von Maya Ragana
Der Herbst neigt sich dem Ende und mit Pilzen kann man niemanden mehr überraschen. Es gibt Maronen zum Frühstück, Mittag, Brunch, Lunch, Abendessen und Mitternachtssnack. Schließlich sind sie zu schade zum Wegwerfen und bald gibt es sie wieder ein ganzes Jahr nicht mehr und so schleichen sie sich in absolut jedes Gericht ein.

Halt, Stopp!
Ich weiß nicht ob das jemand schon wusste, aber – man muss gar nicht übertreiben. Pilze lassen sich wunderbar haltbar machen und besonders kleine Maronen werden in Osteuropa das ganze Jahr über zum Frühstück, Mittagessen, Brunch, Abendessen und Mitternachtseis serviert!
Es gibt zahlreiche Wege Pilze einzukochen und jede slawische Dynastie schwört auf ihr individuelles Familienrezept, aber im Prinzip ist es immer recht ähnlich und man kann improvisieren wie man lustig ist.
In Kürze: Pilze werden abgekocht, Marinade wird vorbereitet, Pilze kommen in Marinade, Pilze UND Marinade kommen in sterilisierte Gläser und werden vakuumverschloßen – fertsch.
Das hier ist Tradition unseres Stammesältesten und obwohl das perfekte Einkochrezept für Pilze bereits Jahrtausende kriegerischer Auseinandersetzungen mit sich zieht, bin ich bereit anzuerkennen, dass es auch viele andere Rezepturen gibt – schmecken dann halt nur weniger gut, wa.
Also: Feste Maronen (groß und oder klein, Hauptsache fest und knackig) werden geputzt (keine Resterde!) in hübsche Stücke geschnippelt und kommen ins Salzwasser (so halber Teelöffel auf 1l Wasser). 15 Minuten Kochen, danach Kochwasser abgießen und sich der Marinade widmen.

Marinade (auf 1 L): 1 Teelöffel Salz, 1 Teelöffel Zucker, kurz weißen Balsamico reingießen (Ich lass mich meistens von meinem Unterbewusstsein leiten und wenn die Hand von selbst zurückzuckt reicht es eben aus), Handvoll trockene Wacholderbeeren, 1-2 Loorbeerblätter, einen halben Teelöffel Senfkörner, getrocknete Knoblauchstücke und Chiliflocken nach Belieben und wenn man drauf steht trockene Nelken. 10 Minuten kochen.
Abgekochte Pilze kommen in die Marinade und köcheln ein paar Minuten vor sich hin, bevor sie in sterile, abgekochte, heiße Gläser kommen, die schnell verschlossen und gedreht werden, damit sich Vakuum bildet.
Soweit die Theorie. Ich würde lügen wenn ich ernsthaft behaupten würde, dass ich so vorgehe.
Tatsächlich basiert dieses Rezept sehr auf Schätzung, denn ich habe noch nie die Menge der Gewürze abgemessen, sondern im Delirium aus verschiedenen Packungen verschiedene Gewürze in akrobatischsten Posen in den Topf geworfen.
Hauptsache grobkörnig und ich habe keine Allergie drauf.

So kommt auch Abwechslung in die Marinade und die Stammesältesten würden mir sicherlich verzeihen, wenn sie die mal probieren würden. (Sicherlich nicht.)

Kreativität geht schließlich über Formalität. Wer weiß, vielleicht pack ich nächstes Mal eine Vanilleschote, getrocknete Erdbeeren oder meinen Kaktus rein – mit Langweile wurde schließlich noch keine Kunstform erfunden.

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KRAUTJUNKER-Waldläuferin Maya Ragana

Maya Ragana ist eine Katastrophenforscherin aus Berlin, die aus der Forschung ausbricht, um etwas absolut schockierendes und unerwartetes zu treiben: nämlich Erkenntnisse auf eine verständliche und pragmatische Art weiterzuvermitteln.
Sie schreibt informative und witzige Beiträge über unsere Umwelt, Nachhaltigkeit & Autarkie und bietet Kräuter- und Pilzführungen an.
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Anmerkungen

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