Buchvorstellung
Anfang 1880 in Edingburgh beschloss der zwanzigjährige Arthur Conan Doyle eines nasskalten Nachmittages, sein Studium zu unterbrechen und auf einem Arktis-Walfänger als Schiffsarzt anzuheuern. Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Medizinstudent griff zu, als sich ihm die Möglichkeit bot, mit der Befriedigung seiner Abenteuerlust Geld zu verdienen. Bereits mit zwanzig Jahren verdiente er mit der Veröffentlichung einer Kriminalgeschichte 3 Guinen. Ein Glücksfall für jemanden, der aufs Mittagessen verzichten musste, wenn er sich ein Buch kaufen wollte. Seine Seemannsausrüstung ergänzte er um einige Notizbücher, in denen er seine Reiseeindrücke mit mit Notizen und Skizzen festhielt. In Ihnen entstand die persönliche Chronik eines talentierten jungen Mannes, der gutgelaunt sein Leben riskierte. Am Ende der von Gefahr und Brutalität geprägten Reise kehrte er als Mann und Autor zurück an Land.

Zu Beginn des Buches fassen die Herausgeber die Welt des Walfangs im 19. Jahrhundert unterhaltsam zusammen, so dass der Leser rasch in das Geschehen gezogen wird.
»Ich fand bald heraus«, schrieb Arthur Conan Doyle später, »dass die wichtigste Pflicht des Schiffsarztes darin bestand, dem Kapitän Gesellschaft zu leisten, der, so wollen es die Bräuche des Gewerbes, vor allem außer sehr kurzen und technischen Gesprächen mit seinen anderen Offizieren ausgeschlossen ist.« So verbrachte er viel Zeit mit Boxen und in geselliger Runde mit seinen Kameraden an Bord. Nachdem er beim Boxkampf den Steward niederstreckte und ungefähr eine Stunde später im Salon saß und las, »war ein Murmeln aus der Kajüte des Steuermanns zu vernehmen, die gleich nebenan lag, und plötzlich hörte ich den Steward im Brustton der Überzeugung sagen: ›Ehrenwort, Colin, er ist der beste Arrrzt, den wir je hatten! Er hat mir ein blaues Auge verpasst!‹«
In seinem Logbuch-Eintrag vom 29. Juli heißt es »Abends Gin und Tabak«. Am nächsten Tag beginnt er mit »Büßte für Gin und Tabak«. Viel Zeit nahm auch die Jagd ein, wobei die Besatzung enttäuschend selten auf passende Wale stieß und vor allem Robben erlegte. Später räumte er Gewissensbisse ein.
»Es ist eine brutale Arbeit, wenn auch nicht brutaler als die, die überall im Land für das Fleisch auf dem Mittagstisch sorgt. Und doch schienen jene schimmernden blutroten Pfützen auf dem blendenden Weiß der Eisfelder, unter der friedlichen Stille des blauen Polarhimmels, ein entsetzlicher Frevel zu sein. Doch unerbittliche Nachfrage erzeugt unerbittliche Beschaffung, und die Robben helfen mit ihrem Tod einer langen Kette von Seeleuten, Hafenarbeitern, Gerbern, Pöklern, Ausschmelzern, Kerzenmachern, Leder- und Ölhändlern zu überleben, die zwischen dem alljährlichen Gemetzel auf der einen Seite und dem vornehmen Herrn mit seinen weichen Lederstiefeln oder dem Gelehrten, der feines Öl für seine philosophischen Instrumente benutzt, auf der anderen Seite stehen.«
Der zukünftige Starautor erlegte selbst mehr als siebzig Robben und diverse Vögel, wobei er mehrfach ins Eismeer fiel, was sich lustig anhört, aber auch den Tod hätte bedeuten können. Der Kapitän verlieh ihm den Ehrentitel Großer Eistaucher. Heute hätte ein Kapitän, der die ihm vertrauten Besatzungsmitgliedern solchen Gefahren aussetzt, ein Disziplinarverfahren am Hals. Seinerzeit waren es akzeptierte Lebensrisiken.
Auch wenn wir mittlerweile in einer anderen Epoche leben und einem das hemmungslose Töten von Robben und Walen abstößt, schafft es der spätere große Romancier, den Leser neben zu sich an Bord zu ziehen. Selbst wenn tagelang Nebel herrscht und alle nur untätig an Bord herumsitzen, während sie auf günstige Winde warten, sitzt man daneben und atmet die eisige Polarluft. Und auch die Schilderung einer hochgefährlichen Jagd auf Wale vor fast hundertfünfzig Jahren, zieht den naturschutzbewegten Leser in seinen Bann.
