Kristallkugel 2023

von Florian Asche

Die Jagd ist keine Insel. Wir stehen mit unserer Passion inmitten der Gesellschaft, ihrer Widersprüche und Streitigkeiten. Die Probleme unseres Landes schlagen deshalb auch auf unsere Leidenschaft durch, früher oder später. Das können wir heute schon beobachten, wenn wir Munition bestellen, Dünger für den Wildacker oder eine Kettensäge.

Wo stehen wir jetzt und wo in einem Jahr?

Wir befinden und in der schwersten politisch-wirtschaftliche Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Mit jedem Monat verliert unser Geld an Wert. Unsere Betriebs- und Lebenshaltungskosten steigen. Stromabschaltungen und Versorgungsengpässe machen unsere Wirtschaft zum Mangelfall. Unternehmen schließen deshalb ihre Tore oder verlegen die Produktion ins Ausland. Deutschland bewegt sich mit großen Schritten in Richtung einer „industriellen Kernschmelze“.

Zugleich verlieren wir immer mehr das Vertrauen in unsere gewählten Vertreter. Wir hören ihr Stammeln und ihre Worthülsen. Dabei spüren wir immer mehr, dass sie mit ihren Aufgaben völlig überfordert sind, denn die Ideologie der Parteiprogramme begrenzt ihr kreatives Denken. Wir spüren, dass wir belogen wurden und immer noch belogen werden:

„Es bleibt dabei, dass die Förderung erneuerbarer Energien einen durchschnittlichen Haushalt nur rund 1 Euro im Monat kosten wird – so viel wie eine Kugel Eis.“ (Jürgen Trittin, Bundesminister a.D.)

„Fakt ist: Wir haben aktuell ein Gasproblem, kein Stromproblem.“ (Robert Habeck, Bundeswirtschaftsminister)

„Wir haben in Deutschland kein Stromproblem.“ (Ricarda Lang, Bundesvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen)

„Das Inflationsgespenst treibt in Deutschland sein Unwesen. Unbegründet! Wir sollten uns von der aktuell etwas höheren Inflationsrate nicht beirren lassen.“ (Rasmus Andresen, MdEuP)

„Wir haben in Deutschland kein Stromproblem“ (Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin)

Zugleich schwindet unser Vertrauen in die öffentlich-rechtlichen Qualitätsmedien. Stellen sie die richtigen, kritischen Fragen? Liegt ihnen wirklich an der Wahrheit? Oder promoten sie durch ihren Haltungsjournalismus politische Lösungen im Interesse einer rot-grünen Ideologie? Der aktuelle Exodus leitender Journalisten aus den Spitzenämtern öffentlich-rechtlicher Sender ist nicht dazu geeignet, unseren Glauben an einen Qualitätsjournalismus zu stärken. Wir fühlen stattdessen, dass uns die Medien allein lassen mit unserer Kritik und unseren Zweifeln.

Die Krise hat uns misstrauisch gemacht und das wird mit dem Jahreswechsel nicht enden. Im Gegenteil wird uns der Verfall unseres Landes, die Unfähigkeit unserer Verwaltung, die Arroganz unserer Führung immer mehr verstören. Uns wird die Wut packen, angesichts einer Regierung, die zwar einen Queer-Beauftragten beruft, jedoch keine Zentralstelle für den Wiederaufbau des Ahrtales. Wir werden die Faust ballen, angesichts einer „wertebasierten Außenpolitik“, die unsere eigenen Interessen längst vergessen hat. All das wird 2023 so weitergehen.

Doch Hölderlin schreibt zu Recht: „Wo die Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“

Und so werden wir mit zunehmender Armut und Zerstörung unseres Wirtschaftsstandortes einen Schatz wiederentdecken, der heute noch verborgen ist. Tief verschüttet zwischen Parteiprogrammen, Egoismus, Lobbyismus und Ideologie liegt dieser Schatz, der dafür gesorgt hat, dass die Menschheit Eiszeiten, Dürren und Seuchen überlebte.

Wir werden die Vernunft wiederentdecken, das Nachdenken und Abwägen. Wir werden wieder ernsthaft streiten und nach dem Sieg der besseren Argumente suchen. Wir werden uns nicht mehr pauschal in eine politische Schublade stecken lassen, sondern auf die Inhalte unserer Vorschläge achten. Diesen Schatz werden wir bergen.

Als der Mensch sich vor zwanzigtausend Jahren mit Fellen gegen die Kälte schützte, da handelte er vernünftig. Niemand versuchte, diese Vernunft mit angeblichen Tierrechten zu brandmarken. Als der Mensch vor zehntausend Jahren begann, den Boden durch Ackerbau zu nutzen, da verurteilte das niemand mit den Eigenrechten der Natur. Und als der Mensch die Axt zum Bau des ersten Hauses schwang, da faselte niemand vom geheimen Seelenleben der Bäume.

Eine neue Rationalität wird nicht nur unserer Gesellschaft helfen, sondern auch der Jagd, der Försterei und der Landwirtschaft. Jede Form der Naturnutzung steht aktuell unter dem Druck von Seiten irrationaler Schreie satter Menschen. Bäume sollen nicht mehr geschlagen, Äcker nicht mehr gedüngt und Wild nicht mehr erlegt werden. Alle leben bio und vegan, klimaneutral und moralisch einwandfrei. Die Vernunft, die aus der Krise entsteht, wird dieses ideologische Wolkenkuckucksheim beenden. Das wird uns Wohlstand kosten und Bequemlichkeit, doch am Ende ist es das Rettende, das mit der Gefahr wächst.

