Texas Rig: Der Finesse-Klassiker

von Sean Perez

Lange bevor es in Deutschland zum Trend wurde, war ich von der beeindruckenden Fangkraft einer ganz bestimmten Montage begeistert: dem Texas Rig.

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Abb.: Das Texas Rig zählt zu den bekanntesten und beliebtesten Finesse-Montagen.

Zunächst ganz klassisch mit Gummiwurm, in den folgenden Jahren mit immer feinerem Gerät und den neuesten Ködern bewaffnet, erlebte ich so manchen aufregenden Angeltag auf der Suche nach harten Bissen und heißen Drills – Texas Style eben! Bis heute zählt das Texas Rig zu den beliebtesten und fängigsten Finesse Rigs in meinem Arsenal. In den USA beweist es schon seit Jahrzehnten seine zuverlässige Fangkraft – und in Europa ist das Texas Rig, kurz T-Rig genannt, ohne jeden Zweifel auf dem Vormarsch. Auch wenn es den eigentlichen Zielfisch, den Schwarzbarsch, hier bei uns in Deutschland nicht gibt – das T-Rig lässt unsere heimischen Räuber alles andere als kalt. Vor allem Barsche und Zander sind es, die ich damit überliste. Der raffinierte Aufbau lässt uns den Köder nahezu hängerfrei durch Kraut, Geäst und andere Hindernisse führen, ohne dabei einen Abriss zu riskieren. Doch woher kommt der Name Texas Rig? Liegt der Ursprung wirklich im Südwesten der USA und wann tauchte er zum ersten Mal auf der anglerischen Bildfläche auf? Um diese Fragen zu beantworten, begeben wir uns auf eine kurze Zeitreise in die Vergangenheit.

 Texas Rig 3

 Abb.: Das T-Rig hat zugeschlagen und diesen schicken Barsch aus seinem Versteck gelockt.

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[Hinweis auf Textkürzung: Die Beiträge „Geburtsstunde einer Legende“ über den Angler und Erfinder Nick Creme sowie „Tackle-Wissen“ über „Bullet Weight“ übergehe ich in diesem Blogbeitrag.]

Zurück in die Zukunft

Von der damaligen Gummirevolution bis zur modernen Angelwelt – das Texas Rig ist heute aktueller denn je. Beim Finesse – -Fischen ist es oft meine erste Wahl, wenn ich bestimmte Stellen oder nahegelegene Strukturen gezielt anwerfen und beangeln möchte. Verwende ich etwas mehr Blei, kann ich mir zusätzlich einen schnellen Überblick über die Bodenstruktur des Gewässers verschaffen und Hotspots wie Barschberge, Kanten oder totes Holz nahezu hängerfrei abklopfen. Parallel dazu verwende ich das T-Rig auch, um eine ungefähre Vorstellung der Gewässertiefe zu bekommen. Kurze Absinkphasen deuten auf Flachwasser, lange hingegen auf tiefere Bereiche oder abfallende Kanten hin. Schon vor über 60 Jahren wusste Mr. Nick Creme, dass man beim gezielten Befischen von Unterständen die großen, vorsichtigen Fische fängt. Um Strukturen möglichst hängerfrei zu beangeln, achtete er stets darauf, dass seine Hakenspitze sicher im Köderrücken verborgen blieb. Auch beim heutigen T-Rig kommen spezielle Greifer, sogenannte Worm- und Offset- Haken, zum Einsatz. Das Tolle daran: Im Gegensatz zu herkömmlichen Jighaken fischt man mit Offset & Co. nahezu ohne Verluste. Somit können wir nicht nur dicht an, sondern auch direkt in Hindernissen und Unterständen angeln – genau dort, wo sich die Räuber aufhalten!

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Eine Montage – viele Vorteile: Das T-Rig im Überblick

  1. Zum gezielten Befischen von Hotspots und naheliegenden Strukturen
  2. Gibt Dir Feedback über die Bodenbeschaffenheit des Gewässers
  3. Je nach Führung spricht es sowohl aktive als auch passive Fische an
  4. Kann bei Kraut und Wasserpflanzen als “Punch Rig“ eingesetzt werden
  5. Optimal fürs gezielte Beangeln von Hindernissen, Seerosen, Geäst etc.
  6. Lässt sich präzise Werfen, da Köder und Gewicht dicht zusammenliegen
  7. Gute Bisserkennung

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 Texas Rig 4Abb.: Um den Köder vor Kraut und Hängern zu schützen, wird die Spitze des Offset-Hakens in den Köderrücken eingestochen.