»Einen Lachs auszappeln zu lassen, ist ein königlicher Sport«, stellte er fest, »aber wenn dein Fisch mehr wiegt als eine Vorstadtvilla und zweitausend Pfund Reingewinn einbringt, wenn außerdem deine Angelschnur aus daumendicken Manilatau mit fünfzig Strängen besteht, wobei jeder Strang mit sechsunddreißig Pfund belastet werden kann, lässt dies alle anderen Erfahrungen gering erscheinen.«
Am Ende der von Gefahr und Brutalität geprägten Reise kehrte er als Mann und Autor zurück an Land. »Ich hatte noch nie in meinem Leben eine so herrliche Zeit«, schrieb er, als sein Kapitän ihn nach Abschluss der Reise in der kommenden Saison wieder für doppelten Lohn als Schiffsarzt und Harpunier, anzuheuern und doch lehnte er bei aller Begeisterung ab, um sein Studium abzuschließen. »Gut, dass ich ablehnte«, erzählte er, »denn jenes Leben ist gefährlich faszinierend.«
»Ich ging als großer Junge, fast noch als Knabe an Bord des Walfängers«, erinnerte er sich später in seinen Memoiren, aber »verließ das Schiff als kräftiger, ausgewachsener Mann. Ich zweifle nicht daran, dass die körperliche Gesundheit meines ganzen Lebens seither durch jene herrliche Luft beeinflusst wurde.«
Wirtschaftlich hat sich die Reise nicht mehr rentiert. Die Epoche denen mit dem Walfang große Renditen eingefahren wurden, neigte sich dem Ende zu. »Heute dreimal ins Polarmeer gefallen« ist somit eine unterhaltsame Abenteuergeschichte und ein Zeitdokument. Doyle inspirierte seine Reise zur Sherlock-Holmes Geschichte Der Schwarze Peter inspirierte, in der ein Walfangkapitän und eine Harpune eine wichtige Rolle spielen (im Buch enthalten).

Das sorgfältig und schön gestaltete Buch umfasst neben abfotografierten Originalseiten (Abzug aus dem Faksimile) ein Essay von Jon Lellenberg und Daniel Sashower, drei weitere Schriften des Autors über die Arktis (u.a. Der Schwarze Peter), die Lebenschronik Arthur Conan Doyles, ein Essay von Alexander Pechmann über die Tierwelt der Arktis bezogen auf das Tagebuch sowie weitere editorische Notizen.
Somit liegt hier ein umfassendes Buch vor, in dem auch wirklich alles über die Walfangexpedition von 1880 geschrieben ist. Andererseits wiederholen sich bestimmte Passagen in der einen oder anderen Form mehrfach, insbesondere bei Doyles Aufsatz Leben auf einem Grönland-Walfänger, was einem immer wieder Murmeltier-Tage beim Lesen beschert. Kein 08/15-Buch, sondern ein bibliophiles Schätzchen für historisch interessierte Freunde des wilden Lebens vergangener Zeiten. Mit welchem Sportsgeist und Humor der junge Akademiker und Erfolgsautor teilweise lebensgefährliche Herausforderungen anging, hat mir stark imponiert.
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Verlagsvorstellung des Autors Arthur Conan Doyle

Sir Arthur Conan Doyle, geboren 1859 in Edinburgh, war ein britischer Arzt und Schriftsteller, der es vor allem mit seinen Abenteuern um Sherlock Holmes und dessen Freund Dr. Watson zu Weltruhm brachte. Er starb 1930 in Crowborough, Sussex.
