Der Mönch von Mokka

Buchvorstellung von Oliver Welschar

Wer einen Trend anrollen sieht, der geht besser in Deckung. Denn jedem Trend folgt die Vermarktungswelle und Teil dieser Welle ist auch immer eine große Anzahl von kläglichen Büchern. Sei es Hygge, Gärtnern, Achtsamkeit, Jagd, Nachhaltigkeit, Pilgern… Die Liste der Themen zu denen belanglose Werke verlegt werden ist lang und natürlich steht Kaffee auch auf dieser Liste. Mein Interesse mich mit Trendliteratur zu beschäftigen, sinkt exponentiell zur Stärke des Trends und dementsprechend gering war meine Begeisterung als mir ein Buch zum Thema Kaffee empfohlen wurde. „Du bist doch in der Branche tätig. Das musst Du gelesen haben!“. Frei nach Grosstadtgeflüster dachte ich mir, „Ich muss gar nix!“, ignorierte die Empfehlung und beging wieder mal einen Fehler. Aber einen den ich zum Glück wieder gut gemacht habe. Denn irgendwann litt ich unter akutem Tsundoku (japanisch für: Bücher kaufen, mit der festen Absicht sie nicht zu lesen), wurde schwach, fing an zu lesen und legte das Buch Der Mönch von Mokka von Dave Eggers danach kaum aus den Händen. 

Dave Eggers nimmt uns ein paar Jahre mit auf die Lebensreise von Mokhtar Alkanshali, Jahre in denen Kaffee der rote Faden ist, mit dem alles beginnt, alles endet und über den man auf eine wunderbar spannende und unterhaltsame Art sehr viel lernt, ohne zu merken das man belehrt wird. Man lernt sogar mehr als in den meisten Besserwisserbüchern, die dem geneigten Trendsurfer nur mit dem nötigen und albernen Fachjargon versorgen, den er braucht er, damit er sich von denen distanzieren kann.

Das autobiografische Buch beginnt mit der typisch einzigartigen Geschichte eines jemenitischen Einwandererkindes in den USA, das so lange durch sein Leben irrlichtert, bis eine Freundin den magischen Satz spricht: „Schon mal auf die andere Straßenseite geschaut?“.

Was Mokhtar dort erblickt, weckt seine Neugierde und ist der Beginn eines wahren Abenteuers. Verwurzelt im Jemen, dem Land, in dem der Kaffee erfunden wurde und in den USA, dem Land, das Kaffee zum globalen Nahrungsmittel gemacht hat, fasst er den Plan, beide Welten zu vereinen. Auf eigene Faust und zu einem denkbar ungünstigsten Zeitpunkt in der an ungünstigen Zeitpunkten reichen Geschichte des Jemens macht er sich auf. Er will die durch kulturellen Niedergang und Khat-Anbau vom Aussterben bedrohte Kaffeekultur retten, den Bauern bewusst machen welchen Schatz sie hüten und ihnen damit Zukunftsperspektiven geben. Auf der anderen Seite möchte er den Kaffeefreunden auf der ganzen Welt zeigen, wie gut Kaffee schmecken kann. Die Koffein-Odysee endet stilecht auf dem Olymp des weltgrößtem Spezialitätenkaffeetreffen, dem SCA World of Coffee, wo die Auferstehung von jemenitischen Kaffeesorten gefeiert wird, die seit Jahrhunderten verschollen waren, zu den besten Kaffees der Welt gehören und deren Bewertung durch Juroren sich so lesen: „So schmeckt der Gesang von Engeln.“

Vom todkranken Kaffeebauern Malik aus Haimah im Jemen über den im Jemen lebenden amerikanischen Kaffeejäger David Nicholson bis hin zu James Freeman, dem Gründer des legendären Blue Bottle Coffee Shop aus Oakland treffen wir verschiedenste reale Menschen aus der Kaffeewelt. Und jeder von Ihnen steht mit seiner Lebensgeschichte für einen Abschnitt des womöglich kompliziertesten Weges eines Nahrungsmittels, von der Pflanze zum Verbraucher, den die Menschheit je ersonnen hatte. Es geht um das Bewusstsein, das jede Tasse Kaffee von der Farm bis zum Genuss durch bis zu zwanzig Hände gegangen ist.

