Unter Raubtieren

Buchvorstellung von Werner Berens

Der Roman/Ökothriller beginnt mit den Vorbereitungen einer Jagd und endet mit einer Jagd. Aus einer Jägerin wird eine Gejagte, gejagt von denen, die meinen, man sollte diese »F…. aufspießen und ausgestopft an die Wand hängen«.

Es ist eines der wenigen Bücher, die mich vom ersten Augenblick an in sich hinein gezogen haben, mich anderthalb Tage nicht mehr losließ. Warum? Weil es hochspannend ist, weil am Ende des Kapitels manchmal eine Überraschung wartet, mit der man als Leseerfahrener nicht gerechnet hat, weil vieles nicht so ist, wie es scheint. Und weil immer  zwei Fragen der Beantwortung harren. Bringt die Jägerin und geübte Bogenschützin den zum Geburtstag „geschenkten“ Löwen tatsächlich zur Strecke…..( Fotos mit Beute können gefakt sein. ) oder „erlegen“ der Tierschützer und seine Mitstreiter die Jägerin – sowohl im übertragenen als auch im tatsächlichen Sinne.

Bildquelle: Werner Berens

Colin Niel hat sich- obwohl selbst offenbar nicht Jäger- intensiv mit dem Innenleben von Jägern auseinandergesetzt:……. »Einen Augenblick dachte ich natürlich daran, nicht abzudrücken…………….er war so schön inmitten der anderen. Aber etwas anderes drängte mich, es zu tun. Ich wollte ihn irgendwie haben……« Er vermag sich in die Sichtweise der eingeborenen Viehzüchter hinein zu denken, die vom Klimawandel und einem  „Schadlöwen“ heimgesucht werden: »Er hat meinen Esel gerissen…..Dieser Löwe ist ein Viehmörder«. Vor allem aber hat der Autor die deprimierend automatenhaft geäußerten Gewissheiten und Hassbotschaften von Tierschützern auf Facebook ausgiebig studiert, die zu zitieren ich mir hier spare.

Der Autor wählt in den verschiedenen Erzählsträngen die Ich-Perspektive bei allen Hauptprotagonisten des Romans. Sie macht verstehbar, was auf den ersten Blick fremd erscheinen muss. Man erlebt als Leser die Jagden mit, weil er die Jägerin alles das empfinden lässt, was man als Jäger auf der Jagd, vor und unmittelbar nach dem Schuss selbst empfinden mag. Man „erlebt“ in der Person des Komuti die Nöte eines Angehörigen der Himba, der Viehzüchter. Selbst der Fanatismus in der Person und den Handlungen des Tierschützers, der am Ekel vor dem eigenen Menschsein und der damit verbundenen Schuld leidet, der in seinem Tunnelblick nichts anderes mehr als seine Sichtweise als legitim wahrzunehmen vermag, wird als folgerichtig verstehbar. Selbst der Löwe hat eine Stimme, die sein Handeln, seine Empfindungen in personaler Erzählform ein wenig „menschelnd“ darstellt.

Als Facebookunerfahrener könnte man an dieser Stelle dem Autor vorwerfen, dass der Charakter des Tierschützers zu  holzschnittartig und idealtypisch konstruiert ist. Er kennt keine Abstufungen, keine Nuancen zwischen Gut und Böse mehr. Alle, die Tiere töten, sind offenbar unabhängig von den Gründen „böse“, müssen als soziale Wesen in existenzvernichtender Weise an den Pranger gestellt, „vernichtet“ werden. Aber die Sichtweise/Darstellung des Autors ist leider traurige Realität. Diese „Spezies“ Hardcoretierschützer ist tausendfach auf Facebookseiten Zuhause, wo man als Lesender die Unduldsamkeit und Sinnlosigkeit jeglichen Verständigungsversuches täglich studieren kann.

Aber auch die Jägerin und der Eingeborene „Komuti“ sind in gewisser Weise Getriebene. Die Jägerin wächst durch Tradition in die Jagd hinein, macht nach, will ihrem Vater gefallen, hinterfragt nicht. „Komuti“ will sich und anderen beweisen, dass er die Wertschätzung verdient, die seine Gesellschaft ihm verweigert.

