Buchvorstellung
Von den „Großen Drei“ – Bär, Wolf und Luchs – ist diese Raubkatze seit ihrer Wiederansiedlung in den 1980er Jahren der erste Beutegreifer, der seinen Weg zurück nach Deutschland gefunden hat. Aufgrund massiver Bejagung war sie um 1850 aus unserer Heimat verschwunden.
Aus heutiger Sicht schwer nachvollziehbar war es eine Zeit, in der selbst gebildete und fortschrittlich denkende Menschen prinzipiell jedes Raubtier seinerzeit als Feind betrachteten.
Der Weltreisende und Schriftsteller Friedrich Gerstäcker (* 1816; † 1872), klug, tolerant und gebildet, beschrieb in seinem Buch Streif- und Jagdzüge durch die Vereinigten Staaten Nordamerikas, wie er auf seinen Reisen ganz selbstverständlich auf jedes Raubtier schoss. Fritz Skowronnek (*1858; † 1939), ein moderner und liberaler Arzt aus Berlin, schilderte in Die Fischwaid (siehe: https://krautjunker.com/2018/02/04/die-fischwaid/) ganz selbstverständlich, wie er einen Seeadler als Störenfried an seinem Angelgewässer schoss. Erst in jüngster Zeit haben wir verstanden, dass Raubtiere keine Schädlinge sind, sondern integraler Bestandteil einer sich selbst regulierenden Natur.
Luchse wecken in uns mehr Emotionen als die meisten Wildtiere, im Vergleich zu Wolf und Bär sind diese aber nicht so schwierig. Zum einen liegt dies daran, dass von ihnen keine Gefährdung von Menschenleben ausgeht. Zum anderen, dass sie, wie die meisten Raubkatzen, über das Talent verfügen, sich buchstäblich unsichtbar zu machen. Daher spielen Luchse im Gegensatz zu den anderen „Großen Drei“ kaum eine Rolle in Aberglauben, Mythologie oder Märchen unserer Ahnen. Mag ein pirschender Waidmann sich an Rehe oder Wildschweine heranschleichen können, bei Luchsen ist dies kaum möglich. Hundertmal bevor wir sie wahrnehmen, haben sie uns entdeckt und sich wie Waldgeister unhörbar und unsichtbar entmaterialisiert. Ihre Anwesenheit erkennt der Jäger in der Regel erst durch den Anblick der von ihnen erlegten Beutetiere und daran, dass das Wild scheuer wird. Und der Wildbestand gesünder. Da sie zumeist kranke oder alte Stücke reißen, nehmen sie dem Jäger eher ungeliebte Arbeit ab, als dass sie seiner Passion schaden oder ihn und seine Hunde gefährden. Davon abgesehen steht auch anderes kleineres Raubwild, wie Marder, auf ihrem Speiseplan.
Die Autoren von Der Luchs: Die Rückkehr der Pinselohren, Karl Friedrich Sinner und Marco Heurich, beschäftigten sich nicht nur temporär mit diesen scheuen Raubkatzen, die Tiere sind ihnen seit Jahren ein am Herzen liegendes Forschungsobjekt. Unter diesem Beitrag und in zwei Leseproben auf KRAUTJUNKER werden ihre wissenschaftlichen und praktischen Berufslaufbahnen geschildert. Das Buch wurde mit Unterstützung des Nationalparks Bayrischer Wald herausgegeben. Den Kapiteln vorangestellt ist ein Plädoyer für den Luchs von Dr. Franz Leibl, dem Leiter der Nationalparksverwaltung.
