Gemeinsam mit Koch und Kochbuchautor Karl-Josef Fuchs aus dem Romantik Hotel und Restaurant Spielweg (siehe: https://www.spielweg.com/) kam ich auf die Idee, unsere Liebe zu Wildwürsten mit einem breiteren Publikum zu teilen. Zu diesem Behufe veröffentlichte ich am 1. Mai 2020 den ersten Gedichtwettbewerb zum Lobpreis der Wildwurst (siehe: https://krautjunker.com/2020/05/01/gedichtwettbewerb-zum-lobpreis-der-wildwurst/).

Das Gedicht sollte folgende Wörter beinhalten:
- Fuchsteufelswild
- Schwarzwald
- Kirschwasser
Bis zum Einsendeschluß am 31. Mai erreichten uns eine Vielzahl von Lobgedichten. Über die Menge, Originalität und Spannweite von Klamauk zu Klassik war ich überrascht und verzückt. Es fiel mir jedoch schwer, einen eindeutigen Sieger (m/w/e*) zu küren. Weil ich einige Dichter (m/w/e*) kannte, fühlte ich mich befangen. Bei einem Wettbewerb geistigen Schaffens von so großer Bedeutung bedarf es Geister größerer Urteilskraft denn der meinen.
So stellte ich eine Liste der Gedichte ohne die Namen ihrer Schöpfer auf. Diese Liste sandte ich einer Jury von Schriftstellern (m/w/e*) aus dem Kreis des KRAUTJUNKER-Blogs. Dies waren, in alphabetischer Reihenfolge des Nachnamens:
Rolf D. Baldus
Sybille Lengauer
Bertram Graf v. Quadt
Cora Stephan
Jeder aus diesem erlauchten Kreis vergab Gold, Silber oder Bronze an seine drei Lieblingsgedichte. Das letzte Wort hatten Karl-Josef Fuchs und seine Tochter Viktoria, denn schließlich spendeten sie den Preis.

