Buchvorstellung von Werner Berens
Liebe Fliegenfischer und einschlägig Interessierte, ich finde mich in der nicht alltäglichen Situation, über ein Buch bzw. das zu erwartende Leseerlebnis zu berichten, über das ich besser zu einem früheren Zeitpunkt geschrieben hätte, nämlich bevor ich die Rezension über die opulente „Neuauflage“ des Namens Fliegenfischen aus dem Müller Rüschlikon Verlag schrieb…
Das Buch, welches hier zu beschreiben ist, ist die Erstauflage gleichen Titels. Autor: Peter Schmidt, Verlag: Salmo Verlag 2015
Allein, die Erstauflage des verfassten Buches war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt und wurde das erst nachträglich…….Mea culpa…..

Und nein, wer befürchtet nun einen Nachruf auf ein „totes“ Buch lesen zu müssen, das der Rezensent aus Gründen persönlicher „Reinwaschung“ den Lesern zumutet, irrt… Das Buch mit dem Titel Fliegenfischen LEBT und ist im Salmo Verlag noch zu haben, was zwangsläufig die Frage erzeugt, lohnt es sich Fliegenfischen alt zu erwerben, wenn man Fliegenfischen neu schon gelesen hat?

Doch von vorn: Fliegenfischen alt informiert über historische Zusammenhänge in 12 Kapiteln:
Vom Angelhaken zur Fliege…….Vederangeln vom Mittelalter bis zur Neuzeit…….Alte Techniken und geheimnisvolle Fliegen……..England wird zum Fliegenfischerland……Brillante Briten-von Alfred Ronalds bis William Blacker………American Fly Fishing……..Moderne Fliegen für den alten Kontinent……….Freude am Werfen…….Fliegen im Weltraumzeitalter……Interessantes europäisches Fliegenfischen……Der neue Schwung Generation Fly Fishing 2.0……..Epilog.
Ich verweise auf die oben genannte Rezension der Neuauflage und zitiere mich selbst:
„Wer Fliegenfischen in die Hand nimmt und anschaut, kann……..ein opulentes Mahl erwarten. Auf der Frontseite des Buches stimmt ein wunderbares Titelfoto auf Anschauungs- und Lesegenuss ein…“

Das ist in der vorliegenden Altausgabe ebenso mit ein paar kleinen Abstrichen, weil die Bildbearbeitung und – präsentation zwischen den beiden Büchern ein wenig moderner geworden ist. Dennoch: opulente Bebilderung und Liebe zum Detail macht auch die Erstauflage zum „Hingucker“ auf dem Lesetisch. Auch im ersten Buch leistet Peter Schmidt auf nahezu 10 Seiten Literaturhinweisen (beim zweiten Buch ist Gerd Peter Wieditz Mitautor) herausragende „Kleinarbeit“ in der akribischen „Durchforstung“ der themenbezogenen Literatur. Allein die damit verbundene Fleißarbeit ist schon ein Akt an Wertschöpfung durch einen Autor, der dem Fliegenfischer eine in dieser Form unerreichte Fundgrube offeriert, in der er nahezu alles zur Herkunft und Entwicklung seiner Passion findet.

Eine Fundgrube wäre das Buch auch dann, wenn es staubtrocken wäre, was es nicht ist. Peter Schmidt berichtet/erzählt lebendig, mischt gekonnt Information mit Eindrücken, Wertungen. Er lässt auch im ersten Buch die verstorbenen Fliegenfischerpersönlichkeiten wieder auferstehen.