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Pressestimmen
„Eine der aufregendsten literarischen Entdeckungen der letzten Jahre.“
—Philip Hoare, Daily Mail
„Selten, dass ein Buch solche Vitalität und ansteckende Lebensfreude ausstrahlt wie jene Aufzeichnungen, die Arthur Conan Doyle auf seinem Arktisabenteur an Bord eines Walfangschiffes niederschrieb.“
—Süddeutsche Zeitung
„Die Lektüre dieser hinreißenden Ausgabe seines fakten-, bilder-, abenteuer-, sehnsuchts- und geschichtenreichen Logbuchs sollten wir daher mit einem guten Glas Rum genießen.“
—Frankfurter Allgemeine Zeitung
„Doyle bietet viel mehr als Notizen, es sind gut ausformulierte, bild- und faktenreiche Beobachtungen und Gedanken, mit zahlreiche Anekdoten und auch einem guten Maß an Ironie. (…) Wie das Buch überhaupt wundervoll ausgestattet ist: Rotes Leinen, Lesebändchen, Pappschuber und 60 Seiten Faksimile aus dem Tagebuch, sodass man auch Doyles mal ungelenke, mal witzige, mal durchaus realistische Zeichnungen aus der Polarwelt bewundern kann – Boote voller Walfänger, Eisbären, die Seehunde fressen, und den Triumph als der erste Wal erlegt ist: Zwei gekrakelte Boote, dazwischen der Wal, auf dessen Rücken ein Mann steht. Alle jubeln mit erhobenen Armen, darunter der Schriftzug: ‚dead – hurrah‘. ‚Hurra‘ ruft auch der Rezensent: Das ist ein tolles Buch.“
—Deutschlandfunk Kultur
„Das Buch ist eine literarische Entdeckung, schließlich zeigt sie den Mann kurz bevor er ein weltberühmter Schriftsteller wurde. Und es ist ein ausgesprochen schönes Buch – was nicht nur an der äußeren Gestaltung liegt. Vor allem die Faksimile-Bilder des ursprünglichen Tagebuchs, die in der Mitte des Buches abgedruckt sind, machen das Buch zu einem besondern Hingucker und Genuss.“
—MDR Figaro
„In Heute dreimal ins Polarmeer gefallen lässt der junge Arthur Conan Doyle den Schöpfer des größten aller Detektive nur erahnen. Das aber höchst vergnüglich. (…) Komplettiert wird die literarische Entdeckung durch Doyels Schriften über die Arktis, die Lebenschronik des Schriftstellers und einen Essay über die Tierwelt der Arktis anhand der Doyle’schen zoologischen Liste.“
—Der Standard
„Der mareverlag hat mit Heute dreimal ins Polarmeer gefallen ein herrliches Buch herausgegeben. (…) Der Leser spürt, dass dieses Buch einen großartigen Erzähler ankündigt, der Millionen von Krimi-Enthusiasten in seinen Bann zog.“
—kulturtipp
„Ohne diese Reise hätte es seinen berühmten Ermittler nicht gegeben – das ist die überraschende Erkenntnis dieses Tagebuchs.“
—kulturnews
„Illustriert von comicähnlichen Skizzen entfaltet sich die Chronik einer ‚gefährlichen Vergnügungsfahrt‘, die dank der ihrer 207 Fußnoten ungeheuer instruktiv ist.“
—Szene Hamburg
„Das Buch ist Krimi, Biografie, Abenteuergeschichte und historisches Dokument. Dazu ein extrem schönes und liebevoll gemachtes Buch, das nicht nur für Sherlock Holmes Freunde eine echte Entdeckung sein kann.“
—WDR 2
„Der Name des mareverlags ist Programm. Besonders reizvoll ist seine bibliophile Reise mit Texten von Klassikern der Weltliteratur, die auf See spielen – von Melville und Stevenson bis zu Maupassant und Jules Verne. Ein besonderes Fundstück ist hier anzuzeigen: Arthur Conan Doyle.“
—Neue Zürcher Zeitung am Sonntag
„Eine literarische Sensation.“
—DomRadio
„Jetzt ist im mareverlag eine Übersetzung erschienen, ein wunderschöner bibliophiler Band im Schuber mit Abbildungen aus dem Original-Tagebuch.“
—Hamburger Morgenpost
„Literatur ist das nicht, vielmehr ein unbefangenes Zeugnis aus einer Zeit, als man bereits ahnte, dass zu viel Raubbau betrieben worden war, und trotzdem auf alles schoss, was sich bewegte.“
—Frankfurter Rundschau
„Solche liebevoll gestalteten, sorgsam edierten Bücher lassen unsere Herzen höher schlagen.“
—B5 aktuell
„Das Tagebuch des jungen Arthur Conan Doyle von seiner Arktis-Expedition unterhält vorzüglich mit Keilereien und Robbenfang. (…) Ein überaus unterhaltender Band.“
—Zeit Literaturbeilage
„Nobel gestaltete und edel gedruckte Edition.“
—Sächsische Zeitung
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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe sowie Becher aus Porzellan und Emaille. Kontaktmail für Anfragen siehe Impressum.

Titel: »Heute dreimal ins Polarmeer gefallen« – Tagebuch einer arktischen Reise
Autor: Arthur Conan Doyle
Übersetzung: Alexander Pechmann
Verlag: Mare Verlag
Verlagslink: https://www.mare.de/heute-dreimal-ins-polarmeer-gefallen-8209
ISBN: 978-3-86648-209-8