Gończy Polski, Jagdhund der polnischen Könige

von Alexander Krücke

Der Jagdschein war so ziemlich der letzte Schein in meinem Landwirtschaftsstudium. Irgendwie habe ich mich so lange gedrückt, dass ich mich dann parallel zur Diplomarbeit schlauchen musste. Aber was heißt schon schlauchen, das war eine spannende Truppe damals. Noch ganz klassisch über die Kreisjägerschaft Hann.-Münden über Monate.

Danach bekam ich eine Art Terrier geschenkt, der als Jack Russel durchgehen sollte. Aber egal, das war mein erster Hund. Der hat mir eigentlich alles beigebracht und auch noch alles verziehen, was ich falsch gemacht habe in der „Hunde-Ausbildung“. Charakterlich und auch jagdlich jedenfalls ein Volltreffer. Wir hatten viel gemeinsam.

Abb.: Otto, der Ottonenterrrier; Bildquelle: A. Krücke)

Der Kamerad hat mich die ersten zwölf Jägerjahre tapfer begleitet, dann fuhr er in den Hundehimmel, wo er hoffentlich einfach so weiter macht.

Der nächste Hund war ein Parson Terrier, aber ein echtes Mädchen. Wir sind leider nie so richtig warm miteinander geworden. Als sie starb, war für mich erst einmal Jagdpause für ein paar Jahre. Vielleicht wäre diese Passion auch ganz eingeschlafen über die üblichen Ausreden wie Arbeit, Kinder und mehr solch fadenscheiniger Begründungen, aber ein Freund hörte zum Glück einfach nicht auf, mir Jahr für Jahr und Drückjagd für Drückjagd Einladungen zu schicken.

Mittlerweile auch wieder zu Hause in Ostholstein angekommen, ging irgendwann die Überlegung los. Wieder einsteigen? Was für ein Hund? Denn: Jagd ohne Hund ist Schund!

Vom Revier hier oben und von den sonstigen Jagdmöglichkeiten her war schnell klar, dass es ein Hochwildhund werden muss. Ein lauter Stöberhund, nicht zu schnell, ausreichend scharf an Schwarzwild und … ja, Nachsuchen wäre schön. Vom letzteren hatte ich ja noch überhaupt keine Ahnung, da würde ich mich einarbeiten (lassen) müssen.

„Hier oben“ ist ja Vorsteher-Land. Eigentlich komisch, besonders im Ostteil von Schleswig-Holstein. Ich jedenfalls interessierte mich aufgrund der gewünschten Anforderungen sehr schnell für Bracken. Besonders die, die an Schwarzwild arbeiten. Dann blieben in meiner Vorauswahl der Slovenski Kopov und der Gończy Polski übrig. Kopov hatten schon einige einmal gehört, aber Gończy? Niemand.

Beide werden bei ihnen zu Hause in Slowakei und in Polen auf Schweiß geführt und zur Stöberarbeit auf Hochwild genutzt, besonders für Schwarzwild und Hirsche. Der Gończy aus Polen ist der größere Hund, aber auch noch einigermaßen handlich. Handlich, wenn man selbst das Dreifache wiegt, meine ich.

Ich war zunächst offen, wollte aber gerne einen erfahrenen Züchter im Beritt, den man auch mal besuchen kann, wenn man ein Problem oder eine Frage hat. Der nächste Zwinger war in Harburg nur gut 100 km weit weg. Gończy Polski. Also das Telefon in die Hand – aha, „Ossi-Akzent“ – gleich mal verabredet. Hin da, den Typen wollte ich kennen lernen und vor allem die Hunde sehen.

Abb.: World Dog Show 2017 in Leipzig, Jagdhundrasse-Anerkennung der FCI; Bildquelle: Mechtild Krücke

Zwei Hündinnen hatte er derzeit da, die sich sofort lauthals meldeten, als ich am Einfahrtstor stand:
Tonika Gończa Radosz bildhübsch in braunloh und Raja Asanegra ebenso, aber in schwarzloh. Diese Hunde sind anfangs ziemlich skeptisch, entscheiden dann aber zügig, ob sie einen mögen, oder eben nicht. Oder eben nicht ist schlecht. Ich hatte dann wohl Glück und durfte kuscheln.

