Urban Fly-Fishing mit Rezepten

von Ole Niemczik

Der Angler im Allgemeinen, der Fliegenfischer im Besonderen sucht an sich die Ruhe der Natur. Abgeschiedenheit, am besten keine Zivilisationsgeräusche. Nur der Fluss, die Natur und die Fische.

Einige wunderschöne Flussabschnitte sind jedoch auch mitten in unseren Städten zu finden. Die Gera in Erfurt bietet solche Abschnitte, dazu noch eine „flyfishing only“ Strecke! Parks und Villen säumen diesen Abschnitt. Die Wasseramsel ist hier ebenso zu Hause wie der Eisvogel. Der Fluss bietet hier wunderbare wilde Bachforellen und herrliche Äschen. Schnellströmende Züge wechseln mit ruhigeren Teilen, das Flussbett besteht aus groben Kies und Geröll und ist gut zu bewaten.

Ein wenig komisch schauen die Passanten, wenn man sich die Wathose anzieht und die Rute montiert. Aber in wenigen Augenblicken hat man seine Ruhe.

Ein Blick von der Hohenzollernbrücke in den Fluss zeigt die ersten schönen Fische, hier eine gute Äsche mitten in der Strömung, dort eine mittlere Bachforelle.

Also rein ins Vergnügen. Vorher noch ein Blick was heute die Fische lockt. Kaum stehe ich im Wasser, steigt die erste Maifliege (Ephemera danica) vor mir auf. Aber sie sind nur vereinzelt zu sehen. Die Fische steigen, allerdings holen sie anscheinend die Insekten kurz unter der Wasseroberfläche. Viele kleine Eintagsfliegen fallen mir auf. Am häufigsten ist die Blue winged olive (Ephemeralla ignita). Ich entscheide mich für ein 14er Moskito, damit sollten eigentlich einige Arten imitiert werden.

Etwa zehn Schritt vor mir flussauf steht eine wohl maßige Bachforelle – mal sehen ob ich richtig entschieden habe. Vier fünf Schwünge und die Fliege seicht von schräg einige Meter vor die Forelle auf das Wasser gelegt. Kaum hat die Fliege die Wasseroberfläche erreicht, als eine von mir unbemerkte, kleine Äsche danach steigt und sich die Fliege einverleibt. Ein kurzer Ruck in der Rute und sie hängt. Ein schöner Fisch, aber untermaßig, also darf sie wieder schwimmen. Das Abhaken geht aufgrund der verwendeten Schonhaken problemlos. Das Muster scheint also zu passen.

Ein Blick aufs Wasser, die Forelle steht noch unbeeindruckt am Platz. Erneut lege ich die Fliege auf das Wasser, die Forelle steigt vorsichtig, begutachtet die Fliege und mit einem sachten Schwapp schnappt sie sich das Imitat – sie hängt! Hier ist mehr Kraft drin als in der kleinen Äsche. Geschickt nutzt sie die Strömung, schießt dann von links und dann nach rechts, springt um sich dann wieder in die, im tieferen Wasser stärkere, Strömung zu stellen. Aber es nutzt ihr nichts, nach ein paar wilden Fluchten gleitet sie in den Kescher. Eine Schönheit von gut 35 cm und wohlgenährt. Nach dem Abschlagen gleitet sie in den Kober.

Ich verbringe noch einige Stunden im Wasser. Beobachte hier und da die knicksende Wasseramsel, die eifrig Insektenlarven im Fluss sucht. Im Gebüsch der Ufervegetation warten die Jungen hungrig auf ihre Rückkehr. Immer wieder ist der schrille Ruf des Eisvogels zu hören, der dann wir ein blau-oranger Pfeil an einem vorüber schießt.

Nun bin ich mitten in der Stadt, das Klingeln der Straßenbahn ist zu hören. Fehlfarbene Stockenten sitzen hier und da am Ufer. Die Fische steigen wie toll. Einige kleinere Äschen und Bachforellen bekam ich noch ans Band, aber noch nichts was für die Pfanne gelohnt hätte. Ich wate wieder langsam flussauf, in Richtung des abgestellten Autos, kurz vor dem Ausstieg kann ich noch eine gutmaßige Bachforelle landen. Diese kommt auch noch mit, denn morgen soll es geräucherte Forelle geben.

