Ein Besuch im Deutschen Jagd- und Fischereimuseum

von Daniel Schoch

Ein beruflicher Auftrag brachte mich für ein paar Tage ins schöne München. Nachdem die Arbeit abgeschlossen war, hängte ich noch einen freien Tag dran, und machte mich auf, die schöne Fussgängerzone und den Englischen Garten zu erkunden. Einer spontanen Empfehlung eines lieben Freundes folgend, nahm ich mir vor, auch das Deutsche Jagd- und Fischereimuseum zu besuchen, das ich dann auch ganz zufällig mitten auf der Neuhausener Straße entdeckte, noch bevor ich mir die Mühe machen konnte, nach der Adresse zu googeln. Mit einem großen bronzenen Keiler vorm Portal, ist der Eingang für jemanden, dem jagdliche Motive ins Auge springen, kaum zu übersehen.

Drinnen angekommen, findet man sich in einer kleinen, unscheinbaren Eingangshalle wieder, an deren Theke man nicht nur verschiedene mehr oder weniger jagdliche Andenken und Bücher erwerben, sondern auch das Eintrittsgeld entrichten, und evtl. Jacke und Tasche in einem Schließfach deponieren kann.

Über eine kleine Treppe geht’s zum „Waldpfad“, einem Raum, in dem man an großräumigen Vitrinen vorbeigeführt wird, in denen sehr realitätsnah verschiedene Lebensräume unserer Wildtiere nachgestellt und mit zahlreichen, weitgehend hervorragend und lebensecht präparierten Stücken ausgestattet wurden. Man findet dort zum Beispiel eine Bache samt Frischlingsrotte, einen Bock, der am Weizen steht, oder auch eine Ecke in der Stadt mit Ihren typischen Bewohnern wie Rabenkrähe, Stadt- und Ringeltaube, Steinmarder, etc. Eine Vitrine mit Wolpertingern zeugt von einem gewissen Humor der Ausstellungsbetreiber…

Der Waldpfad ist überschaubarem Umfang, aber sehr schön umgesetzt. Nicht nur mir fiel dabei lediglich negativ auf, dass einige der Lebensräume aufgrund defekter Beleuchtung in dem fensterlosen Raum leider sehr dunkel waren, und auch einige ausstellungsbegleitende Monitore defekt oder abgeschaltet waren. Ein Schweizer Pärchen, das parallel zu mir den Raum erforschte, ärgerte sich sehr darüber und fragte mich nach der Funktion der eingeschalteten Monitore, auf denen nur ein Piktogram zu sehen war, das uns nach einigem Rätseln darauf schließen ließ, dass diese wohl nur mithilfe einer Chipkarte, die davor gehalten werden soll, genutzt werden können. Eine Nachfrage an der Rezeption brachte Klarheit: Die Chipkarte gibt’s dort gegen ein Pfand in Höhe von 5 €. Schade, dass einem die Karte nicht beim Eintritt angeboten wird. Nachdem ich das Ganze dann mit den Schweizern ausprobiert hatte, war mir das Durchklicken mehrere Menüs an jedem Monitor doch etwas zu umständlich, und ich verzichtete darauf, mir eine eigene Karte zu holen.

Eine Treppe führt ein Stockwerk höher, vorbei an einem kleinen Bereich mit diversen Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder, durch eine großzügige Halle in ein Stockwerk, in dem die Fischerei-Ausstellung untergebracht ist. Man betritt den Bereich über das Bild eines fließenden Bächleins, indem einige Fische in der Strömung stehen. Es wird von einem Projektor an der Decke auf den Boden geworfen. Betritt man es, breiten sich Wellen von den Trittstellen aus, und man hört ein dazu passendes Plätschern des Wassers. Man begibt sich dann durch einen abgedunkelten Raum, indem man sich durch verschiedene Unterwasser-Landschaften bewegt. Über verschiedene Bodenbeläge aus Kies, Nachbildungen von torfigem Auengrund usw. begibt man sich hier durch Donau- oder Rhein-Abschnitte, durch Auwälder und Seen. Neben hohen schlanken Fahnen, die mit Informationen über die jeweilgen Bereiche bedruckt sind, finden sich hier zahlreiche Monitore und I-Pads, mit deren Kamera z.B. in der Landschaft verteilte Fische gesucht werden können, die dann über Lautsprecher Geschichten über Ihre Lebensweisen und -räume erzählen. Auch hier wieder: Toll gemacht, leider mit einigen defekten Ipads und Monitoren.

Am Ende der Wasser-Landschaften betritt man zwei Räume mit klassischen Vitrinen, in denen historische Angel- und Fischereigeräte zu bestaunen sind. Von urtümlichen Angelhaken aus Schildpatt oder Holz, über Fässer, die früher zum Fischtransport genutzt wurden, veralteten Schleppfischsystemen, Netzen der Stellfischerei, über moderneres Gerät (modern ist hier subjektiv. Ich denke, die aktuellsten Gegenstände hier stammen aus den 80er Jahren) wie Blinker, Spinner und Ähnliches, bis hin zu präparierten Fischen und Fischleder, findet man hier jede Menge interessantes Material, das auf maschinengetippten Kärtchen teilweise auch gut erklärt wird.