Gut, so einen Welpen hätte ich gerne. Am liebsten einen Rüden, am liebsten in schokobraun, aber Welpen fallen nicht vom Himmel und es gab auch eine Warteliste. Aber dann: Alexander, es sind acht schokofarbene Welpen gefallen aus Tonika und einen Rüden haben wir für Dich ausgesucht. Komm gucken! Juhu, Drasco von der Fischbeker Heide!

Acht Braune! Tonika Gończa Radosz x Kniaz Leszny Amok; Abb.: Anke Scholz

Ich muss zugeben, dass es mich überrascht hat, dass ich den Hund nicht selbst aussuchen sollte. Aber wenn der Züchter die zukünftigen Führer kennen gelernt hat, und auch nach ein paar Wochen die Welpen in ihren Charaktereigenschaften einschätzen konnte, ist das vielleicht sehr gut? Heute glaube ich, dass das sehr gut abgepasst war!

Vom Wesen gilt der Polnische Laufhund als ausgeglichen und ruhig – das gilt aber auf alle Fälle nur für richtig ausgelastete Hunde – mit einer guten Portion Wildschärfe und Mut. Fremden gegenüber ist er äußerst skeptisch, er ist daher auch ein ausgezeichneter Wachhund.

„Er ist intelligent und lernfähig, dabei auch kinderlieb, temperamentvoll und willensstark und dem Welpen sollte umgehend nach seinem Eintritt ins neue Rudel klar gemacht werden, welchen Platz er in Zukunft einnimmt.“ Das ist sehr schön formuliert. Früher stand da auch „leicht zu erziehen“. Hehe, aber das ist falsch und ich möchte jeden bewahren, sich von so etwas auf´s Glatteis führen zu lassen.

Abb.: So sehen sie ganz niedlich aus; Bildquelle: A. Krücke

Ich habe vor diesem Hund zwanzig Jahre Terrier geführt, meine Frau Sennenhunde. Und ich muss sagen, dass wir beim Gończy manchmal ganz schön durchhingen bis wir verstanden haben, wie die ticken. Ich muss sogar zugeben, dass ich mehrmals nach Rezepten für Hundebraten oder  vielleicht –schinken gesucht habe. Es gab wirklich Momente, wo ich fast aufgeben wollte. Dann habe ich aber mal überlegt, ob der Hund in dieser Situation nicht gerade richtig liegt, und ich falsch. Und genau so war es dann meist auch.

Die Halterin von Drascos Vater ist Angelika Strycka aus Wisła in Polen. Zum Glück teilen wir das gleiche Hobby, nämlich das Frühmittelalter. Ich interessiere mich für die Sachsenkriege Karls des Großen um 800 und Angelika für die Wikingerzeit. Jetzt war sie gerade in Haithabu, der bekannten Wikingersiedlung bei Schleswig. Also in der Nähe. Telefon, verabredet, hin da. Blöderweise sind auf dem Museumsgelände Hunde verboten, also haben wir uns vor den Toren getroffen.

Abb.: Angelika Strycka mit ihrem „Enkelsohn“; Bildquelle.: A. Krücke

Da keine Hunde mit hinein durften, hat Angelika den Welpen mal eine halbe Stunde übernommen. Als ich wieder zu ihr kam meinte sie nur: Alexander, auf diesen Hund musst Du aufpassen, er ist sehr passioniert! Dann erklärte sie mir, was sie meinte. Es kamen nämlich zwei Besucher mit slowenischen Wolfshunden und da hat der Welpe sofort von niedlich umgeschaltet, wollte die stellen und hat sie ausdauernd verbellt, bis die wieder weg waren.

Abb.: Drasco stellt „Wölfe“; Bildquelle: Angelika Strycka

Der Gończy Polski gehört auf jeden Fall in Jägerhände und muss entsprechend ausgelastet werden. Seine sehr guten Anlagen werden sonst schnell wirklich ungemütlich umschlagen. Wenn aber eine Bindung aufgebaut ist, dann bildet Ihr mit diesem Hund ein Gespann. Jeder macht genau seinen Job und der eine kann dem anderen vertrauen.

