Buchvorstellung von Beate A. Fischer
»Peter Beard studierte von 1957 bis 1961 Kunst bei Josef Albers an der Yale University in New Haven. Er kam aus einer reichen Familie – sein Urgroßvater James Jerome Hill war der Gründer der Great Northern Eisenbahngesellschaft – und konnte sich ein Leben in der Jetset-Gesellschaft leisten; so war er zum Beispiel befreundet mit Truman Capote und häufig mit Bianca Jagger oder Caroline Lee Radziwill, der Schwester von Jacqueline Kennedy Onassis, zu sehen.

Er wurde bekannt durch seine Afrika-Bildserien und seine Porträt-Fotos, unter anderem machte er Aufnahmen von David Bowie, Mick Jagger, Veruschka Gräfin von Lehndorff, Iman und dem irischen Maler Francis Bacon, für den er selbst wiederum einige Male Modell stand. Als Modefotograf arbeitete er für die Zeitschrift Vogue.
Beard war mehrmals verheiratet und unternahm zahlreiche abenteuerliche Reisen durch Afrika, unter anderem fotografierte er in den Jahren 1971/1972 systematisch die sterbenden und toten Elefanten. Die mit ihm befreundete dänische Schriftstellerin und Afrika-KennerinKaren Blixen ermutigte ihn, seine aufrüttelnden Fotoarbeiten über den Kontinent weiterzuverfolgen. In ihrer Nachbarschaft errichtete er 1961 in Kenia seine Hog Ranch und blieb insgesamt 23 Jahre in Afrika.
Er schrieb seit seiner Jugend Tagebuch; es sind mit Zeichnungen versehene und vollgeklebte Buchcollagen. Auf ähnliche Weise gab er auch seinen Aufnahmen besondere Ausdruckskraft, indem er sie mit Tierblut und Bildern, mit Zeitungsauszügen und Geschichten erweiterte.
Zuletzt lebte Beard in New York City. Er wurde am 19. April 2020 im Camp Hero State Park, einem Naturschutzgebiet bei Montauk, tot aufgefunden, nachdem er drei Wochen vermisst worden war. Über die Todesursache ist nichts bekannt. Er hinterließ seine Ehefrau, Najma Khamm, und seine Tochter Zara, für die er 2004 das Buch Zara’s Tales verfasst hatte.«
(Quelle: Wikipedia)
Peter Beard. The End of the Game

Der TASCHEN Verlag legte das legendäre Afrika-Buch The Ende of Game im August 2020, wenige Monate nach seinem Tod neu auf und schreibt im Begleittext zur Neuauflage:
Die letzte Jagd

»Peter Beards bahnbrechende Publikation über die Tierwelt Afrikas gilt als einer der eindringlichsten Berichte über den Kontinent, der durch das menschliche Streben nach Abenteuer und „Fortschritt“ verändert wurde. Neben Hunderten von historischen Fotografien und Schriften sowie Beards eigenen Aufnahmen von Elefanten-, Nashorn- und Nilpferdpopulationen enthält diese Neuausgabe ein Interview mit dem Naturschützer Dr. Esmond Bradley Martin.
The End of the Game ist eines der wichtigsten Bücher über Afrika und die verheerende Wirkung, die der Einzug der westlichen Zivilisation auf den Kontinent und seine Tierwelt hatte. Eine eindringliche und berührende Bild- und Textcollage, die das obszöne Massensterben Zehntausender von Elefanten, Nashörnern und Nilpferden in den Tiefebenen von Tsavo, Kenia, und später den Reservaten in Uganda in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts dokumentiert.

Über zwei Jahrzehnte arbeitete Peter Beard an diesem, seinem wichtigsten und essentiellstem Werk, das seitdem immer wieder mit neuem Material aktualisiert wurde. Beards eigene Fotos und Schriften werden durch historische Aufnahmen und Zitate ergänzt, welche die Saga jener Entdecker, Forscher, Missionare und Großwildjäger erzählen, die auf der Suche nach Abenteuern und als „Botschafter des Fortschritts“ im Laufe des 20. Jahrhunderts das Gesicht Afrikas für immer entstellten: Theodore Roosevelt, Frederick Courteney Selous, Karen Blixen (Isak Dinesen), Philip Percival, J. A. Hunter, Ernest Hemingway und J. H. Patterson.
Diese Neuausgabe enthält ein Interview mit dem Naturschützer Dr. Esmond Bradley Martin sowie Essays aus früheren Ausgaben, wie die des renommierten Schriftstellers Paul Theroux und des Ökologen Dr. Richard M. Laws. Zum Nachwort hat außerdem der Agrarwissenschaftler Dr. Norman Borlaug beigetragen. Die hier angesprochenen Themen – die Entfremdung von der Natur, Überbevölkerung, Überlebensdruck sowie der Verlust des gesunden Menschenverstands – verdeutlichen uns einmal mehr die Gründe für die Bedrohung der Wildtiere des Kontinents – ein Phänomen, das nicht nur angesichts der drohenden Klimakatastrophe Parallelen zu aktuellen Problemen aufweist.«

Ich habe mir im Netz eine antiquarische, englische Ausgabe des Buches aus dem Jahre 1977 erschlagen. Die Druckqualität ist nicht so brillant wie der Neuauflage des TASCHEN Verlages, dafür atmet der Band Geschichte und ist nicht von den oben erwähnten Begleittexten „eingeordnet“.
Peter Beard war wie die von ihm verehrte Tanja Blixen Trophäenjäger und Lebemann der New Yorker Partyszene. Er steht für alles das, was heute nicht mehr zum „guten Ton“ gehört. 1928 ist der Prince of Wales auf Trophäenjagd in Afrika und läßt sich vor dem Haus der Blixens ablichten. Peter Beard ist der Mode und Modelfotograf einer Zeit, in der Amerika noch nicht in die neue Prüderie des „metoo“, der lustfeindlichen Welt des Veganismus verfallen war und Peter Beard noch Partyhengst sein durfte.

