Der Weg zum erfolgreichen Jagdhund: Von der Welpenerziehung zum fertigen Helfer

Buchvorstellung von Beate A. Fischer

Ich hatte im vergangenen Jahr mit großem Interesse von dem Erscheinen des vorliegenden Buches gehört. Insbesondere freue mich über ein Buch von Stefanie Blawe, nicht nur weil sie die richtige Hunderasse züchtet, sondern weil sie zu einer jungen Generation Ausbildern, Züchtern und Verbandsrichtern gehört, die Beachtung verdienen. Waren es früher meist Männer, die Hunde ausbildeten und an der einen oder anderen Stelle die Notwendigkeit von Härte in der Jagdhundeausbildung betonten, wird die Hundeausbildung in der Jägerschaft immer weiblicher. Unter den Hundeobleuten der Kreisjägerschaften und unter den Verbandsrichtern nimmt die Anzahl engagierter Frauen ständig zu. Damit verändert sich auch die Herangehensweise an die Hundeausbildung.

Am besten gefällt hat mir der Ansatz, dass jeder Hund unterschiedlich ist und die Ausbildungsmethode und Herangehensweise auf den jeweiligen Typ abgestimmt werden sollte. Dieser Ansatz hätte meiner Meinung nach, noch weiter ausgebaut werden können, weil er das Buch von anderen positiv abhebt. Es nimmt den Hund als Persönlichkeit wahr und ich halte dies für den wesentlichen Punkt im Miteinander zwischen Hund und Mensch.

Und ich will noch weiter gehen; Der Hund orientiert sich entsprechend seiner Persönlichkeit an den Menschen in seinem Lebensumfeld. Mein Hund reagiert anders auf mich als auf meinen Freund, sein Hund agiert anders mit mir als mit ihm. Die Hunde (re)agieren unterschiedlich, ob ich mit ihnen allen bin oder er. Noch interessanter ist, dass sich die Rollenbeziehung der Hunde untereinander verschiebt, wenn die jeweilige Bezugsperson mehrere Tage abwesend ist. Der grundsätzlich dem Vizsla in der Rangordnung überlegene Foxterrier, ordnet sich unter, wenn seine Bezugsperson fehlt. Der für die Niederwildjagd unter der Flinte trainierte und sehr auf mich bezogene Vizsla, versagt mit mir in der Stöberprüfung und besteht sie mit einem anderen Führer mit raumgreifender Stöberfreude. Beobachtungen dieser Art lassen sich gerade dann immer wieder anstellen, je mehr Hunde man erleben darf, als Ausbilder, Richter oder Hundeführer und relativieren starre Regeln der Jagdhundeausbildung.      

Zutreffend dargestellt, ist und bleibt der Gehorsam des Hundes in der Jagdausübung, aber auch im täglichen Miteinander zwischen Mensch und Hund, als Mittelpunkt jeder Ausbildung. Gehorsam schützt das Leben, insbesondere das des Jagdhundes, der Mensch kann Gefahrensituationen besser und schneller erfassen, z.B. beim Gehorsam am Wild in der Nähe von Straßen und dem Verbleiben des Hundes im Auto auch bei geöffneter Tür. Der Gehorsam – die Durchsetzung von Hierarchie – vereinfacht das Leben aller Beteiligten. Der Mensch hat die Verantwortung für ein Tier übernommen und hat die Aufgabe, es so zu formen, dass es in seiner Lebenswelt Regeln versteht, die ihm helfen, sich in seiner Rolle zurechtzufinden.

Ich empfehle das Buch für Jagdhundeanfänger , die den ersten Hund bei sich aufnehmen und ausbilden möchten. Fortgeschrittene, jagdhundeerfahrene Leser werden wenig Neues entdecken.

190 Seiten mit vielen Bildern vermitteln Grundlagenwissen und Grundverständnis für die wichtigsten Phasen des frühen Zusammenlebens zwischen Mensch und Hund. Es bietet theoretische Unterstützung für die wesentlichen Ausbildungsinhalte eines Jagdhundes in gut lesbaren und angenehm bebilderten Kapiteln. Die Autorinnen legen sich nicht auf Rassen fest sondern beschreiben Standardsituationen und Entwicklungsschritte des Hundes.