Und noch einmal: Er gehört in ein Hochwild-Revier. Wer in einem Niederwildrevier jagt, sollte sich für eine einschlägige andere Jagdhunderasse entscheiden. Ich kenne nur ein einziges Beispiel, bei dem das einigermaßen funktioniert hat, aber das war bestimmt nicht einfach. Auch wenn meiner zum Beispiel gerne einmal schwimmt. Auch lange, auch in der Ostsee. Trotzdem werde ich nie verstehen, warum man sich einen Hochwildhund aussucht, um in einem Niederwildrevier zu jagen…

Abb.: Abends schwimmen mit Herrchen; Bildquelle: Alexander Krücke]

Als meiner einmal als dreimonatiger Welpe alleine im Garten war, kam der Fensterputzer. Weil das Törchen abgeschlossen war, kletterte der Mann mit seiner Leiter darüber. Nach einer kurzen unbeachteten Warnung des Welpen baumelte ihm der Zwerg festgebissen zwischen den Beinen. So was macht man ja auch nicht! Ein anderes Mal war ich nicht zu Hause. Dazu müsst Ihr wissen, dass wir „oben“ wohnen und die Eltern „unten“. Dann klingelte der Schornsteinfeger und Vaddern hat ihn einfach hoch gelassen. Da hat ja aber der Hund aufgepasst. Das war etwas unüberlegt, eigentlich ziemlich unüberlegt. Zum Glück haben wir so einen sehr großen und kräftigen Schornsteinfeger, Herrn Navers, und zum Glück haben Schornsteinfeger echt dicke Hosen an! Und zum Glück mag Herr Navers Hunde.

Abb.: Zweiter Wurf. MEINE Welpen! CARA von der Fischbeker Heide; Bildquelle: Svenja Stelse-Heine

Auch noch im Welpenalter gingen wir in der Feldmark spazieren und haben frei ablegen geübt. Das ging so drei- bis viermal ganz ausgezeichnet. Dann wurde ihm anscheinend langweilig und er lief etwas voraus. Und dann querab und horridoh! Er hatte auf 400 Meter im Raps Damwild ausgemacht und dann war da auch kein Halten mehr. Er kam auf unser hektisches Pfeifen und Rufen aber unverzüglich zurück. Also, als er fertig damit war, die 50 ha Raps noch einmal komplett abzusuchen, natürlich.

Abb.: DRASCO auf der Heide; Bildquelle: Svenja Stelse-Heine

Vor ein paar Monaten ist unserem Taxiunternehmer sein Schäferhund weggelaufen, wie so oft. Dann macht der Jagd auf Spaziergänger und vermöbelt die angeleinten Hunde. Wir haben den Kerl getroffen, als er uns den Weg versperrt hat. Anbrüllen half nichts, dann habe ich die Leine lang gelassen. Das Gończyli geht vor, der Schäferhund knurrte kurz und lag 1/10 Sekunde später auf dem Rücken und schrie. Seitdem geht er uns aus dem Weg. Nach ein paar Jagden konnte Drasco Kung-Fu. Dies nur als kurzer Eindruck, auf den man vielleicht gefasst sein sollte.

Abb.: ICH bin deutscher Champion! DRASCO von der Fischbeker Heide; Bildquelle: Alexander Krücke

Eine Anmerkung zu den Hunden in Deutschland, eine eher unerfreuliche:
Es gibt in Deutschland zwei Vereine, die auf eine JGHV-Anerkennung hin arbeiten. Den Club polnischer Jagdhunde CPJ (der ältere) und den Verein Gonczy Polski Deutschland e.V. VGPD (der aktivere). Beide wollen das gleiche, die Hunde in Deutschland voranbringen. Sie unterscheiden sich durch ein paar Grundeinstellungen. Gute und erfahrene Leute gibt es in beiden. Noch gibt es in Deutschland zu wenige Zwinger und beiden Vereinen fehlt geprüftes Personal zur Antragstellung. Die Zuchtbasis ist in Deutschland klein, es müssen immer wieder Hunde aus polnischen Zuchten dazu geholt werden, um die Rasse gesund zu halten. Dabei ist der Kontakt zu den Polen sehr gut.
Einige in Deutschland haben sich diese Hunde aber anscheinend auch geholt, weil ihnen dann kein Verein „etwas vorschreibt“. So wird schwarz „gezüchtet“, und es wird sich um jagdliche Prüfungen gedrückt usw. Von diesen Hunden hört man nie wieder etwas. Wer weiß, wo die verheizt werden. Das ist natürlich sehr unerfreulich. Die Rasse ist beim JGHV vorläufig anerkannt. Das bedeutet, dass die Hunde auch auf Prüfungen vorgestellt werden müssen, sonst bringt das alles nichts.

