In den alten Tagen, als Männer noch Männer waren und wild und haarig durch die Wälder liefen, sollen sich angeblich Waldgeister ab und dann in Rehe verwandelt haben, um verirrte Wanderer in dieser Gestalt wieder auf den rechten Weg zu führen. Ob das jetzt so stimmt, möchte ich nicht beschwören, aber es wäre schön, wenn man zumindest durch den Verzehr von Rehbraten Orientierungsvermögen erwerben könnte. Bei meinem Bruder, von dem dieses Rezept stammt, endete eine Abkürzung beim Alpenwandern mit einem Hubschrauberflug der Bergrettung und ich war gezwungen mein Firmenfahrzeug von einem Trecker aus einem sauerländischen Waldweg ziehen lassen, als ich ebenfalls eine Abkürzung nahm… Vielleicht ist es aber etwas Größeres in uns? So ein Nerv im Herzen der uns zeitweise weismacht, wir wären westfälische Hemingways …
Rezept für 6 Portionen
Zubereitungszeit: 40 Minuten
Garzeit: 1 Stunde 45 Minuten
1 Rehkeule mit Knochen (ca. 2,5 kg)
2 große Möhren
2 Stücke Lauch
2 Gemüsezwiebeln
3 Zweige Rosmarin
3 Zweige Thymian
4 Schalotten
3 Knoblauchzehen
3 EL Butterschmalz
1 EL Butter
Salz, frisch gemahlener Pfeffer
Bratenschlauch mit passender Größe
Den Backofen auf 160° C (Gas Stufe 2, Umluft 140° C) vorheizen. Die Rehkeule abspülen und mit Küchenpapier trocken tupfen. Das Fleisch mit einer scharfen Klinge von der äußeren festen Haut befreien. Eventuell die Keule mit Küchengarn in Form binden, anschließend mit Pfeffer und Salz einreiben.
Rosmarin und Tyhmian abspülen und trocken schütteln. Die Schalotten halbieren und die Knoblauchzehen abziehen.
Vorzugsweise einen schweren großen Bräter langsam erhitzen. Butterschmalz schmelzen und die Rehkeule von allen Seiten kräftig braun anbraten. Jeweils einen Zweig Thymian und Rosmarin sowie Schalotten und Knoblauch hinzufügen.
Die Rehkeule aus dem Bräter nehmen und zur Seite stellen. Zwiebeln, Lauch und Möhren anbraten.
Die restlichen Rosmarin- und Thymianzweige oben drauf legen.
Den Bräter schließen und in den Ofen schieben. Dort ungefähr 1 Stunde und 45 Minuten garen. Immer mal wieder mit Bratensaft übergießen und am besten immer mal wieder prüfen, denn Backöfen verfügen sehr unterschiedliche Leistungsstärken.
Die Keule aus dem Bräter nehmen, mit kleinen Butterstückchen belegen und in Bratenschlauch packen. Dann im ausgeschalteten Backofen ungefähr 15 Minuten ruhen lassen.
Den Bratensud in eine kleine Schüssel gießen, abkühlen lassen und das sich absetzende Fett von der Oberfläche entfernen.
Nun den Bratensud durch ein Sieb in einen Topf gießen. Diesen erhitzen und mit Pfeffer und Salz abschmecken. Diesen Bratensud zur Rehkeule servieren.
Empfohlene Beilagen: Rosenkohl, Rotkohl, Kartoffelklöße. Wie bei Abkürzungen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt…
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Anmerkungen
Von KRAUTJUNKER existiert eine Gruppe bei Facebook.
Aber diese Rehkeule würde einem westfälischen Hemingway doch alle Ehre machen! Oder etwa nicht? Sieht sehr wildromantisch aus.
Liebe Grüße Christian
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