Nach dem erfolgreichen Tag am Wasser soll es am Sonntag einen schönen Sommersalat mit zweierlei von der Forelle geben.

Salat mit zweierlei von der Forelle

Zutaten für den Salat:
2 Forellen a’ 350-400 g
Blattspinat
Ruccola
Erdbeeren
Spargel
Salz
Pfeffer

Zutaten für die Vinaigrette:
60 ml Apfelessig
20 ml Olivenöl
1 EL Honig
Dill
Salz
Pfeffer
Zucker

Heißgeräucherte Forelle

Dazu werden zwei Forellen über Nacht in einer 10%ige Salzlake eingelegt. Dazu kommen noch gemörserte Gewürze und zwar je Liter Lake:
10 Wacholderbeeren
3 Lorbeerblätter
1 TL Senfkörner
1 TL Koriandersaat
1 TL schwarze Pfefferkörner

Wer mag kann hier gern weitere Gewürze hinzufügen, wie zum Beispiel Knoblauch oder Thymian, mir persönlich reicht diese Mischung aus.

Die Fische sollten etwa eine Stunde vor dem Räuchern zum Abtropfen aufgehängt werden. Es wird heiß geräuchert, also bei Temperaturen um 70 Grad. Ich verwende hierzu Erlenholz, aber auch Buche oder andere Laubhölzer eignen sich dazu. Nun werden die Fische etwa 1,5 Stunden bei dieser Temperatur heißgeräuchert. Danach bekommen sie bei mir noch eine Stunde Rauch aus Erlenspäne.

Forelle vom Grill

Gesäuberte Forellen innen Salzen und Pfeffern, mit frischen Kräutern wie Koriander, Petersilie und Thymian füllen, dazu noch etwas Knoblauch und Butter. Die Forellen am besten in eine Grillform legen, so bekommt man den Fisch ordentlich gewendet.

Den Grill vorheizen, wer einen Kugelgrill hat diesen auf 180-200°C einregeln, und die Forellen darauf legen. Regelmäßig wenden, so dass sie von beiden Seiten schön knusprig werden.

Für den Salat Ruccola und Spinat waschen, Erdbeeren waschen und halbieren. Den Spargel schälen und in Stücken der gewünschten Größe schneiden und in kochendes Wasser geben. Der Spargel darf gern noch Biss haben.

Alle Zutaten auf einem Teller anrichten.

Die Vinaigrette aus den Zutaten herstellen, aber er kurz vor dem Verzehr über den Salat geben.

Wenn der Fisch fertig ist, diesen zerteilen und auf dem Salat mit anrichten. Nun kann die Vinaigrette dazu gegeben werden.

Petriheil und guten Appetit!

*

Hunters Aid Aktivist Ole Niemczik

Ole Niemczik, 1980 in Bad Belzig in eine Jäger- und Landwirtsfamilie geboren, lebt und arbeitet heute im schönen Thüringen. Er war bereits von Kindesbeinen an Jagd, Hunden und Natur verbunden. Seinen ersten Hund erhielt er mit 10 Jahren, einen wirklichen Rauhaardackel, Teckel möchte er ihn nicht nennen, denn dafür war er einfach zu kräftig. Aber ein ganz hervorragender Bauhund. Noch während seiner Zeit am Gymnasium absolvierte er 1996 die Jagdprüfung als jüngster Teilnehmer des damaligen Kurses. An das Abitur im Jahr 2000 schlossen Zivildienst und Landwirtschaftsstudium an.
Hunde begleiten ihn mein ganzes Jägerleben lang, zum Dackel kamen noch Schweiß- und Wachtelhunde. Letzteren ist er bis heute treu geblieben.
Ehrenamtlich hat er sich im Vorstand eines kleineren Jagdverbandes und zuletzt im Präsidium eines Landesjagdverbands engagiert. Ebenso stark setzt er sich in der Praxis ein. So konnte er für ein Gebiet in Brandenburg von allen Landwirten Flächen für Blühflächen gewinnen und somit eine Vernetzung der Heckenreste und noch vorhanden Biotope erreichen.


Mehr von Ole Niemczik: https://krautjunker.com/2020/05/27/hunters-aid-wildnis-bewahren/

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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es nicht nur eine Facebook-Gruppe, sondern jetzt auch Outdoor-Becher aus Emaille.

Text und Fotos: Ole Niemczik

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