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Tackle-Tipp
Die Verwendung einer Perle empfiehlt sich vor allem bei starker Wassertrübung oder wenig Licht – also immer dann, wenn die Räuber besser hören als sehen können. Das Aufeinandertreffen von Perle und Bullet Weight verursacht ein deutliches “Klacken“, was die Räuber neugierig macht und zum Köder lockt. In klaren Gewässern mit viel Angeldruck kann das Geräusch die Fische eher vergrämen. Hier empfehle ich, ganz auf die runde Glaskugel zu verzichten.

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Abb.: Zugeschnappt: Auch Zander lassen sich gezielt mit dem Texas Rig verführen.

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Immer gut geführt

Wer beim Finesse-Fischen Spaß und Erfolg haben will, muss besonders auf die Führung achten. Für mich ist die Präsentation, also wo und wie ich den Köder anbiete, wichtiger als die Köderfarbe. Ein gut geführter Köder in der „falschen“ Farbe fängt mehr Fische als ein schlecht geführter Köder in der „richtigen“ Farbe – davon bin ich überzeugt. Und wenn Farbe UND Führung stimmen, steht einem spannenden Angeltag nichts mehr im Weg. Ein guter Angler macht sich Gedanken über das, was er tut – und darüber, wie er seinen Zielfi sch am besten anspricht. Er legt sich eine Strategie zurecht und passt sie dann, wenn nötig, den Gegebenheiten am Wasser an. Wie ich mein Texas Rig führe, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Unter anderem sind Tages- und Jahreszeit, Wetterlage, Gewässer und Angelstelle ausschlaggebend. Mit der Zeit haben sich zwei Führungsvarianten für mich als universell einsetzbar erwiesen: Das „Schleifen“ und „Jiggen“. Eine weitere Variante, die „Schwimm-Führung“, verwende ich dann, wenn sich die Fische vom Grund gelöst haben und sich in höheren Wasserschichten aufhalten. Alle drei Techniken sind kinderleicht und mit etwas Übung schnell beherrschbar – da lassen die ersten Texas-Fänge garantiert nicht lange auf sich warten!

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Angel-Tipp:
Nahezu alle Gummiköder können am Texas Rig gefischt werden, aber aufgepasst: Falsch montiert reduzieren sie die Fängigkeit der Montage. Folgende Punkte sind für eine effektive Köderführung wichtig:
Achte darauf, dass der Köder gerade am Haken sitzt. Schiefe Köder bewegen sich unnatürlich und neigen dazu, sich beim Einholen zu überschlagen.
Um Abrisse zu vermeiden, muss die Hakenspitze komplett im Rücken des Gummiköders stecken. Nur so lassen sich Hindernisse verlustfrei befischen.

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Die Schleif-Technik

Am einfachsten lässt sich das T-Rig mit der Schleif-Technik führen. Diese Variante zählt bei meinen Seminaren zu den Grundlagen und eignet sich besonders gut für Finesse-Anfänger. Durch die langsame Köderführung werden sowohl aktive als auch passive Fische gleichermaßen angesprochen. Und auch zur kalten Jahreszeit, wenn die Räuber stoffwechselbedingt weniger aktiv sind, sorgt diese Methode für heiße Fänge. Zunächst wirfst Du den Köder aus und lässt ihn bis auf den Grund absinken. Nun senkst Du die Rute und zeigst mit der Spitze in Richtung Köder. Nimm währenddessen die lose Schnur mit der Rolle auf und stelle Kontakt zum Köder her. Bewege die Rute gleichmäßig nach oben und beginne damit, die Montage langsam über Grund zu schleifen. Senke die Rute wieder in die Ausgangsposition zurück, sobald Du die 11-Uhr-Stellung erreicht hast. Dabei nimmst Du die lose Schnur über die Rolle auf und wiederholst den beschriebenen Ablauf. Richtig ausgeführt spürst Du, wie das Blei über den Boden schleift, während Du die Rute anhebst. Falls Du keinen Grundkontakt spürst, helfen zwei Dinge: Entweder die Rute langsamer anheben oder ein schwereres Blei benutzen.

