Das Laguiole-Messer steht seit 150 Jahren für französische Lebensart und ist ein beliebtes Sammlerstück. Das oft als „Brotzeitmesser“ bezeichnete Objekt ist ein Klappmesser mit Stil.
Eine Decke im Schatten einer Korkeiche. Eine schlicht dekorierte, dafür umso reichlicher gedeckte Tafel – Melonen, Schinken, knuspriges Baguette, dazu Oliven, Salami, ein Stück Käse und ein, zwei Flaschen Wein … Wenn mal nicht gekocht wird, weil man auf Reisen ist, die Herzensdame auf ein Picknick einlädt oder die Abendstunden mit der Familie und Freunden bei einer einfachen, aber guten Mahlzeit im Freien genießt, schlägt in Frankreich die Stunde des Laguiole.
DIE KUNST DER BROTZEIT
Besonders stilvoll, da dürften sich nicht nur die Franzosen einig sein, hantiert man bei einer solchen Mahlzeit mit einem französischen Laguiole. Das schlanke, charakteristisch geformte Messer aus dem Herzen Frankreichs ist weltweit für seine Qualität und Eleganz bekannt.
Es gibt praktisch niemanden, der sich seiner Schönheit entziehen kann. Das Laguiole passt ebenso in die Hände eines Bauern, die harte Arbeit gewohnt sind, wie in die zarte Hand einer jungen Frau. Und wenn in Frankreich ein paar Männer zum Casse-croûte, der französischen Variante einer Brotzeit, zusammenkommen, wird erst mal in den Taschen gekramt und anschließend gefachsimpelt. Worüber? Über das Laguiole natürlich. Mit oder ohne Korkenzieher ist die zu klärende Kernfrage, zu der sich weitere essenzielle Fragen gesellen: Soll der Griff aus ätherisch duftendem Wacholderholz bestehen, aus gelblich-geschmeidigem Buchsbaum oder doch lieber aus dem traditionellen Griffmaterial Horn, schimmernd und hart? Gibt man einer Klinge aus rostbeständigem Stahl den Vorzug oder lieber einer aus nicht-rostfreiem Kohlenstoffstahl, die durch ihre Patina bald unter Beweis stellen wird, dass das Messer täglich in Gebrauch ist?
Die Geschichte des Laguiole reicht gut 150 Jahre zurück und beginnt im Südwesten Frankreichs. Laguiole, ein kleines Dorf auf den vulkanischen Hochplateaus des Massif-Central, ist Geburtsort und Namensgeber des vielleicht bekanntesten französischen Messers überhaupt. Die Schmiede des Dorfs fertigten zu Beginn des 19. Jahrhunderts neben einfachen Klappmessern vor allem schlanke, feststehende Capuchadou-Messer, die von den Viehzüchtern und Bauern der Region für ihre Arbeit und die vielen alltäglichen Schneideaufgaben benutzt wurden. Bis sich ein Schmied des Dorfs entschloss, etwas Neues zu erschaffen. Auf Grundlage eines bekannten Klappmessers, dem Yssingeaux, formte er ein eigenständiges Messer. Filigraner in der Form, mit zum Griffende sanft herabfallender Linie und einer geschwungenen, arabisch inspirierten Klinge ausgestattet, eroberte es bald die Hände und Hosentaschen all jener, die es sahen und benutzten. Heute arbeiten 120 der 1200 Einwohner des Ortes in der Messerproduktion.
EIN ECHTES LAGUIOLE IST FRANZÖSISCH
Die Bezeichnung Laguiole ist nicht geschützt, weshalb der Messertyp häufig kopiert wird. Echt sind jedoch nur Laguioles, die zumindest aus Frankreich kommen. Zu den bekanntesten und besten Herstellern gehören die Firmen Arto, Fontenille Pataud, Forge de Laguiole, Laguiole en Aubrac, La Coutellerie de Laguiole Honoré Durand oder Parapluie à l‘Èpreuve. Bei einer besonders schönen und authentischen Variante von PassionFrance aus Deutschland kam es zur Zusammenarbeit mit einem der besten Messermacher Frankreichs: Robert Beillonnet. Für welches Laguiole Sie sich auch entscheiden (und eines muss man mindestens haben), genießen Sie den Umgang damit – und beeindrucken Sie bei dem ein oder anderen Picknick.
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Anmerkungen
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Titel: TEUBNER Messer
Teubner Verlag/ Autoren: Oliver Lang-Geffroy, Uwe Rasche
Teubner Verlag/ Fotograf: Teubner Foodfoto
Verlag: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Teubner Edition
ISBN: 9783833838460
Verlagslink:http://www.gu.de/buecher/teubner/solitaere/731226-teubner-messer/
Buch-Rezension:https://krautjunker.com/2016/07/01/teubner-messer/