Tischreden

von Ludwig Thoma

Mein Freund, bedenke dieses wohl:
Das Essen und der Alkohol,
Indem wir uns daran erlaben,
Erwecken uns die Rednergaben.
Dann steht der Mensch, klopft an das Glas
Und sagt wohl dies und sonst noch was,
Doch äußerst selten etwas Gutes.
Der Kreislauf des beschwerten Blutes,

Verdauung und der Magensaft
Sind hinderlich der Geisteskraft.
Und im Gehirn entstehen Blasen,
Und alle Worte werden Phrasen,
Und alles, was man sonst verschluckt,
Das wird am nächsten Tag gedruckt.
wenn dann verflogen und verklungen
Der Weingeist, die Begeisterungen,

Und wenn man selber nüchtern ist,
Liest man erstaunt den eignen Mist.
Drum, außer in dem engsten Kreise,
O spreche nie verdauungsweise!

Bleib sitzen! Klopfe nicht ans Glas!
Und drückt dich nach dem Essen was,
Lass lieber einen stillen fahren!
Das wissen nur, die um dich waren.

Abb.: Die Tischrede von Ernst Juch um 1890; Bildquelle: Sammlung Belvedere

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Pressestimmen

»Direkt aus der Küche und frisch auf den Tisch kommt die sehr gelungene und äußerst schmackhafte Anthologie ‚Vom Knödel wollen wir singen‘, die die Crème de la Crème der deutschen komischen Dichtkunst unter einer Kochhaube versammelt.«


Matthias Ehlers, WDR5 Bücher

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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe sowie Becher aus Porzellan und Emaille. Kontaktmail für Anfragen siehe Impressum.

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Titel: Vom Knödel wollen wir singen

Herausgeber: Christian Maintz

Verlag: Verlag Antje Kunstmann

Verlagslink: https://www.kunstmann.de/buch/vom_knoedel_wollen_wir_singen-9783956142567/t-0/

ISBN: 978-3956142567

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Mehr aus Vom Knödel wollen wir singen: https://krautjunker.com/?s=Vom+Kn%C3%B6del+wollen+wir+singen

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