von Moritz Rott
Angeln macht definitiv glücklich, ich muss es schließlich wissen. Warum das so ist, kann ich selbst nicht genau beschreiben, man muss es erlebt haben. Vielleicht ist es das pure Naturerlebnis, vielleicht der Erfolg in Form von Beute, vielleicht die Ruhe gepaart mit Spannung. Ich glaube, es ist die Mischung all dieser Dinge, die das Angeln so besonders macht. Während ich diese Zeilen schreibe und über das Angeln nachdenke, merke ich, wie ich unentwegt lächeln muss. Erinnerungen geistern durch meinen Kopf, die sich anscheinend dort für immer festgebrannt haben.
Ich kann mich noch heute an den Fang meines ersten Angelausflugs erinnern, als ob es gestern war. Wie ich gebannt auf die Pose starrte, mein Herz vor Spannung bis zum Hals schlug, als die Pose zuerst zu zittern begann, um schließlich abzutauchen. Der Moment des Anhiebs und der kritische Moment der Landung des Fisches. Das Gefühl, als ich am nächsten Tag an das Ufer des Sees zurückkehrte und schon Hunderte Meter vor meiner Angelstelle zu rennen begann, nur weil ich die Spannung kaum noch ertragen konnte. Dieses Gefühl könnte man leicht als den Enthusiasmus eines Grünschnabels abtun. Doch, ehrlich gesagt, hat sich an dieser Reaktion bis heute nichts geändert. Immer noch könnte ich vor Anspannung platzen, wenn ich auf dem Weg zum Angeln bin. Jeder Biss löst immer noch den gleichen Adrenalinkick bei mir aus.

Ebenso wichtig wie das Fangen eines Fisches ist aber das, was man beim Angeln um sich herum erlebt. Der Moment der Morgendämmerung, wenn Schwarz zu Blau wird, lässt mich zuversichtlich in die Zukunft schauen. Der Blick in einen von den Lichtern der Stadt weitestgehend unbeeinflussten Sternenhimmel. Die Milchstraße und vorbeifliegende Sternschnuppen machen einem bewusst, wie klein wir sind und wie wunderbar das Leben ist. Mit der Zeit wird man Teil der Natur, ohne in sie einzugreifen. Der allmorgendliche Besuch einer Entenfamilie, die in mein Zelt spaziert, um mich quakend daran zu erinnern, ihnen von meinem Frühstück abzugeben. Das Prasseln der Regentropfen auf dem Angelschirm, das einen langsam in den Schlaf wiegt.
Warum mich das Angeln so sehr fasziniert, ist mir eigentlich egal, Hauptsache, es bleibt so für immer. Und da bin ich mir fast sicher. Ich kenne sehr wenige Angler, die ihr Hobby eines Tages an den Nagel hängen. Für die meisten bedeutet Angeln eine Passion, die sie das ganze Leben in einem magischen Bann hält. Oder um es mit den Worten Narman Macleans zu sagen: „I am haunted by waters.“

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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe sowie Becher aus Porzellan und Emaille. Kontaktmail für Anfragen siehe Impressum.

Titel: 111 Gründe angeln zu gehen: Das große Glück am kleinen Haken
Autor: Moritz Rott
Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag GmbH, Berlin
ISBN: 978-3-86265-453-6
Verlagslink: http://www.schwarzkopfverlag.net/store/p804/111_GR%C3%9CNDE%2C_ANGELN_ZU_GEHEN.html
Weblinks zum Autor Moritz Rott:
https://www.carp-sounder.de/team/supporter/moritz-rott/
http://www.carpzilla.de/mag/60-sekunden-mit/60-sekunden-mit-moritz-rott-585.html
https://www.facebook.com/moritz.rott.71
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Die Fotos sind weder aus dem Buch noch vom Autor, illustrieren aber fabelhaft Lebensfreude und Freundschaft, für die das Angeln steht. Heino Böse fing, mit Unterstützung seines Freundes Eric Witzel, im Dezember 2014 am Weissenhäuser Strand eine 72 cm lange Meerforelle (Salmo trutta trutta). Herzlichen Dank für die Bereitstellung der Bilder.
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