Abb.: HUGO von der Fischbeker Heide mit 12 Monaten, Sohn von Drasco; Bildquelle: Gardewin

Zum Verständnis des Hundes:
Die Hunde sind absolute Familientypen und brauchen den Anschluss. Auch, wenn sie ihn vielleicht nicht immer gleich suchen. Kleine Kinder sind in der Regel kein Problem, trotzdem können diese Hunde vor allem in ihrer Jugend recht ungestüm sein. Aber wenn ein Gończy vor dem Kinderbett abgelegt wird, kommt eigentlich niemand Fremdes mehr ins Zimmer. Diese Konsequenz kennt man von unseren heutigen deutschen Rassen wahrscheinlich eher nicht mehr. Sie brauchen eine konsequente Erziehung, dann passt das.

Vorstehhunde werden „abgerichtet“, Schweißhunde werden „abgeführt“, Bracken werden „eingejagt“, so habe ich das von den Älteren gelernt. Wer keine Vorstellung von den hier angeführten unterschiedlichen Begriffen hat, sollte bitte die Finger von diesen Hunden lassen.

Abb.: Drasco alias Graf Zahn; Bildquelle: Mechtild Krücke

Zur Jagd:
Der Gończy Polski ist eine Bracke, die auf Hochwild jagt. Er findet das Wild, bringt es laut auf die Läufe und hält es in Bewegung. Mein Hund arbeitet dabei im Umkreis von 500 bis 1.000, maximal bis 2.000 Metern. Das macht er sehr selbständig, genau das ist sein Job. So alle dreißig Minuten kommt er auch mal zurück, manchmal auch erst nach anderthalb oder zwei Stunden. Dann war es eine gute Jagd!
Es ist NICHT sein Job, unter der Flinte zu jagen. Ich schreibe das nur, weil ich schon Leute getroffen habe, die diese Hunde „kurz“ machen wollten. Das geht zwar mit viel Druck, aber dann hat man sie „kaputt gemacht“.

Abb.: REZON Spiewna Zgraja, Drascos Opa; Bildquelle: Spiewna Zgraja

Entweder gehe ich mit durch (er jagt trotzdem alleine), oder ich schnalle ihn vom Stand. Dabei findet er entweder zu mir zurück, oder wartet am Ende am Auto auf mich. Dabei ist es hilfreich, das Auto etwas abseits von den anderen abzustellen, denn auf das passt er auch auf. Zurückholen musste ich ihn erst zweimal. Einmal bei zu viel Draht im Wald und einmal aus dem Moor. Da war er zu platt.

Abb.: Hm? Nee, war nicht viel los… Moor? Welches Moor?; Bildquelle: Alexander Krücke

Schweiß:
Ich habe meinen Hund nicht im schweren Nachsuchen-Einsatz, nur für meinen „Hausgebrauch“.
Eingearbeitet hab ich ihn erst auf der Futterschleppe, dann mit Schweiß und Fährtenschuh bis 1.000 Meter. Irgendwann in dieser „Ausbildung“ hatte er aber einfach keine Lust mehr. Da meinte eine erfahrene Suchenführerin, ich müsste wieder einen Schritt zurück. Also zwei Tage nix zum Fressen gegeben und dann wieder Futter in die Fährte getreten, wie am Anfang. Er hat ja immer einen recht guten Appetit.
Was soll ich sagen: Er hat die komplette Fährte sauber und schnell gearbeitet…aber ohne ein einziges Stückchen Futter aufzunehmen! Dann am Ende hat er sich hin gesetzt und mich angeguckt. Er wollte, dass es endlich richtig los geht, dass er etwas Echtes findet, am besten mit Hetze am Ende. Action halt. Richtig geholfen hat mir dann eine anerkannte Nachsuchen-Führerin hier im Beritt am Kanal bei Gettorf, Annette Jöhnk, der ich für viele Tips und Kniffe sehr dankbar bin.

Wir haben in den letzten drei Jahren alles gefunden, was ich beschossen habe. Richtig weite Suchen waren nicht dabei. Bei schweren Krankschüssen würde hier eh die Schweißhundestation alarmiert, dann kommen die Profis, die das jeden Tag machen und das ist auch gut so.
Auch, wenn er also beides firm arbeitet, vom Herzen her ist meiner ein Stöberer.