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KRAUTJUNKER-Kommentar: Dieses Essay wurde am 22. November auf dem Facebook-Profil von Dr. Florian Asche veröffentlicht.

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Florian Asche

Der Rechtsanwalt Dr. Florian Asche ist Vorstandsmitglied der Max Schmeling Stiftung und der Stiftung Wald und Wild in Mecklenburg-Vorpommern.
Einem breiten Publikum wurde er bekannt durch seinen literarischen Überraschungserfolg über den göttlichen Triatlhon: Jagen, Sex und Tiere essen (siehe: https://krautjunker.com/2017/01/04/jagen-sex-und-tiere-essen/https://krautjunker.com/2017/09/19/sind-jagd-und-sex-das-gleiche/)

Website der Kanzlei: https://www.aschestein.de/de/anwaelte-berater/detail/person/dr-florian-asche/

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Mehr von Dr. Florian Asche: https://krautjunker.com/?s=florian+asche

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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe sowie Becher aus Porzellan und Emaille. Kontaktmail für Anfragen siehe Impressum.

Titelbild: Photo by Marc Schulte on Unsplash

7 Kommentare Gib deinen ab

  1. Werner Berens sagt:

    Ich glaube nicht an den Sieg der Vernunft und des Pragmatismus, bevor nicht die „degenerierte“ Wohlstandsgesellschaft die Erfahrung von Zerstörung durch Bürgerkriege, Hunger, drastischer Einschränkung heutiger Lebensmöglichkeiten am eigenen Leib erfahren hat………Auch Rom scheiterte an sich selbst, als es auf dem Gipfel seiner Macht begann, die „Tugenden“ zu vernachlässigen, die diese Macht (und gemessen an damaligen Möglichkeiten) und Zivilisation erst ermöglich hatten.

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  2. Dr. Herbert Wessel sagt:

    Die Beschreibung der aktuellen Lage ist gerade in Bezug auf die tonangebenden Personen in Deutschland noch ziemlich wohlwollend, wie mir erscheint. Von dort ist scheinbar nicht mehr zu erwarten. Manche glauben schon, Deutschland, oder eben auch Kontinentaleuropa, wären dem Untergang geweiht. Es kann noch schlimm oder sogar noch ganz schlimm werden, niemand weiß es, aber es wird auch andere Tage geben. Michael Mitterauer hat in „Warum Europa?“ die Jahrhunderte alten kulturellen Grundlagen der erfolgreichen Entwicklungen in Europa erörtert. Ich fand das hoch interessant. Wo standen wir denn 1965, nur 20 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs? Wie war es den in Italien, Frankreich, Benelux und ganz besonders bei uns in Deutschland? Manche nannten es ein Wunder, dabei waren sie nur verwundert, wie widerstandsfähig die wirkliche Wirtschaft in Europa war. Die Realwirtschaft und nicht die Finanzwirtschaft schafft nämlich den Wohlstand, und dazu braucht es Wissen, Wollen und Können – davon gibt es bei uns mehr als genug. Ich bin sehr zuversichtlich, auch weil jetzt weite Teile der Bevölkerung verstanden haben, dass ein weiterso ins nirgendwo führen würde. Diese Chance sollten wir nutzen.

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  3. Der Dackelfreund sagt:

    Aus dem Kontext gerissene Zitate sind auch nichts anderes, als Populismus.

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    1. Florian Asche sagt:

      Lieber Dackelfreund,
      Das framing mit dem Begriff „Populismus“ ersetzt meines Erachtens keine Argumente. Wo habe ich denn welches Zitat aus dem Zusammenhang gerissen?
      Herzlich
      Ihr Florian Asche

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    2. Florian Asche sagt:

      Lieber Dackelfreund,

      das Framing mit dem Schlagwort „Populismus“ ersetzt meines Erachtens keine inhaltlichen Argumente.

      Bitte klären Sie mich doch auf: wo habe ich, welches Zitat, mit welcher Sinnentstellung aus dem Zusammenhang gerissen?

      Herzliche Grüße,
      Ihr Florian Asche

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  4. Ann-Kathrin Schönberg sagt:

    Die Hoffnung stirbt bekanntlicher weise zuletzt. Sieg der Vernunft, wann setzt der Zustand der „Vernunft“ ein? Jetzt, in der nächsten oder übernächsten Generation?
    Es hat nur ein klitzekleiner Teil der Menschheit in Deutschland begriffen um was es hier geht. Wie bitter! Wir werden müssen viel bescheidener und demütiger werden müssen.

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  5. Dr. Herbert Wessel sagt:

    Wenn ich an die Jugendlichen und Kinder denke, die mir jeden Tag begegnen, bin ich für die Zukunft zuversichtlich. Da gibt es eine Menge Potential. Sie werden es schon machen, aber anders als wir. Dort ist weniger der politische, auf die Staatsform bezogene Ansatz, den haben viele von ihnen vermutlich abgehakt, vielmehr bewegen sie in ihren eigenen eher kleinräumigen Lebens- und Tätigkeitsfeldern. Möglicherweise ist das eine Beschränkung auf das Machbare. Wenn diese bescheidenen Ziele erstmal erreicht sind, gibt es wahrscheinlich größere Spielräume. Denn die vorgelebten Möglichkeiten werden vielen Resignierten wieder Hoffnung geben.

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