Von Aalstrichen und Abwurfstangen: Jägersprache – neu interpretiert

Buchvorstellung von André Brüggemann

Um gleich Titel bzw. Coverbild des neuen Buches von Benedikt Kobel aufzugreifen, eine Frage an die Nichtjäger: Was ist eine Abwurfstange? Der Waidgeselle wird es wissen, gemeint ist die abgeworfene Geweih- bzw. Gehörnstange von Hirschen und Rehböcken.

Abb.: Titelbild; Bildquelle: André Brüggemann

Wer sich jedoch nicht mit der Jagd beschäftigt, könnte auch wie im Titelbild dargestellt an eine beim Hindernisspringen heruntergerissene Stange denken, die im Reitsport bekanntermaßen zu Strafsekunden führt.

Diese und alle anderen Zeichnungen im 112 Seiten umfassenden Buch stammen aus der Feder des Autors Benedikt Kobel. Er ist hauptberuflich weder Jäger noch Illustrator sondern Kammersänger. Insgesamt finden sich 60 Zeichnungen in dem Buch, jeweils zu Beginn eines Kapitels wie auch zu jedem Stichwort.

Abb.: Rund um den Jagdhund; Bildquelle: André Brüggemann

Die humorvollen Zeichnungen sind jedoch nur Hilfsmittel, vielmehr möchte der Verfasser das »jagdliche Kauderwelsch«, die Jägersprache, aufs Korn nehmen. Die Jägersprache – nicht zu verwechseln mit Jägerlatein – ist eine sehr alte, bereits seit dem Mittelalter existierende Fach- und Zunftsprache. Über Jahrhunderte haben sich bestimmte Begriffe für jagdliche Situationen, Ereignisse und Sachverhalte herausgebildet, die für Außenstehende nur schwer zu verstehen sind, den Nutzern aber ohne weitere Worte ein konkretes Bild vermitteln (wer einmal als Laie Informatikern bei einer Serverinstallation oder eine Datenbankprogrammierung zugehört hat, wird wissen was gemeint ist).

Wildfolge. Man könnte meinen, es handele sich um die festgelegte Reihenfolge, in der Wildspeisen serviert werden sollen. Tatsächlich gemeint ist aber das Nachfolgen einer Schweißfährte (Blutspur) über die Grenzen des eigenen Jagdreviers.

Abb.: Endet diese Schweißfährte in ein paar Metern im eigenen Revier oder muss man ihr bis ins Nachbarrevier folgen, um das Wild zu finden?; Bildquelle: André Brüggemann

In diesem Stil geht es munter weiter. Was ist z.B. mit dem Verblasen gemeint? Denkbar wäre folgendes: »Von Verblasen spricht man, wenn Federwild durch wechselnde Windstöße in eine von Jäger oder Jägerin unerwartete Richtung getrieben wird«.

Doch das meinen Jäger: »Den Vortrag eines je nach Wildart festgelegten Jagdhornsignals, um die Erlegung des Wildes kundzutun und ihm Ehre zu erweisen«.

Abb.: Verblasen; Bildquelle: André Brüggemann

Insgesamt werden so rund 60 Begriffe wie Rauschzeit oder Entenlocke abgearbeitet und man erfährt nebenbei, welche Redewendungen es auch in den nichtjagdlichen Alltag geschafft haben (z.B. »durch die Lappen gehen«, womit natürlich kein Slalom durch die nordische Bevölkerungsgruppe gemeint ist).

Der Verlag beschreibt das Buch als »Jagdhumor mit spitzer Feder und feinstem Sprachsinn« und damit dürfte klar sein, dass nicht als Konkurrenz zum Frevert´schen Jagdlexikon sondern eher als Entspannungslektüre gedacht ist.

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André Brüggemann

André Brüggemann ist passionierter Jäger, Hundeführer und Jagdhornbläser sowie begeisterter Hobbykoch und Genießer. Aufgrund seiner Tätigkeit als Steuerberater in eigener Kanzlei bleibt ihm dazu allerdings weniger Zeit, als ihm lieb wäre.
https://www.sdb-hameln.de/

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Anmerkungen

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Titel: Von Aalstrichen und Abwurfstangen: Jägersprache – neu interpretiert

Autor und Illustrator: Benedikt Kobel

Verlag: Franckh Kosmos Verlag

Verlagslink: https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/jagd/bildbaende-belletristik/11919/von-aalstrichen-und-abwurfstangen

ISBN: 978-3440172759

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