von Siegfried Erker
Zu den ältesten und bekanntesten Jagdarten gehört die Lockjagd auf Schalenwild, um einen brunftigen Bock heranzublatten, einen Brunfthirsch röhrend anzupirschen usw. Jedoch Schwarzwild heranzulocken oder ihm grunzend entgegenzupirschen, diese Methode ist noch nicht sehr alt.
Die Grunzjagd auf Schwarzwild gehört in die Kategorie der Königsklasse. Beim Schwarzwild hat man das ganze Jahr über die Möglichkeit, es zu locken oder grunzend anzupirschen. Aber bei dieser Jagdart soll man ja nie die Intelligenz des Schwarzwildes infrage stellen. Schafft man es, mit den Sauen auf gleicher Ebene – richtige Tonhöhe, Lautstärke, Klang, Melodie und Rhythmus – zu kommunizieren, hat man Erfolg. Nur das mehrmalige Hören von Schwarzwild-Lautäußerungen in der Natur ermöglicht es, diese richtig wahrzunehmen und zuzuordnen und sich die Töne so einzuprägen, dass sie danach auch mithilfe eines Lockinstrumentes naturgetreu wiedergegeben werden können. Ein vertrautes Grunzen ist auch gleichzeitig ein Sicherheitslaut und ein Orientierungslaut, um führungslosen Sauen – gesprengten Rotten bei Treibjagden – zu signalisieren, dass die Luft rein ist, und diese Sauen suchen dann umgehend wieder den Anschluss. Grunzlaute sind im Tonhöhenverlauf variabel mit einer mittleren Intensität und haben Ähnlichkeit mit einem Schnarchen. Das vertraute Grunzen setze ich mit dem S.E. Keiler-Grunz mit Erfolg ein, wenn ich am Abend oder in der Früh ins Holz zum Ansitzen gehe, bei der Pirsch in Mondnächten und bei Treibjagden. Man kann die Grunzjagd nur ausüben, wenn optimale Voraussetzungen unter Berücksichtigung des Windes vorherrschen wie zum Beispiel in der Nähe von Einständen bis maximal 200 Meter davon entfernt!
In der Zeit, in der Sauen aktiv sind bzw. werden! Am Abend, kurz vor dem Dunkelwerden! In der Nacht bei Halb- bis Vollmond! In der Morgendämmerung, wenn Sauen in den Einstand zurückwechseln! Bei Treibjagden, wenn man unmittelbar neben einer Dickung ist! Auf engen Schneisen mit angrenzenden dichten Masten! Bei Treibjagden, noch bevor man den ersten Treiber hört, ist es sinnvoll, ein vertrautes Grunzen abzusetzen. Wenn Treiber und Hunde laut hörbar sind, dann braucht man nicht grunzen, da es keinen Sinn macht. Wenn jedoch die Treiber an einem vorbeigezogen und kaum noch hörbar sind, kann man wieder grunzen, denn gesprengte Rotten suchen dann wieder den Anschluss. Das vertraute Grunzen kann man mit dem S.E. Keiler-Grunz, dem Rottumtaler-, Hubertus- oder Weisskirchen-Schwarzwildlocker sehr einfach naturgetreu nachstellen. Wichtig dabei ist auch, dass man Bodenkontakt hat und mit dem Fuß im Laub raschelt. Es gibt natürlich noch andere Lautäußerungen, die man einsetzen kann. Bei den Kirrstellen bzw. Futterplätzen hört man immer wieder ein hohes Quieken und Aufschreien, den sogenannten Berührungslaut, der entsteht, wenn Überläufer Frischlinge berühren oder Bachen die Frischlinge wegstoßen.
In der Rauschzeit kann man den Kampf- und Abwehrlaut einsetzen. Wenn Keiler wütend sind, schlagen sie mit dem Kiefer aufeinander. Geraten Keiler aneinander und berühren sich im Kampf, so hört man einen intensiven Abwehrlaut. Wenn man diesen Laut nachstellt, sollte man bedenken, dass wütende Keiler blitzartig zustehen können. Mit dem S.E. Keiler-Grunz und dem Rottumtaler-Saulocker kann man grobborstige Waldgeister gut bejagen, vor allem in der Nacht in Eichen- und Buchenwäldern, wenn sie nach Nahrung suchen. Man stellt sich zum Beispiel hinter einen starken Baum, setzt ein vertrautes Grunzen ab und raschelt dabei im Laub. Nach einer Viertelstunde wiederholt man diesen Vorgang und wartet dann noch eine halbe Stunde zu. Steht keine Sau zu, versucht man danach ca. 300 Meter weiter abermals sein Glück. In der Rauschzeit, wenn Keiler suchend unterwegs sind, stehen sie gerne auf das vertraute Grunzen zu. Oftmals habe ich schon erlebt, dass Sauen nach meinem letzten Grunzlaut grunzend auf mich zugekommen sind. In solch einem Fall sollte man nicht weiter grunzen, sondern abwarten, bis die Sau auf Schussentfernung herangekommen ist.
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KRAUTJUNKER-Kommentar: Dieser Leseprobe ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Schwarzwild-Kapitel. Da ich das Thema so interessant finde, hier noch einige von mir recherchierte Weblinks, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit. Bitte auch unten in den Anmerkungen die Informationen zum Buch beachten.
Hubertus/Keiler-Grunz-Hubertus-NEU::2288.html
https://www.youtube.com/watch?v=bqglrHnJ1Mg
https://www.jagderleben.de/video/schwarzwild-lockjagd-siegfried-erker
https://www.youtube.com/watch?v=MT81QHQKZJ0
https://www.youtube.com/watch?v=cneLR2kzwEg
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Anmerkungen
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Titel: Locken!
Autor: Siegfried Erker
Verlag: Neumann Neudamm
ISBN: 978-3-7888-1880-6
Verlagslink zum Buch: https://www.jana-jagd.de/buecherfilme/jagdbuecher/jagdpraxis/lock-und-fangjagd/9280/siegfried-erker-locken
Verlagslink zum Autor: https://www.neumann-neudamm.com/erker/
Wildschwein-Foto von Erich Marek http://www.marek-tierbild.de/
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