Neben dem unsterblichen Künstlerruhm als Gewinner des ersten Gedichtwettbewerbs zum Lobpreis der Wildwurst erhält der Gewinner (m/w/e*) eine Wild-Brotzeit in einer der besten Adressen Deutschlands für Wild-Küche. Weiterhin wird dem Gast eine Flasche Wein des Schwarzwälder Gams Hegerings kredenzt.
Um es mit den Worten des am 30. Juni 206 verstorbenen Dichterfürsten Robert Gernhardt zu sagen, der selbst ein begeisterter Schlemmer und Schlürfer war:
»Herz, was willst Du mehr
Etwa noch Geschlechtsverkehr?«
Kurzum, trotz einer Jury, die grundsätzlich gleichen Geistes war, ergaben sich keine ganz eindeutigen Präferenzen. So kürte Viktoria Fuchs nach Lektüre aller Gedichte und Prüfung des Juryurteils folgenden Sieger.
von Frank v. Maydell aus Semlow
Ode an die Wildwurst
à la Spielweg
Kennst Du das das Wort, das Mehrerlei beschreibt
Das lange Dir im Denkgebäude bleibt
Das im Südwesten für Behagen steht
Wie sonst kaum eines …?
Dem Ursprung nach steht es für Tollheit, für Ekstase, für die Raserei
Der Eingeweihte weiß, so heißt
Das Gegenteil vom Einheitsbrei
Und nimmt den Neuling ins Gebet:
Es geht um etwas selten Feines
Für Küchenritter ist´s ein Heiliger Gral
„Fuchsteufelswild“
Das meint
Den sagenhaften Herd im Münstertal
Familie Fuchs, sie hütet seine Flammen
Dort kommt so Einiges zusammen
Zur Einkehr sind hier gut beraten
Genießer, Schlemmer, Gaumenakrobaten
Kochkunst lässt es an Nichts fehlen
Kein Teufel hascht nach ihren Seelen
Man spürt an diesem Wunderort
Kirschwasser spült die Sorgen fort
Das Ziel des Hauses ist Verwöhnen
Sich mit dem Leben Auszusöhnen
Allein, Die Füchse machen nicht nur selbst
´Was her …
Der Spielweg bietet Kennern noch viel mehr
Man geizt hier nicht mit den Rezepten
Man teilt sie – oft und gern
Mit Selbermachern und Adepten
Das Hohe Waidwerk wird geehrt
Die Jagdpartie, sie wird belehrt
Mehrfach im Jahr wird dort verhandelt
Wie Wildbret sich in Wurst verwandelt
Motto: Wer nur an Edelteile denkt
Den nennen wir mit Recht beschränkt
Der Kreatur gerecht zu werden
Nimmst Du ihr denn den Platz auf Erden
Verlangt, so lautet die Idee
„Sieh mehr in ihr als das Filet …!“
Ein Weg, weit mehr vom Stück zu ehren
Ist: Es in Wurstform zu verzehren
So lebt es kulinarisch länger fort
So ist die Jagd weit mehr als Sport
Selbst wenn schon lang verhallt
Dein Schuss
Triffst Du so noch
Den Hochgenuss
Also lautet die Parole
Greif beherzt zur Kasserole
Alternativ zu Dose, Saitling oder Glas
Und dann, mein Freund, befüll Dir das!
Damit es Wildwurst wird statt Kleister
Hältst Du Dich an die beiden Meister
Karl Josef und den Adrian
Im Schwarzwald
– Mindestens –
Da fällt mir keiner ein
Der´s besser kann
(…)!
Ich kann nicht umhin, noch weitere Gedichte zu nennen, die bei der Jury für Begeisterung sorgten. Dieses hier hätte den Zweiten Preis errungen, sofern es ihn gäbe.
von Oliver Welschar aus Minden, Westf.
Lobpreiset mir die wilde Wurst!
Lobpreiset mir die wilde Wurst!“
Ruft der Junker in den Äther
In mir erwacht der Tatendurst,
der Drang zum Reimetäter
regt sich nach vielen Jahren.
Auch ich möcht´ Zeilen dichten,
mich der Wildwurst offenbaren
und meine Verse an sie richten.
Ihr, der Kirsche auf der Würstetorte
widme ich nun diesen Reim
unter Verwendung feinster Worte.
Edel, wunderbar und köstlich fein
So nennt man sie, die Wilde.
Wem stell‘n sich da nicht Bilder ein
aus lukullischem Gefilde?
Kross brutzelnd muss sie für mich sein.
mit Hauch von ungesunder Schwärze.
In welcher Form gefällt sie Dir?
Welch wilde Wurst erfreut Dein Herze
und bereitet deinem Bauch Plaisier?
Ich frage dich, wie soll sie sein,
die Königin der Cervelaten?
Grob plockig und aus wildem Schwein
mit Kräutern der Karpaten?
Oder doch lieber lokal und fein,
mit Tofu und Tomaten.
Halt Stop!
Das passt hier eigentlich nicht rein.
Ich folgtˋ des Junkers Ruf zu eilig.
Denn jetzt erst fällt´s mir plötzlich ein.
Dem Dogmateufel ist nichts heilig.
Oh das fuchst mich ungemein,
ich sah den Wald vor Würsten nicht!
Ja auch die Wildwurst kann gut schlecht sein.
Die Gleichung Wild = gut, ist was nicht besticht!
Wildwürste sind mir wurst. Ich preise nur die Guten!
Es ist so logisch und so schlicht, nur eine gute Wurst ist ein Gedicht
Einen hervorragenden Dritten Preis errang der Kabarettist, Autor, Kolumnist und Dichter Fritz Eckenga, von dem ich bereits eines meiner Lieblingsgedichte auf KRAUTJUNKER veröffentlichen durfte (siehe: https://krautjunker.com/2019/02/23/der-wein-war-ein-gedicht/).
von Fritz Eckenga aus Wiedenbrügge
Wurstwunderbar
Dem Jäger wurds flau auf der Pirsch,
aus dem Schwarzwald erhob sich ein Magengrollen,
er hätt von dem Wasser nicht saufen sollen,
das Wasser war nämlich aus Kirsch.
Der Jäger wurd fuchsteufelswild.
Beim heiligen Hubert! Mein Hirn, es will schwillen!
Den Durst mit so viel Promillen zu stillen,
hat Waidmänner reichlich gekillt.
Der Grünrock entging der Gefahr
durch Sedieren der wogenden Kirschwasserkräfte
und Neutralisieren der Magensäfte,
mit Biss in sein Wurstreservoir.
Der Schwarzwald steht und schweiget
und aus dem Jäger steiget
ein leichtes Rülpsen wunderbar.
Nicht übergehen möchte ich dieses Kunstwerk, welches auch viel gelobt wurde.
von Hermann von Blomberg aus Eickelberg
Und wenn es knallt
Und wenn es knallt, dann weiß der Hund
Dass nun vorbei der Träume Bilder
Dann stürmen wir los durch nassen Grund,
Fuchsteufelswild der Terrier, immer wilder!
Und schon wird junger Standlaut klingen,
Dass tot die Sau, sie kam nicht weit
Und groß die Freude und das Singen
Der Kirsche Wasser steht im Haus bereit.
Wir werden uns mit dem Sieger Frank v. Maydell in Verbindung setzen. Auch allen weiteren Dichtern (m/w/e*) gebührt unser tiefer Dank, auch im Namen der Wildwürste.
Das Romantik Hotel und Restaurant Spielweg wird übrigens vom Magazin DER FEINSCHMECKER zu den »30 Restaurants, die mit ihren Konzepten die Zukunft prägen« gezählt, obwohl man dort weder nach Sternen oder Punkten strebt, sondern so kocht, dass die Gäste glücklich sind.

Hier noch ein weiterer interessanter Artikel (siehe: https://www.handelsblatt.com/unternehmen/management/hoffnungstraeger/serie-hoffnungstraeger-koechin-auf-ebay-zu-ersteigern-die-not-machte-diese-beiden-schwestern-erfinderisch/25886850.html).

*(m/w/) = männlich, weiblich, extraterrestrisch
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Anmerkungen
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