von Martin Wehrle
Auf die Forellenplätze, fertig, los! Nach der langen Schonzeit sind die Forellenangler bis in die Haarspitzen motiviert. Doch die Fische sind noch träge – mit ein paar Tricks kannst du sie wachkitzeln.

- Miniköder für Maxifänge
In alten Angelbüchern heißt es: Die Forelle war Monate auf Diät, zum Saisonstart muss man ihr Riesenbrocken servieren. Unsinn! Je kleiner du Anfang März fischst, desto besser fängst du. 1er Spinner, Mini-Wobbler, winzige Streamer – solche Köder passen zum (noch) kleinen Hunger der Forellen. Erst recht in Bächen mit Schmelzwasser, wo die Aktivität der Fische der Wassertemperatur gleicht: nur knapp über Null.
- Reizende Idee
Im März greift man gern zu Forellenködern, mit denen man im Herbst noch gut gefangen hat. Keine kluge Wahl! Am Ende der Saison sind die Forellen vorsichtig, beißen auf natürliche Dekors und unauffällige Köder. Anders zu Beginn der Saison: Nun haben sie fünf Monate lang keinen Köder mehr gesehen. Ihre Skepsis ist gering. Das kannst du nutzen, indem du die Fische mit Reizfarben wie Gelb, Orange oder Rot aus der Reserve lockst.
- Schwänzelnd zum Erfolg
Fliegenfischer wissen es schon lange: Forellen lieben schwänzelnde Köder. Ein Marabou-Streamer, dessen Schwänzlein in der Strömung vibriert, macht die coolste Forelle heiß. Als Spinnfischer kannst du diese Idee übertragen: Nimm einfach einen Mini-Twister und zupf ihn langsam über den Grund. Dieser Köder ist oft ein Hit. Meine besten Fänge sind mir mit roten Twistern gelungen.
- Entdeckung der Langsamkeit
Wie schnell holst du den Köder beim Forellenangeln ein? Einfache Regel: je kälter das Wasser, desto langsamer. Zum Saisonstart kann es sich lohnen, den Köder in Zeitlupe Richtung Ufer zu zupfen. Leg immer wieder Pausen ein, lass ihn in der Strömung spielen und absinken. Gerade wenn du nach solchen Ruhephasen wieder ankurbelst, kommen Bisse.
- Klare Sache
Braucht man beim Forellenangeln ein Fluorocarbon-Vorfach? Eigentlich nicht. Aber im Frühjahr sind einige Bäche so klar, dass ein buntes Mono-Vorfach wie ein Stahlseil wirken kann. Darum: Mach es dir zur Gewohnheit, bei klarem Wasser deinen Köder an ein durchsichtiges Fluorocarbon- Vorfach zu knoten. Wenn eine große Forelle in ein Hindernis flüchtet, hält dieses Vorfach auch mehr Reibung aus.
- Zweiter Anlauf
Wenn du deine Flussstrecke abgeangelt hast und dich auf den Rückweg begibst, ist der Angeltag noch nicht gelaufen: Nutz die Chance und mach an vielversprechenden Plätzen wie tiefen Kurven, Gumpen und Wehren noch mal einen Wurf – allerdings mit einem anderen Köder. Zum Beispiel Spinner statt Wobbler. Du wirst staunen, wie oft an den scheinbar abgefischten Stellen doch noch etwas beißt.
- Robben für Forellen
Aus zwei Gründen musst du dich im Frühjahr besonders gut tarnen: weil du am Ufer kaum Deckung findest; und weil das Wasser glasklar ist. Mach es dir zur Gewohnheit, dich auf Knien an viel versprechende Stellen heranzupirschen. Hartgesottene Forellenangler robben sogar an ihren Bach heran. Solche Kniefälle werden oft belohnt – durch dicke Fänge.

- Haustür-Verkauf
Was tut ein Haustür-Verkäufer? Er wartet nicht, dass du in sein Geschäft kommst – er dreht dir seine Ware vor deinem Haus an. Derselbe Trick funktioniert auf Forellen: Warte nicht, dass sie deinem Köder folgen – lass ihn direkt vor den Verstecken spielen. Zum Beispiel kannst du einen Schwimmwobbler vor einer Baumwurzel immer wieder abtauchen, zucken und zur Oberfläche ploppen lassen, ohne zu kurbeln. Irgendwann ist die Forelle so genervt, dass ihr nur noch eine Gegenmaßnahme einfällt: Sie beißt!
- Mit dem Strom
In welche Richtung holt der typische Spinnfischer seinen Salmonidenköder ein? Gegen die Strömung. Und in welche Richtung holt ihn der pfiffige Angler ein? Mit der Strömung! Dann läuft dein Spinner tiefer, erreicht die Standplätze besser und weckt weniger Misstrauen. Zudem hakst du mehr Fische, da beim Kurbeln kaum Druck auf deiner Rute ist. Das gilt auch für Saiblinge.
- Schweizer Fangrezept
In der Schweiz ist es ganz normal: Forellenangeln mit Wurm. Diese Angelart kann durchaus waidgerecht sein. Probier es, wo erlaubt, einmal aus: Montier einen saftigen Mistwurm, schalte 30 Zentimeter davor ein oder zwei Bleischrote, wirf stromauf und lass die Montage mit der Strömung wandern. Deine Rute zeigt nach oben, wie beim Nymphenfischen, sodass möglichst wenig Schnur im Wasser ist. Du hältst engen Kontakt zum Köder. Sobald deine Montage verharrt (und es gar zupft!), schlägst du an – dann hängen die Forellen vorne.
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Anmerkungen

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Titel: 365 ultimative Fangtipps: Mehr Bisse, mehr Fische, mehr Spaß
Autor: Martin Wehrle
Bildquellen: Martin Wehrle und Edwin Hartwich
Verlag: Müller Rüschlikon; Auflage: 1 (24. September 2015)
ISBN: 978-3275020478
Verlagslink: https://www.motorbuch-versand.de/product_info.php/info/p9134_365-ultimative-Fangtipps.html
Website des Autors: http://www.karriereberater-akademie.de/vita_martin_wehrle.htm
Cool, danke für die Tipps. Ich Fisch im Frühjahr gerne mit dem Forellenzopf direkt am Grund, schön langsam geführt wie ihr schreibt. Erst später im Jahr wechsel ich auf Wobbler.
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