Buchvorstellung
Wir Menschen können laufen, graben, schwimmen, tauchen und klettern – der Luftraum blieb uns bis vor kurzer Zeit versagt. Kein Wunder, dass uns die durch den Himmel rasenden Raubtiere als Verkörperungen der Götter erschienen.

Die vor über 4.000 Jahren in den Steppen Zentralasiens entwickelte Kunst der Beizjagd ist sicher die faszinierendste Form der Jagd. Undomestizierte Raubtiere, in den meisten Fällen noch nicht einmal sozial agierende Rudeltiere, kooperieren freiwillig mit Menschen und obwohl sie nichts daran hindert, vogelfrei zu verschwinden, kehren sie freiwillig wieder zurück.
Bis in unsere Zeit, in der sich so viele Technologien und Formen des gesellschaftlichen Miteinanders änderten, hat sich diese Jagdform in den Grundzügen nicht verändert. Der mittelalterliche deutsche Kaiser Friedrich II. – genannt Der Adler von Apulien – fasste zwischen 1241 und 1248 in einem immer noch gültigen Buch das Wissen über die Beizjagd zusammen. Würde ihn eine Zeitmaschine zu uns bringen, könnte er sich ohne Hilfe und Betreuung nicht in unserer Welt orientieren. Mit Ausnahme der Beizjagd, denn die einzigartige Mensch-Tier-Beziehung, bei welchem sich alles um den Vogel und sein Verhalten geht, hat sich nicht verändert. Und das Staunen und die Ehrfurcht vor den Sinnen und Fähigkeiten gegenüber den Herrschern der Lüfte, sind die gleichen wie vor über 4.000 Jahren.
Im Gegensatz zu anderen historischen Jagdarten fordert die Kunst mit Vögeln zu jagen, wie es Kaiser Friedrich II. formulierte, weniger körperliches Draufgängertum sondern mehr emotionale Intelligenz. Mit Gewalt und ohne ein großes Maß ein Einfühlungsvermögen erreicht man hier nichts, wie auch T. H. White erkennen musste (siehe: https://krautjunker.com/2019/07/18/der-habicht/). Kein Wunder, dass Hunderte von Jahren vor der Emanzipation Frauen eine große Rolle in der Falknerei spielten.

Der hier vorgestellte Bildband entstand aus einer Kooperation der Fotografin Tanja Brandt und der Autorin Elisabeth Leix, die beide seit vielen Jahren leidenschaftlich für die deutsche Falknerei leben und nicht ganz unbeteiligt daran sind, dass diese seit dem 1. Dezember 2016 durch die UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt wurde.
Nach der Einleitung und einem Kapitel über die Geschichte der Falknerei besteht das Buch im wesentlichen aus den im folgenden vorgestellten Falknerei-Reportagen:
Krähenbeize mit Paula und Sunny

Wanderfalkenweibchen „Paula“ und Habichtsterzel „Sunny“ jagen vom Auto aus wehrhafte Rabenkrähen im Alpenvorland.
Der gefiederte Küchenmeister

Porträt des Habichts, eines besonders effektiven Jägers. Im historischen Frankreich bezeichnete man ihn als »den gefiederten Küchenmeister«, weil er eine Familie mit genug Fleisch versorgen kann.

Mit dem Anwarter-Falken

»Die Vorstehhunde sind bei der anstehenden Art der Beizjagd „aus dem hohen Anwarten“ unverzichtbar und der Schlüssel zum Jagderfolg. Denn bevor der Falke überhaupt zum Einsatz kommt, muss der Hund dem Falkner das Wild, oder besser gesagt dessen Witterung, anzeigen. Er tut dies durch das „Vorstehen“: In einer ganz speziellen Haltung, oftmals „klassisch“ mit angehobenem Vorderlauf oder in leicht geduckter Stellung mit lang vorgestrecktem Kopf, bleibt der Hund wie in Zement gegossen vor dem Wild stehen. Ein gut durchgearbeiteter Vorstehhund muss so durchaus länger als zwanzig Minuten verharren, bis der Falke seine eigentliche Jagdposition und Höhe eingenommen hat. Die Hunde sind unsere wichtigsten Helfer. Ohne sie könnten wir die Beizjagd mit dem anwartenden Falken gar nicht ausüben, denn das perfekt tarngefärbte Wild ist für den Menschen fast immer unsichtbar, selbst wenn es zum Greifen vor ihm liegt.«
Der pfeilschnelle Jäger

Porträt des Wanderfalken. Das schnellste Tier der Welt ist zu Recht im Fokus des Artenschutzes. Nach dem Zusammenbruch seiner Population durch Pestizide in den 1950er-Jahren waren es letztendlich Falkner, die sich mit Zucht und Auswilderung um seine Renaissance verdient gemacht haben.
Anna Karenina und der Fasan