Der Band lebt von seinen imposanten großflächigen Fotos, die mit ihrer bedrückenden Direktheit das Buch von den Coffeetable Books der heilen Welt der Natur- und Landschaftsfotografie abhebt. In diesem Buch geht es um Jagd, um das Töten von Tieren und teilweise um Jagdtrophäen. Die Jagd auf die reine Trophäenjagd zu limitieren, würde weder dem Buch noch der Jagd heute oder damals gerecht werden.
Die Frage, wie Afrikas Wild geschützt werden kann, ist viel diskutiert. Und eine endgültige Antwort ist darauf nicht gefunden.

Botswanna kehrt nach wenigen Jahren Jagdverbotes nun zur (Trophäen)-Jagd auf Elefanten zurück. Die Population der freilebenden Elefanten ist so stark angestiegen, dass die Gegenmaßnahmen und Ausgleichszahlungen an die lokale Bevölkerung nur noch durch ausländische Jäger ansatzweise aufgebracht werden kann.
In Tansania steht die Nationalpark Selous vor dem Aus. Die Regierung läßt die durch deutsche Regierung jahrzehntelang finanzierten Projekte im Nationalpark mit einer streng regulierten Trophäenjagd auslaufen. Die Jagdblocks werden nicht mehr verpachtet, das wertvolle Tropenholz wird ins Ausland exportiert und die lokale Bevölkerung nutzt die freiwerdenden Flächen für eine Substanzlandwirtschaft, in der für Wildtiere kein Raum bleibt.

Durch die Reisebeschränkungen in der Covid-19-Pandemie verschärfen sich die lokalen Konflikte um Landwirtschaft und Wilderei zusätzlich. Wo die Einnahmen aus dem Jagdtourismus wegfallen, hungert die Bevölkerung. Wildtiere enden als Fleischlieferant in den Fallen der Wilderer oder werden durch die Landwirtschaft zurückgedrängt. Wenige Wildreservate überleben durch reiche Sponsoren – vor allem aus dem USA – und gehen nun in das zweite Jahr in dem Einnahmen, aus dem Jagdtourismus ausfallen. Die Kosten der Anti-Wilderer-Einheiten – hochgerüstet mit Quads, Helikoptern und Wärmebildkameras – betragen tausende USD, jeden Monat. Sind private Wildreservate die einzige Überlebenschance des afrikanischen Wildes? Das Interesse der lokalen Bevölkerung an ihren Wildtieren ist gering, das nackte Überleben der Familie wird durch ein kleines Maisfeld gesichert. Jedes Wildtier ist ein Nahrungskonkurrent.
Die Kampagnen internationaler Tierschutzaktivisten tun ihr Übriges die Trophäenjagd weltweit in Verruf zu bringen. Einfuhrverbote für nachhaltig und reguliert bejagte Trophäentiere lässt den Schwarzhandel blühen. Elfenbein ist durch das internationale Handelsverbot zum heißbegehrten Schwarzmarktobjekt geworden, die Nachfrage sinkt durch das Handelsverbot jedenfalls nicht. Es wäre ausreichend Elfenbein aus regulierter Jagd vorhanden, um den weltweiten Bedarf zu decken. Durch Verbote wird Wilderei angeheizt und Elfenbein wie Kokain gehandelt. Einem gesunden und nachhaltigen Tierbestand hilft das jedenfalls nicht.
Die professionelle Trophäenjagd ausländischer Jäger in Afrika begann vor ca. 100 Jahren und sie steht heute vor kritischen Herausforderungen. Gelingt eine Bewirtschaftung und nachhaltige Bejagung nach Abschussplänen – wie beispielsweise in Namibia nicht und bleiben die ausländischen Jäger aus, ist bald END OF GAME.
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KRAUTJUNKER-Rezensentin Beate A. Fischer:

Beate A. Fischer, geboren 1973, Jägerin seit 6 Jahren, Hundeführerin – verliebt in einem Vizsla sowie Co- und Stiefmutter eines Fox, schießt leidenschaftlich gern Jagdparcour und Flugwild, außerdem hat sich die afrikanische Sonne in ihr Herz gebrannt. Sie lebt im kühlen Nordfriesland auf einem Resthof, arbeitet als Rechtsanwältin und schreibt manchmal auch mal andere schöne Texte.
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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe sowie Outdoor-Becher aus Emaille. Die Kontaktmail für Anfragen befindet sich im Weblog-Impressum.

Titel: The End of the Game
Autor und Fotograf: Peter Beard
Verlag: TASCHEN GmbH
Verlagslink: https://www.taschen.com/pages/de/catalogue/photography/all/45318/facts.peter_beard_the_end_of_the_game.htm
ISBN: 978-3836584869