Liebevoll und konsequent empfinde ich die Grundstimmung des Buches. Es mag manchem zu weich erscheinen oder zu wenig fokussiert auf die Ausbildungsschritte nach den Prüfungsordnungen. Mir gefällt das Buch gerade wegen dieser Grundstimmung. Der Anfänger wird sich die Unterstützung einer Ausbildungsgruppe zur Vorbereitung auf die jagdlichen Hundeprüfungen suchen und dort ohnehin auf die Harten und die Alleswisser treffen. Die Einstellung zum Hund und zur Ausbildung zu vermitteln, ist eine weitere wesentliche Stärke des Buches und das Momentum um Misserfolge überwinden zu können. Jeder Hund ist eine Persönlichkeit, sein Weg mag unterschiedlich sein, wie auch das Talent des Hundes und der Ehrgeiz des Führers.

Ich kann mich erinnern, bevor mein erster Hund kam, zogen stapelweise Bücher ein und als der kleine Racker dann da war, blieb wenig Zeit zum Lesen. Das Buch hat viele Erinnerungen an die ersten Wochen und Monate, erste Ausbildungsschritte und Prüfungen geweckt. Ich fühle mich in vielem bestätigt und irgendwie hat alles gut geklappt, auch wenn es mal Rückschläge und Niederlagen gab. Das Buch ist ein freundlicher Begleiter in den ersten 1-2 Jahren.

*

Weiterführende Literatur aus dem Schrank der Rezensentin: 

Die Ausbildung des Jagdhundes
Anton Fichtelmeier Julia Numßen
KOSMOS Verlag
Mehr Fokus auf die Jagdlichen Gebrauchsprüfungen, eignet sich im Anschluss an das besprochene Buch.
https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/jagd/jagdhunde/4394/die-ausbildung-des-jagdhundes

Abrichtekalender für Jagdgebrauchshunde
Günther Millahn
Bjoern-Verlag
Bringt Struktur mit monatlichen Arbeitsaufgaben, eher alte Schule, aber lesenswert.
http://www.bjoern-verlag.de/

Abrichten des Jagdhundes
Klaus Rolfs
Neumann-Neumann Verlag 1992, 2. Auflage
Erstausgabe Landwirtschaftsverlag der DDR
Auch eher alte Schule, aber (trotzdem) lehrreich.

*

KRAUTJUNKER-REZENSENTIN:

Beate A. Fischer, geboren 1973, Jägerin seit 6 Jahren, Hundeführerin – verliebt in einem Vizsla sowie Co- und Stiefmutter eines Fox, schießt leidenschaftlich gern Jagdparcour und Flugwild, außerdem hat sich die afrikanische Sonne in ihr Herz gebrannt. Sie lebt im kühlen Nordfriesland auf einem Resthof, arbeitet als Rechtsanwältin und schreibt manchmal auch mal andere schöne Texte.     

***

Von KRAUTJUNKER existiert eine Gruppe bei Facebook.

Titel: Der Weg zum erfolgreichen Jagdhund: Von der Welpenerziehung zum fertigen Helfer

Autoren: Stefanie Reimers, Claudia Fries

Verlag: Franckh Kosmos Verlag

Verlagslink: https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/jagd/jagdhunde/10458/der-weg-zum-erfolgreichen-jagdhund

ISBN: 978-3440164549                                                                               

5 Kommentare Gib deinen ab

  1. Ein rauer Viszla also… Habe ich erst einmal beim Training erlebt. Meine eigenen Raubauze gehören ja anderen Rassen an (PP, RHT).
    Das Buch klingt jedenfalls interessant. – Ich muß das irgendwie kopieren oder einen Link… na, wie mach ich das wieder! Lieber einen DJT (oder eben einen Teckel) abführen als diese Computergeschichten…

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    1. KRAUTJUNKER sagt:

      Wenn Du mir mitteilst, was Du vorhast, kann ich Dir vielleicht helfen.

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      1. Hab die gute alte Kugelschreibermethode gewählt – ich will die Seite meiner Tochter empfehlen. Auf den Tod der Jägerin brauchen wir doch neue Jäger, oder?

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      2. KRAUTJUNKER sagt:

        Die Kugelschreibermethode funktioniert fast immer. Für Deine Tochter wäre dies vielleicht interessant:
        https://krautjunker.com/2017/12/11/audiotrainer-fuer-die-muendliche-jaegerpruefung/

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      3. Danke, ja! – wie gesagt, ich werde ihr die Seite zeigen!

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