In den Augen von Elisabeth Leix ist »die Fasanenbeize mit Habicht und Vorstehhund nur durch die Rebhuhnbeize mit dem hoch anwartenden Wanderfalken zu toppen.«
Vierläufige Teamgefährten

Über das Geheimnis, so unterschiedliche Raubtiere wie Beizvogel und Jagdhund nicht nur einander zu gewöhnen, sondern ihnen beizubringen, miteinander zu kooperieren. Gelingt dies, bilden sie ein unschlagbares Dream-Team.
„Falknersheil“ auf Feldhasen

An einem kalten Dezembermorgen findet ein Jagdtag mit drei Steinadlern, zwei Habichten und zwei Harris Hawk auf rasante Feldhasen statt.

Majestätisches Kraftpaket

Porträt des Steinadlers, unseres größten einheimischen Beizvogels, der im Volksmund auch „König der Lüfte genannt wird. In der Mythologie anderer Völker gilt er als Bote des Großen Geistes oder Sinnbild des Sonnengottes. »Mit seiner Körpergröße und den kräftigen Fängen kann der Steinadler große Beutetiere sowohl in der Luft als auch am Boden schlagen. Nicht nur einmal konnte beobachtet werden, dass das Kraftpaket mitunter Geämsen oder Steinböcke auch in Steilwänden anfliegen und sie zum Abstürzen bringt, um dann das tote Tier zu kröpfen. Aber auch vor wehrhaften Beutetieren wie dem Fuchs schreckt der Steinadler nicht zurück.« In den Steppen Zentralasiens jagen die Nomaden mit ihm sogar Wölfe.
Auf graue Flitzer in engem Terrain

Amerikanische Harris Hawks sind die einzigen Beizvögel, die als Rudeltiere jagen. Hier koopieren zwei Harris Hawks mit Frettchen und einem Epagneul Breton, um Wildkaninchen zu erbeuten.

Strategiewechsel mit Erfolg

Inspiriert von den Berichten amerikanischer Falkner möchten Elisabeth Leix und ihr Mann die Jagd sehr hoch anwartender Falken auf Wasservögel erleben. Das Vorhaben der kleinen Gruppe Falkner mit mehreren Wanderfalken und einem Habichtsweibchen wird von dem Deutsch-Kurzhaar-Rüden „Carlos“ unterstützt. »Was so simpel sein soll, birgt einige unvorhersehbare Tücken. Die Falken erfüllen ihre Aufgabe perfekt, aber entweder sind die Enten nicht zum Verlassen des Gewässers zu bewegen oder sie fliegen nicht über das offene Feld ab oder fliegen schon ab, wenn der Falke gerade von der Faust startet.« Versuch macht kluch, bis es gelingt.

Intelligente Kostbarkeit

Porträt der vom Nordkap stammenden Gerfalken, der stärksten und größten Falkenart. Die schönen weißen Tiere verfügen über große Ausdauer und Schnelligkeit im Horizontalflug. Im Gegensatz zu Wanderfalken können sie nicht nur fliegende, sondern auch laufende Beute schlagen. Zur Blütezeit der Falknerei im Mittelalter waren sie dem Hochadel vorbehalten und nicht selten ein Tritbut-Zahlungsmittel oder Geschenk unter Königshäusern.

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Verlagsvorstellung der Fotografin

Tanja Brandt ist begeisterte Greifvogel- und Eulenliebhaberin und begnadete Fotografin. Beide Leidenschaften verband sie in dem Bestseller Wo die Liebe hinfliegt, einem Bildband über die Freundschaft zwischen ihrem Hund und einem Steinkauz. Tanja Brandts Arbeiten wurden mehrfach prämiert und international ausgestellt.
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Verlagsvorstellung der Autorin

Elisabeth Leix lebt seit frühester Jugend für Greifvögel und die Beizjagd. Seit über einem Jahrzehnt ist sie stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Falknerordens (DFO), des weitweit ältesten Falknerverbands. Für ihr Engagement in zahlreichen Greifvogel-Projekten und ihre „Verdienste um Jagd und Falknerei“ erhielt sie 2014 das Bundesverdienstkreuz.
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Anmerkungen

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Titel: Im Bund mit den Herrschern der Lüfte: Faszinierende Beizjagd in packenden Bildern
Autorin: Elisabeth Leix
Fotografin: Tanja Brandt
Verlag: Franckh Kosmos Verlag
Verlagslink: https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/jagd/jagdpraxis-hege/9689/im-bund-mit-den-herrschern-der-luefte
ISBN: 978-3440160435
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