Quintessenz:

Das Buch beleuchtet die derzeitigen Konflikte und Spaltungen der Gesellschaft bezüglich ihres Umgangs mit Tieren und erwähnt die Nöte des Hirtenvolkes mit Trockenheit und „übergriffigen“ Raubtieren als vom Klimawandel verursacht. Das aber macht das Buch noch nicht zu einem- wie im Klappentext erwähnt- Ökothriller. Dazu müssten die lediglich erwähnten Zusammenhänge expliziert und die Person des Tierschützers statt des sehr eingeschränkten Tunnelblicks über mehr Charakternuancen und Wissen verfügen. Aber ein Buch kann nicht alles sein.

Dieses Buch ist ein Buch, das sich zu lesen lohnt, unbedingt, weil es über die überaus spannende Handlung in poetischen und bildhaften Beschreibungen hinaus einen Film vor dem inneren Auge ablaufen lässt, dem man sich als Beutemacher nicht entziehen kann. Und fast noch wichtiger: das eigentliche „Alleinstellungsmerkmal“ dieses Buches:  Der Autor lässt das Handeln der Protagonisten als aus sich heraus, als aus ihrer persönlichen Determiniertheit nahezu zwangsläufig folgend erscheinen. Spannung entsteht nicht nur aus der Handlung, sondern angesichts der Charaktere auch aus der aus Lesersicht Unabwendbarkeit des Geschehens, das dennoch Überraschungen zulässt. Der Roman macht in seiner „Multiperspektivität“ das Handeln der jeweils gegensätzlichen Charaktere dem „Feind“, dem Gegner verstehbar, wenn diese dazu bereit sind, sich darauf einzulassen, mit Hilfe des Buches den eigenen Blick nach innen und auch nach außen zu schärfen.

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Pressestimmen

„Dieser Roman ist ein gewaltiges, beklemmendes Epos über die bedrohte und gnadenlos zerstörte Natur, mit grosser Raffinesse aufbereitet wie ein Thriller, aber diktiert von der Wirklichkeit. Pflichtlektüre.“
— Werner Krause, Kleine Zeitung

„Brillant.“
— Christian Schröder, Der Tagesspiegel

„Abermals ein virtuoses Meisterwerk von Niel, das Traditionen innovativ und überraschend renoviert.“
— Thomas Wörtche, Deutschlandfunk Kultur

„Niel schreibt mit Sachkenntnis, Gespür für komplexe Figuren und Blick für Landschaften. Vor allem aber verleiht er dem Animalischen eine phantastische Konkretion.“
— Thekla Dannenberg, Der Freitag

„Der Evolutionsbiologe und Ökologe, der selbst einen Nationalpark geleitet hat, packt die ganze Komplexität des weiten Themenkreises – von Tierschutz und Jagd in Frankreich und in Afrika bis zu den Auswirkungen des Klimawandels – in seinen spannenden Ökothriller. So lernen wir auch die Sicht afrikanischer Hirten kennen, deren Tiere von Raubtieren gerissen werden, weil diese wegen der zunehmenden Dürre kaum noch Wild finden.“
— Hanspeter Eggenberger, Tages-Anzeiger

„Colin Niel versteht es, aktuelle, ja brennende ökologische Themen mit spannenden Plots und prägnanten, psychologisch ausgeleuchteten Charakteren zu verbinden.“
— Jochen Vogt, Westdeutsche Allgemeine Zeitung

„Ein atemberaubender Roman noir … Niel hinterfragt die menschliche Natur und ihre wilden Instinkte.“
— Paris Match

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Werner Berens

Werner Berens ist Fliegenfischer, Jäger, Autor und Genussmensch, der den erwähnten Tätigkeiten soweit als möglich die lustvollen Momente abzugewinnen versucht, ohne aufgrund kulinarisch attraktiver Beute übermäßig in die falsche Richtung zu wachsen. Als Leser und Schreiber ist er ein Freund fein ziselierter Wortarbeit mit Identifikationssmöglichkeit und Feind von Ingenieurstexten, die sich lesen wie Beipackzettel für Kopfschmerztabletten. Altermäßig reitet er dem Sonnenuntergang am Horizont entgegen und schreibt nur noch gelegentlich Beiträge für das Magazin FliegenFischen. Hier findet Ihr Werner Berens‘ Bücher auf Amazon!Hier findet Ihr ihn auf Facebook!

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Anmerkungen

Von KRAUTJUNKER gibt es eine Facebook-Gruppe sowie Becher aus Porzellan und Emaille. Kontaktmail für Anfragen siehe Impressum.

Titel: Unter Raubtieren

Autor: Colin Niel

Übersetzung: Anne Thomas

Verlag: Lenos Verlag

Verlagslink: https://lenos.ch/buecher/unter-raubtieren

ISBN: 978-3-03925-013-4

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