Der Leser des KRAUTJUNKERs wird nach der Lektüre ein bisschen von den drei wichtigen Wellen des Kaffeekonsums, den Ursprüngen, dem Rösten, dem Anbau, der Ernte, der Aufbereitung, dem Genuss und der Wirkung verstehen. Er wird wissen warum Schweden finnischen Käse ihrem Kaffee zufügen, warum Kopi Luwak ein Kaffee aus Arschlöchern für Arschlöcher ist und das ein Q-Grader keine Baumaschine ist. Er wird einige Namen von Menschen gehört haben, die den Genuss und Konsum von Kaffee weltweit geprägt haben. Was aber das Wichtigste ist, plötzlich schaut man auf Kaffee, so wie ein Astronaut aus dem Orbit auf die Erde und erfasst was für ein wunderbares und komplexes Lebensmittel die alltägliche Tasse Kaffee ist.

All dies ist eingepackt in eine rasend spannende Geschichte voller Politik, Lebensgefahr, Businessplänen, Landschaft, Gefangenschaft, Familie, Verzweiflung, Nachhaltigkeit, Geschichte, Rassismus, Drogen und Freundschaft.

Dieses Buch wurde bloß noch nicht verfilmt, weil Kaffee als Hauptnarrativ nicht sexy genug ist. Wenn man ihn durch Gold oder waffenfähiges Uran ersetzen, die noch fehlende Verfolgungsjagd und Liebesgeschichte hinzufügen würde…. Bruce Willis wäre für die Rolle des Mokhtar gesetzt. Die explodierenden Fahrzeuge habe ich nicht vergessen, die sind im Buch schon enthalten, denn ein Großteil der Geschichte spielt sich im Jemen ab. Ja, dem Jemen voller Drohnen und Al-Qaida, aber auch dem Jemen voller Gastfreundschaft und einzigartiger Landschaften.

Wer gerne mehr wissen möchte, der kann sich gerne unter Story – Port of Mokha die Geschichte und das daraus entstandene Unternehmen genauer anschauen. Und unter HOME | The Mokha Institute (mokhafoundation.com) kann man sehen, das echtes Unternehmertum und praktizierte Nachhaltigkeit und Nächstenliebe keine Gegensätze sein müssen, sondern sich gegenseitig bedingen können, wenn man folgenden Leitsatz der Oma von Mokhtar befolgt:

„Habe das Geld immer in der Hand, nie im Herzen.“

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Verlagsvorstellung des Autors Dave Eggers

Bildquelle: © Brecht van Maele

Dave Eggers, geboren 1970, ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Autoren. Sein Roman »Der Circle« war weltweit ein Bestseller. Sein Werk wurde mit zahlreichen literarischen Preisen ausgezeichnet. Der Roman »Ein Hologramm für den König« war nominiert für den National Book Award, für »Zeitoun« wurde ihm u.a. der American Book Award verliehen. Dave Eggers stammt aus Chicago und lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Nordkalifornien.
http://www.mcsweeneys.net
https://www.kiwi-verlag.de/buecher/specials/ueber-dave-eggers.html

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Oliver Welschar

Er studierte vor vielen Monden etwas mit Kunst und Natur in Berlin oder wie seine Omma sagte: „Rasenmähen“. Trotzdem bewahrte er sich ein bisschen Verstand. Mittlerweile arbeitet er daran, Menschen auf der ganzen Welt davon zu überzeugen, dass guter Kaffee die Antwort auf alle Fragen ist.

In seiner Brust schlägt jedoch das Herz eines Sammlers: Archäologische Artefakte aus der Erde, Pilze im Wald, seltsame Möbel vom Straßenrand und komische Geschichten mit noch komischeren Menschen. Alles landet irgendwann in seinem Schliemann-Salon, einem magischen Ort, zu dem nur Zugang findet, wer reinen Herzens ist und keine Krawatten trägt.

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Hier die faszinierende Rezension eines Werkes von Dave Eggers, durch die ich zuerst auf den Autor aufmerksam wurde:

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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe sowie Becher aus Porzellan und Emaille. Kontaktmail für Anfragen siehe Impressum.

Titel: Der Mönch von Mokka

Autor: Dave Eggers

Übersetzung: Ulrike WaselKlaus Timmermann

Verlag: Kiepenheuer & Witsch

Verlagslink: https://www.kiwi-verlag.de/buch/dave-eggers-der-moench-von-mokka-9783462054132

ISBN: 978-3-462-04878-0

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