Abb.: Platt nach der Schweißprüfung; Bildquelle: Alexander Krücke

Ich habe noch eine kleine Anleitung geschrieben, für diejenigen, die zwar vorher schon Hunde geführt haben, aber noch keine Bracken, mit einer speziellen Handhabe für die Gończy, so lange noch kein anerkannter Zuchtverein besteht. Wer einem helfen kann, welche Prüfungen man wo machen kann. Wo man gute Hunde bekommt. Das würde hier den Rahmen sprengen, aber wenn Interesse besteht, dann gerne melden.

Abb.: Ich sag mal: Bis bald!; Bildquelle: Alexander Krücke

Steckbrief

FCI-Standard Nr. 354, Gruppe VI, Laufhunde, Schweißhunde und verwandte Rassen

Fast wäre die Rasse des Gończy Polski ausgestorben. Doch inzwischen werden diese Bracken aus Polen auch in Deutschland immer beliebter.

Wally Gończy Urok – so der volle Name der ersten vom Weltverband (FCI) und dem Verband für das deutsche Hundewesen (VDH) anerkannten Zuchthündin der Rasse Gończy Polski in Deutschland. Auf den ersten Blick ist die schwarzrote Hündin leicht mit einer Brandl- oder einer Schwarzwildbracke zu verwechseln, ist aber kräftiger und größer. Der Ursprung dieser Rasse liegt weder in Österreich noch in Slowenien, sondern in Polen. Schon früh wurden dort Schweißhunde und Bracken zur Jagd geführt.

Bis ins Mittelalter reichen Überlieferungen der Jagd mit Laufhunden in Polen zurück. Äußerst beliebt waren die Vierläufer beim polnischen Adel. Fast jeder Hof, der etwas auf sich hielt, führte eine eigene Laufhundmeute, speziell für die Jagd auf Schwarz- und Rotwild. Die Zucht erfolgte meist rein auf die Leistung und weniger auf einen einheitlichen phänotypischen Standard. Daraus entwickelten sich im Laufe der Zeit lokal sehr unterschiedliche Rassen (Sowa, 2007).

Weiteren Einfluss auf das Entstehen des heutzutage existieren Laufhundes Gończy Polski sowie der Polnischen Bracke, Ogar Polski, nahmen auch die französischen St. Hubertushunde. Bereits seit dem 16. Jahrhundert bestanden sehr gute diplomatische Beziehungen zwischen den Königreichen Polen und Frankreich. Beim polnischen Adel gehörte es oft zum guten Ton, französische Jagdhunde zu führen. Häufig wurden diese gezielt mit den polnischen Jagd- aber auch Windhunden gekreuzt. Noch heute ähneln polnische Bracken in ihrem Aussehen den Hubertushunden: massiver Körperbau, rötliches Haar mit stets schwarzem Sattelfleck.

1821 beschrieb W. Kozlowski in der Zeitschrift Sylwan erstmals einen leichten und einen schweren Typ des polnischen Jagdhundes. Vermutlich waren damit der Gończy Polski als leichter und der Ogar Polski als schwerer Schlag gemeint. Landläufig wurden aber bis zum zweiten Weltkrieg alle bracken- und laufhundeartigen Vierläufer in Polen als Ogar Polski bezeichnet.

Während und nach dem zweiten Weltkrieg galt alles, was mit dem Adel in Verbindung stand, als verpönt. Auch die höfische Jagd. Davon betroffen waren auch die Jagdhunderassen des Adels. In der Folge starben die polnischen Laufhunde fast aus.

Erst der bekannte polnische Hundeforscher Oberst Jozef Pawłusiewicz (* 1903; †1979) nahm sich des Wiederaufbaus der polnischen Laufhunderassen an. Dazu sammelte er die Restbestände des Ogar Polski, die jedoch von leichterem und kleinerem Schlag mit schwarzem Haar waren. Zunächst wurden seine Zuchtversuche vom polnischen Hundeverein als Experimentalzucht für die Rasse Ogar Polski registriert. Phänotypisch entsprachen sie jedoch schon dem heutigen Gończy Polski. Ende der 1950er Jahre bemühte sich Piotr Kartawik ebenfalls um den Aufbau der polnischen Laufhunderasse. Er bbrachte größere und schwerere Hunde aus Weißrussland und Russland nach Polen und züchtete mit ihnen weiter.

Unter der bereits registrierten Rasse Ogar Polski wurden fortan zwei Schläge unterschieden: der leichtere schwarzrote Pawłusiewicz-Typ sowie der schwrere Kartawik-Typ.

