss und es wissen nicht nur die Beichtväter Bescheid, warum der 1. FC Köln einen Geißbock als Maskottchen hat und dieser nach jedem gewonnen Spiel auch mit in die Duschen kommt…

So selbstverständlich wie Sven über seine auf Kartoffeln ausgerichteten sexuellen Neurosen spricht, könnte er in Köln auch im Negligé ins Büro gehen und seine Kollegen bitten, ihn ab jetzt Loretta zu nennen.

Friedrich dem Große hätte mit Sven kein Problem gehabt, bemerkte er doch „Jeder soll nach seiner Fasson selig werden“,  trug Seidenstrümpfe und eine gepuderte Perücke. Ganz unbescheiden vermute ich, dass ihn und seinen Tischgenossen Voltaire meine heutige Ernte französischer Kartoffeln sehr erfreut hätte, handelt es sich doch um eine intime kulinarische Feier der deutsch-französischen Freundschaft.

Voltaire

Es handelt es sich um die alte französische Sorte La Ratte. Die frühreifen Kartöffelchen werden aufgrund ihrer länglichen Form zu den Fingerkartoffeln gezählt. Schale und Fleisch sind gelb und der Geschmack ist besonders delikat und nussig. Die La Rattes sind selten und waren lange Zeit im üblichen Handel nicht zu erwerben, da sie wenig ertragreich ist und die Knollen vor allen Dingen sehr klein sind.

Natürlich war auch Friedrich der Große nach heutigen Maßstäben ein Zwerg und Voltaire sogar so winzig, dass er den Preußenkönig bei seinen Spaziergängen auf einem seiner Windspiele reitend begleiten konnte.

windspiel

Wie auch immer – französisch inspirierte Kartoffel-Rezepte werden an dieser Stelle folgen. Es bleibt also spannend.

***

Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER existiert eine Facebook-Gruppe.

 

 

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