Die Hauptkapitel lauten wie folgt:
- ENTWICKLUNG DER LUCHSARTEN
(Der Kanadische Luchs, Der Rotluchs…) - DER KÖRPERBAU DER LUCHSE
(Charakteristika, Größe und Gewicht, Schädel …) - DER LUCHS, EIN ÜBERRASCHUNGSJÄGER
(Jagdtechnik, Ernährung und Beuteselektion, Nahrungsbedarf …) - DAS LEBEN DER PINSELOHREN
(Paarung, Jungenaufzucht, Sozialverhalten …) - DIE LUCHSPOPULATION
(Aufbau, Populationsdynamik …) - VERHALTEN IN RAUM UND ZEIT
(Anforderungen an den Lebensraum, Streifgebiete …) - LUCHSE FRÜHER
(Ursprüngliches Verbreitungsgebiet, Beziehung Mensch Luchs …) - DER LUCHS HEUTE
(Schutzstatus, Die europäischen Verbreitungsgebiete …) - LUCHSMANAGEMENT
(Konflikte, Nutztiere, Monitoring und Wildtierforschung …) - DER LUCHS, EINE SCHLÜSSELART FÜR DEN NATURSCHUTZ
(Wie viele Luchse sind nötig?, Vernetzung als Metapopulation …) - LUCHSE ERLEBEN
- INFO-KÄSTEN
(Wie erkenne ich eine Luchsspur im Gelände?, Wie erkenne ich einen Luchsriss im Gelände? …)
Da das Buch in viele kurze Abschnitte gegliedert und reich bebildert ist, kann man es auch entspannt quer lesen, Statistiken selbst bewerten oder die faszinierenden Fotos durchblättern. Lesern, die sich ein eigenes Urteil bilden möchten, empfehle ich die Lektüre von zwei Leseproben auf KRAUTJUNKER. Die Weblinks dazu befinden sind in den Anmerkungen unter diesem Blogbeitrag.
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Anmerkungen
Von KRAUTJUNKER existiert eine Gruppe bei Facebook.
Titel: Der Luchs: Die Rückkehr der Pinselohren
Autoren: Karl Friedrich Sinner und Marco Heurich
Verlag: Buch- und Kunstverlag Oberpfalz
Verlagslink: https://www.battenberg-gietl.de/Heimat/Buecher/Buchdetails?name=der-luchs
ISBN: 978-3-935719-66-7
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Leseproben aus dem Buch:
https://krautjunker.com/2018/08/09/die-sinne-der-luchse-sehen-und-hoeren-wie-ein-luchs/
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Lesetipp zum Buch:
http://www.bayerns-beste-buecher.de/de/kategorie-2/bildbaende/weiden-die-stadt-menschen2
Luchse sind schon sehr niedlich. Hier kann man sich regelmäßig welche sehen; meistens aus dem Auto heraus. Seit neustem bin ich auch Besitzerin von Luchs-Ohrringen. Das Fell kommt von einer Trapline im Yukon und wurde vor Ort von einer Schmuckdesignerin verarbeitet. Ich bin sonst kein großer Schmuckfreund, aber das meiste sein.
Miau! 🐆
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Interessant, dass die Luchse bei Euch so wenig scheu sind. Haben wir uns nicht mal über den „Trapper aus dem Münsterland“ (siehe: https://programm.ard.de/?sendung=2811116398678028) unterhalten? Vielleicht findest Du ja noch einen Film in einer Mediathek im Netz? Mir fehlt für die Recherche gerade die Zeit. Der gebürtige Westfale lebt seit jahrzehnten komplett isoliert in der kanadischen Wildnis und ernährt sich auch von den Luchsen, die er erlegt…
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Mein Freund Joe, mit dem wir auf dem Fluss waren, hat schon mal ein Luchs-Curry gekocht. Er sagt, die Katzen haben ein ganz helles Fleisch und schmecken wie Huehnchen. 🙂
So komplett isoliert kommt man dann doch nicht aus; ich gehe davon aus, dass der gute Trapper auch ein oder zweimal im Jahr in die Zivilisation muss um mehr Mehl, Nudeln, Salz, Naegel und Benzin fuer seinen Motorschlitten zu kaufen 😉 Aber es ist schon ein ganz anderes Leben im Busch. Kann ich nur empfehlen, das mal fuer eine Woche oder so auszuprobieren.
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