Hier gibt es jede Menge tolle und interessante Objekte zu sehen, doch wirkt das Ganze etwas aus der Zeit gefallen. Es erinnert ein wenig an die verstaubten Vitrinen auf den Fluren eines altsprachlichen Gymnasiums. Diesem Teil des Museums würde es gut tun, nähme sich ein motivierter, vielleicht auch junger Angler den Vitrinen an, würde die Beschriftungen erneuern und ergänzen, und auch einige tatsächlich moderne Elemente der Fischerei einfließen lassen.

Man verlässt diesen Teil wieder durch die Wasserlandschaften und begibt sich durch die Halle über eine zentrale Treppe ins oberste Stockwerk.

Erreicht man den ersten Absatz, und dreht sich um 180 Grad, so staunt man über die Imposanz der Halle der ehemaligen Augustinerkirche, in der man sich befindet. Auf dem Absatz und im weiteren Verlauf der Ausstellung findet man Täfelchen mit provokanten Aussagen, wie „Mord ist Ihr Hobby“ oder „Jagd ist Männersache“. Klappt man sie nach oben, findet man darunter ein weiteres Täfelchen, das einem erklärt, dass und warum es sich bei Jagd eben nicht um Mord handelt, oder das auch viele Jägerinnen das Waidwerk ausüben.

Man verlässt den Absatz über eine von zwei Treppen, die in den „Weißen Saal“ führen. Treppen und Halle sind von vielen Trophäen, hauptsächlich von Rotwild flankiert. Der interessierte Besucher staunt hierbei über eine Vielzahl von abnormen Geweihen, und auch über die Präparate zweier Gamshäupter, aus deren Trägern jeweils ein dritter Schlauch gewachsen ist. Eine Tafel erklärt, dass sich so etwas in seltenen Fällen aus nicht knöchernen Bereichen, ähnlich einer Warze beim Menschen bilden kann. Sachen gibt’s!

Im weißen Saal schlängelt man sich durch Wände aus sägerauhen Nadelholz, behangen mit Tafeln, die über historisches zur Jagd und der Bildung des heute noch bestehenden Reviersystems berichten. Durch Löcher in den Wänden lassen sich Jagdschlitten oder die Nachbildung einer kleinen gemütlichen Jagdhütte bestaunen. Auch eine Auswahl verschiedener Jagdkanzeln sind hier aufgestellt.

Am Ende des Bretterwaldes entdeckt man dann Vitrinen mit Prunkgewehren, deren heutiger Wert ich nicht mal im Entferntesten erahnen kann.

Fantastische Meisterwerke der Handwerkskunst mit Radschlössern, Steinschlössern, mit reichhaltigen Intarsien aus Schildpatt. Wahnsinn. Beim Betrachten bekam ich Gänsehaut. Allein diese Schöpfungen großartiger Büchsenmachermeister betrachten zu können, ist ein Besuch des Museums wert.

Hinter den Vitrinen stach mir das mächtige Geweih eines 22-Enders ins Auge, das auf einer schwarzen Tafel lag. In großen, weißen Buchstaben stand darauf zu lesen: „Kriegsverbrecher, Hitler designierter Nachfolger, Reichsjägermeister, Reichsluftfahrtminister. Beteiligt an fast allen NS-Gewaltverbrechen wie der Ausplünderung der besetzten Länder und der systematischen Vernichtung des Judentums“. Es ist die umstrittene Trophäe des „Matador“ aus Rominten, den Göring als den „weltstärksten Hirsch“ gepriesen hatte.

Als letztes kommt man nun durch einen langgezogen Raum, der parallel zum weißen Saal verläuft. Auch hier zahlreiche Vitrinen voll historischer Büchsen und Flinten, Pulverflaschen aus Knochen und Muscheln, Hirschfänger und Jagdmesser, Hundehalsungen, aber auch Legebüchsen, und anderen Wilderer-Hinterlassenschaften. Durch diesen Raum wird man wieder zur großen Treppe geleitet und begibt sich wieder zum Ausgang.

Etwa zwei Stunden hat mich das Museum in seinen Bann gezogen. Dabei habe ich viel erfahren und gestaunt. Eine faszinierendes Museum, dem allerdings ein bisschen mehr Pflege, gerade der moderneren Elemente, wie Monitore, Beleuchtung etc. genauso gut tun würde, wie oben genannte Überarbeitung der Fischerei-Abteilung.

Auf jeden Fall einen Besuch wert!

https://www.jagd-fischerei-museum.de/

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Daniel Schoch

Daniel Schoch ist Jäger, Angler, Imker, Geflügelhalter, Selbstversorger, Schreiner und Spinner. Seine Wurzeln liegen in der sonnigen Pfalz, zwischen Rhein und Reben. Nach einem mehrjährigen Ausflug ins schöne Portugal, zog er vor neun Jahren wieder in die alte Heimat. Seitdem isst er die Wälder und Flüsse des Mittelrheingrabens etwas leerer.
Er liebt und lebt für gutes Essen, gute Getränke, für die Jagd und für den Punkrock.

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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe und Outdoor-Becher aus Emaille. Kontaktmail für Anfragen siehe Impressum.

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