Aber -und vor allem das macht das Buch zu einem anderen Buch als den Folgeband- er tut dies von einem anderen Standort einem anderen Fokus aus: Es stehen nicht mehr die Antriebe, die geschäftlichen „Hindernisläufe“, und persönlichen Niederlagen und Erfolge der Fliegenfischergrößen im Vordergrund, sondern die höchst interessanten Versuche und Entwicklungen, die von den Bedürfnissen des Fliegenfischers nach gut funktionierenden Rollen, Ruten, Fliegen und Würfen angeschoben werden. Das macht das Buch vor allem in den „Erfindungen“ bezüglich Fischer- und Wurftechniken für mich (sorry Peter Schmidt) interessanter als die Neuauflage…… Beispiel: Dass Hans Gebetsroither den nach ihm benannten Wurfstil aus der Notwendigkeit entwickelte, auf ökonomische Weise die Seidenleinen der von ihm geführten Gäste trockenzuwerfen, dass dieser Stil auch Auswirkungen auf die bevorzugte Rutenlänge und -härte hat und warum, ist dem Fliegenfischer möglicherweise wichtiger als die zweifellos ebenfalls interessanten charakterlichen Eigenschaften einer durchaus bescheiden gebliebenen Fliegenfischerpersönlichkeit…….Zur „Ehrenrettung“ des Autors erwähne ich…selber als Autor mit diesem Problem konfrontiert….dass man eine Neuauflage nicht einfach von der alten abschreiben kann, sondern neue Erkenntnisse aufgreifen muss und alte von einem anderen Standort aus betrachten muss.

Quintessenz
Wer Fliegenfischen neu bereits gelesen und aufgrund seiner Fülle an Infos, Bildern und Schicksalen für gut befunden hat, sollte jetzt erst recht zur Altausgabe greifen. Diese bietet das gleiche opulente Leseerlebnis, aber der Leser liest die Entwicklung des Fliegenfischens von einem anderen Standort aus. Es sind manchmal nur Nuancen, aber es ist ein Unterschied, ob man die notwendigen, teilweise überraschenden Entwicklungen bezüglich Gerät, Fliegen und Wurftechnik durch den Filter der eigenen Erfahrungen siebt oder ob sich die Aufmerksamkeit auf die geschäftlichen „Hindernisläufe“ des jeweiligen Erfinders konzentriert. Genau dieser Unterschied und ein anderer Aufbau des Inhalts sind dafür verantwortlich, dass ich zu KEINEM Zeitpunkt den Eindruck hatte: Das hast du doch alles schon in Fliegenfischen neu gelesen. Im Gegenteil, ich habe die Lektüre der Altausgabe als lesen eines für mich neuen Buches empfunden, dessen Inhalt zwar in Tiefen meines Bewusstseins an Bekanntes anknüpfen mag, aber gleichzeitig neu und überraschend daher kam. Beide Bücher gehören zusammen und ein „rundes“ Miterleben der fliegenfischereilichen Entwicklungen wird ein solches auch in besonderem Maße durch die Lektüre beider Bücher, weshalb ich uneingeschränkt empfehlen kann, sich eines der vorhandenen Restexemplare der ersten Auflage zu sichern.

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Werner Berens

Werner Berens ist Fliegenfischer, Jäger, Autor und Genussmensch, der den erwähnten Tätigkeiten soweit als möglich die lustvollen Momente abzugewinnen versucht, ohne aufgrund kulinarisch attraktiver Beute übermäßig in die falsche Richtung zu wachsen. Als Leser und Schreiber ist er ein Freund fein ziselierter Wortarbeit mit Identifikationssmöglichkeit und Feind von Ingenieurstexten, die sich lesen wie Beipackzettel für Kopfschmerztabletten. Altermäßig reitet er dem Sonnenuntergang am Horizont entgegen und schreibt nur noch gelegentlich Beiträge für das Magazin Fliegenfischen.
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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe sowie Becher aus Porzellan und Emaille. Kontaktmail für Anfragen siehe Impressum.

Titel: Fliegenfischen: Magische Fliegen, Geniale Erfindungen, Legendäre Fliegenfischer
Autor: Peter Schmidt
Verlag: Salmo Verlag
Verlagslink: https://www.salmoverlag-shop.de/p/fliegenfischen
ISBN: 978-3-9812206-9-8