Der Kartawik-Schlag bildete 1966 die Basis für den vom Welthundeverband FCI registrierten Standard der Rasse Ogar Polski. Die Hunde des Pawłusiewicz-Typs entsprachen nicht mehr diesem Rassestandard. Dies führte dazu, dass die Gończy Polski fast in Vergessenheit gerieten. „Der kleine Ogar, …,einst in Polen unter dem Namen Gończy Polski bekannt, scheint heute völlig verschwunden zu sein“ schreibt Horst Räber in seiner Enzyklopädie der Rassehunde von 1995.

Letztlich züchteten aber einige polnische Jäger genau diesen Typus weiter, obwohl er nicht mehr dem Rassestandard entsprach. Ihnen ist es zu verdanken, dass 1983 vom polnischen Hundeverband ein eigener Standard für die Pawłusiewicz-Ogars festgelegt und die Rasse offiziell Gończy Polski genannt wurde. Eine vorübergehende Anerkennung des FCI erfolgte erst 2006. Die vollständige Anerkennung als Jagdhunderasse erfolgte 2017 auf der World-Dog-Show in Leipzig (FCI 354).

Die erste von der FCI und dem VDH anerkannte deutsche Gończy Polski-Zuchthündin ist die Eingangs genannte „Wally“ von Peter Scholtz aus Hamburg (Zwinger „Fischbeker Heide“), die am 04. April 2012 gewölft wurde. Sie hat die uneingeschränkte Zuchtzulassung und ist HD-frei.

Züchterisch betreut wird die Rasse vom VDH, der JGHV hat die Rasse zur Ausbildung vorläufig anerkannt. Das bedeutet, dass er jagdliche Prüfungen in Deutschland gehen darf. An einem vom JGHV anerkannten Zuchtverein in Deutschland wird noch an den Voraussetzungen gearbeitet.

Vom Wesen gilt der Polnische Laufhund als ausgeglichen und ruhig – das gilt aber auf alle Fälle nur für richtig ausgelastete Hunde – mit einer guten Portion Wildschärfe und Mut. Fremden gegenüber ist er äußerst skeptisch, er ist daher auch ein ausgezeichneter Wachhund.

Unverwechselbar ist sein Laut in den verschiedenen Stimmlagen. Zugelassen ist neben der schwarz-lohen Farbe auch ein Schokoladenbraun mit lohfarbenen Abzeichen. Sehr selten sind ganz lohfarbene, also rote Hunde.

Sein muskulöser Körperbau prädestiniert den polnischen Laufhund für Einsätze in bergigen Regionen und an wehrhaftem Schwarzwild. In den richtigen Händen ist er außerdem ein sehr guter Schweißhund. Seinen Anlagen gemäß gehört er in Hochwildreviere.

„Er ist intelligent und lernfähig, dabei auch kinderlieb, temperamentvoll und willensstark und dem Welpen sollte umgehend nach seinem Eintritt ins neue Rudel klar gemacht werden, welchen Platz er in Zukunft einnimmt.“ Das ist sehr schön formuliert. Früher stand da auch „leicht zu erziehen“, hehe, aber das ist falsch.

Körperbau: gelenkig, kräftig und kompakt, mittlere Größe (meiner wiegt um die 30 kg +/- 2 kg. rechteckige Proportion im Verhältnis 9:10

Haar: kurz, hart und dicht anliegend, mit Unterwolle

Farbe: schwarz-loh, schokobraun-loh, rot

Stockmaß: Rüden 55 bis 59 cm und Hündinnen 50 bis 55 cm.

Hier noch ein Link zu einem Artikel in der WuH von 2017, zugegeben mit großem Aufmacher.
https://wildundhund.de/polnischer-laufhund-rasse-portraet-hund-der-koenige/

Waidmannsheil und Brackenheil!

Alexander

Abb.: Wir beiden; Bildquelle: Mechtild Krücke

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Alexander Krücke

Jäger und Hundeführer, Geschichtsnerd für´s Frühmittelalter in Schleswig- Holstein im Projekt Eisenwald. Landwirtschaftliche Ausbildung und Studium in Göttingen, aber jetzt schon viel länger selbständiger Baufinanzierer. In Ostholstein aufgewachsen und verwurzelt.
Wenn ich die See seh´, brauch ich kein Meer mehr!

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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe sowie Becher aus Porzellan und Emaille. Kontaktmail für Anfragen siehe Impressum.

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