von Harald Schweim
In den Alpen ist von Dezember bis Januar wieder die Brunft des Steinwildes. Der Alpensteinbock (Capra ibex) oder Gemeiner Steinbock – zur Abgrenzung von anderen Steinböcken – ist eine in den Alpen verbreitete Art der Ziegen.

Ein weiblicher Steinbock wird Steingeiß genannt. Seit Menschengedenken sind nicht nur Jäger von dem imposanten Gehörn und dem scheinbar mühelosen Wandeln auf unwegsamem Gelände fasziniert.
Die Ehrfurcht und Mystifizierung hat in der Vergangenheit aber beinahe zur Ausrottung des Steinbockes geführt, zumal er auch als wandelnde Apotheke interessant war. Steinwild ist hauptsächlich tagaktiv. Der bevorzugte Lebensraum dieser agilen Kletterkünstler ist felsiges Bergland bis zum Hochgebirge. Steinwild kommt bis in die Gletscherregion auf bis zu 3500 Meter Höhe vor. Früher war Steinwild im gesamten Alpenraum beheimatet. Zunehmende Wilderei führte zu Beginn des 18. Jahrhunderts fast zum Aussterben dieser Wildart in Europa. Mit dem Aufkommen der Feuerwaffen in dieser Zeit wurde auch die Jagd stark erleichtert. Auch waren die Bestände von Gams-, Reh- und Rotwild im 18. Jahrhundert stark dezimiert. Die Folge war, dass viele Menschen Hunger litten und zunehmend Steinwild wilderten. Weit verbreitet zu dieser Zeit war auch der Aberglaube, dass das Horn, Blut und das Herzkreuz (ein verhärteter Knorpel der Herzklappen) allerlei Heilkräfte besitzt. Die Menschen hatten es schwer in den Bergregionen. Die extreme Witterung und das steile Gelände machten den Alltag zur Bewährungsprobe. Man konnte nur neidvoll auf die Steinböcke blicken, die jedem Unbill trotzten und sich sogar auf unwegsamem Gelände geradezu majestätisch bewegten. Hier mussten übernatürliche Kräfte am Werk sein, diese Kräfte müsste man sich doch auch aneignen können.

Beinahe allen Körperteilen des Steinbockes wurde eine Wirkung für Gesundheit aber auch Geist und Seele zugesprochen. Dass die Kirche dem Aberglauben des Volkes nicht immer ablehnend gegenüberstand, zeigt dass die Bischöfe zu Salzburg angeblich eine Steinbockapotheke betrieben.Bekannt ist auch das Herzkreuz des Steinwildes. Hierbei handelt es sich um eine kreuzförmige Verknöcherung an der Herzschlagader. Es sollte nicht nur diverse Krankheiten heilen und Wunder wirken.

Die Bezoarkugeln des Steinwildes wurden ebenfalls gerne verwendet. Sie wurden als Amulette um den Hals getragen und sollten angeblich schwindelfrei machen. Bezoarkugeln machen auch unverwundbar, besonders bei Wilderern waren sie daher sehr beliebt.

Auch das Blut und der Kot der Tiere wurden verwendet. Ersteres sollte ebenfalls Kraft und Stärke verleihen, der Kot wurde als Medizin angewendet. Auch das Horn wurde verwendet. Gegen das 13. Jahrhundert zu dürfte das Steinwild auf der Nordabdachung der Hohen Tauern bereits ausgerottet worden sein. Am Ende 13. Jahrhunderts war man bereits soweit, dass das Steinwild auf der Nordabdachung der Hohen Tauern verschwunden schien. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war es dann aus den gesamten Ostalpen verschwunden. Die letzte Zufluchtsorte des westalpinen Steinwildes war das Gebiet des heutigen Nationalparks Gran Paradiso in Oberitalien wo es schließlich unter Schutz gestellt wurde. Es gab in Österreich immer wieder Auswilderungsversuche die auch erfolgreich waren. Es gibt beispielsweise laut dem Land Salzburg in den Hohen Tauern eine ansehnliche Population von mehr als 400 Tieren. Somit kann man zuversichtlich in die Zukunft blicken: der König der Alpen bleibt uns erhalten.
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Harald Schweim

Seit früher Jugend rund um die Jagd vielseitig interessiert. Musiker, Seemann, Hundeführer, Jäger und Pharmazieprofessor.
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Anmerkungen

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