Buchvorstellung
Der Forstwissenschaftler, Wildbiologe, Jäger und Ökologe Aldo Leopold (* Iowa, USA; † 1948 Wisconsin, USA) zählt zu den bedeutendsten Gründervätern der nordamerikanischen Naturschutzbewegung. Aus einer deutschstämmigen und jagdbegeisterten Unternehmer-Familie stammend, nahm er 1905 sein Studium an der kurz zuvor gegründeten Forstfakultät der Yale Universität auf. Da seinerzeit die Universitäten des deutschen Kaiserreichs in vielen Wissenschaften weltweit führend waren, wurde in Yale das deutsche Nachhaltigkeitskonzept der Forstwirtschaft gelehrt, was bei den Studenten die Beherrschung der deutschen Sprache voraussetzte. Das ihm vermittelte Weltbild kann man als utilaristisch und darwinistisch beschreiben. Nach Abschluss des Studiums gehörte er zur ersten Generation us-amerikanischer Förster.
Der idealistische und praktische Akademiker machte anschließend rasch Karriere in der föderalen Forstverwaltung. Gesundheitsproblemen zwangen ihn 1913 zum Ausscheiden aus dem Dienst. Schon 1923 formulierte er seine Nachhaltigkeitsethik. Das erste nationale Wildnisgebiet des Landes, die Wilderness Area in New Mexico, wurde auf sein Drängen gegründet. Nach mehreren Zwischenstationen wurde er 1933 an der Universität Wisconsin zum Professor für Wildtiermanagment berufen, wo er bis zu seinem Tode lehrte.
Stets offen für Neues erweiterte sich sein Betätigungsfeld und sein geistiger Horizont mit neuen Aufgaben und Herausforderungen. Die wichtigsten Aktivitäten einer für den Menschen artgerechten Lebensführung bildeten für Aldo Leopold die Jagd und das Studium der Natur.

Seit 1936 erwarb er ein Stück heruntergekommenes Farmland in Wisconsin, welches er aufforstete und auf ihm eine Jagdhütte nach dem Abbild der von Thoreau inspirierten Einfachheit errichtete. Hier verbrachte er bevorzugt mit seiner Familie seine freie Zeit. Dieses »Jagdschloss« wurde zu Aldo Leopolds Refugium vor der zunehmend anstrengender werdenden Arbeit.

In den dreißiger Jahren gehörte er zu einer kleinen und avantgardistischen Gruppe von Wissenschaftlern, welche die neue Disziplin der Ökologie prägten. Dabei engagierte sich der zeitlebens passionierte Jäger und Angler nachhaltig erfolgreich für die Erhaltung von Wildnisgebieten. Der Grand Canyon Nationalparks und das National Wildlife Refuge System, ein aus über 500 Schutzgebieten bestehendes Netz natürlicher Lebensräume, gehören zu seinen Erfolgen. Ein Jahr nach seinem Tode im Jahr 1948 erschien A Sand County Almanac. Zuerst nur in Fachkreisen gelesen entwickelte sich der Titel im Laufe der Zeit zu einem der einflussreichsten Bücher der nordamerikanischen Naturschutzbewegung. Die 1977 posthum verliehene John-Burroughs-Medaille ist eine späte und verdiente Ehre.

Das Buch besteht aus drei Teilen.
Im Ersten beschreibt er im Sand County anhand von Beobachtungen das Leben in der Wildnis in den aufeinanderfolgenden Monaten. Aufgrund Aldo Leopolds metaphernreichen und lyrischen Prosastils springt beim ortsunkundigen Leser das Kopfkino an.
Der zweite Teil mit dem Titel Skizzen hier und dort beinhaltet Reisebeschreibungen von Jagdausflügen sowie Essays die in anderen Teilen der USA sowie in Mexiko entstanden. Er beginnt seine seine Gedanken über die Ökologie und die Naturräume tiefergehend zu beschreiben und verwebt dabei Naturwissenschaften mit Philosophie.
Im finalen Abschnitt Das Ende vom Lied stellt er seine wissenschaftlichen und ethischen Theorien zum Naturschutz dar. Diese Texte machten ihn zu einem Gründer der Umweltethik.
»Hört auf, vernünftige Landnutzung allein als wirtschaftliche Aufgabe zu betrachten. Prüft jede Frage unter dem Aspekt, was ethisch und ästhetisch richtig und wirtschaftlich ratsam ist. Etwas ist dann richtig, wenn es die Integrität, Stabilität und Schönheit der biotischen Gemeinschaft bewahrt.«
Die zuerst kritisierte Uneinheitlichkeit des Buches erweist sich als seine Stärke. Ein seinerzeit avantgardistischer Gedankengang, der sich durch sein Buch zieht, behandelt die grundsätzlichen Paradoxien unserer Existenz:
»der Mensch als Eroberer versus der Mensch als biotischer Mitbürger; die Wissenschaft als Schärferin des Schwerts versus die Wissenschaft als Scheinwerfer in sein Universum; das Land als Sklave und Diener versus das Land als kollektiver Organismus. Robinsons Aufforderung an Tristan kann man an dieser Stelle ebenso auf den Homo sapinens als eine Spezies in der geologischen Zeit beziehen:
Ob du es willst oder nicht,
Du bist ein König, Tristan, denn du bist einer
Der wenigen von der Zeit geprüften, welche die Welt,
Wenn sie tot sind, nicht als denselben Ort zurücklassen,
Der er gewesen ist. Achte auf das, was du verlässt.«

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Pressestimmen
»Das bedeutendste Buch des 20. Jahrhunderts über Umwelt.«
– Nature Study
»Es ist eine Sammlung von Schriften und Essays eines der Pioniere des Naturschutzes, der ohne die Herausgabe dieses Buches wohl gänzlich im deutschsprachigen Raum dem Vergessen anheimgefallen wäre. Es regt zum Hinterfragen des eigenen Verhaltens an, der eigenen Verantwortung gegenüber der Natur.«
– Frank Brehe, forum naturfotografie
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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe sowie Outdoor-Becher aus Emaille. Die Kontaktmail für Anfragen befindet sich im Weblog-Impressum.

Titel: Ein Jahr im Sand County
Autor: Aldo Leopold
Illustrationen: Judith Schalansky
Übersetzung: Jürgen Brôcan
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Verlagslink: https://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/ein-jahr-im-sand-county.html
ISBN: 978-3-95757-682-8
Vielen Dank für diesen Hinweis. Der Verlag hat in dieser „Reihe“ einige interessante Bücher aufgelegt. Z. Bsp. Füchse, Esel, Elefanten, Brenneseln, Algen, etc.
Schönes Wochenende
Stefan Benscheid
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