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Die Jig-Technik

Sie ist unter Spinnanglern weit verbreitet und findet vor allem beim Gummifischangeln mit Bleiköpfen Verwendung: das „Jiggen“. Mit dieser Methode lässt sich innerhalb kurzer Zeit viel Fläche nach hungrigen Räubern absuchen. Der große Unterschied zur Schleif-Technik ist die Geschwindigkeit, mit der die Montage bewegt wird. Hier gilt es, den Köder mit unterschiedlich harten Rutenschlägen Leben einzuhauchen. Eine gewisse Abwechslung schadet dabei nie – durch Variieren der Geschwindigkeit kannst Du feststellen, auf welches Tempo die Fische am besten ansprechen.  Und so geht’s: Zunächst wirfst Du den Köder an die gewünschte Stelle und lässt ihn an gespannter Schnur bis zum Grund absinken. Sobald die Schnur erschlafft, ist die Montage am Boden angekommen. Eine auffällige Farbe kann Dir helfen, das Erschlaffen der Sehne besser zu erkennen. Mit ein paar Kurbelumdrehungen Kontakt zum Köder aufnehmen und die Rute parallel zur Wasseroberfläche halten. Hebe nun die Montage an, indem Du die Rute zügig in die 11-Uhr-Stellung bringst. Zum Schluss die Rute in die Ausgangsposition zurückführen, die Schnur auf Spannung bringen und Köderkontakt herstellen. Bis die Schnur wieder erschlafft, gilt höchste Konzentration, denn genau jetzt, während der Absinkphase, kommen die meisten Bisse.

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[Hinweis auf Textkürzung: Die weiteren Beiträge dieses Kapitels mit den Titeln „Die Schwimm-Technik“, „Keine schnelle Nummer“, „Punching – die Finesse-Faust fürs Kraut“, „Das Texpose Rig – eine Variante mit Haken“ und „Der richtige Anhieb“ finden sich nur im Buch. Ohnehin kann dieser Blog KRAUTJUNKER keine Bücher ersetzen.]

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Verlagsvorstellung des Autors:
Sean Perez wurde etwas südlich von New York, im Schatten des »Big Apple«, geboren und wuchs an der Ostküste der Vereinigten Staaten auf. Dort machte er seine ersten Finesse-Erfahrungen beim Schwarzbarschangeln. Schon mit vier Jahren begann sein anglerischer Werdegang, als er zum Geburtstag die erste Angelrute bekam. Ab diesem schicksalhaften Tag verbrachte Perez nahezu jede freie Sekunde mit dem für ihn schönsten Hobby der Welt: dem Angeln. Nach seiner Studienzeit sammelte er mehrere Jahre Redaktionserfahrung beim »BLINKER«, 2014 ging er den Schritt in die Selbstständigkeit und leitet seitdem den Angelgerätegroßhandel »Clickbaits GmbH«. Seine Angelerlebnisse teilt Sean Perez weiterhin als freier Autor, unter anderem in der Zeitschrift »Rute & Rolle«. Ins Visier nimmt er bei seinen Streifzügen an die Gewässer vor allem Raubfische wie Barsch, Zander und Forelle, während bei Angelreisen ins Ausland der feurige Black Bass im Mittelpunkt steht. Das Finesse-Angeln, eine moderne Art des Spinnangelns, ist sein Spezialgebiet.

http://misterfinesse.de/

https://marjorie-wiki.de/wiki/Sean_Perez

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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es nicht nur eine Facebook-Gruppe, sondern jetzt auch Outdoor-Becher aus Emaille. Kontaktmail für Anfragen siehe Impressum.

Finesse-Angeln

Titel: Finesse Angeln – Raubfische clever fangen

Autor: Sean Perez

Fotos: S. Perez und A. Winter

Verlag:  Müller Rüschlikon

Verlagslink: https://www.motorbuch-versand.de/product_info.php/info/p10784_Finesse-Angeln.html

ISBN: 978-3-275-02121-5

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