Wenn Mode eine Sprache ist, provoziert die Herren-Steppjacke Hampton durch ihr distinguiertes Englisch. Auch das nachlässigste Kleidungsstück kommuniziert eine Botschaft. Diese Steppjacke jedoch erzählt von englischen Landhäusern, Moorhuhn-Jagden in Schottland sowie den Hamptons an der Nordostküste Long Islands. In den Monarchien Großbritanniens, Skandinaviens und der Benelux-Ländern ist sie ein selbstverständliches Kleidungsstück der Kreise, die sich nicht nur äußerlich den Zumutungen des Zeitgeistes verweigern und ihre „stiff upper lip“ wie einen Wappenschild tragen.
Hierzulande wird sie von Anglophilen getragen, die in ihren liebevoll als Chelsea Tractors bespöttelten SUVs mit Sting „You drink coffee, I drink tea, my dear“ singen. Ihre Contenance verlieren diese Snobs nur bei der Frage ob „Der Doktor und das liebe Vieh“ oder „Jeeves und Wooster“ die beste Fernsehserie aller Zeiten ist. Weitere natürliche Habitate sind hierzulande Reiterhöfe und Gesellschaftsjagden, das British Weekend auf dem Rittergut Remeringhausen, eine Waldmensur bei Tharandt oder die Wochenmärkte von Blankenese und Münster.
Das Licht der Welt erblickte die Steppjacke 1965 im englischen Tostock, einem Örtchen zwischen Cambridge und der Nordseeküste. Der ehemalige us-amerikanische Oberst Stephen Guylas erfand sie als leichte aber wärmende Kleidung für den Schießstand. Durch Mundpropaganda wuchs die Nachfrage nach seiner „Husky-Jacke“, wobei sich die Modekritiker streiten, ob sie ihren Erfolg den fraglos vorhandenen Outdoor-Vorteilen oder der an die Wände von Gummizellen gemahnenden Optik verdankt. Das Leben ist ein Sack voller schmerzhafter Zumutungen – und viel zu kurz ist es auch. Welcher empfindsame Geist droht darüber nicht ab und dann wahnsinnig zu werden und sehnt sich nach den weichen Wänden einer Klappse? Wie praktisch, wenn man seine Polster gleich bei sich trägt!
Heutzutage, wo Sechzigjährige mit Humor-T-Shirts herumlaufen, Gutverdiener sich in künstlich zerrissenen Fancy Jeans als Obdachlose verkleiden und die Moorhuhnjagd zumeist auf iPhones simuliert wird, ist die Laksen Herren-Steppjacke Hampton in ihrer zeitlosen Anti-Modernität so identitätsstiftend, dass Bildungsbürger spontan auf ihr vor einem flackernden Kaminfeuer einen Sohn zeugen möchten. Dem Filius kann man sie dann dereinst wie das goldene Vlies überreichen und so nicht nur zu einem Mann, sondern zu einem Gentleman machen. Die Flecken auf dem Jackenrücken bilden das Familiengeheimnis und gehen niemanden etwas an.
Abb.: © https://www.grube.de/
Wenn alles gut läuft, verbringt man anschließend seine letzten Tage damit, in kreischend-karierten Hosen über den Golfplatz zu laufen oder mit einem Deckchen über den Beinen in der Sonne zu schlafen. Für so ein Leben muss man weder mit einem goldenen Löffel in der Hand geboren worden sein, noch sonderlich viel Geld verdient haben. Wichtig ist es vielmehr, die Haltung eines Kulturmenschen verinnerlicht zu haben, der es für Zeitverschwendung hält, wechselnden Moden hinterherzulaufen und sein Geld für trivialen Unsinn zu verbrennen. Die Herrenmode fand im Großbritannien des Jahres 1965 ihren Höhepunkt und Abschluss. Jedwede Weiterentwickelng ist nur als eine Rückentwicklung zu verstehen. Schließlich ist die Evolution auch seit Hunderttausenden von Jahren mit den Haien fertig. Punkt.
Und ist es nicht eine angenehme Vorstellung, dereinst in einer besseren Welt auf einer Wolke sitzend wieder eine Steppjacke zu tragen? Dann jedoch in weiß und mit Schlitzen auf dem Rücken für die Flügel. Die Dinger sind einfach zeitlos, machen sportliche Bewegungen mit und halten auch den Wind über den Wolken ab.
In der Hölle trägt man übrigens Fancy Jeans, Tank Tops und Basecaps, aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.
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Anmerkungen
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Dieser Blog-Beitrag ist weder Werbung noch bierernst zu nehmen. Die Grube KG (www.grube.de) kam über die web-netz GmbH auf mich zu und bot mir an, einen Beitrag über ein Produkt aus dem Sortiment des Fachhändlers und Speziallieferanten für Jäger und Outdoor-Enthusiasten zu schreiben. Es wurde auf mich kein Einfluss bei der Produktauswahl und den Inhalt des Textes genommen. Schlußendlich verbrennt in den Höllenfeuern augenblicklich jedwede Bekleidung, aber dafür läuft auf unzähligen Großbildschirmen ununterbrochen das Programm des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und man muss immer noch GEZ dafür bezahlen. Da kann einem die Ewigkeit ganz schön lang werden, vor allem zum Ende hin.
Genial geschrieben!! Mein Kichern auf der Arbeit zog fragende Blicke auf sich. 🙂
Viele Grüße aus dem tauenden Yukon,
Luisa
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